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Musik und Literatur – eine Betrachtung

Musik_Literatur1
Oh Du Fröhliche, Take The Long Way Home, The End… Ich kannte es von Stephen King, viele seiner Bücher wurden und werden eingeleitet von Zitaten aus Musikstücken, immer wieder untermalen Musikzitate den Text, geben Zitate aus Songs den Ton vor. Thomas Mann beeindruckte mich mit seiner aus Wagners Schaffen entlehnten Leitmotiv-Technik. Nietzsche kam wieder und wieder auf dieses Thema zurück, dionysisch getrieben, in dem Versuch seine Gedankenfülle apollinisch zu bändigen.

Musik ist in Literatur allgegenwärtig. Als Strukturelement, als atmosphärischer Anklang, als Text gewordene Musik, als Dichtung, als Thema. Nur einige Beispiele aus meinem Bücherregal: Nick Hornby, „High Fidelity“, Benjamin v. Stuckrad-Barre „Soloalbum“, Thomas Mann „Doktor Faustus“, Jack Kerouac „Unterwegs“. Musikalische Anklänge finden sich auch in meinen Geschichten z.B. in der Horrorstory „Oh Du Fröhliche“ rund um einen in Andrea Jürgens vernarrten Fleischer. Oder in der Kurzgeschichte „Take The Long Way Home“. In meinem zweiten Roman (hier vor allem die Musik der Doors).

Umgekehrt ließen und lassen sich auch viele Musiker von literarischen Werken anregen. Z.B. (wenn ich mir meine LPs und CDs ansehe): Pink Floyd „Animals“ (George Orwells „Farm der Tiere“), Vanden Plas „Christ O“ (Alexandre Dumas „Der Graf von Monte Christo“), Kamelot „Epica“ und „Black Halo“ (Goethes „Faust“), die aus meiner Heimat am Niederrhein, in dem Fall aus Krefeld, stammenden Blind Guardian mit u.a. „Nightfall in Middle-Earth (beruhend auf J.R.R. Tolkien „Das Silmarillion“), „Symphony X „Paradise Lost“ (John Milton „Das verlorene Paradies“). Unter der Überschrift „Existierende Vorlagen“ findet Ihr bei Wikipedia eine umfangreiche Liste von Konzeptalben vor allem aus dem Rockmusik-Bereich zum Thema „Literarische Vorlagen für Musikwerke“.

Die einflussreichsten literarischen Werke unter Musikern scheinen mir zu sein: „Die Bibel“ und „Der Herr der Ringe“ (bzw. die Mittelerde-Geschichten Tolkiens, Infos z.B. hier auf TolkienWelt), letzteres auch daran zu erkennen, dass sich viele Bands einen Namen aus Tolkiens Werken ausgewählt haben, z.B. Marillion (eine Aufzählung aus dem Bereich „Metal“ findet Ihr auf Metal Hammer.de). Spannend finde ich auch eine Gruppe wie die ebenfalls aus meiner Heimat am Niederrhein stammenden Faelend, die sich als Mystery- und Tolkien-Rockband nicht nur inhaltlich von Tolkiens Phantasiewelt inspirieren lassen, sondern zum Teil auch die Texte in einer der Kunstsprachen, die Tolkien erfunden hat, schreiben (Sindarin-elbisch, der Bandname bedeutet in dieser Sprache „Seelenreise“). Ein Special zu „Tolkien im Metal“ bietet Metalglory.de.

Manchmal arbeiten Schriftsteller und Musiker auch zusammen: Ein Klassiker der Zusammenarbeit von Musikern und Schriftstellern ist sicherlich das Zusammenwirken von Hawkwind und Michael Moorcock. Aktuellstes Beispiel in meinem CD-Player: Das neue Album von Vanden Plas „Chronicles of the Immortals“, das aus einer Zusammenarbeit mit Wolfgang Hohlbein entstand und auf Hohlbeins „Die Chronik der Unsterblichen“ basiert. Aus der Zusammenarbeit von Hohlbein mit Manowar ist bislang noch kein Album entstanden, aber mit „Thor“ ein Buch Hohlbeins (Teil einer Buch-Serie: „DIE ASGARD SAGA ist der neue große Epos von Wolfgang Hohlbein, entstanden aus der intensiven Zusammenarbeit mit MANOWAR“)

Natürlich gibt es auch Musiker, die schreiben: Viele schreiben ihre Biographie, manche wenden sich anderen Themen zu (z.B. Ted Nugent „Kill it & grill it“, ein Kochbuch, oder Neal Peart von Rush, der Reisebeschreibungen verfasste, z.B. „Ghost Rider: Travelling on the Healing Road: Travels on the Healing“).

Und es gibt Schriftsteller, die musizieren, z.B. die Allstarband amerikanischer Bestsellerautoren (u.a. Stephen King, Amy Tan).

Außerdem gibt es…

Musik und Literatur – „Ach, Luise, laß … das ist ein zu weites Feld.“ Und es kommen immer wieder spannende neue Alben dazu, aktuell (September 2022) die neue starke Platte „The God Machine“ von Blind Guardian (u.a. Bezüge zu American Gods von Neil Gaiman), die ich mir als 2 LP / Picture Disc besorgt habe, tolles Design (Foto weiter unten), oder „Seasons and Mysteries“ von Faelend, die nicht nur im Song „Heal Me“ (in diesem Song geht es um Heilkraut ,Athelas‘, Königskraut aus Mittelerde) wieder starke Bezüge zu Tolkien haben. Hier mein aktueller Favorit von Seasons and Mysteries:

PS: Gerade kam meine Liebste herein und hatte noch einen „Musik und Literatur“-Tipp, einen Song über einen Schriftsteller: Julia Holofernes‘ Song „John Irving“. Und da fiel mir noch ein weiteres Lied über einen Schriftsteller ein: „Goethe war gut“ von Rudi Carrell.

PS 2: Foto der Blind GuardianThe God Machine“ Limited Edition 2 LP / Picture Disk:

Foto der Blind Guardian „The God Machine“ Limited Edition 2 LP / Picture Disk

 

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Fragen an den Schriftsteller Bodo Manstein… Ein Blick hinter die Buchstaben #2: Neue Fragen, neue Gäste auf Boschers Blog

Spannende Romane, faszinierende Geschichten, Figuren, die sich den Leserinnen und Lesern einprägen – ohne die Möglichkeiten des Self-Publishing wären vielleicht viele literarische Schätze nach wie vor verborgen geblieben. Aber seit einigen Jahren ist die Auswahl jenseits der Verlagswerke größer geworden – und das interessante, breit gefächerte Angebot in Eigenregie publizierender Autoren wird, wie z.B. die Bestsellerlisten bei Amazon zeigen, mit Begeisterung angenommen.

Einigen dieser Autorinnen und Autoren aus der Self-Publisher-Szene habe ich einen Fragenkatalog vorgelegt. Ich fragte, was mich als Leser oder als Kollege interessierte. Diese so entstandenen ersten 13 „Interviews“ finden Sie hier auf meinem Blog . Jetzt habe ich neue Fragen – und freue mich über neue Gäste auf meinem Blog.

Ich danke allen, die sich meinen neuen Fragen stellen und so allen Interessierten einen Blick hinter die Buchstaben ihrer Bücher gewähren.

Ralf Boscher

Heute zu Gast auf Boschers Blog: Bodo Manstein

Bodo_Manstein_Portrait
Hallo Bodo, schön, dass ich Dich auf meinem Blog begrüßen darf! Um gleich einzusteigen:

Was war Dein glücklichster schriftstellerischer Moment im vergangenen Jahr?

Da brauche ich gar nicht lange zu überlegen. Zweifellos war es das Probelektorat zu Strand.Blut. Ich war damals auf der Suche nach einem Lektorat für meine Bücher und stieß zufällig auf meine derzeitige Lektorin. Schon das überdurchschnittlich umfangreiche Probelektorat zeigte mir, dass wir absolut auf einer Wellenlänge lagen.
Bodo_Manstein_Strand_Blut
Wenn Du wählen könntest zwischen „die Liebe Deines Lebens treffen“ oder „einen Bestseller schreiben“ – für was würdest Du Dich entscheiden?

Ich habe die Liebe meines Lebens vor 26 Jahren getroffen. Und daher kann ich aus tiefster Überzeugung sagen: Ich pfeife auf einen Bestseller.

Hast Du Angst, eines Tages vielleicht „leer“ zu sein? Keine Geschichte mehr in Dir zu haben, die Du erzählen könntest?

Nein! – Ich hatte noch nie Geschichten in mir. Das Leben schreibt meine Geschichten. Ich beobachte sehr genau, was um mich herum passiert. Das ergibt Stoff im Überfluss, aus dem man Stories machen kann. Mir ist wichtig, das sich meine Leser in meinen Romanen hier und da wiedererkennen oder wenigstens über Alltagssituationen schmunzeln, die sie so auch schon mal erlebt haben. Das schafft gemeinsame Nähe.

Du gehst auf eine Party… Auf die Auskunft, Du seist Schriftsteller, hörst Du die Antwort „Ich wollte auch immer mal einen Roman schreiben“, „Ich habe da auch eine Idee zu einem Roman“… Was antwortest Du?

„Setz Dich hin und schreib! – Und wenn Du Fragen hast, wende Dich jederzeit an mich!“
Bodo_Manstein_Endstation_Sylt
Wer kennt diese Filmszenen nicht: Nach langer, quälender (meist aufgrund emotionaler Blockiertheit) ideenloser Zeit, gerät eine Schriftstellerin / ein Schriftsteller (nach überwundener emotionaler Blockade) in einen Schreibrausch (z.B. Diane Keaton in „Was das Herz begehrt“). Die Ideen sprudeln nur so… Die geschriebenen Seiten stapeln sich auf dem Schreibtisch… Hattest Du schon einmal einen Schreibrausch? Und wenn ja: War das Geschriebene wirklich brauchbar?

Nein, einen Schreibrausch hatte ich noch nicht. Das liegt wahrscheinlich daran, dass ich grundsätzlich sehr aufgeräumt und organisiert bin.

Warum veröffentlichst Du unter Deinem Geburtsnamen und nicht wie so viele andere unter Pseudonym?

Wer unter einem Pseudonym schreibt, wird sicher seinen Grund dafür haben. Für mich gab es bisher keinen. Ehrlich gesagt könnte ich mir auch gar nicht vorstellen, mit zwei Identitäten durchs Leben zu gehen.

Lieber ein Schreibtisch-Schriftsteller („einfach Schreiben und Bücher veröffentlichen“) oder im Rampenlicht stehen (Interviews gebend, im Feuilleton besprochen, zu Fernsehinterviews eingeladen werden)?

Bisher bin ich Schreibtisch-Schriftsteller, habe aber auch keine Berührungsängste mit der anderen Seite. Im Moment ist das aber auch eine Zeitfrage, da ich ja noch neben einem Brötchen-Job schreibe. Mal sehen, wie das in ein paar Jahren aussieht!

