Musik und Literatur – eine Betrachtung

Musik_Literatur1
Oh Du Fröhliche, Take The Long Way Home, The End… Ich kannte es von Stephen King, viele seiner Bücher wurden und werden eingeleitet von Zitaten aus Musikstücken, immer wieder untermalen Musikzitate den Text, geben Zitate aus Songs den Ton vor. Thomas Mann beeindruckte mich mit seiner aus Wagners Schaffen entlehnten Leitmotiv-Technik. Nietzsche kam wieder und wieder auf dieses Thema zurück, dionysisch getrieben, in dem Versuch seine Gedankenfülle apollinisch zu bändigen.

Musik ist in Literatur allgegenwärtig. Als Strukturelement, als atmosphärischer Anklang, als Text gewordene Musik, als Dichtung, als Thema. Nur einige Beispiele aus meinem Bücherregal: Nick Hornby, „High Fidelity“, Benjamin v. Stuckrad-Barre „Soloalbum“, Thomas Mann „Doktor Faustus“, Jack Kerouac „Unterwegs“. Musikalische Anklänge finden sich auch in meinen Geschichten z.B. in der Horrorstory „Oh Du Fröhliche“ rund um einen in Andrea Jürgens vernarrten Fleischer. Oder in der Kurzgeschichte „Take The Long Way Home“. In meinem zweiten Roman (hier vor allem die Musik der Doors).

Umgekehrt ließen und lassen sich auch viele Musiker von literarischen Werken anregen. Z.B. (wenn ich mir meine LPs und CDs ansehe): Pink Floyd „Animals“ (George Orwells „Farm der Tiere“), Vanden Plas „Christ O“ (Alexandre Dumas „Der Graf von Monte Christo“), Kamelot „Epica“ und „Black Halo“ (Goethes „Faust“), die aus meiner Heimat am Niederrhein, in dem Fall aus Krefeld, stammenden Blind Guardian mit u.a. „Nightfall in Middle-Earth (beruhend auf J.R.R. Tolkien „Das Silmarillion“), „Symphony X „Paradise Lost“ (John Milton „Das verlorene Paradies“). Unter der Überschrift „Existierende Vorlagen“ findet Ihr bei Wikipedia eine umfangreiche Liste von Konzeptalben vor allem aus dem Rockmusik-Bereich zum Thema „Literarische Vorlagen für Musikwerke“.

Die einflussreichsten literarischen Werke unter Musikern scheinen mir zu sein: „Die Bibel“ und „Der Herr der Ringe“ (bzw. die Mittelerde-Geschichten Tolkiens, Infos z.B. hier auf TolkienWelt), letzteres auch daran zu erkennen, dass sich viele Bands einen Namen aus Tolkiens Werken ausgewählt haben, z.B. Marillion (eine Aufzählung aus dem Bereich „Metal“ findet Ihr auf Metal Hammer.de). Spannend finde ich auch eine Gruppe wie die ebenfalls aus meiner Heimat am Niederrhein stammenden Faelend, die sich als Mystery- und Tolkien-Rockband nicht nur inhaltlich von Tolkiens Phantasiewelt inspirieren lassen, sondern zum Teil auch die Texte in einer der Kunstsprachen, die Tolkien erfunden hat, schreiben (Sindarin-elbisch, der Bandname bedeutet in dieser Sprache „Seelenreise“). Ein Special zu „Tolkien im Metal“ bietet Metalglory.de.

Manchmal arbeiten Schriftsteller und Musiker auch zusammen: Ein Klassiker der Zusammenarbeit von Musikern und Schriftstellern ist sicherlich das Zusammenwirken von Hawkwind und Michael Moorcock. Aktuellstes Beispiel in meinem CD-Player: Das neue Album von Vanden Plas „Chronicles of the Immortals“, das aus einer Zusammenarbeit mit Wolfgang Hohlbein entstand und auf Hohlbeins „Die Chronik der Unsterblichen“ basiert. Aus der Zusammenarbeit von Hohlbein mit Manowar ist bislang noch kein Album entstanden, aber mit „Thor“ ein Buch Hohlbeins (Teil einer Buch-Serie: „DIE ASGARD SAGA ist der neue große Epos von Wolfgang Hohlbein, entstanden aus der intensiven Zusammenarbeit mit MANOWAR“)

Natürlich gibt es auch Musiker, die schreiben: Viele schreiben ihre Biographie, manche wenden sich anderen Themen zu (z.B. Ted Nugent „Kill it & grill it“, ein Kochbuch, oder Neal Peart von Rush, der Reisebeschreibungen verfasste, z.B. „Ghost Rider: Travelling on the Healing Road: Travels on the Healing“).

Und es gibt Schriftsteller, die musizieren, z.B. die Allstarband amerikanischer Bestsellerautoren (u.a. Stephen King, Amy Tan).

Außerdem gibt es…

Musik und Literatur – „Ach, Luise, laß … das ist ein zu weites Feld.“ Und es kommen immer wieder spannende neue Alben dazu, aktuell (September 2022) die neue starke Platte „The God Machine“ von Blind Guardian (u.a. Bezüge zu American Gods von Neil Gaiman), die ich mir als 2 LP / Picture Disc besorgt habe, tolles Design (Foto weiter unten), oder „Seasons and Mysteries“ von Faelend, die nicht nur im Song „Heal Me“ (in diesem Song geht es um Heilkraut ,Athelas‘, Königskraut aus Mittelerde) wieder starke Bezüge zu Tolkien haben. Hier mein aktueller Favorit von Seasons and Mysteries:

PS: Gerade kam meine Liebste herein und hatte noch einen „Musik und Literatur“-Tipp, einen Song über einen Schriftsteller: Julia Holofernes‘ Song „John Irving“. Und da fiel mir noch ein weiteres Lied über einen Schriftsteller ein: „Goethe war gut“ von Rudi Carrell.

PS 2: Foto der Blind GuardianThe God Machine“ Limited Edition 2 LP / Picture Disk:

Foto der Blind Guardian „The God Machine“ Limited Edition 2 LP / Picture Disk

 

1 Stern2 Sterne3 Sterne4 Sterne5 Sterne (1 votes, average: 5,00 out of 5)
Loading...
Dieser Beitrag wurde unter Boschers Streiflichter abgelegt und mit , , , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

2 Antworten zu Musik und Literatur – eine Betrachtung

  1. Gerd sagt:

    Moorcock war aber zuerst ganz normales Bandmitglied bei Hawkwind und seinen Elric haben sie erst später verarbeitet.
    Noch ein Beispiel das mir gerade einfällt: Die Toten Hosen „Ein kleines bisschen Horrorschau“ nach A Clockwork Orange von Anthony Burgess.
    Wobei ich jetzt eigentlich nur bei Hawkwind eine wirkliche gelungene Verknüpfung von Musik und Buch entdecke. Ansonsten nehmen die meisten einfach die Geschichte und schreiben halt ihre Texte danach, in der Musik selbst klingt kaum einmal die Atmosphäre der Bücher wirklich durch. Zumindest mein Empfinden.

  2. Gesa sagt:

    Besten Dank, dass Du das Video mit uns geteilt hast;)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert