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Und täglich grüßt der Laubbläser

Laubblaeser
Unglaublich: Ich höre Phil Collins. Über den Kopfhörer. Weil seine Stimme so beruhigend dahin plätschert, weil die Stücke so harmonisch sind. Und wer mich kennt, weiß: PHIL COLLINS! PUH! Obwohl: Und …Then there were three hat mir damals sogar gefallen. Vielleicht aus einem ähnlichen Grund, vielleicht weil ich mich damals auch nach Ruhe sehnte – und diese nur mit Musik zu haben war.

Lärm. Kennt jemand Rilkes Episode aus dem „Malte Laurids Brigge“, von diesem Wesen, das einem in die Gehörgänge kriecht, einen nicht mehr loslässt, schleicht es sich doch durch die Mauern des Hauses in das eigene Leben ein, ohne dass man sich dagegen wehren könnte?

Dieses Wesen ist der Nachbar. Es kann der Frömmste nicht in Frieden leben… wenn es bei Aldi, Lidl, Norma etc. wieder einmal Laubbläser im Angebot hat.

Meine Nerven vibrieren wohl noch immer nach. Dabei liegt das Wochenende noch nicht lange zurück. Ach, Wochenende. Luft holen. Durchatmen. Den Stress der Arbeitswoche hinter sich lassen. Ja, vielleicht sogar einmal ausschlafen… Ach, die lieben Nachbarn. Liegt Samstagmorgens um 9 Uhr das Laub vielleicht besonders günstig? Ist es die Romantik des sich lichtenden Herbstnebels, die den feschen Gartenfreund, sein von der Morgenfeuchte lockiges Haar zurückstreifend, nach seinem Laubbläser greifen lässt? Das kernige Epos des zupackenden Kerls, welches nur unter einer gewissen Geräuschentwicklung gedeihen kann? Da ein paar Äste am Busch, die nicht wie gewollt wachsen: Heraus aus dem Fundus die Elektrobaumschere! Hier am Rasenrand einige Büschel, welche die Harmonie stören: Der Elektrorasentrimmer wird es richten!

Wie auch immer: Samstags um 9 Uhr habe ich keinen Sinn für derlei Anwandlungen kerniger Elektro-Egomanie. Vielleicht wäre ich gnädiger, wenn nicht Donnerstag und Freitag die Gartenanlagenprofis rund um das Bürogebäude, in dem ich arbeite, bereits ihre Laubbläser angeworfen hätten (die, wie ich anhand der durch Dezibel dokumentieren Power erkenne, nicht aus dem Discounter stammen). Ist der Besen eigentlich ausgestorben? Kaum befinden sich 2 Blätter auf dem Boden wird die Krachpuste angeworfen.

Lärm. Huhn oder Ei? Was bedingt was? Würde ich unempfindlicher in die Woche gehen, wenn das Wochenende weniger geräuschhaft gewesen wäre? Oder würde ich das Wochenende weniger lärmig empfinden, wenn meine Wochentage ruhiger wären?

Montagmorgen auf dem Weg zur Arbeit: Kaum hat die Fähre über den Bodensee in Meersburg ablegt und ein leises Rütteln das beschleunigende Schiff erfasst, beginnt die Alarmanlage des Audi neben mir zu kreischen. Vielleicht ist der Fahrer auf der Toilette im Schiffsrumpf und hört den Ruf seines Autos nicht, jedenfalls es piepst, fiept, kreischt die Alarmanlage, aktiviert durch das sanfte Schaukeln der Fähre. Wie empfindlich doch die Technik heute ist. Und wie ich empfindlich ich doch heute bin. Huhn oder Ei? Einerlei. Wenn die Telefone auf der Arbeit ständig klingeln, treten solch philosophische Fragestellungen in den Hintergrund. Habe ich schon erwähnt, dass ich in einem Großraumbüro arbeite? Irgendeiner hat immer was zu melden. Irgendein Telefon klingelt immer. Kein Wunder, dass sich so mancher Kollege unter Kopfhörer flüchtet. Nur… Muss diese Flucht begleitet sein mit rhythmischem Treten im Takt der Musik gegen den Tisch? Bumms bumms bumms. Da kommen einem schon einmal Gedanken, den Kopf desjenigen zu packen und rhythmisch auf den Tisch zu hämmern.

