Der Exorzist ist wieder da – Gott sei Dank

Lenalee
24 – tick tack tick tack – was bisher geschah: 24 Stunden zwischen Bangen und Hoffen. Die Zeit, als alles begann: circa 13.30. Unsere Jüngste kommt nach der Schule nach Hause. Haarbüschel im Bad auf dem Boden, Kampfspuren – und die Katze ist nirgendwo zu finden. Einziges Lebenszeichen: eine tote Maus in der Ecke. Ich habe es ja schon einmal an anderer Stelle erwähnt: Unsere Katze, benannt nach einer Figur aus einem Manga, Lenalee, einem sympathischen Exorzisten, ist äußerst rege, was das Anbringen von Mäusen aller Arten angeht. Aber jetzt – tick tack tick – nur eine tote Maus. Keine Katze, die schnurrend verlangt, dass man ihre Tat genügend bewundert. Die Stunden vergehen. Lenalee bleibt aus.

Nun gut, sie ist zäh, hat ihren eigenen Kopf, und ist auch gerne mal einen halben Tag, eine Nacht auf Tour. Dennoch: Die Kampfspuren, die Haarbüschel auf dem Boden, beunruhigen. Eigentlich ist Fütterzeit. tick tack tick tack. Vorbei. Was wohl geschehen ist? Es gibt ein paar Häuser weiter einen schwarzen Kater. Der ist frech. Kam auch schon einige Male durch die Katzenklappe und versuchte, sein Revier auch bei uns zu beanspruchen. Katzenkämpfe in der Nacht. Am Morgen. Am Tag. Ganz normal. Aber nun: Haarbüschel. Und auch am Abend noch keine heimkehrende Lenalee. Keine Lenalee in der Nacht.

Tick tack tick tack. Der Morgen brach an. Das Futter unberührt. Fotos wurden ausgedruckt, Fotokopien beschriftet. „Wer hat unsere Katze gesehen?“ Dann das Tingeln von Haus zu Haus. „Ja, die kennen wir. Die ist so lieb. Hockt ab und zu unter den Büschen. Oh ja, eine Glückskatze!“ Und dann der Schwarze. Schleich schleich. Ist die Narbe über seiner Nase neu? Anrufe bei den Tierheimen in der Gegend. Beim Bürgerbüro. Bei der Polizei („Oh, dreifarbig, eine Glückskatze, ich halte meine Augen offen, wenn ich Runde fahre“). Anruf beim Tierarzt. „Wir suchen unsere Glückskatze. Falls jemand anruft, bitte bei uns melden.“ Tick Tack Tick Tack.

Die Stunden vergehen. Die sehr freundlichen Herrschaften bei den Tierheimen haben geraten: Suchen. Falls sie verletzt ist, hat unsere Katze sich vielleicht irgendwo versteckt. Also wird gesucht. In den Gärten. In den Schuppen der Gegend. Unter Büschen. Hinter Hecken. Und immer wieder der Schwarze. Schleich. Schleich. Wir hoffen, dass die Narbe über seiner Nase von unserem Exorzisten stammt. Hat sie ihm wenigstens ordentlich einen mitgegeben. 12 Uhr. Immer noch keine heimkehrende Katze. Nirgends eine Spur. Und schon längst ist die Beunruhigung zur Besorgnis geworden. Sagen uns: Sie ist zäh. Kein zartes Hauskätzchen. Sondern eine Wald- und Wiesenkatze, fit wie ein Turnschuh. Aber dennoch. So lange war sie noch nie unterwegs. Und das Futter nicht angerührt. Die Kampfspuren… Gestern morgen, als ich zur Arbeit fuhr, habe ich sie das letzte Mal gesehen, unterwegs in den Garten der Nachbarn. Alles normal. Ungewöhnlich nur das sie nicht daheim war, als unsere Jüngste von der Schule kam. Ungewöhnlich, dass sie nicht gleich auftauchte, um sie daheim zu begrüßen – und ihr die Maus zu zeigen. Und so langsam kommen Gedanken an das Äußerste auf. Wie reagieren, wenn sie nicht wieder auftaucht? Wenn wir sie tot finden?

13.20 Uhr. Beinahe 24 Stunden sind vergangen, seitdem wir die ausgerissenen Büschel auf dem Badboden entdeckten. Es ist kalt draußen. Und wenn sie irgendwo hilflos liegt? Noch einmal einen Rundgang. Die Jacken an. Aus den Augenwinkeln ein Blick auf den Futternapf. Das Herz schlägt schneller. Das Futter ist angerührt. Ein schneller Blick in die Küche. Keine Katze. Ins Wohnzimmer. Keine Katze. 13.30. 24 Stunden. Und da, ja da hockt sie. Unsere Katze Unser Mäuseexorzist. Im Bad. Auf der Toilettenschüssel. Streckt uns ihren Hintern entgegen, auf dessen Flanke einige Haarbüschel fehlen. Und trinkt aus der Kloschüssel. Tick tack tick tack. Der Exorzist ist wieder da. Gott sei Dank!

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