Herr der Ringe, Harry Potter, Twilight, Shades of Grey? Welche dieser Bestseller-Serien sollten Schriftstellerinnen und Schriftsteller gelesen haben?

Ich selber habe Harry Potter gelesen. Die anderen Titel sprechen mich absolut nicht an.

Die „Psycho-Spielchen-Frage“ – charakterisiere bitte Deinen Schreibstil:
Wenn Dein Schreibstil eine Speise wäre, wäre er… Hausmannskost!
Wenn er ein Film wäre, wäre er „Der Kommissar und das Meer“
Wenn er eine CD wäre, wäre er… „Atemlos“

Die „Hör mal wer da hämmert-Frage“: Selbst ist der Mann oder Auftrag vergeben? Wie hältst Du es mit Korrekturlesen, Covergestaltung…?

Also, ohne ein ordentliches Lektorat geht gar nichts. Alles andere kann man grundsätzlich auch selbst machen, wenn man das Talent oder gute Ratgeber hat. Beim Cover muss man dabei besonders sorgfältig sein, da das immer der erste Blickfang ist und Interesse weckt.

Die „Kristallkugel-Frage“: Du kannst in die Zukunft schauen. Ein renommierter Verlag bemüht sich um Dich und möchte Dich unter Vertrag nehmen und Deinen nächsten Roman veröffentlichen. Doch der Blick in die Kristallkugel zeigt: Wählst Du diesen Weg, dann wirst Du weniger Bücher verkaufen, als wenn Du den Roman als Self-Publisher herausbringst. Was also tust Du?
Bodo_Manstein_Juli_Mord
Vor einigen Wochen erhielt ich tatsächlich das Angebot eines sogenannten Publikumsverlages, der meinen ersten Sylt-Krimi Juli.Mord. in sein Frühjahrsprogramm 2016 aufnehmen wollte. Natürlich habe ich sofort zugeschlagen. Wann erhält man so ein Angebot wohl nochmal? – Die Frage nach der Anzahl der verkauften Bücher hat sich bei meiner Entscheidung überhaupt nicht gestellt. Ich schreibe nicht, um Geld zu verdienen, sondern um meine Leser zu unterhalten. Jetzt habe ich durch das Verlagsangebot die Möglichkeit auch in Buchhandlungen vertreten zu sein und so noch eine Leserschaft zu gewinnen, die ich bisher nicht erreichen konnte. Im Weiteren schließt das eine das andere ja nicht aus. Ich werde selbstverständlich auch weiterhin in der Self-Publisher-Gemeinde aktiv bleiben und meine nächsten Bücher als Indie-Autor veröffentlichen.

Die Frage nach der Unsterblichkeit: Für viele Menschen hat der Glaube an ein Leben nach dem Tode etwas sehr Tröstliches. Viele Menschen erfreuen sich an dem Gedanken, dass sie in ihren Kindern und Kindeskindern fortleben. Es heißt, Ruhm führe zur Unsterblichkeit. Und auch manche Künstler haben sich, wie man so sagt, mit ihren Werken unsterblich gemacht. Als wie vergänglich schätzt Du Deine Literatur ein? Oder anders gefragt: Kennst Du die Hoffnung, mit Deiner Schreibe etwas Bleibendes zu erschaffen? Ein Werk zu hinterlassen, dass Deine Lebenszeit überdauert?

Alles ist letztlich vergänglich. Irgendwann kommt der längst überfällige Komet und reseted unseren Erdball, falls die Menschheit das bis dahin nicht selbst schafft. Ich weiß auch nicht, ob es weltgeschichtlich wichtig ist, wenn man irgendwann in der Zukunft einen Sylt-Krimi von Bodo Manstein ausgräbt, der im Jahr 2012 spielt. Also, da bleibe ich doch lieber auf dem Teppich und nehme mich nicht so wichtig.

Vielen Dank Bodo, dass Du Dir die Zeit genommen hast, diesen „Blick hinter die Buchstaben“ zu ermöglichen!

Zum Autor:
Bodo_Manstein_Portrait2
Einen Regionalkrimi auf der “Königin der Nordsee” Sylt anzusiedeln, war für Bodo Manstein ein ganz persönliches Anliegen. „So führt er den Leser mit seinen spannenden Geschichten nicht nur in lebhaften Bildern über „seine“ Insel, sondern zeigt auch das Sylt hinter den Kulissen einer Urlaubsinsel“ (Quelle)

Bodo Manstein wurde 1962 in Mülheim an der Ruhr geboren. Sein Großvater war der Mitbegründer des Bund für Umweltschutz und Naturschutz Deutschland (BUND) Dr. Bodo Manstein.

Bodo Manstein wuchs im Bergischen Land auf, verbrachte aber auch viel Zeit auf Baltrum, wo er seine „Liebe zur See“ fand. So trat er nach seinem Abitur 1982 in die Marine ein. Dort führten ihn seine Wege immer wieder nach Sylt, wo er zuletzt mit seiner Familie von 1994 bis 2002 lebte.

Mit dem Titel „Juli.Mord“ startete er eine neue Sylt-Krimireihe rund um den Inselmaler Robert Benning und dessen Freund Hauptkommissar Hinrichs. Bodo Manstein lebt heute mit seiner Familie in der Nähe von Kiel (Quelle)

Homepage des Autors
Amazon-Autorenprofil
google+ Profil des Schriftstellers Bodo Manstein
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Buchtrailer zu Bodo Mansteins Sylt-Krimis

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Fragen an die Schriftstellerin Hanni Münzer… Ein Blick hinter die Buchstaben #2: Neue Fragen, neue Gäste auf Boschers Blog

Spannende Romane, faszinierende Geschichten, Figuren, die sich den Leserinnen und Lesern einprägen – ohne die Möglichkeiten des Self-Publishing wären vielleicht viele literarische Schätze nach wie vor verborgen geblieben. Aber seit einigen Jahren ist die Auswahl jenseits der Verlagswerke größer geworden – und das interessante, breit gefächerte Angebot in Eigenregie publizierender Autoren wird, wie z.B. die Bestsellerlisten bei Amazon zeigen, mit Begeisterung angenommen.

Einigen dieser Autorinnen und Autoren aus der Self-Publisher-Szene habe ich einen Fragenkatalog vorgelegt. Ich fragte, was mich als Leser oder als Kollege interessierte. Diese so entstandenen ersten 13 „Interviews“ finden Sie hier auf meinem Blog . Jetzt habe ich neue Fragen – und freue mich über neue Gäste auf meinem Blog.

Ich danke allen, die sich meinen neuen Fragen stellen und so allen Interessierten einen Blick hinter die Buchstaben ihrer Bücher gewähren.

Ralf Boscher

Hanni Münzer PortraitHeute zu Gast auf Boschers Blog: Hanni Münzer

Liebe Hanni, schön, dass ich Dich auf meinem Blog begrüßen darf! Um gleich einzusteigen:

Was war Dein glücklichster schriftstellerischer Moment im vergangenen Jahr?

Da gibt es eine Menge, ich kann mich über die kleinsten Dinge freuen und die ergeben für mich in der Summe das Glück.

Wenn Du wählen könntest zwischen „die Liebe Deines Lebens treffen“ oder „einen Bestseller schreiben“ – für was würdest Du Dich entscheiden?

Die Frage ist jetzt aber nicht ernst gemeint, oder? Typisch Mann. Da gibt es ja wohl nur eine Antwort.

Hast Du Angst, eines Tages vielleicht „leer“ zu sein? Keine Geschichte mehr in Dir zu haben, die Du erzählen könntest?

Nein, ich habe eher Angst, eines Tages durchzudrehen, weil ich so viele verschiedene Geschichten im Kopf habe, die mir alle zusummen: „Ich will raus, ich will raus, schreib mich zuerst!“

Du gehst auf eine Party… Auf die Auskunft, Du seist Autorin, hörst Du die Antwort „Ich wollte auch immer mal einen Roman schreiben“, „Ich habe da auch eine Idee zu einem Roman“… Was antwortest Du?

Nur zu, ran an die Tasten. Nicht drüber reden, schreiben! Man kann nicht schwanger werden, ohne den Rock zu heben…

Wer kennt diese Filmszenen nicht: Nach langer, quälender (meist aufgrund emotionaler Blockiertheit) ideenloser Zeit, gerät eine Schriftstellerin / ein Schriftsteller (nach überwundener emotionaler Blockade) in einen Schreibrausch (z.B. Diane Keaton in „Was das Herz begehrt“). Die Ideen sprudeln nur so… Die geschriebenen Seiten stapeln sich auf dem Schreibtisch… Hattest Du schon einmal einen Schreibrausch? Und wenn ja: War das Geschriebene wirklich brauchbar?

Blockiert war ich bisher noch nie, toi toi toi, und im Schreibrausch bin ich ständig. Ich kann ihn bloß nicht in voller Ekstase ausleben. Mich unterbricht rechtzeitig mein Mann und verlangt nach einer warmen Mahlzeit.
Hanni_Muenzer_Seelenfischer
Warum veröffentlichst Du unter Deinem Geburtsnamen und nicht wie so viele andere unter Pseudonym?

Das frage ich mich heute auch. Ich habe tatsächlich nicht über die Möglichkeit des Erfolgs nachgedacht. „Die Seelenfischer“ hochzuladen, war ursprünglich nicht mehr als ein Experiment. Ich ging davon aus, schon an der technischen Umsetzung zu scheitern. Ich bin ein Technikschaf.

Lieber ein Schreibtisch-Schriftsteller („einfach Schreiben und Bücher veröffentlichen“) oder im Rampenlicht stehen (Interviews gebend, im Feuilleton besprochen, zu Fernsehinterviews eingeladen werden)?

Schreibtisch!

Herr der Ringe, Harry Potter, Twilight, Shades of Grey? Welche dieser Bestseller-Serien sollten Schriftstellerinnen und Schriftsteller gelesen haben?
Hanni_Muenzer_Akte_Rosenthal_Finale_Tetralogie
Ich bin ganz klar ein J.R.R. Tolkien-Fan. Mit meiner Seelenfischer-Tetralogie erweise ich seinem Genie meine Referenz und nehme in jedem der vier Bände Bezug auf ihn. In der Nachbemerkung von Band 4 gebe ich meine Lieblingsstelle wieder: Frodo und Samweis wandern durch Osgiliath und Frodo, erschöpft und niedergeschlagen, fragt Samweis Gamdschie: „Woran sollen wir glauben, Sam?“ Und Sam antwortet: „Es gibt etwas Gutes auf der Welt, Herr Frodo, und dafür lohnt es sich zu kämpfen.“

Die „Psycho-Spielchen-Frage“ – charakterisiere bitte Deinen Schreibstil:

Mamma mia, mich auf eine Sache festlegen zu lassen, das behagt mir gar nicht. Da fallen mir spontan tausend Antworten dazu ein. Die Schönheit, die wir mit unseren Sinnen aufnehmen, ob Sehen, Hören oder Schmecken, ist etwas Einzigartiges und doch empfindet sie jeder anders. Das ist ja das Wunderbare daran, diese Vielfalt und Buntheit der Welt. Es ist für jedes Individuum etwas dabei. Aber weil ich Dir nichts abschlagen kann, Ralf, ein Versuch:
Wenn Dein Schreibstil eine Speise wäre, wäre er… Schokolade mit Erdbeeren und Chili.
Wenn er ein Film wäre, wäre er „Ghost – Nachricht von Sam“.
Wenn er eine CD wäre, wäre er… die Musik aus „Dirty Dancing“.