Gott sei Dank ist Montag. Montags kommen normalerweise nicht die Gartenanlagenprofis mit ihren Laubbläsern. So gelingt es, sich zusammenzureißen. Aber wo kommt jetzt dieses Hämmern her? Es ist ein großes Gebäude, in dem wir arbeiten, irgendwo wird immer etwas gerichtet. Kein Wunder, dass sich meine Kollegen unter Kopfhörer flüchten. Bumms Bumms Bumms. Ach die Gnade der Ignoranz. Dass es gelingt, das klingende Telefon zu ignorieren, weil man sich in den selbstgeschaffenen Lärm flüchtet. Eigentlich beneidenswert. Ich empfinde diese Gnade nicht. Huhn oder Ei? Vielleicht war auch bei dem Kollegen am Samstag ein kerniger Nachbar mit dem Laubbläser unterwegs? Vielleicht erschafft sich auch jeder Laubbläser seine eigene kleine Welt? Eine Oase des selbstgeschaffenen Lärm inmitten von fremdbestimmten Geräuschen…

Täglich grüßt der Laubbläser… vielleicht ist es einfach die ewige Wiederkehr des auditiven Kampfes um die eigene Ruhe. Huhn oder Ei? Einerlei. Ich lärme also bin ich….

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Herzlich willkommen auf Boschers Blog, dem Autoren-Blog von Ralf Boscher

Eine interessante kulinarische Erfahrung

Hier bloggt jemand, der einfach gerne erzählt, vom Besonderen im Alltäglichen, von Katzen, Krebs und Kaffee, von Liebe, Lust und natürlich Laubbläsern. Ein Schriftsteller-Blog. Ein
„Vom Höcksken aufs Stöcksken“-Tagebuch.

Auf Boschers Blog findet Ihr Leseproben aus Ralf Boschers Romanen, vollständige Kurzgeschichten, humorvolle Miniaturen aus dem Alltagsleben, Rezensionen, Interviews mit Autorinnen und Autoren (u.a. B.C. Schiller, Hanni Münzer, Béla Bolten, Nika Lubitsch) und allerlei Lesenswertes zu folgenden Themen:

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Das wollte ich doch einmal gesagt haben

Ralf_Sommer
Einsam und traurig ist des Dichters Herz,
Denn zu wahrer Dichtung gerinnt nur Schmerz.
Und wenn er einmal glücklich ist,
Er den Schmerz schon bald vermisst…

Glücklicherweise ist dem nicht so – oder anders gesagt, stammen diese Worte auch von mir, so fühle ich mich als Schriftsteller nicht einsam. Und dafür möchte ich Danke! sagen.

Meiner Liebsten.
Meinen Freunden.
Meiner Familie.
Meinen Leserinnen und Lesern.

Den Damen und Herren in den Printmedien, die sich bisher für meine Arbeit interessierten und mich zu Interviews einluden.

Den Damen und Herren des Literaturbetriebs, die in der Vergangenheit Geschichten und Gedichte von mir in Literaturzeitschriften und Anthologien veröffentlicht haben.

Den Menschen in der großen weiten Webwelt, die mich, seitdem ich mich hinaus gewagt habe, unterstützen. Mit ihren Klicks, mit ihrem „Gefällt mir“, ihrem „Teilen“, ihrer Kritik, ihren Ratschlägen und Anregungen (danke Johannes!). Mit den mir angebotenen Chancen, mehr Leserinnen und Leser zu erreichen.

Besonders bedanken möchte ich mich in diesem Zusammenhang bei Jenny, Tanja, Kathrin und vor allem Katharina, deren Sicht auf meine Schreibe und ihr Interesse an meiner Arbeit, mich sehr froh gemacht haben und machen.

Bedanken möchte ich mich auch bei Autorenkollegen, deren Unterstützung mir viel bedeutet und deren Art zu schreiben und mit der Öffentlichkeit zu kommunizieren, mich anregt (namentlich Jürgen und Lutz).

Was damals mit einer kleinen Geschichte in einer Niederrhein-Anthologie begann (danke nochmals Jürgen!), meiner ersten Veröffentlichung in einem richtigen Buch, hat schließlich durch die Möglichkeiten vor allem des eBooks weitere Kreise gezogen – und ich hoffe natürlich, meine Geschichten ziehen noch größere Kreise.

Ein steter Fall so’n Dichter Leben,
So ist das eben.

Oder eben nicht.

Danke dafür! Das wollte ich doch einmal gesagt haben.

Euer Ralf

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Ein Schriftsteller beim „Perfekten Dinner“ – Boscher zum Casting eingeladen

Perfektes_Dinner
Mich erreichte eine sehr nett formulierte E-Mail, Betreff „Anfrage für Das perfekte Dinner am Bodensee“. Inhalt: „Bei meiner Recherche bin ich auf Sie gestoßen. Als Schriftsteller wären Sie ein spannender Kandidat für uns. Vielleicht kochen Sie ja auch gerne.“ Absender: die Produktionsfirma, welche für einen privaten Sender die Sendung „Das Perfekte Dinner“ herstellt.

Boscher beim „Perfekten Dinner“? Im TV? Warum nicht?

Ich bin natürlich geschmeichelt – „ein spannender Kandidat“… und was sich für Perspektiven ergeben… Wie viele Zuschauer hat wohl die Sendung? Wie vielen Menschen könnte ich mich als Schriftsteller präsentieren… Ich eloquent, charmant witzig am Herd werkelnd. Jeder Handgriff untermalt von literarischen Bonmots – nicht übertrieben natürlich. Eben gerade genau richtig dosiert, dass der Zuschauer neugierig wird. Ach, von diesem sympathischen und gut aussehenden Kerl möchte ich aber wirklich etwas lesen…

Und wohl dosiert würde natürlich das Menü sein, meiner Schriftsteller-Laufbahn folgend: Eine leckere Vorspeise vom Niederrhein, die mir Anlass geben würde, eine kleine Anekdote zum Besten zu geben, aus welcher Idee heraus die Niederrhein-Kapitel meines zweiten Romans entstanden sind (und die Ideen des Romans, an dem ich zur Zeit arbeite). Um dann überzuleiten zu den Bodensee-Kapiteln meines Romans und einem entsprechend für die Region typischen Gericht als Hauptspeise. Bevor letztendlich die Speisefolge mit einer bergischen Kaffeetafel gekrönt wird, die mir Anlass gibt, auf meinen ersten Roman einzugehen (und Hinweise zu den Wuppertal Kapiteln meines zweiten Romans einzustreuen).

Ja, dass klingt gut. Jedenfalls müsste ich ein typisches Bodensee-Gericht zubereiten, bei dem ich Fleisch schneiden müsste, um dann leichthin erzählen, dass ich dieses gelernt habe, weil ich mir für meine kriminalistischen Szenen fachkundige Beratung eingeholt habe – für die richtige Schnitttechnik. Es müsste etwas auf der Speisekarte stehen, bei dem ich bei großer Hitze etwas anbrate, dann mit Hochprozentigem ablösche, so dass eine Stichflamme entsteht – was mir Gelegenheit gibt, die wichtige Rolle auch heißer Erotik-Szenen für meine Schreibe zu verdeutlichen. Beim Nachtisch gäbe mir das Kneten des Teiges Gelegenheit, über die Sinnlichkeit des Schreibens ein paar Worte zu finden. Eine Sinnlichkeit, die – hier könnte ich effektvoll den Teig auf den Tisch knallen – auch in harten Horror umschlagen könnte (hier darf natürlich beim Nachtisch heiße rote Kirschsoße nicht fehlen).

Ja , so stelle ich es mir vor. Natürlich komme ich währenddessen nicht aus der Ruhe, bin eine Art gelassener, ein wenig düsterer Gourmetschreiber mit latent sinnlicher Ausstrahlung. Kurz: ich sehe einfach gut aus in der Kamera. In der Küche. In meinem (natürlich mit Unmengen an Büchern zugestellten) Arbeitszimmer, das Allerheiligste, in dem alles entsteht – eine inspirierende Mischung aus Chaos und Individualität. Schriftsteller halt. Die ganze Wohnung (also den Teil, den die geschickten Kamerafahrten zeigen): Schriftsteller halt.
Ralf Boscher - Engel
Ach, schon der Wohnungsflur so individuell – und „ist das nicht die Puppe, die auf dem Cover Ihres ersten Romans zu sehen ist?“ Und die ganzen Bilder, Gemälde an den Wänden – „Ja, alle von befreundeten Künstlern.“ Und dann erst das Esszimmer (also eigentlich das Wohnzimmer als größter Raum, in den der Esstisch hineingetragen wurde) – Bücher natürlich (auch hineingetragen), Bilder (die da wirklich hängen) – und dieser Blick durch die Tür zum Garten. Hier kehrt die Ruhe ein, wenn die Inspirationsströme durch den Schriftstellerkopf und -körper jagen… Und hier findet das Dinner statt – hier fühlen sich die vom Sender ausgewählten Gäste einfach wohl, hier fühlen diese sich (wer immer dies auch ist) quasi selbst inspiriert. Und lecker. Ja, lecker ist es auch. Darauf am Ende eine Obstler aus Meersburg.

Wer wohl die Gäste sind? Schriftsteller-Kollegen vom See? Andere Künstler aus der Gegend? Oder vielleicht wählt der Sender nach dem Gladiatorprinzip aus? Nichtleser, Bücherhasser, Brotlosekunstvertreter?

Aber wie auch immer, eines ist gewiss: Ich kann nicht kochen. Leckere Dinge zubereiten, ja, das schon. Aber kochen… Und noch eines ist gewiss: Auf eine gewisse Weise bin ich extrovertiert (spiele literarisch auch gerne mit meiner eigenen Person). Ich liebe auch die Live-Situation einer Lesung. Mich reizt auch der Gedanke, als Schriftsteller bekannter zu werden (natürlich). Aber: ein Kamerateam in meine Wohnung lassen? Einigen Hunderttausend (oder Millionen) Menschen Einblick in meine Wohnung geben? Den Menschen, die ich liebe und mit mir leben, dies zumuten?

Nein. Das ist nicht mein Ding. Ich habe gewiss Dinge geschrieben, die von ebenjener Produktionsfirma, die das „Perfekte Dinner“ dreht, als Spielfilm, Serienepisode etc. „verbraten“ werden könnten. Aber vor den Kameras der Firma „ganz privat“ braten? Nein – selbst wenn ich ein begnadeter Koch wäre. Auch wenn die Anfrage zum Casting ebenso nett wie schmeichelhaft war. Auch wenn mir hier vielleicht eine große Chance durch die Lappen geht.

Ich bin sehr gerne Gastgeber. Und es macht mich immer glücklich, zu spüren, dass sich unterschiedlichste Menschen bei mir einfach wohlfühlen. Aber dieses Vergnügen bleibt dann wohl privat.

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Lichterspiele am Niederrhein

Foto_Gaby_ Schetters_Niederrhein3
„Zur Mittagszeit kamen einige Spaziergänger aus dem Bruch zurück und redeten sich in der Gastwirtschaft bei Schnaps und Alt den Schrecken von der Seele. Niemand nahm sie wirklich ernst. Der Wind kann schon tückisch sein! hieß es. Da kann man schon mal das Gefühl haben, dass plötzlich jemand hinter einem steht und einem kalt in den Nacken atmet! Und nach einigen Korn waren die Spaziergänger ebenfalls so weit, das unheimliche Gefühl, von etwas beobachtet zu werden, was man nicht selbst sehen kann, als Einbildung abzutun. Keiner glaubte, dass etwas dran sein könnte an den alten Geschichten, die sich früher um das Tote Rahm und das Galgenrahm rankten. Damals. Bevor Männer aus den umliegenden Dörfern die Sümpfe am Rande der Aldekerker Platte trocken legten, um Ackerland zu schaffen. Als es im Bruch weder Straßen noch Brücken gab, und es in Nächten ohne Elektrizität leicht fiel an Dämonen und Geisterstimmen zu glauben, die unvorsichtige Seelen von den schmalen Pfaden weg in die Sümpfe locken.“ (aus: Futter für die Bestie).

Meine alte Heimat, der Niederrhein rund um meinen Geburtsort Aldekerk, findet sich an vielen Stellen meiner Geschichten. Wie schön es am Niederrhein ist, zeigen die folgenden Fotografien:

Lichterspiele – Fotografien meiner alten Heimat

Dass Gaby Schetters an meinem Geburtsort berühmt für tollen Knoblauch ist, wurde mir schon vor geraumer Zeit zugetragen, dass sie aber auch tolle Fotos vom Niederrhein macht, habe ich erst vor Kurzem erfahren. Tolle Fotos, von denen ich hier eine kleine Auswahl präsentieren möchte und darf. Vielen Dank Gaby!

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©Gaby Schetters (Kontakt)

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Cyber-Angriff auf die eBook-Gemeinde – das verloren gegangene Interview…

Cyber-Attacke
„Sehr geehrte(r) Besucher(in), leider kam es kürzlich zu einem gezielten Cyber-Angriff auf die Forensoftware der eBook-Gemeinde.

Dieses Forum wurde ehrenamtlich betrieben. Aus mangelnden zeitlichen und finanziellen Mitteln für die Wiederherstellung des Forums und Identifizierung vorhandener Sicherheitslücken muss das Forum leider geschlossen werden.

Das Team der eBook-Gemeinde bedankt sich für Ihr Verständnis.“

So die Meldung im Herbst 2013 – und somit war alles weg was auch zu meiner Person, meinen Büchern auf der eBook-Gemeinde gepostet worden war. Leseproben, Rezensionen, Buchtipps, ein Interview mit mir – alles weg.

