Monatsarchive: Februar 2014

Buch-Cover – Ralf Boschers eBook- und Taschenbuch-Titel

„Wie du kommst gegangen, so wirst du empfangen“, war ein beliebter Ausspruch in Jugendtagen. Der erste Eindruck zählt. Ein Blick genügt, heißt es. Entweder wird zugegriffen oder aber weitere Eindrücke interessieren uns nicht.

Buchcover.

Gefällt uns ein Buchcover, so nehmen wir das Buch zur Hand, lesen den Klappentext, blättern im Buch, lesen es an. Gefällt uns das Cover eines eBooks, so lesen wir die Beschreibung, die Leseprobe.

Hier sind nun die Buchcover meiner eBooks und Taschenbücher. Der erste Eindruck zählt, heißt es. Ich hoffe, sie machen einen guten Eindruck.

Ralf Boscher - Best of Cover_Abschied_Boscher_klein

Ralf Boscher - Engel Ralf Boscher -Pommes

Ralf Boscher - Haariger Ralf Boscher - Tiefer

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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Ein steter Fall so’n Dichter Leben, so ist das eben

Take_Long_Way

Epilog

Einsam und traurig ist des Dichters Herz,
Denn zu wahrer Dichtung gerinnt nur Schmerz.
Und wenn er einmal glücklich ist,
Er den Schmerz schon bald vermisst.

Auf Glück, da kennt er keinen Reim,
Im Unglück liegt der Dichtung Keim.
Und ist er wirklich einmal froh,
Kneift er sich in den eigenen Po,

Das tut weh und so ist’s fein,
Denn nur auf Schmerz fallen Reime ihm ein.
Und reicht der Schmerz am Arsch nicht aus
Springt er einfach aus dem Fenster raus.

Der Weg ist weit und so ist’s recht
Bei kurzem Wege reimt sich’s schlecht.
Er fällt und fällt, und das ist fein,
Den Abgrund vor Augen, so soll es sein,

Des wahren Dichters Dichterleben.
Im freien Fall nach Höherem streben
Als Glück und Lust und Lachen viel.
Der Dichter lebt und stirbt mit Stil.

Und Stil ist Schmerz, das ist doch klar,
Denn auf Schmerz reimt sich Herz, wie wunderbar.
Ein steter Fall so’n Dichter Leben,
So ist das eben.

Abgedruckt in: Allmende Nr. 82. Zeitschrift für Literatur Themenschwerpunkt der Ausgabe: „Poetologische Reflexionen der Schreibenden und ihre Notizen über den heutigen Sinn und der Funktion von Literatur“.

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Captain Future und die Krähe des Todes – eine Geschichte

Aldekerker_Kirche_rot

Captain Future und die Krähe des Todes

Sie waren bislang folgsame Kinder gewesen. Hatten bis zu jener Nacht an Michaels zwölftem Geburtstag getan, was sie ihren Eltern versprochen hatten. Jedes Mal zuvor, wenn sie im Garten hinter dem Haus von Michaels Eltern gezeltet hatten, waren sie in der Nähe ihrer beiden Zelte geblieben, und ebenso folgsam waren sie um elf Uhr in die Schlafsäcke gekrochen. Aber in jener Nacht schlichen sie sich aus dem Garten heraus. Oh, wie das kribbelte. Alleine schon, dass sie ungehorsam waren, bescherte ihnen einen gewaltigen Nervenkitzel. Zusätzliche Spannung entstand dadurch, dass sie auf einem fremden Planeten unterwegs waren. Eigentlich hatten die Jungs ja die Drei ??? sein wollen, die das Rätsel der Nächtlichen Gestalten lösen, aber da hätte Esther einen Jungen spielen müssen, was sie nicht wollte. Nun war Esther die hübsche Joan Landor, Michael Captain Future und Thomas war Otto. Sie waren auf einem fremdem Planeten gestrandet und auf Erkundungsgang. Professor Simon Wright, das lebende Gehirn, und Grag der Roboter waren im Raumschiff zurückgeblieben, um ihre Mission über die Monitore zu überwachen. Keiner der Bewohner dieses Planeten durfte sie sehen. So hielten sie sich im vom Vollmond geworfenen Schatten der Häuser, drückten sich in Hauseingänge hinein, sprangen über Hecken und versteckten sich hinter ihnen, sobald sie hörten, dass sich ein Auto näherte. Dann hörten sie die Glocken der Kirche zweimal schlagen. Es war halb Zwölf. Kurz vor Mitternacht.

„Huhuuuu! Bald ist Geisterstunde!“, meinte Michael und tippte Esther auf die Schulter. Bei der unerwarteten Berührung erschreckte sie sich, beinahe hätte sie aufgeschrien. Aber sie riss sich zusammen, hieb Michael dafür einmal heftig auf den Rücken.
„Du Blödmann!“ sagte sie. Michael lachte und meinte:
„Kein Blödmann, sondern Hui Buh!“ Michael stakste nun über die Straße und rasselte mit imaginären Ketten:
„Das Schloßgespenst mit der rooooostigen Rasselkette! Und gleich ist Geisterstunde!“
„Hui! Buuuuhuu!“ fiel Thomas ein und dann hüpften die Jungs gemeinsam um Esther herum, „Mit der roooooostigen Rasselkette!“ Nun musste sie lachen, unheimlich war an diesen zwei Gestalten nichts, gleichzeitig machte sie sich über die Lautstärke sorgen.
„Wenn ihr nicht leiser seid, gibt es morgen keine Blaubeerensuppe!““ sagte Esther, und allmählich beruhigten sich die Jungs wieder. Dann meinte Thomas:
„Unser Mädchen hat Schiß in der Bux!“ Das konnte sie natürlich nicht auf sich sitzen lassen.
„Selber Mädchen!“, gab sie zurück, was Besseres fiel ihr auf die Schnelle nicht ein.
„Klar!“, kicherte Thomas und tat so, als wolle er Michael umarmen, „Bin die Gräfin Etepetete! Oh mein lieber König Julius, lass mich dich küssen!“ Michael schupste Thomas weg:
„Bäh, bleib mir bloß vom Leib!“

In diesem Moment hatte Esther eine Idee und platzte mit ihr heraus:
„Werd‘ dir beweisen, dass ich keinen Schiss hab! Wir gehen jetzt auf den Friedhof!“
Die Jungs ließen augenblicklich das Herumalbern sein. Sie erschrak wegen ihrer eigenen Worte. Jedes Mal, wenn sie ihre Mutter begleitet hatte, um die Gräber der Großeltern zu pflegen, die vor ihrer Geburt gestorben waren, war ihr der Friedhof als ein unheimlicher Ort erschienen. Und das war tagsüber gewesen. Eigentlich wollte sie um nichts in der Welt nachts an diesem Ort sein. Aber einen Rückzieher wollte sie noch weniger machen.

„Wer hat jetzt Schiss von uns beiden, Thomas?!“, meinte sie also, „Wenn wir uns beeilen sind wir rechtzeitig zur Geisterstunde da!“
„Klar! Null Problemo!“, antwortete Thomas, aber es war ihm anzumerken, dass ihm genauso unbehaglich war wie Esther, „Glaub‘ eh nicht an Gespenster!“
„Aber ich!“, sagte da plötzlich Michael, und Esther lief eine Gänsehaut über den Rücken, „Ich glaub‘ an Geister!“, gab Michael zu, „Sie sind überall, unsichtbar, und hören uns jetzt bestimmt auch zu!“, meinte er mit leiser Stimme und sah sich nach allen Seiten um. Esther bekam es ein wenig mit der Angst zu tun, hatte plötzlich das Gefühl, beobachtet zu werden.
„Und vielleicht macht sie euer Gerede böse!“, meinte er, und nun wäre Esther am liebsten weggelaufen.
„Ich jedenfalls wär‘ böse, wenn jemand behaupten würde, es gäbe mich nicht. Und deswegen warten sie auf uns auf dem Friedhof, warten, dass wir zwischen den Gräbern hin- und herlaufen…“ Michael machte eine bedeutungsschwangere Pause, sah uns andere mit aufgerissenen Augen an. Plötzlich musste er grinsen:
„Hey Leute, war doch nur Spaß! Ihr glaubt doch nicht wirklich an Gespenster, oder!“
In diesem Moment krächzte etwas laut auf dem nahen Feld, sie zuckten alle zusammen, Thomas schrie vor Schrecken auf, klammerte sich an Esther genauso fest wie sie an ihm, dann flatterte eine große, schwarze Krähe über ihre Köpfe hinweg. Thomas lachte erleichtert auf:
„Eine Krähe! Buhuuu!“
Thomas und Esther ließen sich verlegen los. Michael lief nun mit seinem Armen schlagend im Kreis:
„Buhuuh! Bin die Krähe des Todes! Buhuuu!“
Nun mussten sie alle lachen und begannen ebenfalls mit unseren Armen zu wedeln. Michael lief um seine Freunde herum:
„Drah Dich nit um, die Krähe des Todes geht um!“

Dergestalt mit allerlei Scherzen und Blödsinn gingen sie durch die Nacht. Schließlich aber kamen sie am Friedhof an und alle drei verstummten. Unschlüssig blieben sie vor dem alten gusseisernen Tor stehen.
„Sollen wir wirklich?“, fragte Thomas unsicher.
„Gekniffen wird nicht!“, meinte Esther forsch, aber ihr war anzumerken, dass sie hoffte, ihre beiden Freunde würden einen Rückzieher machen. Doch Michael trat einen Schritt vor und öffnete das schwere Tor, das in den Angeln quietschte.
„Na, dann wollen wir mal!“, sagte er und sah Esther an, die schluckte und dann ebenfalls einen Schritt nach vorn machte. Thomas aber blieb stehen.
„Ich geh nicht mit!“, sagte er bestimmt, „Ich schau euch zu!“
„Feigling!“, sagten Esther und Michael beinahe gleichzeitig, dann betraten sie den Friedhof. In diesem Moment schoben sich Wolken vor den Mond, es wurde so richtig dunkel. Nebeneinander gingen sie über den Weg, aus dem Zwielicht tauchten die ersten Grabmäler auf. Ihre Schritte wurden langsamer. Jetzt war ihnen beiden doch unheimlich zu Mute. Instinktiv nahmen sie sich an der Hand. Es war sehr leise dort auf dem Friedhof. Sie hörten nur ihre Schritte auf dem Weg.
Leise sagte Michael mit einem Mal: „Weißt du, vorhin, da habe ich gelogen.“
„Womit?“
„Das mit den Gespenstern“
„Ja, was?“
Michael sah sich kurz um. Bei diesem flüchtigen Blick über seine Schulter hinweg lief es Esther kalt über den Rücken. Plötzlich fühlte sie sich wieder beobachtet. In diesem Moment kam Michael ganz nah an sie heran und flüsterte ihr so leise ins Ohr, dass sie ihn kaum verstand:
„Ich glaube doch an Gespenster!“
Er machte eine kurze bedeutsame Pause, dann:
„BUH!“, rief er plötzlich und Esther schrie vor Schrecken auf. Und Michael begann zu lachen, bis Esther ihm einen ordentlichen Hieb auf den Arm verpasste:
„Du Idiot! Wie kannst du mir nur so einen Schrecken einjagen!“
Was keiner von beiden in diesen Augenblicken bemerkte, war der Nebel, der von den Gräbern her über den Boden auf sie zu kroch. Dichter Nebel, der von unten heraus zu leuchten schien. Ein kaltes, bläuliches Leuchten.
Michael: „Quatsch! Du glaubst doch nicht wirklich, dass ich an Gespenster glaube! Hui Bui! Das Gespenst mit der roooostigen Rasssselkette!“
Sie beruhigten sich, Esther schlug Michael noch einmal auf die Schulter:
„Du Idiot!“, dann lachte auch sie.
In diesem Moment schlug die Kirchenglocke Mitternacht, und beide schrieen vor Schreck auf. Dies war der Moment, in dem sie den Nebel sahen. Esther schlug eine Hand vor den Mund und zeigte auf den Nebel. Plötzlich begann Thomas, der vor dem Friedhofstor stand, zu schreien:
„Weg da! Lauft!“
Thomas schrie:
„Macht dass ihr weg kommt! Schnell! Lauft!“
Michael drehte den Kopf, um zu schauen, was es da wohl zu sehen gab.
„Seht euch nicht um! LAUFT!“, schrie Thomas
Und Esther packte Michael‘ Hand, zog ihn weg. Dann rannten sie beide, so schnell sie konnten zum Tor.
„Schneller!“, schrie Thomas, offenbar nahe einer Panik,
„Schneller!“
Und sie rannten, und während sie rannten hörten sie hinter sich ein Stöhnen und Knirschen und es wurde lauter und es kam näher, schnell näher, schneller näher als das Friedhofstor, hinter dem Thomas stand und schrie:
„SCHNELLER!“
Endlich erreichten sie das Tor und rannten hindurch, rannten die Straße nach ein ganzes Stück entlang. Dann blieben sie atemlos stehen, während Thomas zu ihnen geschlendert kam.
„Da habe ich euch beiden Helden aber einen Schrecken eingejagt, was?“, meinte er grinsend. Esther sah ihn einen Moment lang verständnislos an, dann verstand sie. Ohne eine Wort zu sagen, ging sie wütend in die Nacht davon.

„Was?“, meinte Thomas noch.
„Du Idiot!“, sagte Michael. Dann folgten die Jungs Esther.
Keiner von ihnen sah sich um. Und so sahen sie auch nicht die Vielzahl blasser Hände, die sich um die Gitterstäbe des Friedhofstores schlossen und es langsam und quietschend zuzogen.