Die „Hör mal wer da hämmert-Frage“: Selbst ist die Frau oder Auftrag vergeben? Wie hältst Du es mit Korrekturlesen, Covergestaltung…?

Man kann nicht immer alles selber machen. Für das Handwerk wie Lektorat/Korrektorat und Cover habe ich tolle Profis an meiner Seite.

Die „Kristallkugel-Frage“: Du kannst in die Zukunft schauen. Ein renommierter Verlag bemüht sich um Dich und möchte Dich unter Vertrag nehmen und Deinen nächsten Roman veröffentlichen. Doch der Blick in die Kristallkugel zeigt: Wählst Du diesen Weg, dann wirst Du weniger Bücher verkaufen, als wenn Du den Roman als Self-Publisher herausbringst. Was also tust Du?

Zeig mir erst diese Kristallkugel! Aha! Dachte ich es mir doch. Du hast keine. So oder so, würde ich meinem Instinkt folgen. Und der orientiert sich weniger am Wirtschaftlichen, sondern vielmehr am freiheitlichen Gedanken. Unabhängigkeit ist ein hohes Gut.

Die Frage nach der Unsterblichkeit: Für viele Menschen hat der Glaube an ein Leben nach dem Tode etwas sehr Tröstliches. Viele Menschen erfreuen sich an dem Gedanken, dass sie in ihren Kindern und Kindeskindern fortleben. Es heißt, Ruhm führe zur Unsterblichkeit. Und auch manche Künstler haben sich, wie man so sagt, mit ihren Werken unsterblich gemacht. Als wie vergänglich schätzt Du Deine Literatur ein? Oder anders gefragt: Kennst Du die Hoffnung, mit Deiner Schreibe etwas Bleibendes zu erschaffen? Ein Werk zu hinterlassen, dass Deine Lebenszeit überdauert?
Hanni_Muenzer_Honigtot_Piper
So vermessen bin ich nicht. Meine Bücher, und besonders „Honigtot“, sind ein Plädoyer für den Frieden. Das ist eine universelle Botschaft. Ich habe keinen Glauben und an Religion glaube ich schon gar nicht. Zu viele beanspruchen die einzige wahre Wahrheit für sich – und schlagen sich dafür immer noch die Köpfe ein. Vielleicht sollten wir zur Abwechslung mal alle an den Frieden glauben?

Vielen Dank Hanni, dass Du Dir die Zeit genommen hast, diesen „Blick hinter die Buchstaben“ zu ermöglichen!

Zur Autorin:

„Hanni Münzers Roman “Honigtot” hat es (nach einigen Hundert Tagen in den Amazon-Kindle-Top 10) als Piper-Taschenbuch nun auch in die vom Buchreport erstellte SPIEGEL-Bestsellerliste geschafft, und zwar von 0 auf Platz 22 (Quelle, 22. April 2015)

Hanni Münzer wurde im bayrischen Wolfratshausen geboren. Die „Selfpublishing-Königin… und quirlige Endvierzigerin“ (Quelle) lebt heute nach Stationen in Seattle, Stuttgart und Rom mit Mann und Hund in Oberbayern (Quelle).

„Hanni Münzer hatte schon immer eine lebhafte Phantasie (zum Leidwesen von Eltern und Lehrern) und verschlang bereits als Sechsjährige jedes Buch.“ (Quelle) Als Autorin trat sie im Januar 2013 an die Öffentlichkeit: Sie brachte in Eigenregie ihren Debütroman „Die Seelenfischer“ als ersten Band einer geplanten Trilogie (die sich letztendlich zu einer Tetralogie auswuchs, Quelle) als E-Book heraus – und landete gleich einen Bestseller.
Hanni_Muenzer_Maedchen_Maske
Seitdem ist Hanni Münzer aus den Amazon-Charts nicht mehr wegzudenken und erobert (s.o.) nun auch mit ihrem am 13. April 2015 bei Piper (Quelle) als broschiertes Buch erschienenen Roman „Honigtot“ die Bestsellerlisten.

Neu erschienen ist vor kurzem ihr Roman „Das Mädchen hinter der Maske“.

Amazon-Autorenprofil

Homepage der Autorin

Lovelybooks-Seite

Facebook-Profil

Hanni Münzer auf Youtube:

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Demnächst auf Boschers Blog: Fragen an den Schriftsteller Bodo Manstein

Ein Blick hinter die Buchstaben #1
, die ersten Gäste auf Boschers Blog: Birgit Böckli, Béla Bolten, Jürgen Schmidt, Elsa Rieger, Susanne Gerdom, Kay Noa, Nika Lubitsch, Matthias Czarnetzki, Sabine Trapp, Florian Tietgen, Hedy Loewe, Nadja Losbohm und B.C. Schiller

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Fragen an die Schriftstellerin Ilona Bulazel… Ein Blick hinter die Buchstaben #2: Neue Fragen, neue Gäste auf Boschers Blog

Spannende Romane, faszinierende Geschichten, Figuren, die sich den Leserinnen und Lesern einprägen – ohne die Möglichkeiten des Self-Publishing wären vielleicht viele literarische Schätze nach wie vor verborgen geblieben. Aber seit einigen Jahren ist die Auswahl jenseits der Verlagswerke größer geworden – und das interessante, breit gefächerte Angebot in Eigenregie publizierender Autoren wird, wie z.B. die Bestsellerlisten bei Amazon zeigen, mit Begeisterung angenommen.

Einigen dieser Autorinnen und Autoren aus der Self-Publisher-Szene habe ich einen Fragenkatalog vorgelegt. Ich fragte, was mich als Leser oder als Kollege interessierte. Diese so entstandenen ersten 13 „Interviews“ finden Sie hier auf meinem Blog . Jetzt habe ich neue Fragen – und freue mich über neue Gäste auf meinem Blog.

Ich danke allen, die sich meinen neuen Fragen stellen und so allen Interessierten einen Blick hinter die Buchstaben ihrer Bücher gewähren.

Ralf Boscher

Ilona_Bulazel_PortraitHeute zu Gast auf Boschers Blog: Ilona Bulazel

Hallo Ilona, schön, dass ich Dich auf meinem Blog begrüßen darf! Um gleich einzusteigen:

Was war Dein glücklichster schriftstellerischer Moment im vergangenen Jahr?
Ilona_Bulazel_Akte
Die glücklichsten Momente erlebe ich immer, wenn mich Leser kontaktieren und mir mitteilen, dass sie meine Bücher begeistern. Wenn mir solche großartigen Komplimente gemacht werden, dann hüpft mein Herz!

Wenn Du wählen könntest zwischen „die Liebe Deines Lebens treffen“ oder „einen Bestseller schreiben“ – für was würdest Du Dich entscheiden?
Ilona_Bulazel_GroßeLiebe
Die Liebe meines Lebens habe ich ja bereits getroffen und wir arbeiten jetzt gemeinsam an einem Besteller 😉

Hast Du Angst, eines Tages vielleicht „leer“ zu sein? Keine Geschichte mehr in Dir zu haben, die Du erzählen könntest?

Da geht es mir sicher wie jedem anderen Menschen. Es gibt immer Tage, an denen man zweifelt und irgendwelche Ängste dir das Leben schwer machen. Als Schriftsteller fürchte ich natürlich die berühmt-berüchtigte Schreibblockade. Glücklicherweise habe ich momentan noch ein paar Ideen im Kopf.

Du gehst auf eine Party… Auf die Auskunft, Du seist Schriftstellerin, hörst Du die Antwort „Ich wollte auch immer mal einen Roman schreiben“, „Ich habe da auch eine Idee zu einem Roman“… Was antwortest Du?

Versuch es!

Wer kennt diese Filmszenen nicht: Nach langer, quälender (meist aufgrund emotionaler Blockiertheit) ideenloser Zeit, gerät eine Schriftstellerin / ein Schriftsteller (nach überwundener emotionaler Blockade) in einen Schreibrausch (z.B. Diane Keaton in „Was das Herz begehrt“). Die Ideen sprudeln nur so… Die geschriebenen Seiten stapeln sich auf dem Schreibtisch… Hattest Du schon einmal einen Schreibrausch? Und wenn ja: War das Geschriebene wirklich brauchbar?

Schreibrausch hätte ich das nicht genannt, aber an guten Tagen kommt schon eine Menge Stoff zusammen. Allerdings muss ich dann noch mal gründlich Korrektur lesen (in mehreren Durchgängen) und auch das Streichen von Passagen ist dann manchmal nötig.

Warum veröffentlichst Du den Großteil Deiner Romane und Geschichten unter Deinem Geburtsnamen, doch Deinen Liebesroman unter Pseudonym?

Pseudonyme halte ich mittlerweile für eine gute Sache. Sie schaffen Klarheit, bzw. Abgrenzung, wenn man in verschiedenen Genres schreibt. Da der Liebesroman eben zu einer anderen Kategorie gehört, hat sich ein Pseudonym angeboten, um Mißverständnisse zu vermeiden.

Lieber ein Schreibtisch-Schriftsteller („einfach Schreiben und Bücher veröffentlichen“) oder im Rampenlicht stehen (Interviews gebend, im Feuilleton besprochen, zu Fernsehinterviews eingeladen werden)?

Ich bin gerne an meinem Schreibtisch.

Herr der Ringe, Harry Potter, Twilight, Shades of Grey? Welche dieser Bestseller-Serien sollten Schriftstellerinnen und Schriftsteller gelesen haben?

Für mich gibt es da kein Muss. Ich lasse mich gerne auch von anderen Schriftstellern inspirieren, aber das sollte jeder für sich entscheiden.

Ilona_Bulazel_Sepsis
Die „Psycho-Spielchen-Frage“ – charakterisiere bitte Deinen Schreibstil:
Wenn Dein Schreibstil eine Speise wäre, wäre er… süß-sauer
Wenn er ein Film wäre, wäre er »Das fünfte Element«.
Wenn er eine CD wäre, wäre er… – ein Mix

Die „Hör mal wer da hämmert-Frage“: Selbst ist die Frau oder Auftrag vergeben? Wie hältst Du es mit Korrekturlesen, Covergestaltung…?

Ich bin die Schriftstellerin, mein Mann Sascha macht das ganze »Drumherum«. Sozusagen ein »Selbst ist das Paar«-Projekt! Für das Cover, das Lektorat und das Korrektorat haben wir sehr gute Profis gefunden.