Ich war geschockt.

Das im Sumpf der Internetkriminalität verloren gegangene eBookgemeinde-Interview:

eBookgemeinde_Interview
Interview mit Ralf Boscher, Mai 2012

Hallo Ralf, vielen Dank das du dir Zeit für unsere neugierigen Fragen nimmst. Erstmal kurz zu deiner Person: 1968 geboren und aufgewachsen in Aldekerk am Niederrhein. Dann Studium Philosophie und Deutsche Literatur in Wuppertal und Konstanz. Kurzgeschichten von dir wurden abgedruckt in Literaturzeitschriften (Federwelt, Lesestoff, Literatur am Niederrhein, Maskenball, Macondo) und Anthologien (z.B. Titelgeschichte von „Futter für die Bestie. Grusel-Geschichten“). Seit November 2011 sind eBooks mit Kurzgeschichten von dir erhältlich. Du lebst und arbeitest am Bodensee.

ebookgemein.de:
Dein erster Roman war „Engel spucken nicht in Büsche“. Aus dem Inhalt: Der Tod ist in die Stadt gekommen, und er ist auf einer Mission. „Abtreibungskiller“ nennt ihn schon bald die Presse. Der Polizei gelingt es nicht, den heimtückischen Frauenmörder zu stoppen. Gelingt dies Hartmut, dem Krankenpfleger mit einer ausgeprägten Vorliebe für Prostituierte? Der Tod ist in die Stadt gekommen, und düstere Visionen quälen den aufstrebenden Künstler Krish. „Kann es sein, dass ich nicht nur male, was war, sondern auch, was sein wird?“ Wo ist seine große Liebe Helen? Ist ihr etwas zugestoßen? Nein. Ja. Aber sie lebt. Noch. Denn nun ist der Mörder auf dem Weg zu ihr.

Wie brachtest du diese Geschichte auf das Papier? Hat man so was im Kopf und muss es dann nur noch aufschreiben oder kommt die Story mit dem Schreiben?

Ralf Boscher:
Vielen Dank für die sehr nette Einladung zu diesem Interview, ein schönes Willkommen für einen „jungen“ eBook-Autor bei der ebookgemein.de. Um gleich mit einer klassischen Interview-Antwort einzusteigen: Sowohl als auch.

Im Kopf hatte ich die Grundidee zu „Engel“: Ein Roman über verlorene Unschuld. Dazu als roten Faden, der die verschiedenen Lebensläufe der Figuren verknüpft, eine Krimi-Handlung: Etwas Böse bricht in das Leben einiger Menschen ein, und zwar ein sehr reales Böses in Form eines religiösen Fanatikers. Aus dieser Idee entstand als Bösewicht der Priester Hannes, der Krankenpfleger Hartmut als unheroischer Held und auch Alex, der durch den Mord an seiner Exfreundin mit den Taten des Mörders konfrontiert wird.

Andere Figuren entstanden erst beim Schreiben. Von Krish, Alex‘ bestem Freund, z.B. hatte ich anfangs nur eine grobe Vorstellung. Er war der Gegenpol zu Alex. Während jener versuchte zu seinen Gefühlen Distanz zu halten, ging der Künstler Krish emotional in die Vollen. Ganz nach dem Motto: „Lieber randvoll mit Kummer, als gar nichts empfinden“. Klarer sah ich Krish, als sich seine Freundin Helen entwickelte: Als ihn inspirierende, starke, unabhängige Frau.

Aber, um auf das „als auch“ zurückzukommen: Jede der Figuren entwickelte sich beim Schreiben weiter, manchmal sogar sehr eigenwillig. Plötzlich war Helen schwanger. Ich hatte an einer Szene geschrieben und unvermittelt waren diese Worte da. Ich hatte eigentlich eine andere Idee im Kopf, wohin die Reise gehen sollte. Aber ich ließ mich von dieser plötzlichen Wendung leiten, löschte den Satz nicht, und ich finde, dass gerade diese Wendung Helen zu einer sehr starken, interessanten Frauenfigur macht. Eine faszinierende Frau, die dann ins Fadenkreuz des Mörders gerät.