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Ein Polizeimeister im adventlichen Lichterwahn und Tante Dores Lebensfaden. Rezension: Lutz Schafstädt, Tauwetter. Erzählungen.

Tauwetter_Lutz_Schafstaedt
Die vergisst man nicht. Diese feinen Wendungen.

Eine schöne Entdeckung: Lutz Schafstädts Erzählungen, die er als eBook unter dem Titel „Tauwetter“ veröffentlicht hat. Jede Erzählung besticht durch eine genaue und klare Sprache, eine intelligente Klarheit, die aber nicht kalt ist. Im Gegenteil, ich empfinde den Erzählton als warm, ohne sentimental zu werden. Ebenso Herz wie Verstand berührend.

Deswegen werde ich auch nicht vergessen, wie Polizeimeister Kühn eine adventlich-kritische Situation meistert und was Oma Dore Überraschendes mit ihrem „Lebensfaden“ anfängt.

Wie gesagt: Feine Wendungen, die Schafstädt in seinen aufs Wesentliche konzentrierten Geschichten bietet. Mit Herz und Humor erzählt er unaufgeregt von besonderen Momenten im Leben der Protagonisten, sehr lebensnahen Momenten.

Und ich finde aufgrund dieser unaufgeregten Erzählweise wird das Besondere dieser Momente, zumal es Schafstädt gelingt, mit wenigen Worten ganze Erinnerungsräume aufscheinen zu lassen, um so deutlicher, berührender, eindringlicher.

Tauwetter – ganz sicher nicht das letzte Buch von Lutz Schafstädt, das ich lesen werde (Nachtrag April 2015: Das E-Book ist zurzeit nicht lieferbar).

Hier geht es zur Homepage des Autors

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„Mein Patronus ist ein Schweinehund“ oder: Abräuchern und Klang-Diaphragma

Klangdiaphragma_Caisa

„Ja, da muss ich dich erst einmal abräuchern!“

Meine Liebste hat ein neues Lieblingswort – und das kommt immer dann zur Anwendung, wenn ich mich über etwas aufrege. Zum Beispiel darüber, dass ich mich darüber aufrege, dass ich mich aufrege. Herr, schmeiße Gelassenheit vom Himmel!

Früher habe ich Stress besser verpackt. Konnte abschalten. Zur Ruhe kommen. Doch diese Zeiten sind anscheinend vorbei, jedenfalls im Moment. Und deswegen: „Abräuchern!“ Sie sagt es und ich lächle. Und Lächeln ist immer gut, um Stress von sich abperlen zu lassen – wenn man nicht gerade ein „Goldenes Ei“ oder ein „Klang-Diaphragma“ zur Hand hat.

Youtube bildet. Wenn ich nur an meine Laptop-Reparaturen denke… Den Tutorials sei Dank! Auf ein Tutorial nicht elektrotechnischer, sondern emotionaltechnischer Art haben uns Freunde aufmerksam gemacht – und diesem Video sei Dank: Es reicht nur eine Erwähnung und ich lächle. Dabei habe ich die dort erwähnten Techniken noch gar nicht versucht, die pure Erinnerung lässt mich wohler fühlen. „Soll ich dich abräuchern?“ Ich sage „Klang-Diaphragma!“ – und wir lächeln beide.

Es haben sich schon beinahe 6000 Menschen besagtes Video angesehen – eine Menge, finde ich. Natürlich ein Klacks gegenüber dem Auftritt von Julia Engelmann. Obwohl es um das gleiche Thema geht: Ein selbstbestimmtes, befriedigendes, ja glückliches Leben zu führen. „Dieses Video könnte Ihr Leben ändern“, schrieb der Stern über Engelsmanns Youtube-Mitschnitt. „Spiritualität im Alltag – Leben aus der Herzkraft“, ist der Youtube-Videotipp unserer Freunde überschrieben. Hier wie dort geht es also um unser Seelenheil.

Und um dieses scheinen sich viele Menschen Gedanken zu machen. Würden sie sonst klicken? Und wieder klicken? Aber ob das hilft? Hier wie dort? Ich bin da eher skeptisch. Mal abgesehen davon, dass ich ein esoterisch Ungläubiger bin, wenigstens in dem Sinn, dass sich bei mir bei einem bestimmten Vokabular ganz automatisch ein „Goldenes Ei“ um mich materialisiert, dass mich hier gegen Einflüsse abschirmt. Ich weiß, dass ist ein Widerspruch. Gleichwohl: Wäre ich hier offener, wäre ich angesichts dieses als spirituelles Hilfsmittel benutzten Klangerzeugers, der im besagten 6000-Klicks Video vorgestellt wird, wohl nicht auf das Wort „Klang-Diaphragma“ gekommen. Vielleicht hätte ich dann auch den weißen Salbei besorgt, diesen angezündet und mich von meiner Liebsten „abräuchern“ lassen, um mich so von schädlichen Energien zureinigen. Aber was noch nicht ist, kann ja noch werden.