Die „Kristallkugel-Frage“: Du kannst in die Zukunft schauen. Ein renommierter Verlag bemüht sich um Dich und möchte Dich unter Vertrag nehmen und Deinen nächsten Roman veröffentlichen. Doch der Blick in die Kristallkugel zeigt: Wählst Du diesen Weg, dann wirst Du weniger Bücher verkaufen, als wenn Du den Roman als Self-Publisher herausbringst. Was also tust Du?

Die Verlagsfrage beschäftigt alle Selfpublisher. Darüber wird immer viel spekuliert und diskutiert. Ich habe mir vorgenommen erst dann darüber nachzudenken, wenn das wirklich einmal aktuell werden sollte 😉

Ilona_Bulazel_worldreset
Die Frage nach der Unsterblichkeit: Für viele Menschen hat der Glaube an ein Leben nach dem Tode etwas sehr Tröstliches. Viele Menschen erfreuen sich an dem Gedanken, dass sie in ihren Kindern und Kindeskindern fortleben. Es heißt, Ruhm führe zur Unsterblichkeit. Und auch manche Künstler haben sich, wie man so sagt, mit ihren Werken unsterblich gemacht. Als wie vergänglich schätzt Du Deine Literatur ein? Oder anders gefragt: Kennst Du die Hoffnung, mit Deiner Schreibe etwas Bleibendes zu erschaffen? Ein Werk zu hinterlassen, dass Deine Lebenszeit überdauert?

Literatur zu erschaffen, die die eigene Lebenszeit überdauert, ist durchaus ein schöner Gedanke. Allerdings ist das Schreiben für mich nicht auf die Zukunft oder die Zeit nach meinem Tod ausgerichtet, sondern auf die Gegenwart. Ich hatte den Wunsch etwas zu erschaffen, das stimmt. Es gibt nichts Befriedigenderes, als unter dein dreihundert-Seiten-Manuskript die Worte »Ende« zu setzen. Dann kommt die Phase der Korrektur und schließlich die Veröffentlichung. Wie oben schon erwähnt, gibt es nichts Schöneres als begeisterte Leser. Das motiviert mich und ich kann es gar nicht erwarten, am nächsten Buch zu arbeiten. Diese Dinge treiben mich an – was später einmal sein wird …

Vielen Dank Ilona, dass Du Dir die Zeit genommen hast, diesen „Blick hinter die Buchstaben“ zu ermöglichen!

Ilona_Bulazel_OperationCastus
Zur Autorin:

„Das Schreiben ist eine spannende Erfahrung … es ist herrlich, der Phantasie freien Lauf zu lassen.“ (Quelle)

Die Autorin Ilona Bulazel wurde 1968 in Baden-Baden geboren (Quelle). Dort lebt sie zusammen mit ihrem Mann und „Lolo“, ihrer Mischlingshündin, noch heute (Quelle).

Neben ihren sehr erfolgreichen Thrillern („Sepsis – Verkommenes Blut“ steht aktuell auf Platz 5 der Kindle Charts) und Science-Fiction-Romanen veröffentlichte sie bisher auch zwei Bände aus der Reihe »Mit freundlichen Pfoten«.

Unter dem Pseudonym Matilda Templet erschien der Liebesroman »Große Liebe, kleine Rätsel« (Quelle)

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Ilona Bulazel auf „Indie-Buchtrailer“



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Fragen an den Schriftsteller Lutz Schafstädt… Ein Blick hinter die Buchstaben #2: Neue Fragen, neue Gäste auf Boschers Blog

Spannende Romane, faszinierende Geschichten, Figuren, die sich den Leserinnen und Lesern einprägen – ohne die Möglichkeiten des Self-Publishing wären vielleicht viele literarische Schätze nach wie vor verborgen geblieben. Aber seit einigen Jahren ist die Auswahl jenseits der Verlagswerke größer geworden – und das interessante, breit gefächerte Angebot in Eigenregie publizierender Autoren wird, wie z.B. die Bestsellerlisten bei Amazon zeigen, mit Begeisterung angenommen.

Einigen dieser Autorinnen und Autoren aus der Self-Publisher-Szene habe ich einen Fragenkatalog vorgelegt. Ich fragte, was mich als Leser oder als Kollege interessierte. Diese so entstandenen ersten 13 „Interviews“ finden Sie hier auf meinem Blog . Jetzt habe ich neue Fragen – und freue mich über neue Gäste auf meinem Blog.

Ich danke allen, die sich meinen neuen Fragen stellen und so allen Interessierten einen Blick hinter die Buchstaben ihrer Bücher gewähren.

Ralf Boscher

Heute zu Gast auf Boschers Blog: Lutz Schafstädt

1-Lutz-2014
Hallo Lutz, schön, dass ich Dich auf meinem Blog begrüßen darf! Um gleich einzusteigen:

Was war Dein glücklichster schriftstellerischer Moment im vergangenen Jahr?
Lutz_Schafstädt_Wichtel_g
Dieser Moment war eher eine Phase. Im Herbst wurde ich gefragt, ob ich für ein Blogprojekt eine Weihnachtsgeschichte beisteuern möchte. Ich legte mein großes Projekt zu Seite, fing an und bekam Lust, die Adventszeit mit einer weihnachtlichen Fortsetzungsgeschichte zu begleiten. Eine Woche lang gab es fast täglich eine Szene, taufrisch erdacht und auf die Homepage gestellt. Das Glück dieser Momente waren der Spaß am Themenwechsel und die Nähe zum Leser, die sich dabei ganz unmittelbar einstellte. Eine schöne Erfahrung die immer noch nachwirkt, auch wenn nun schon Ostern vorbei ist.

Wenn Du wählen könntest zwischen „die Liebe Deines Lebens treffen“ oder „einen Bestseller schreiben“ – für was würdest Du Dich entscheiden?

Ich habe ja schon einige Jahre auf dem Buckel und muss rückblickend sagen, dass ich mich erst um die Liebe meines Lebens gekümmert habe. Es war die richtige Reihenfolge. Die Liebe ist wichtig und wenn sie Bestand hat, kann sie eine wichtige Stütze auf dem Weg zum Bestseller sein.

Lutz_Schafstädt_nadelprobe
Hast Du Angst, eines Tages vielleicht „leer“ zu sein? Keine Geschichte mehr in Dir zu haben, die Du erzählen könntest?

Nein, wahrlich nicht. Ich habe Berge von Notizen und Ideen die schon lange auf meine Aufmerksamkeit warten. Wahrscheinlicher ist, dass vieles ungeschrieben bleiben wird.

Du gehst auf eine Party… Auf die Auskunft, Du seist Schriftsteller, hörst Du die Antwort „Ich wollte auch immer mal einen Roman schreiben“, „Ich habe da auch eine Idee zu einem Roman“… Was antwortest Du?

Fang an, würde ich sagen. Das Hinsetzen, Loslegen und Durchhalten sind die größten Hürden.

Wer kennt diese Filmszenen nicht: Nach langer, quälender (meist aufgrund emotionaler Blockiertheit) ideenloser Zeit, gerät eine Schriftstellerin / ein Schriftsteller (nach überwundener emotionaler Blockade) in einen Schreibrausch (z.B. Diane Keaton in „Was das Herz begehrt“). Die Ideen sprudeln nur so… Die geschriebenen Seiten stapeln sich auf dem Schreibtisch… Hattest Du schon einmal einen Schreibrausch? Und wenn ja: War das Geschriebene wirklich brauchbar?

Solche Stunden der Schreibeuphorie kennt wohl jeder Autor. Ich glaube sogar, das sind die kreativsten Momente bei denen man in seiner Geschichte versinkt. Es wäre schön, wenn alle Erstentwürfe so entstehen könnten. Die Ergebnisse sind nicht unbrauchbarer als Passagen, über denen ich Tage lang brüte. Bei der Überarbeitung ist der Rausch dann jedenfalls verflogen.

Tauwetter_Lutz_Schafstaedt
Warum veröffentlichst Du unter Deinem Geburtsnamen und nicht wie so viele andere unter Pseudonym?

Darüber habe ich noch gar nicht nachgedacht. Vielleicht greife ich irgendwann auch einmal dazu, aber derzeit kann jeder wissen, dass ich es bin, der da erzählt.

Lieber ein Schreibtisch-Schriftsteller („einfach Schreiben und Bücher veröffentlichen“) oder im Rampenlicht stehen (Interviews gebend, im Feuilleton besprochen, zu Fernsehinterviews eingeladen werden)?

Mit der Selbstpräsentation habe ich so meine Probleme. Am liebsten würde ich das was ich mache für mich sprechen lassen. Schreibtisch ist mir lieber.

Herr der Ringe, Harry Potter, Twilight, Shades of Grey? Welche dieser Bestseller-Serien sollten Schriftstellerinnen und Schriftsteller gelesen haben?

Nun ja. Als Pflichtlektüre für Autoren würde sie nicht sehen. Wer sich im jeweiligen Genre bewegt, der sollte sie kennen. Wichtiger ist es zu hinterfragen, welche Rezepturen ein Buch zum Bestseller gemacht haben – oder auch nicht.

Die „Psycho-Spielchen-Frage“ – charakterisiere bitte Deinen Schreibstil:
Wenn Dein Schreibstil eine Speise wäre, wäre er… bodenständige Hausmannskost.
Wenn er ein Film wäre, wäre er experimentelles Autorenkino.
Wenn er eine CD wäre, wäre er… ein Liederalbum.

Die „Hör mal wer da hämmert-Frage“: Selbst ist der Mann oder Auftrag vergeben? Wie hältst Du es mit Korrekturlesen, Covergestaltung…?

Es ist das Elend der Selfpublisher, gern professionelle Hilfe haben zu wollen aber sie nicht immer finanzieren zu können. Es ist nicht in jedem Falle Selbstüberschätzung, wenn Autoren alles selbst übernehmen oder mit Freunden und Kollegen improvisieren. Wer aufmerksam beobachtet, wird bemerken, dass mit dem Erfolg auch die Professionalität wächst. Naserümpfen ist da unangebracht. Vielleicht sollte man ein Crowdfunding für Bücher erfinden, um Selfpublishern bei den ersten Schritten zu helfen.

Die „Kristallkugel-Frage“: Du kannst in die Zukunft schauen. Ein renommierter Verlag bemüht sich um Dich und möchte Dich unter Vertrag nehmen und Deinen nächsten Roman veröffentlichen. Doch der Blick in die Kristallkugel zeigt: Wählst Du diesen Weg, dann wirst Du weniger Bücher verkaufen, als wenn Du den Roman als Self-Publisher herausbringst. Was also tust Du?

Wenn der Verlag nicht hilft mehr zu verkaufen, dann brauche ich ihn nicht. Es ist doch sein Job, Autoren mit seinen Dienstleistungen zu entlasten. Wenn er das nicht leistet, wüsste ich nicht warum er sich renommiert nennt.