eBookgemein.de:
„Ich war so aufgeregt. Meine erste Lesung. Die Vorstellung meines ersten Romans „Engel spucken nicht in Büsche“. Ein Freund hatte das Plakat entworfen. 16:30 im Cafe Zweistein. An meinem 25. Geburtstag. Für mich unvergesslich. Seitdem vergingen die Jahre. Ich ließ Wuppertal hinter mir. Konstanz. Ich schrieb einen zweiten Roman, begann einen Dritten. Jahre, in denen mich „Engel spucken nicht in Büsche“ begleitete. Jahre, in denen die Thematik nichts von ihrer Aktualität verlor und in denen der Text zu seiner heutigen Form heranwuchs. Nun schließt sich der Kreis. 2010. Mein Geburtstag. „Engel spucken nicht in Büsche“ ist nun im Buchhandel erhältlich. Ich wünsche allen Lesern ein spannendes Leseerlebnis.“ (Ralf Boscher; gefunden auf deiner Webseite)

Es scheint als lägen zwischen der Fertigstellung des Romans und der Veröffentlichung als Buch einige Zeit. Warum?

Ralf Boscher:
Oh ja, eine sehr lange Zeit. Und eine umso kürzere Antwort: Ich habe damals keinen Verlag gefunden, der sich für meine Roman begeistern konnte. Und ich denke, wenn ich mir heute die Urform von „Engel“ ansehe, zu Recht. „Fertig gestellt ist anders“.

Etliche Jahre habe ich den Roman dann liegen lassen. Ich habe begonnen unter Pseudonym zu schreiben, womit ich auch meinen Lebensunterhalt bestreite, und diese Arbeit hat mich von meiner eigenen Schreibe etwas weggebracht.

Schließlich aber habe ich „Engel“ wieder zur Hand genommen (religiöser Fanatismus und auch das Thema „Misshandlung“ haben, leider, nichts von ihrer Aktualität verloren) und komplett überarbeitet. Das Ergebnis habe ich dann, ohne es nochmals bei einem Verlag zu versuchen, über Books on Demand mit dem Untertitel „Roman über Liebe, Tod und Teufel“ veröffentlicht. Und dann festgestellt: Love it or hate it. Die Reaktionen sind sehr unterschiedlich, aber nie lauwarm. „Engel“ scheint wie eine der CDs zu sein, von denen es in Rezensionen heißt: „Mir gefällt die CD sehr gut, aber der Sound ist schon speziell, also hört vorm Kauf am besten hinein…“

Also: Was lange währt, wird endlich gut… Aber lest vor dem Kauf am besten hinein. Wer einen reinen Krimi erwartet: Finger weg. Aber wer sich für interessante Charaktere, spannende Schicksale interessiert…

eBookgemein.de:
Lesungen sind ein toller Rahmen um ein Buch bekannt zu machen. Veranstaltest du heute auch noch Lesungen? (Wann, wo?) Welche Tipps kannst du in diesem Zusammenhang anderen Nachwuchsautoren geben?

Ralf Boscher:
Als ich diese Frage gelesen habe, dachte ich zuerst: Meine Güte, wie die Zeit vergeht! Schließlich hatte ich meine letzte Lesung im Herbst 2009.

Lesungen sind ein ganz toller Rahmen, und es macht vor allem sehr viel Spaß, selbst das Lampenfieber im Vorfeld (das ich trotz regelmäßiger Lesungen, über 2 Jahre hinweg mindestens einmal im Monat, hatte) ist etwas Besonders. Und dann erst dieses Hochgefühl, wenn man spürt, die Zuhörer gehen mit. Lachen bei lustigen Szenen. Aufstöhnen, wenn sich das Chaos in der Geschichte Bann bricht.

Also, mein Tipp von Nachwuchsautor zu Nachwuchsautor: Macht es anders als ich in den letzten Jahren, lasst die Zeit nicht vergehen, schaut euch um, wer wo in euer Nähe Lesungen veranstaltet, putzt Klinken, sagt Hallo, hier bin ich! Und dann wählt Geschichten aus, die emotional packend sind. Beste Ergebnisse habe ich mit Geschichten wie „Ein haariger Heiligabend“ oder „Grenze des guten Geschmacks“ erzielt. Aaahs und Ooohs. Packt eure Zuhörer beim Gefühl.

Meine Güte, ist das wirklich schon so lange her, dass ich „Grenze“ gelesen habe?

eBookgemein.de:
Wenn man dich googelt, bekommt man super viele Ergebnissen – ganze 256.000. Wie lange hat es gedauert, bis du dir einen Namen als Autor gemacht hast?