„Man sieht nur mit dem Herzen gut“ heißt es in einer Erzählung, dessen Titel und Autor ich hier nicht nennen muss. Ich habe mir das 6000-Klicks Video wohl zu sehr mit dem Kopf gesehen. Vielleicht ein Teil meines oben erwähnten Problems. Aber für mich sah das Instrument nun wirklich wie ein Diaphragma aus – und schützen sollte es auch mit seinen Klängen…. Nun gut, ich habe einen Knuff kassiert. Aber auch ein Lächeln – und Lächeln ist schließlich gut.

Noch besser wäre natürlich, und hier bin ich wohl ganz Materialist, den Arsch hochzukriegen. Denn als Materialist weiß ich, dass etwas nur dann rund läuft, wenn die einzelnen, am Prozess beteiligten Elemente miteinander im Gleichklang sind. Kurz: Meine Menschmaschine läuft nicht rund. Mein Hirn läuft, mein Herz läuft – aber mein Körper läuft hinterher.

Früher, ganz früher, da war ich mehr auf den Beinen. Hab gar Sport getrieben. Selbst meine Jobs waren gut für meine körperliche Fitness. Was bin ich nicht als Kellner gelaufen. Als Möbelpacker oder beim Paketservice habe ich so einige Gewichte gestemmt. Und heute? Den ganzen Tag am Schreibtisch. Jetzt am Schreibtisch… Seit Jahren, Tag um Tag.

Es ist ein Gemeinplatz, dass es vielen Menschen so geht. Immer schon so erging. Wäre es anders, hätte sich ein kluger Mensch nicht schon in der Antike den einprägsamen Hinweis einfallen lassen „Mens sana in corpore sano“, um den trägeren Mitmenschen auf die Sprünge zu helfen, endlich ein vollständiges Leben, ein Leben im Gleichgewicht mit sich selbst zu führen. Wobei ich hier noch das Herz ergänzen würde, jedenfalls als den symbolischen Sitz der Gefühle. Heilige Dreifaltigkeit sage ich esoterisch Ungläubiger nur.

Heute sah ich, als ich nach der Arbeit meinen Roller antrat, einen Werbespruch auf einem Auto, das auf dem Parkplatz stand. Es ging um einen Drink, der eine bessere „Brain und Body Perfomance“ versprach. Aber ich bin nicht nur esoterisch, sondern auch isotonisch ungläubig. Das wäre ja auch zu einfach. Da bin ich ganz das Kind meiner Eltern. Seelenheil hat etwas mit Arbeit zu tun. Dabei bin ich katholisch und nicht protestantisch aufgewachsen. Nun gut, sei es drum. Letztlich läuft es für mich darauf hinaus, den Arsch hochzukriegen. Wieder mehr für meinen Körper zu tun. Da hilft kein Drink, kein brennender weißer Salbei, kein Klick auf Julia Engelsmanns Youtube-Clip.

Apropos: „Mein Patronus ist ein Schweinehund!“, dieser Satz aus Engelmanns Text gefiel unserer Jüngsten sehr. Sie mag die Romane von Rowling. Ich bin mir sicher, dass sie, sobald mal wieder das Thema „Ich sollte aufräumen, aber mir kam etwas Wichtigeres dazwischen“ ansteht, lächelnd erwidern wird: „Mein Patronus ist ein Schweinehund!“ Und ich werde – hoffentlich gerade auf dem Weg zum Sport – lächelnd entgegen: „Da muss ich dich wohl mal abräuchern!“

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Quelle für das Foto der Caisa

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Ruhe im Kartong oder: WG-Leben kann so grausam sein

Ralf_Boscher_Krimi_Mordsroman_Abschied
Ja, ich muss zugegeben, dass ich mir zu dieser Zeit ein wenig Sorgen um mein sonniges Wesen machte. Die Tabletten, welche ich gegen meine Rückschmerzen schluckte, machten es wahrscheinlich auch nicht besser. Zu allem Überfluss erhielt ich zwei meiner Manuskripte von Verlagen dankend zurück, womit ich nun überhaupt nicht gerechnet hatte, war ich doch davon ausgegangen, dass ich mir den Verlag würde aussuchen können. Und Udo, ja Udo trieb es in diesen Tagen, da ich bei den Frauen kein Glück hatte, wie ein Wahnsinniger bei uns in der WG. Ausgerechnet Udo, um den doch die Frauen sonst immer einen solchen Bogen machen, wie er mit seiner Matte um den Friseur. Und wenn ich in der WG schreibe, dann meine ich auch in der WG.