Die Frage nach der Unsterblichkeit: Für viele Menschen hat der Glaube an ein Leben nach dem Tode etwas sehr Tröstliches. Viele Menschen erfreuen sich an dem Gedanken, dass sie in ihren Kindern und Kindeskindern fortleben. Es heißt, Ruhm führe zur Unsterblichkeit. Und auch manche Künstler haben sich, wie man so sagt, mit ihren Werken unsterblich gemacht. Als wie vergänglich schätzt Du Deine Literatur ein? Oder anders gefragt: Kennst Du die Hoffnung, mit Deiner Schreibe etwas Bleibendes zu erschaffen? Ein Werk zu hinterlassen, dass Deine Lebenszeit überdauert?

Das ist ein schöner Traum, den ich jedem gönne. Einigen wenigen mag das gelingen, doch im Grunde ist es ein Mythos. Es bleibt nicht mehr als die Spuren jedes anderen Lebens. Was Bücher betrifft, zeigt ein Blick auf die moderne Medienwelt, wie das Tempo des Vergessens noch zunimmt. In der Medienflut ragt nur weniges und immer nur für einen Augenblick heraus. Wer kann sich noch an die Bestseller von vor zehn Jahren erinnern? Ich will das nicht als pessimistisch verstanden wissen. Es ist wichtiger an die heutigen Leser zu denken. Wenn dann in vielen Jahren irgendwo ein Buch von mir in einer Regalecke steht ist das ein Glück, das ich gerne mitnehme, selbst wenn es ungelesen geblieben ist.

Vielen Dank Lutz, dass Du Dir die Zeit genommen hast, diesen „Blick hinter die Buchstaben“ zu ermöglichen!

Zum Autor:

„Gegenwärtig arbeite ich an verschiedenen größeren Projekten für Romane, neben denen aber auch immer wieder Kurzgeschichten und Beiträge für meine Blogs entstehen.“ (Quelle)

wellensang
Lutz Schafstädt, Jahrgang 1960, Autor. Er lebt in Potsdam, ist verheiratet und hat eine Tochter. Ins Berufsleben ist er nach einer technischen Ausbildung in der Elektronikindustrie gestartet.

Später wechselte er in den Agenturbereich, um seine Begeisterung für das geschriebene Wort in Texten und Konzepten auszuleben. Begleitend dazu entstanden Kurzgeschichten und folgten erste Veröffentlichungen in Anthologien. Heute ist er freiberuflich tätig.

 

debk-KlubLutz Schafstädt ist unter Literaturinteressierten und Autoren auch bekannt für den von ihm betreuten Blog „eBook Sonar“. Außerdem hat er mit dem „neuen eBook Klub“ eine Facebook-Gruppe ins Leben gerufen, die sehr aktiv ist (hier dazu mehr…). Hier findet Ihr das Lesemagazin des „neuen eBook Klubs“.

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Fragen an die Schriftstellerin Carla Berling… Ein Blick hinter die Buchstaben #2: Neue Fragen, neue Gäste auf Boschers Blog

Spannende Romane, faszinierende Geschichten, Figuren, die sich den Leserinnen und Lesern einprägen – ohne die Möglichkeiten des Self-Publishing wären vielleicht viele literarische Schätze nach wie vor verborgen geblieben. Aber seit einigen Jahren ist die Auswahl jenseits der Verlagswerke größer geworden – und das interessante, breit gefächerte Angebot in Eigenregie publizierender Autoren wird, wie z.B. die Bestsellerlisten bei Amazon zeigen, mit Begeisterung angenommen.

Einigen dieser Autorinnen und Autoren aus der Self-Publisher-Szene habe ich einen Fragenkatalog vorgelegt. Ich fragte, was mich als Leser oder als Kollege interessierte. Diese so entstandenen ersten 13 „Interviews“ finden Sie hier auf meinem Blog . Jetzt habe ich neue Fragen – und freue mich über neue Gäste auf meinem Blog.

Ich danke allen, die sich meinen neuen Fragen stellen und so allen Interessierten einen Blick hinter die Buchstaben ihrer Bücher gewähren.

Ralf Boscher

Carla_Berling_Portrait1Heute zu Gast auf Boschers Blog: Carla Berling

Hallo Carla, schön, dass ich Dich auf meinem Blog begrüßen darf! Um gleich einzusteigen:

Was war Dein glücklichster schriftstellerischer Moment im vergangenen Jahr?

Carla_Berling_Königstöchter

Das war der Tag, an dem mein Kriminalroman »Königstöchter« auf Rang 6 der Kindle-Charts stand.

Wenn Du wählen könntest zwischen „die Liebe Deines Lebens treffen“ oder „einen Bestseller schreiben“ – für was würdest Du Dich entscheiden?

Schwein gehabt. Da muss ich mich nicht entscheiden, denn neben der Liebe meines Lebens wache ich jeden Morgen auf.

Hast Du Angst, eines Tages vielleicht „leer“ zu sein? Keine Geschichte mehr in Dir zu haben, die Du erzählen könntest?

Nein. Im Gegenteil: ich hab oft Angst, dass ich nicht genug Zeit haben werde, um alle Geschichten zu erzählen.

Du gehst auf eine Party… Auf die Auskunft, Du seist Schriftstellerin, hörst Du die Antwort „Ich wollte auch immer mal einen Roman schreiben“, „Ich habe da auch eine Idee zu einem Roman“… Was antwortest Du?

Diesen Satz höre ich tatsächlich oft. »Ich könnte auch ein Buch schreiben….«, so klingt er meist. Und ich frage dann immer: »Warum tust du es nicht? Wer ein Buch schreiben will, muss ein Buch schreiben.«

Wer kennt diese Filmszenen nicht: Nach langer, quälender (meist aufgrund emotionaler Blockiertheit) ideenloser Zeit, gerät eine Schriftstellerin / ein Schriftsteller (nach überwundener emotionaler Blockade) in einen Schreibrausch (z.B. Diane Keaton in „Was das Herz begehrt“). Die Ideen sprudeln nur so… Die geschriebenen Seiten stapeln sich auf dem Schreibtisch… Hattest Du schon einmal einen Schreibrausch? Und wenn ja: War das Geschriebene wirklich brauchbar?

Solche Räusche hatte ich früher – und dabei kam nur Schrott raus. Inzwischen habe ich gelernt, Inspiration und Kreativität strukturiert zu »benutzen«, seitdem schreibe ich Bücher, die nicht nur mir etwas bedeuten.

Warum veröffentlichst Du unter Deinem Geburtsnamen und nicht wie so viele andere unter Pseudonym?
Carla_Berling_Kaempfen_Schreiben
Carla Berling IST ein Pseudonym. In »Vom Kämpfen und vom Schreiben« erzähle ich, wie es dazu kam.

Lieber ein Schreibtisch-Schriftsteller („einfach Schreiben und Bücher veröffentlichen“) oder im Rampenlicht stehen (Interviews gebend, im Feuilleton besprochen, zu Fernsehinterviews eingeladen werden)?

Beides. Ich liebe die Phasen, in denen ich allein zu Hause bin und mich konzentriert meiner Arbeit widmen kann. Und ich liebe meine Lesereisen, das Publikum, das direkte Feedback. Interviews und andere PR-Termine machen mir Spaß: Ich war selber jahrelang Journalistin und genieße es, jetzt auf der anderen Seite des Tisches zu sitzen.

Herr der Ringe, Harry Potter, Twilight, Shades of Grey? Welche dieser Bestseller-Serien sollten Schriftstellerinnen und Schriftsteller gelesen haben?

Sowas würde ich mir nie anmaßen zu empfehlen. Ich bin glücklich über jeden Menschen, der liest, der Geschichten liebt, Geschichten erzählt oder ihnen zuhört. Jede Bestseller-Serie hat ihr Publikum, und das ist wunderbar.

Die „Psycho-Spielchen-Frage“ – charakterisiere bitte Deinen Schreibstil:
Wenn Dein Schreibstil eine Speise wäre, wäre er… Tapas. Sie sind eigentlich eine regionale Spezialität, die aber überall schmeckt, vielseitig ist und für jeden ein Häppchen parat hat.
Wenn er ein Film wäre, wäre er ein »Tatort«.
Wenn er eine CD wäre, wäre er… – ich passe. Keine Ahnung 🙂

Die „Hör mal wer da hämmert-Frage“: Selbst ist die Frau oder Auftrag vergeben? Wie hältst Du es mit Korrekturlesen, Covergestaltung…?

Ich arbeite seit Jahren mit dem Lektorat Seitzmayer in Mainz zusammen und lasse dort alle Bücher lektorieren und korrigieren. Die Fotos der Cover mach ich oft selbst, habe aber auch schon 2 eingekauft. Mein Sohn Leo arbeitet in einer Werbeagentur und berät mich beim Coverdesign, zudem arbeite ich gern mit der Münchner Grafikerin Inka Heerde zusammen. Bei diesen Aufgaben muss ich mich auf Profis verlassen.

Die „Kristallkugel-Frage“: Du kannst in die Zukunft schauen. Ein renommierter Verlag bemüht sich um Dich und möchte Dich unter Vertrag nehmen und Deinen nächsten Roman veröffentlichen. Doch der Blick in die Kristallkugel zeigt: Wählst Du diesen Weg, dann wirst Du weniger Bücher verkaufen, als wenn Du den Roman als Self-Publisher herausbringst. Was also tust Du?

Die Kugel ist überflüssig. Solche Angebote gab es längst, bisher habe ich sie alle abgelehnt. Nicht, weil ich was gegen Verlage habe, sondern weil mich noch kein Angebot überzeugt hat. Ich wüsste nicht, warum ich einen Vertrag unterschreiben sollte, der mir garantiert, dass ich weniger Bücher verkaufe als jetzt 🙂

Die Frage nach der Unsterblichkeit: Für viele Menschen hat der Glaube an ein Leben nach dem Tode etwas sehr Tröstliches. Viele Menschen erfreuen sich an dem Gedanken, dass sie in ihren Kindern und Kindeskindern fortleben. Es heißt, Ruhm führe zur Unsterblichkeit. Und auch manche Künstler haben sich, wie man so sagt, mit ihren Werken unsterblich gemacht. Als wie vergänglich schätzt Du Deine Literatur ein? Oder anders gefragt: Kennst Du die Hoffnung, mit Deiner Schreibe etwas Bleibendes zu erschaffen? Ein Werk zu hinterlassen, dass Deine Lebenszeit überdauert?

Meine Bücher sind Briefe an meine Söhne. Unsterblichkeit, Ruhm post mortem – nee, das ist mir wurscht. Wenn ich in der Kiste liege, habe ich andere Sorgen.

Vielen Dank Carla, dass Du Dir die Zeit genommen hast, diesen „Blick hinter die Buchstaben“ zu ermöglichen!

Ich hab zu danken, es hat mir Spaß gemacht!