Ralf Boscher:
Ich weiß noch, wie ich meine Homepage online gestellt habe, und welches Hochgefühl ich  hatte, schon nach kurzer Zeit bei den Google Ergebnissen an erster Stelle zu erscheinen. Seitdem sind einige Treffer dazu gekommen (wobei ich Treffer in umgekehrter Reihenfolge wesentlich interessanter finde: also nicht die Suche nach „Ralf Boscher“ und man findet eBooks mit z.B. spannenden Horror-Geschichten, sondern die Suche nach z.B. „spannend Horror eBook“ und man findet gleich oben den Link zu Amazon und bei den ersten Treffern „Ralf Boscher“).

Ich glaube, mich findet man im Netz häufiger, seitdem ich mich im eBook-Bereich engagiere. Denke, das ist aber auch der generellen Entwicklung im Netz geschuldet. Der eine postet etwas, was er gut findet, schreibt eine Rezension in seinem Blog, postet bei Amazon etc. Oder ich entdecke eine sympathische Möglichkeit mit Lesern in Kontakt zu treten, wie z.B. die ebookgemein.de, und es entwickelt sich ein kleiner Dialog, der dann auch zu neuen Treffern führt. Seitdem ich die eBooks für mich entdeckt habe, hat sich einiges getan, was mich auch dazu inspiriert in diesem Bereich mehr Geschichten zu bieten, weil diese meine Geschichten Leserinnen und Leser finden. Und mit jedem neuen eBook kommen mehr Treffer hinzu.

eBookgemein.de:
Welche Romane gibt es noch so von dir und vor allem wo?

Ralf Boscher:
Status quo: „Engel spucken nicht in Büsche. Roman über Liebe, Tod und Teufel“. Als gedrucktes Buch und eBook überall zu bestellen. Wobei ich den Roman in der eBook-Version gerne günstiger anbieten würde (allerdings habe ich hier keinen Einfluss). Demnächst: „Abschied ist ein scharfes Schwert“ (der wird günstiger). Mein zweiter Roman, den ich (siehe oben „Warum habe ich für Engel so lange gebraucht“) unter Hochdruck überarbeite (und zu dem ich, wenn es soweit ist, sehr gerne bei der ebookgemein.de eine Probeleserunde anbieten möchte). Aber vorher werde ich mein neues eBook veröffentlichen, was in die Kategorien „Horror“ und „Erotik“ fällt: „Tiefer in die Dunkelheit. Erotik, Thrill, Horror“.

ebookgemein.de:
Jetzt neu, eBook von Ralf Boscher: Best of… Drei schaurige Kurzgeschichten von Monstern und Kindern.

Aus dem Inhalt: Das Böse begegnet uns auf vielfältige Weise. Wir treffen es auf einem Flohmarkt, es lauert in einem Holzstoß hinter dem Haus, es kommt zu uns auf leisen Pfoten. Und oft ist es zunächst nicht schrecklich. Nein, das Böse kann so reizend sein. Es lächelt und ist nett und höflich. Es verspricht uns etwas, wonach wir uns sehnen. Schönheit zum Beispiel. So laden wir es mit offenen Armen in unser Leben ein. Und wenn wir merken, dass wir einen schrecklichen Fehler begangen haben, ist es zu spät. Unter dem Lächeln bricht die Fratze des Grauens hervor. Was als Verheißung begann, wird zu einem fürchterlichen Alptraum aus Angst, Schmerz und Blut. Wird zum Stoff für schaurige Geschichten, zupackend, düster, vielfältig.

Wieso Kurzgeschichten? Was fasziniert dich daran so besonders? Wo kommen die Ideen für die Storys her?

Ralf Boscher:
Faszinierend an Kurzgeschichten ist: Leser wie Autor sind gleich mittendrin sind im Geschehen. Es geht um Action. Aber wenn die Geschichte gelingt, dann weist die Geschichte weit über die geschilderte Action hinaus, dann packt sie den Leser auch deswegen, weil hinter den kurz erzählten besonderen Ereignissen eine viel umfassendere Geschichte steckt. Es ist die Faszination mit vergleichsweise wenigen Pinselstrichen ein großes Gemälde zu schaffen. Kurzgeschichten sind nur kurz, was die Zeichenanzahl angeht. Wenn sie gelingen, sind sie kurz im Sinne von einem schönen, wilden, gefühlvollen Quickie. Unvergesslich, und gerne wieder.