Es musste doch wirklich nicht der Kühlschrank sein, und gerade zu der Zeit, da ich zumeist – wie Udo es doch mittlerweile wissen müsste – von der Arbeit nach Hause komme und gerne noch ein letztes Bier in der Küche trinke. Also, das Letzte, was ich in einer solchen Nacht noch sehen möchte, ist Udos Arsch, eingerahmt von zwei Beinen, die in der Luft hängen, untermalt von einem geradezu obszönen, so lauten Klatschen, dass ich dies eigentlich schon – wenn ich nicht so müde gewesen wäre – im Flur hätte hören müssen. Mal ganz abgesehen von Udos angestrengtem Keuchen, dem Geklirre und Geschepper im Kühlschrank und der hörbaren Freude von Udos Bekanntschaft an dieser ganzen Aktion. Als hätte dies noch nicht gereicht, schäumte mein Bier zudem über, das ich mir dann – als die Küche wieder frei war – genehmigen wollte.

Als ich Udo am nächsten Tag darauf ansprach, zuckte er nur mit den Achseln. War ihm wohl zu Kopf gestiegen, auch mal was mit einer Frau zu haben. Zugegeben, diese Frau nahm ihn ganz schön ran, der Küchenszene folgte schon bald heftigstes Treiben in der Dusche, aber muss man sich denn gleich seinen ganzen Anstand aus dem Hirn ficken? Schließlich hatte ich mein Zimmer direkt neben dem Bad, und dieses Gekicher, lauthalse Lachen, dieses ganze Geplätscher, und schließlich dieses beständige Rumsen gegen die Wand, mal schneller, mal langsamer, in solch einem unberechenbaren Rhythmus, dass es einfach nicht zu ignorieren war, zumal diese Frau irgendwann begann, Udo lautstark anzufeuern: Ja ja, pack mich, tiefer, schneller, höher, weiter, weiter, meine Muschi, mein Arsch, meine Titten! Fehlte nur noch, dass Udo auch noch anfing: Mein Schwanz, mein Arsch, meine Eier. Ich kann Ihnen sagen, Udos Ausdauer ging mir ganz schön an die Nieren, man will ja auch mal schlafen. Aber das interessierte ihn, wie gesagt, nicht die Bohne, er zuckte nur mit den Achseln, meinte, man muss die Feste feiern, wie sie fallen, griff sich zwei Tassen Kaffee, und wie ich dann am steigenden Geräuschpegel aus seinem Zimmer hören konnte, ließ es sich seine Bekannte schon wieder gefallen, feste gefeiert zu werden. Tja, so sah es aus, und dergestalt ging das Tage weiter. Zwischenzeitlich tauchte Gerd wieder auf, der einige Zeit unterwegs gewesen war, und selbst ihm, der gerne beobachtend an den Vergnügungen anderer Menschen teilnimmt, reichte es bald. »Als ich gestern nach Hause kam, ließ sich die Wohnungstür einfach nicht öffnen«, meinte er eines Morgens, sichtbar genervt und übermüdet zu mir, »nur einen Spalt bekam ich sie auf, und dann hörte ich sie auch schon wieder, ich hörte es schmatzen und leise stöhnen, sie standen direkt an der Tür, ich spürte es, als ich gegen sie drückte, und meinst du, sie hätten aufgehört, ‘Moment noch!’ meinte Udo nur. Ich dachte, ich spinn’. Der hat überhaupt keine Hemmungen mehr, ‘Schneller!’ sagte er dann noch zu ihr. Eine geschlagene Zigarettenlänge stand ich da wie ein Depp vor der Tür, bis Udo mich mit so einem blöden Grinsen reinließ.«

Wahrlich die Stimmung bei uns in der WG kochte hoch. Um das Fass vollzumachen, hatte Gerd, als er unterwegs gewesen war, auch eine Frau kennengelernt, und da sie mehrere Hundert Kilometer entfernt in Konstanz am Bodensee lebte, blockierte er ständig das Telefon. Außerdem bewies er das Fingerspitzengefühl eines Bulldozers: »Wie geht’s denn so mit dir und Carmen?«, fragte er mich, »Siehst du sie hier irgendwo?«, gab ich kurz angebunden zurück und dachte, damit hätte ich Ruhe. Er aber sah sich wirklich um, zuckte dann mit den Schultern: »Nein! Und was ist mit deinem Roman?« Ich ließ ihn stehen, mit ihm darüber zu reden, das von den Manuskripten, die ich kurz nach der Vollendung meines Werkes an Verlage gesandt hatte, nahezu jeden Tag eines zu mir zurückkehrte, hatte ich nun wirklich nicht das geringste Bedürfnis.

Kurz gesagt also: Es war wirklich Zeit, sich mal wieder zusammenzusetzen und ein bisschen etwas für ein besseres Klima bei uns in der WG zu tun: am besten Skatspielen (für eine Runde Doppelkopf waren wir, seit Diana nicht mehr unter uns weilte, zu wenig Spieler), denn das hatte bislang bei Unstimmigkeiten immer geholfen. Und so zockten wir dann ein paar Tage später, als ich einen freien Abend hatte, Gerd nicht dringend telefonieren musste und Udo, da seine Freundin mal etwas anderes unternahm, seinen Schwanz in der Hose lassen konnte, eine Partie Skat.

Zunächst ging alles gut. Wir spielten Runde um Runde, arbeiteten uns an dem Kasten Bier, den ich besorgt hatte, ordentlich ab und qualmten die Bude voll. Abgesehen davon, dass keiner von uns das heikle Thema Frauen ansprach, ein ganz normaler Abend unter Männern. Doch dann schwankte Gerd auf die Toilette, und Udo hatte plötzlich diese Anwandlung, unbedingt doch einmal in diesen Topf hineinschauen zu müssen, der schon des längeren unberührt auf unserem Herd gestanden hatte.

Mir hätte ja sein Gesicht, als er den Deckel hob, vollends gereicht, hätte mir den Inhalt gar nicht zeigen brauchen. Was immer es mal gewesen sein mag, es stank nicht nur, es bewegte sich auch. Vielleicht sogar schneller als Gerd. Denn als Udo ihm – kaum dass er von der Toilette kam – den Topf wortlos unter die Nase hielt (es war einfach klar, dass diese Sauerei von Gerd stammte), da schien es zwar so, als würden Gerds Hände den Topf umfassen, ja, zumindest fassten sie, als Udo ihn losließ, zum Topf, aber eben nicht schnell genug. Vielleicht hatte er sich auf Toilette ja auch einfach nur nicht gründlich genug die nassen Hände abgetrocknet, so dass er noch Seife an den Fingern hatte, jedenfalls sauste ihm der Topf durch die Finger und schlug geradezu spektakulär auf dem Boden auf. Erst schepperte es, dann spratzte es auch mächtig. Was immer es mal gewesen sein mag, jetzt bedeckte es großflächig unseren Küchenboden oder versuchte in den Ritzen der Fliesen zu verduften. Und dann ging alles sehr schnell.

Udo musste lachen, und ich konnte endlich mal wieder lachen, hatte ja schon fast geglaubt, ich wäre der Einzige unter Gottes weitem Himmel, dem Missgeschicke geschehen würden. Gerd lachte nicht. Dafür ging er hoch wie eine Rakete, von langsamen Bewegungen plötzlich keine Spur mehr: »Ihr glaubt doch wohl nicht, dass ich das wegmache!« schrie er. Blitzschnell hatte er kombiniert, denn natürlich glaubten wir dies. Statt einer, oder wie er es wohl aufnahm, als Antwort mussten wir noch mehr lachen, woraufhin er äußerst behende einen Stuhl nahm und vor die Wand warf, was uns dazu brachte, wenigstens zu versuchen, unseren Heiterkeitsausbruch zu unterdrücken, weil es jetzt offensichtlich Ernst wurde. Ich schaffte es sogar ganz gut – der ganze Frust der letzten Zeit war ein ordentliches Gegengewicht gegen Heiterkeit –, stand auf und sagte recht ruhig zu Gerd: »Natürlich machst du das weg, es ist dein Scheiß!« Dann aber musste ich doch kichern, was meine Autorität beträchtlich untergrub, und noch mehr untergrub diese mein auf Gerds Worte: »Ich hab den Scheiß aber nicht hingeworfen!« folgendes Lachen, was jenen dazu brachte, sich den Besen zu greifen und mit diesem drohend auf mich loszugehen: »Hör auf zu lachen, du Arsch!«, schrie Gerd, »Ich mach mich doch hier nicht vor euch zum Affen!« schrie er und hob den Besen über seinen Kopf.