Zur Autorin:
Carla_Berling_Netz_Meister
Romane ab 18 („Im Netz der Meister“), humorvolle Werke und Lesungen („Jesses Maria“), Kriminalromane… Das schriftstellerische Werk von Carla Berling (wie ich jetzt weiß, ein Pseudonym) ist breitgefächert – und von Erfolg gekrönt. So fanden sich „Sonntags Tod“ und „Königstöchter“, die ersten beiden Bände ihrer Krimireihe „Ein Ira Wittekind Roman“, in den vorderen Ränge wieder (Quelle). „Königstöchter“ war im Oktober 2014 einer der „Kindle Unlimited All-Stars“ bei Amazon (Quelle).

Carla_Berling_Jesses-Maria
Carla Berling, Jahrgang 1960, ist gebürtige Ostwestfälin mit rheinländischer Tendenz. Sie war Verkäuferin, Kellnerin, Mannequin, Versicherungsverkäuferin, Seminarreferentin, Hausfrau, rasende Reporterin, Pressefotografin, Hartz-4-Empfängerin (Quelle). Ab 1995 veröffentlichte sie als Reporterin und Journalistin in Tageszeitungen, seit 2000 auch als Buchautorin in diversen Verlagen (Quelle). 2013 entschied sie sich, weitere Bücher als Self-Publisher zu veröffentlichen (Quelle).

Am 30. März 2015 erschien der 3. Band ihrer Ira Wittekind Krimi-Reihe: Tunnelspiel.

Homepage der Autorin

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Twitter-Profil

Carla Berling ist auch auf Youtube zu finden, u.a. mit dieser Lesung aus „Jesses Maria“:

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Neue Fragen… „Ein Blick hinter die Buchstaben“ geht in die zweite Runde. Neue Gäste aus der Selfpublisher-Szene auf Boschers Blog

Boscher_fragt2
Unter dem Motto „Ein Blick hinter die Buchstaben“ legte ich Autorinnen und Autoren aus der Selfpublisher-Szene einen ersten Fragenkatalog vor. Ich fragte, was mich als Leser oder als Kollege interessierte.

Bisher waren zu Gast auf Boschers Blog:

Birgit Böckli, Béla Bolten, Jürgen Schmidt, Elsa Rieger, Susanne Gerdom, Kay Noa, Nika Lubitsch, Matthias Czarnetzki, Sabine Trapp, Florian Tietgen, Hedy Loewe, Nadja Losbohm und B.C. Schiller.

Diese so entstandenen ersten „Interviews“ findet Ihr hier auf meinem Blog.

Vielen Dank noch einmal allen Autorinnen und Autoren, die einen Blick hinter die Buchstaben ermöglicht haben.

Doch dann hatte ich neue Fragen – und Ihr könnt Euch auf neue Gäste aus der Selfpublishing-Szene auf Boschers Blog freuen.

Die neuen Fragen für „Ein Blick hinter die Buchstaben“:

Was war Dein glücklichster schriftstellerischer Moment im vergangenen Jahr?

Wenn Du wählen könntest zwischen „die Liebe Deines Lebens treffen“ oder „einen Bestseller schreiben“ – für was würdest Du Dich entscheiden?

Hast Du Angst, eines Tages vielleicht „leer“ zu sein? Keine Geschichte mehr in Dir zu haben, die Du erzählen könntest?

Du gehst auf eine Party… Auf die Auskunft, Du seist Schriftstellerin / Schriftsteller, hörst Du die Antwort „Ich wollte auch immer mal einen Roman schreiben“, „Ich habe da auch eine Idee zu einem Roman“… Was antwortest Du?

Wer kennt diese Filmszenen nicht: Nach langer, quälender (meist aufgrund emotionaler Blockiertheit) ideenloser Zeit, gerät eine Schriftstellerin / ein Schriftsteller (nach überwundener emotionaler Blockade) in einen Schreibrausch (z.B. Diane Keaton in „Was das Herz begehrt“). Die Ideen sprudeln nur so… Die geschriebenen Seiten stapeln sich auf dem Schreibtisch… Hattest Du schon einmal einen Schreibrausch? Und wenn ja: War das Geschriebene wirklich brauchbar?

Warum veröffentlichst Du unter Deinem Geburtsnamen und nicht wie so viele andere unter Pseudonym? Bzw.: Warum veröffentlichst Du unter Pseudonym und nicht unter Deinem Geburtsnamen?

Lieber ein Schreibtisch-Schriftsteller („einfach Schreiben und Bücher veröffentlichen“) oder im Rampenlicht stehen (Interviews gebend, im Feuilleton besprochen, zu Fernsehinterviews eingeladen werden)?

Herr der Ringe, Harry Potter, Twilight, Shades of Grey? Welche dieser Bestseller-Serien sollten Schriftstellerinnen und Schriftsteller gelesen haben?

Die „Psycho-Spielchen-Frage“ – charakterisiere bitte Deinen Schreibstil:
Wenn Dein Schreibstil eine Speise wäre, wäre er…
Wenn er ein Film wäre, wäre er…
Wenn er eine CD wäre, wäre er…

Die „Hör mal wer da hämmert-Frage“: Selbst ist die Frau / der Mann oder Auftrag vergeben? Wie hältst Du es mit Korrekturlesen, Covergestaltung…?

Die „Kristallkugel-Frage“: Du kannst in die Zukunft schauen: Ein renommierter Verlag bemüht sich um Dich und möchte Dich unter Vertrag nehmen und Deinen nächsten Roman veröffentlichen. Doch der Blick in die Kristallkugel zeigt: Wählst Du diesen Weg, dann wirst Du weniger Bücher verkaufen, als wenn Du den Roman als Self-Publisher herausbringst. Was also tust Du?

Die Frage nach der Unsterblichkeit: Für viele Menschen hat der Glaube an ein Leben nach dem Tode etwas sehr Tröstliches. Viele Menschen erfreuen sich an dem Gedanken, dass sie in ihren Kindern und Kindeskindern fortleben. Es heißt, Ruhm führe zur Unsterblichkeit. Und auch manche Künstler haben sich, wie man so sagt, mit ihren Werken unsterblich gemacht. Als wie vergänglich schätzt Du Deine Literatur ein? Oder anders gefragt: Kennst Du die Hoffnung, mit Deiner Schreibe etwas Bleibendes zu erschaffen? Ein Werk zu hinterlassen, dass Deine Lebenszeit überdauert?

Hier geht es zur ersten Interview-Runde auf meinem Blog…

Meine neuen Fragen haben bereits beantwortet: Bodo Manstein, Hanni Münzer, Ilona Bulazel, Lutz Schafstädt, Carla Berling. Hier geht es zur zweiten Interview-Runde mit interessanten Selfpublishing-Autorinnen und -Autoren …

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„Der Tod des Autors“

Abschied_Boscher_Cover_Detail1.

Dies war eindeutig einer der aufregendsten Tage meines bisherigen Lebens. Selbst jetzt noch, nachdem endlich alles gut ist, treibt es mir, denke ich an jenen Tag, den Puls in die Höhe. Kein Wunder, schließlich war es nicht nur einer der aufregendsten Tage meines Lebens, es war auch mein Letzter. Denn dort in dieser Telefonzelle in Konstanz, auf dem mit Schmutz und kalten Pommes bedeckten Boden, bin ich gestorben.

Allerdings habe ich diese entscheidende Wende in meinem Leben nicht sogleich bemerkt. Es musste erst jemand kommen, mir die Augen öffnen und meinen gefesselten Geist befreien. Nicht unbedingt etwas, für das man sich rühmen könnte. Bin nicht gerade als leuchtender Stern zu Boden gestürzt. Aber es ist nicht einfach, ein Ende großen Stils zu finden. Doch was soll’s, letztlich hat Imperia, trotz allem, was mir zugestoßen ist, ja gerade wegen all dem, Recht behalten mit ihrer Bemerkung, dass Konstanz mir gut tun würde. Zwar musste ich erst sterben, um zu verstehen, bzw. musste verstehen, dass ich gestorben bin, um endlich einzusehen, wie ich mein Leben zu leben habe. Aber besser spät als nie. Der Autor ist tot, lang lebe der Autor!

Diese meine Aufzeichnungen kommen somit bald an ihr Ende. Sie haben ihre Aufgabe erfüllt. Nun da Es dort wurde, wo zuvor Ich war, brauche ich die Leiter nicht mehr. Doch der Vollständigkeit halber hier also das Ende meines alten Egos, ein Ende, dem glücklicherweise der Zauber des Anfangs innewohnt.

Nachdem ich mich vom Boden der Telefonzelle erhoben hatte, war ich mit eingezogenem Kopf wie ein geschlagener Hund, begleitet von diesem Kichern, das von überall her zu kommen schien, durch die Gassen der Konstanzer Altstadt zu meiner Pension gehumpelt. Gezittert vor Angst hab’ ich. Schließlich rechnete ich jeden Augenblick damit, dass sich mir etwas in den Weg stellen würde. Was aber nicht geschah, obwohl ich in meinem Kopf eine Stimme hörte, die (was sonst!) This is the end, my friend! sang. Zwar wunderte ich mich, dass die sich nur mehr auf höhnisches Kichern beschränkten und dass selbst dies verstummte, als ich die Tür meines Pensionszimmer hinter mir verschloss, aber eigentlich war ich dermaßen erleichtert, den Kopf so gerade eben noch aus der Schlinge gezogen zu haben, dass mir das Wieso? Weshalb? Warum? ganz unphilosophisch egal war. Drinnen ist gut, draußen ist schlecht. So einfach ist das. Dachte ich.

Es war nicht so einfach. Ich war ängstlich. Ich war geräuschempfindlich. Ich hatte Rückenschmerzen. Ich fühlte mich eingesperrt. Und es wurde schlimmer von Stunde zu Stunde. Das Schreiben half schließlich nur noch bedingt. Ich versuchte mir einzureden, dass ich in meinem Zimmer sicher bin, dass ich nur ausharren muss, bis ich eine Lösung finde. Es half nichts. Der Eindruck, dass meine ganze Existenz an einem hauchdünnen Faden hängt, der mir zudem mehr und mehr aus den Händen gleitet, wurde immer stärker. Ich ahnte, dass ich meinen Zufluchtsort und die relative Sicherheit, die er mir bot, bald würde verlassen müssen und glaubte, dass es gelinde gesagt gut wäre, bis dahin eine Antwort auf die Frage zu haben: Wie werde ich die los?

Auf die Unscheinbare brauchte ich nicht mehr zu hoffen. Das Thema war endgültig durch. Schon allein deswegen, weil ich mein Zimmer nicht verlassen wollte, um mich in Wuppertal auf die Suche zu machen. Zudem hatte ich ja ihre Telefonnummer vergessen.

Ich war auf das Höchste angespannt. Zerbrach etliche Male, während ich meine Erlebnisse zu Papier brachte, unwillkürlich den Bleistift zwischen meinen Fingern. Ein paar Mal war ich sogar – wie ich zugeben muss – beinahe so weit, mich einfach in die Ecke zu kauern, den Rest meiner Schmerztabletten zu schlucken und bitterlich weinend dem Selbstmitleid freien Lauf zu lassen. Dann soll mich halt der Teufel holen!

Er hatte mich schon längst geholt. Es war wirklich die Hölle, in der ich mich quälte, meine ganz persönliche Hölle. Über ihrem Eingang hatten weder die Worte Der, der du hier eintrittst, lass’ alle Hoffnung fahren! gestanden, noch war sie ein geordnetes, geometrisches Gebilde, das strengen Regeln gehorchte, angefüllt mit unzähligen, sündigen Seelen. Nein, in meiner Hölle war ich allein, allein in einem Durcheinander von Gedanken, das ich durch ein Portal betreten hatte, auf welchem die Worte standen: Wieso? Weshalb? Warum? Nicht auszudenken, wenn meine Seele in dieser Finsternis verharrt hätte, wenn ich auf meinem Weg, den ich zugehen hatte, weiterhin auf halber Strecke stehen geblieben wäre…

Aber glücklicher- und überraschenderweise bekam ich einen Führer zur Seite gestellt, der mich ins Licht führte. Doch bevor mir die Erlösung zuteilwurde, wurde mein Nervenkostüm noch auf eine letzte Probe gestellt. Ich beschrieb gerade meinen Zusammenbruch in der Telefonzelle auf der Marktstätte, da klopfte es an meiner Tür. Mein Herzschlag setzte einige Male aus, der Stift glitt mir aus den Händen, ich sah ihn wie in Zeitlupe fallen. Ich weiß noch, dass ich erwartete, ihn mit einem riesigen Getöse aufprallen zu hören, aber er blieb, ohne ein Geräusch zu machen, auf dem Teppich liegen. Auch ich blieb leise. Öffnete zwar meinen Mund zu einem Aufschrei, aber kein Laut kam über meine Lippen. Allmählich drang wie durch Schleier die leise, freundliche Stimme meiner Zimmerwirtin, die meinen Namen rief, an mein Ohr. Und nachdem ich es geschafft hatte, mich halbwegs wieder zu beruhigen, nicht ohne misstrauisch ein Ohr an die Zimmertür gedrückt, diese Stimme auf ihre Echtheit hin abzuhorchen, öffnete ich vorsichtig meine Tür. Es dauerte keine zwei Minuten, und ich bereute diesen Schritt. Überbrachte meine Vermieterin mir doch nichts anderes als die Nachricht, dass ich mein Zimmer am nächsten Morgen um zehn Uhr geräumt haben müsste, da sie schon länger Reservierungen vorliegen habe.

Früher oder später hatte es passieren müssen. Und mit der Wahl meines Zimmers hatte ich Glück gehabt. Andere Zimmerwirte hätten mich wahrscheinlich schon längst auf die Straße gesetzt. Schon nach den ersten Schreien. Trotzdem war ich geschockt, als mir meine Vermieterin das Unvermeidliche mitteilte. Im ersten Impuls hätte ich die zierliche, ältere Dame beinahe an ihrer Strickjacke gepackt und hinausgeworfen, um mich anschließend in meinem Zimmer zu verbarrikadieren. Ich tat dies natürlich nicht. Vielmehr fügte ich mich in mein Schicksal. Ich legte mich ins Bett, schlang die Decke um mich, bis ich beinahe so eng eingepackt war wie zu Gipsbett-Zeiten, und atmete gegen meine Rückenschmerzen an. Kurz: Ich hoffte auf ein Wunder. Doch als es wirklich eintraf, hätte niemand überraschter und überwältigter sein können, als ich es war.

2.

Regen prasselte gegen die Jalousie vor dem Fenster. Es donnerte. Blitze drangen durch Ritzen der Jalousie, die ich seit Tagen heruntergelassen hatte. Der stürmische Wind wehte Kirchenglockengeläut herbei. Es klopfte an der Tür. Nein! schrie ich auf, wähnte ich doch schon den Moment gekommen, da ich meine Zuflucht verlassen musste.. Nein, murmelte ich, die Decke über den Kopf ziehend, beruhige dich, es war nur ein Donner! Aber da konnte ich noch so oft beschwörend Es donnert! Nur der Donner! murmeln, daran, dass da jemand (oder ein Etwas?!) an meine Tür klopfte, ja, hämmerte, führte kein Weg vorbei. Took! Took! TOOOOK! Es war unüberhörbar. TOOOOK! Und dann…?! Ja, und dann rief plötzlich diese Stimme: »Jung’, ich weiß, dass du da drin bist! Mach’ schon! (ich traute meinen Ohren nicht) Oder willst du mich hier draußen verschimmeln lassen? (konnte das sein?) Du musst mich schon reinlassen (seine Stimme?) Jung’! Sonst wird das nix!« Took! Took! (und was, wenn es ein Trick ist?) Doch da hatte ich mich bereits gegen alle Vorsicht von der Aussicht überwältigen lassen, dass es wahr sein könnte, und die Tür geöffnet.

Und es war wahr. Mir war, als würde ein riesiger Stein von meinem Herzen gerollt. »Junge, Junge, Holland ist ganz schön in Not, was?!«, bemerkte er mit einem breiten Grinsen im Gesicht, dann rollte mein Opa in mein Zimmer hinein, »Aber wo viel Feind, da viel Ehr!« Opa rollte am Bett vorbei zum Fenster, »Also Jung’, jetzt heißt‘s den Arsch zusammengekniffen und durch!«

Er zog mit einem Ruck die Jalousie hoch. Als es in diesem Moment blitzte es, sank ich ehrfürchtig in die Knie. Das plötzlich aufflammende Licht ließ Opas Gestalt auf ein Vielfaches ihrer Größe anwachsen. Einen Moment lang schien er im Licht zu schweben. Dann forderte er mich auf, mich neben ihn auf den Boden zu setzen: »Jung’!«, sagte er mit Nachdruck, seine Hand auf meine Schulter legend, »was ich dir nun erzählen werde, wird dir nicht gefallen, jedenfalls anfangs nicht! Also hör’ gut zu! Unterbreche mich nicht, es sei denn, ich stelle dir eine Frage! Hast du verstanden?« Da ich kein Wort über die Lippen brachte, nickte ich nur. »Gut!«, meinte Opa zufrieden, »so soll es also sein!«

Dann lehnte er sich in seinem Stuhl zurück und sprach: »Ich bin hier, um dir die Augen zu öffnen. Du stehst an einem Scheideweg, und ich wurde geschickt, um dir die Wahl zu erleichtern. Wohlgemerkt nicht, um dir die Wahl abzunehmen. Denn der Herr legt Wert auf freie Willensentscheidungen. Der freie Wille ist geradezu das Fundament Seiner Herrschaft!«

Opa musste bemerkt haben, dass ich nach der Identität dieses Herrn fragen wollte, denn er schnitt mir mit einer unwirschen Handbewegung das noch nicht erhobene Wort ab.

»Ich muss nicht hier sein!«, sagte er dann, und er sagte es in einem ziemlich ruppigen Tonfall, »Du hast die Wahl! Kannst mich sagen lassen, was ich zu sagen habe! Oder (er packte die Räder seines Rollstuhls und machte mit ihm eine Bewegung hin zur Tür) es bleiben lassen!« Als Antwort klammerte ich mich am Rollstuhl fest und legte meinen Kopf ergeben an eine seiner Hände, die gelassen auf den Rädern ruhten. »Jung’, Jung’!«, meinte mein Opa dann, wieder mit sanfter Stimme, mir dabei eine Hand auf die Schulter legend, »keine Sorge, das kriegen wir schon hin! Lass’ das mal den Opa machen! Und jetzt lass’ los!«

Ich tat wie geheißen, und Opa rollte zum Tisch. Dort nahm er meine Aufzeichnungen zur Hand, er schien ihr Gewicht abzuschätzen. Dann klopfte er mit dem Handrücken auf den Stapel Papier: »Erstmal: Respekt, einen solchen Stapel zustande zubringen! Aber du redest bis zum bitteren Ende dermaßen um den heißen Brei herum, dass man dir am liebsten den ganzen Schinken um die Ohren hauen möchte! Und ich denk’ die ganze Zeit: Ist das mein eigen Blut? Anfangs ist dieses Rumlavieren noch witzig, aber irgendwann reicht es einem und man will, dass du die Hosen herunterlässt!«

Opa blätterte mit ernstem Gesicht in meinen Aufzeichnungen herum: «Ach Jung’, warum hast du es nicht wenigstens einmal ausgesprochen? Es tut mir in der Seele weh, dies sagen zu müssen, aber es sieht ganz danach aus, als seist du ein Schwätzer! Und einen Maulhelden hatte ich damals, als ich von den Dichtern und Denkern sprach, nun wirklich nicht im Sinn. Man könnte fast auf den Gedanken kommen, dass alles erstunken und erlogen ist, die Kopfgeburt eines frustrierten Philosophiestudenten. Oder liegst du vielleicht noch immer in deinem Gipsbett? Bist ihm nie entronnen? Gefesselt von deinem schmerzenden, deformierten Rücken hast du dir ein anderes Leben zusammen gesponnen. Bist du ein Schwätzer? Ist Deine Schwester etwa noch springlebendig? Leben Deine Eltern vielleicht noch? Sucht Udo etwa immer noch seine Rockbitch? Und überhaupt die ganzen Mädchen und Frauen? Was ist zum Beispiel mit Carmen? Lässt sie sich immer noch von ihrem neuen Lover vernaschen? Hast du vielleicht nur das Tier im Rhetorikerpelz gespielt?«

Mir fiel zwar nichts zu meiner Verteidigung ein, aber unwidersprochen wollte ich die Worte auch nicht lassen. So sprang ich auf und sprach: »Aber…!« Doch Opa wischte meinen Widerstand mit einer Handbewegung weg: »Das waren keine Fragen, auf die du antworten sollst! Spitz’ die Ohren!« Er schlug auf meine Aufzeichnungen: »Unfälle! Ha! Selbstmorde!«, und schlug, »Zufälle! Nichts als Andeutungen und Zweideutigkeiten! Warum redest du kein Tacheles? Was glaubst du? Jetzt antworte!«

In meiner Verwirrung fiel mir aber nichts weiter als eine Gegenfrage ein: »Carmen? Lässt sie sich wirklich immer noch von diesem Typ vernaschen?« Kaum hatte ich das ausgesprochen, wusste ich auch schon, wie dumm dies von mir gewesen war, und zog, in Erwartung einer deftigen Rüge, den Kopf ein. Opa aber kicherte und rief theatralisch aus: »Oh Herr, schmeiß Hirn vom Himmel! Vom Himmel!«, lachte er und rutschte ganz außer sich auf seinem Sitz herum, »Vom Himmel, ha! Das ist gut!« Schließlich beruhigte er sich wieder: »Spaß beiseite! Du weißt so gut wie ich, dass man in dem Bett, in dem dieses Weibsstück heute liegt, nur noch von Würmern vernascht wird! Um uns aber weitere Peinlichkeiten zu ersparen, will ich dir nun sagen, weswegen die Kacke am Dampfen ist, stärker am Dampfen, als es dir klar ist und lieb sein kann!«

Während Opa die letzten Worte aussprach, bekam seine Haut etwas Durchscheinendes, und einen schrecklichen Augenblick lang meinte ich, Würmer unter seiner Haut wimmeln zu sehen. Doch dieser grausige Eindruck verschwand so schnell wieder, wie er gekommen war, denn nun sprach Opa mit feierlichem Nachdruck in der Stimme:

»Um es in deiner Sprache auszudrücken: Es ist der Wurm des schlechten Gewissens, der an dir nagt! Der an dir nagt, seitdem du begonnen hast zu tun, was du tun musst! Du leidest an der Erbsünde des Bösen, von der man sich nur in einem reinen Akt der Bosheit befreien kann. Und zu dieser reinen, unverstellten Bösartigkeit warst du bislang nicht fähig. Das ist es, was dein Buch auf Schritt und Tritt offenbart. Es ist das schlechte Gewissen, das den Ton angibt, und deswegen – und jetzt setzt du dich besser wieder hin – bist du letztlich zerbrochen!