Das hätte er wohl besser nicht getan, immerhin hatte Gerd einen Mann vor sich, dem in der letzten Zeit einiges aus dem Ruder gelaufen war. Aber um des lieben Friedens willen verzog ich mich – immer noch lachend – Richtung Tür. Hatte mir wirklich vorgenommen, jedem Streit aus dem Weg zu gehen, schließlich ging es um die gute Stimmung in der WG. Aber irgendwas in der Art wie Na, dann mach mal schön! habe ich mir dann doch wohl, den Türgriff schon in der Hand, nicht verkneifen können.

Ich hätte die Tür garantiert nicht mehr auf- und vor allem hinter mir zubekommen, so schnell stürzte Gerd brüllend wie ein kompletter Wikingerhaufen beim Angriff auf mich zu. Er hob den Besen, »AaaaaaHHHH!« schrie er, machte einen letzten, langen Schritt: »Aaahhh!« und rutschte auf all dem Scheiß, der den Boden bedeckte, aus. Der Besen flog, seine Arme flogen, seine Beine, und s p r a t z landete Gerd auf dem Rücken mitten im Was immer es gewesen sein mag. So nahmen die Dinge, die nun wahrlich nicht mehr in ihrem rechten Verhältnis zueinanderstanden, ihren Lauf.

Udo konnte sich vor Lachen kaum mehr auf dem Stuhl halten, war richtiggehend am Headbangen vor Schadenfreude. Gerd rappelte sich mit vor wilder Wut verzerrtem Gesicht wieder auf. Ich verließ derweil getreu meiner einmal gefassten Maxime Kein Streit! die Küche. Kaum dass ich im Flur war, hörte ich schon den nächsten Stuhl poltern, Gerd schrie: »Hör bloß auf zu lachen!«, aber Udo lachte weiter, lachte gar noch lauter, dann erneutes Poltern, Gläser splitterten, das war dann wohl der Tisch gewesen, und dann Udos Stimme – nun ohne Lachen: »Wag‘ es nicht!« In diesem Augenblick schwang die Wohnungstür auf und zu allem Überfluss betrat Udos Freundin den Flur, und nun konnte auch ich nicht mehr an mich halten, hatte Udo ihr doch offenbar einen Schlüssel gegeben, ohne es abzusprechen: »Heut’ wird nicht gefickt!« warf ich ihr also, meinen guten Vorsatz über Bord werfend, an den hübschen Kopf (Geschmack hatte er ja, der Udo). Doch da krachte plötzlich Udo mitsamt der Küchentür, die aus den Angeln gerissen wurde, in den Flur hinein. »Oh Gottogott!«, stöhnte nun seine Freundin (das kannte ich schon aus einem in anderen Zusammenhang), doch Gerd, der augenscheinlich in seiner Wut Wahnsinnskräfte entwickelt hatte, schrie sie aus der Küche heraus nieder: »Du gehst mir nicht mehr auf den Sack!« Währenddessen versuchte Udo, unterstützt von seiner Freundin und vielen »Ohgottogott!«, sich aufzurappeln, doch da kam auch schon Gerd wie eine der sieben Plagen über sie: »Ah, das trifft sich gut!« meinte er nur und hieb mit dem Besen auf sie beide ein. Schließlich aber bekam Udo eines von Gerds Beinen zu fassen und riss ihn um, was dann damit endete, dass Udo, seine Freundin und Gerd unter einigem Gebrüll und vielen »Ohgottogott!« in wildem Herumgeringe aufeinander einprügelten, bis ich von all dem Theater genug hatte, den lieben Frieden endgültig lieben Frieden sein ließ, mich – nachdem ich kurz noch einen Blick in die demolierte Küche geworfen hatte – einmischte und die Streithälse trennte. Und nun endlich war – wie man am Niederrhein so sagt – Ruhe im Kartong.

Dachte ich. Denn am Morgen nach dem einschneidenden Skatabend kehrte Carmen mit Macht zurück. […]

Ende

Dies war eine Leseprobe (eine Szene des sechsten Kapitels „Das Ende vom Lied“) aus: Abschied ist ein scharfes Schwert. Ein Mordsroman von Ralf Boscher. Erhältlich als Taschenbuch und eBook (das eBook noch für kurze Zeit für 2,99 Euro).

Liebe, Lust und Leichen im Keller. Leben und Sterben zwischen Nietzsche, dem Niederrhein und der Müllverbrennungsanlage in Wuppertal, in einer Nebenrolle: die Imperia in Konstanz außer Rand und Band.

„Abschied ist ein scharfes Schwert“ ist ein ungewöhnlich erzählter, an Ironie reicher Mordsroman über einen Schriftsteller und einen Fan, über Gewalt und Gier, Tod und Wiederauferstehung. Ein Buch, das in vielen Genres wildert.

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