Ja, mein Junge, zerbrochen! Da kannst du noch so ungläubig gucken! Glaubst du wirklich, dein alter und vor allem toter Opa wäre hier, wenn nicht etwas wirklich Einschneidendes vorgefallen wäre?«

[…]

Cover_Abschied_Boscher_kleinEnde der Leseprobe aus Boschers Roman „Abschied ist ein scharfes Schwert. Ein Mordsroman“ (Neuntes Kapitel „Der Tod des Autors“, in der Taschenbuch-Ausgabe des Romans die Seiten 219-225).

Liebe, Lust und Leichen im Keller. Leben und Sterben zwischen Nietzsche, dem Niederrhein und der Müllverbrennungsanlage in Wuppertal, in einer Nebenrolle: die Imperia in Konstanz außer Rand und Band.

Abschied ist ein scharfes Schwert. Ein Mordsroman

„Abschied ist ein scharfes Schwert“ ist ein ungewöhnlich erzählter, an Ironie reicher Mordsroman über einen Schriftsteller und einen Fan, über Gewalt und Gier, Tod und Wiederauferstehung. Eine Lebensgeschichte voller skurriler, ja grotesker Momente. Wir begegnen interessanten Charakteren (mit meist nur kurzer Lebenserwartung) und dämonischen Gestalten. Würzig abgeschmeckt wird das Ganze mit einem Hauch von Philosophie, einem satten Pfund Sex and Crime, einer guten Prise Wahnsinn und zwei Messerspitzen Horror.

„Abschied ist ein scharfes Schwert. Ein Mordsroman“ – ein Buch, das in vielen Genres wildert.

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Ein Blick hinter die Buchstaben… Fragen an die Schriftsteller B.C. Schiller

Spannende Romane, faszinierende Geschichten, Figuren, die sich den Leserinnen und Lesern einprägen – ohne die Möglichkeiten des Self-Publishing wären vielleicht viele literarische Schätze nach wie vor verborgen geblieben. Aber seit einigen Jahren ist die Auswahl jenseits der Verlagswerke größer geworden – und das interessante, breit gefächerte Angebot in Eigenregie publizierender Autoren wird, wie z.B. die Bestsellerlisten bei Amazon zeigen, mit Begeisterung angenommen. Einigen dieser Autorinnen und Autoren aus der Self-Publisher-Szene habe ich einen Fragenkatalog vorgelegt. Ich fragte, was mich als Leser oder als Kollege interessierte. Diese so entstandenen „Interviews“ werde ich in loser Folge auf meinem Blog veröffentlichen.

Ich danke allen, die sich meinen Fragen gestellt haben und so allen Interessierten einen Blick hinter die Buchstaben ihrer Bücher gewähren.

Ralf Boscher

BC_Schiller_Portrait
Heute zu Gast auf Boschers Blog: B.C. Schiller

Hallo Barbara, hallo Christian, schön, dass ich Euch auf meinem Blog begrüßen darf! Um gleich einzusteigen:

Was seht Ihr als Euren bisher größten schriftstellerischen Erfolg an?

Das ist die Thrillerreihe mit dem unkonventionellen Chefinspektor Tony Braun. Mit seinem 4. Fall „Der stille Duft des Todes“ hielten wir uns mehrere Wochen auf Platz 1 im Gesamtbestsellerranking von Amazon.
B_C_Schiller_Stille_Duft_Todes
Wer ist Dir Barbara die liebste Figur in einem Eurer Romane oder in einer Eurer Geschichten? Und welche Figur ist Dein Favorit Christian?

Barbara: Ich mag den ruppigen Charme unseres Chefinspektors Ton Braun. Er ist ein Mann, in den man sich verlieben kann.
Christian: Mein Favorit ist unser Ex-Agent und Hundeflüsterer David Stein. Das ist eine sensible Kämpfernatur mit intellektuellem Touch.

Wer ist Euch die liebste von Euch nicht erschaffene Figur in einem Roman oder einer Geschichte?

Das sind Harry Hole von Jo Nesbo und Thomas Lynley von Elizabeth George

Der für Euch gelungenste erste Satz einer Eurer Geschichten?

Barbara: Töten ist ganz einfach sagen die Stimmen in meinem Kopf.
Christian: Der Tag an dem Tom Nowaks Frau sterben würde, begann vielversprechend.

Wenn Ihr nicht Schriftsteller, sondern Musiker wäret – welche Musik würdet Ihr machen?

Christian: Ich würde als DJ arbeiten und House Musik, Techno und Worldmusic mixen.
Barbara: Ich würde Christian zuhören.

Was macht einen Menschen zum Schriftsteller? Das Schreiben oder das Gelesen werden? Oder…?

Das Talent mit seiner Phantasie Geschichten zu erfinden und diese niederzuschreiben macht einen Schriftsteller aus.

Eure Einschätzung: Ist es förderlicher für eine gute Schreibe, mit der schriftstellerischen Arbeit seine Brötchen zu verdienen oder einem anderen Brotberuf nachzugehen?

Natürlich soll man mit dem Schreiben seine Brötchen verdienen. Schließlich wird man ja immer besser, wenn man davon leben kann.

Von der Grundidee zur fertigen Geschichte: Ist das bei Euch ein gerade Weg oder passiert es Euch, dass Ihr Euch weit von der Grundidee entfernt?

Das ist meist ein gerader Weg – die Grundidee steht immer.

Welcher Art sind die Szenen, die für Euch die größten Herausforderungen stellen?

Das sind Szenen, die eine Aktion aus unterschiedlichen Point-of-Views beschreiben. Dabei muss immer die Spannung gehalten werden und man darf sich nicht wiederholen.

Was bereitet Euch die größte Freude beim Schreiben?

Die größte Freude ist es, sich neue Ideen für seine Leser auszudenken.

Der für Euch wertvollste Schreibtipp, den Ihr erhalten habt?

Sich auf das Wesentliche zu konzentrieren und vor allem: täglich zu schreiben.

Manchmal noch Papier und Stift? Oder nur noch Schreiben am Rechner?

Nur noch Schreiben am Rechner – manchmal aber auch kreatives Ideensammeln mit Zetteln am Meer.

Welches Schreibprogramm nutzt Ihr?

Ein simples Word

Schreibzeiten: Wann schreibt Ihr? Schreibt Ihr an festgelegten Uhrzeiten oder setzt Ihr Euch zum Beispiel pro Tag eine Zeichenmenge?

Wir haben keine festgelegten Zeiten, schreiben aber täglich zwischen fünf und zehn Seiten.

Wie viel Zeit verwendet Ihr am Tag für das Marketing? Und welche Kanäle nutzt Ihr für die Werbung?

Vor einem Buchrelease 3-4 Stunden täglich ansonsten ca. eine Stunde täglich mit Fans und Kollegen.

Bereitet Euch das Schreiben größere Freude, seitdem es mehr Möglichkeiten der Veröffentlichung gibt (E-Books, Selfpublishing…)?

Wir schreiben ja erst seit es Selfpublishing gibt.

Die „Thomas Mann“-Frage: Barbara, Du schreibst, Dein Mann kommt herein oder ein guter Freund ruft an oder Dein Kind möchte etwas von Dir wissen – verbittest Du Dir die Störung, weil Du schreibst, oder lässt Du Dich auf die „Planänderung“ ein? Und bei Dir Christian? Geht es Dir wie Barbara?

Wir sind da flexibel, aber wenn wir mitten im Schreibprozess sind, dann schalten wir das Handy aus und checken unsere Mails nur einmal täglich.

Die „Charles Bukowski“-Frage: Haltet Ihr Alkohol für eine sinnvolle Stimulanz beim Schreiben?

Nein, beim Schreiben ist Alkohol absolut tabu; aber als Belohnung am Abend, nachdem wir eine spannende Szene geschafft haben, trinken wir gerne einen guten Wein.

Ihr geht schlafen, liegt bereits im Bett, das Licht ist aus – da kommt Dir Barbara eine Schreibidee in den Kopf: Stehst Du dann auf und notierst Dir die Idee? Und Du Christian? Wie gehst Du mit solch nächtlichen Ideen um?

Wir notieren uns diese Ideen auf dem Handy, das neben dem Bett liegt.

Habt Ihr mit einer Geschichte abgeschlossen, wenn Ihr unter sie ein „Ende“ gesetzt habt?

Ende ist Ende, denn die Story ist fertig. Aber dann beginnt die harte Phase der Überarbeitung. Erst nach dem zweiten oder dritten Durchlauf ist für uns wirklich ENDE.

Vielen Dank Barbara, vielen Dank Christian, dass Ihr Euch die Zeit genommen habt, diesen „Blick hinter die Buchstaben“ zu ermöglichen!

B_C_Schiller_Schwester
„Thriller müssen fesseln und mitreißen“ (Quelle)

Auf das schriftstellerische Konto von B.C. Schiller gehen mehrere Thriller-Bestseller in den eBook-Charts. B.C. Schiller sind das aus Österreich stammende Autoren-Duo und Ehepaar Barbara und Christian Schiller (Quelle).

Emotional mitreißende Thriller – diese liegen dem Kreativgespann am Herzen. „Entscheidend ist, den Leser auf eine emotionelle Reise mitzunehmen, ihn soweit zu verführen, dass er gemeinsam mit den Hauptfiguren Lust und Frust, Freude und Leid hautnah miterlebt.“ (Quelle)

Dabei fließen auch die beruflichen Erfahrungen der beiden Autoren in ihre Romane ein: Die „teilweise abenteuerlichen Erlebnisse in osteuropäischen und ex-sowjetischen Staaten“, die Barbara Schiller als Marketingagentin für Unternehmen in Osteuropa hatte. Die journalistische Arbeit, durch die Christian Schiller mit der Psyche von Verbrechern in Berührung kam (so interviewte er z.B. für ein Radiofeature den österreichischen Serienmörder Jack Unterweger) Quelle.

Homepage von B.C. Schiller
Amazon-Autorenprofil
Wikipedia-Artikel über B.C. Schiller
Facebook-Seite des Autoren-Duos

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