Wo kommen die Ideen her? Manchmal starren sie einen aus einem Stück Holz an, wie bei „Hunger“ aus dem eBook „Best of“. Ich habe diese Maserung in einem Holzbalken gesehen, die einer Wolfsschnauze bzw. einer Teufelsfrat­ze ähnlich sieht, und dachte, daraus mache ich eine Geschichte. Oder ein Mädchen, welches ich kennengelernt habe und das an keinem Spiegel vorbeigehen kann, ohne hineinzusehen (die Titelgeschichte von „Best of“). Oder das Internet, bzw. die Gefahren dieses doch so tollen Medium (wie bei „So anders“). Kurz gesagt: Manchmal aus dem Kopf, manchmal aus dem Bauch. Die Frage bei allen Ideen für Kurzgeschichten ist immer: Trägt die Inspiration soweit, etwas Knackiges, Kurzweiliges, Unterhaltsames, aber dennoch Nachhaltiges zu schaffen. Z.B. „Hunger“, auf den ersten Blick eine Gruselgeschichte über ein junges Mädchen und ein Wesen im Holz, das Hunger hat, welches das junge Mädchen braucht, um seinen Hunger zu stillen. Auf den zweiten Blick eine Geschichte über Missbrauch. Ich packe den Leser gerne beim Bauch, wenn dann der Kopf mitschwingt… um so besser.

ebookgemein.de:
Dein neuester Streich: „Pommes weiß rot, Papagei und Tod…“ auch hierbei handelt es sich um berührende, dramatische und überaus spannende Geschichten.

Aus dem Inhalt:
…Ihr kleiner Bruder weinte in ihren Armen und drückte sein nasses Gesicht an ihre Wange. Er wollte weg von diesem unheimlichen, grauen Wesen. Doch Doro blieb stehen und blickte den Papagei an „Na, ist das nicht ein Blödkopf, Paul!“, sagte sie. „Blödkopf!“, rief sie dem grauen Vogel zu und lachte. Doro lachte, und Paul blickte mit großen, feuchten Augen zu ihr auf. Ihr Lachen trocknete seine Tränen, seine Furcht schwand, und als sie mit ihm durch die Küche hüpfte und: „Blödkopf! Blödkopf!“ rief, da lachte auch er. Der große graue Vogel aber beobachtete sie stumm aus starren, gelben Augen…

Man hat bei deinen Kurzgeschichten den Eindruck, da muss noch etwas kommen. Die Geschichte aber ist zu Ende. Es fehlt auch nichts, dennoch hat man den Eindruck da fehlt eine Erklärung – sie fehlt aber nicht – Sorry, besser beschreiben kann ich es nicht – machst du das extra?

Ralf Boscher:
Ja.

Und wenn dieser Eindruck entsteht, habe ich es wohl richtig gemacht. Die Kurzgeschichte gibt dem Leser das Gefühl etwas Ganzes zu sein, wobei sie natürlich aufgrund der Kürze nur einen Ausschnitt darbieten kann. Somit fehlt einiges. Aber weil gleichzeitig, wie du es beschreibst, nichts fehlt, beinhaltet der Ausschnitt alles, was wichtig ist. Manchmal ist einfach richtig aufzuhören, wenn es am Schönsten ist… (oder am Schrecklichsten).

ebookgemein.de:
Was macht Ralf Boscher in seiner Freizeit? Hat er welche?

Freizeit ist für mich die Zeit, die ich nicht damit verbringe, meine Brötchen zu verdienen (also Texte für die oben erwähnten Leser unter Pseudonym zu schreiben). Ich habe meine Frau, meine Familie, meine Freunde. Ich habe meine Schreibprojekte. Meinen Garten, in dem ich einfach gerne sitze und ins Grüne blicke (wenn ich dieses nicht gerade beischneiden muss). Ich lese. Ich höre viel Musik, gerne auch wenn ich schreibe, oder wie jetzt, da ich auf die Fragen antworte.

ebookgemein.de:
Wo steht Ralf Boscher in zehn Jahren?

Ralf Boscher:
Hoffentlich genau dort, wo ich im Moment stehe. In einer Liebesbeziehung. Gesund. Noch voll von Ideen. Und Lesern, die sich für meine niedergeschriebenen Ideen begeistern. Mit einem monatlichen Salär auf meinem Konto. Morgens mit dem guten Gefühl erwachend, mit dem ich Abends eingeschlafen bin. Vielleicht mit einer email in meinem Postfach von der ebookgemein.de: Hallo Ralf, du hast neulich…

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Von Helau bis Ho Narro – vom Niederrhein an den Bodensee

Diese Galerie enthält 12 Fotos.

1971

1971

Von Helau bis Ho Narro, vom Niederrhein an den Bodensee – vom rheinischen Karneval zur alemannischen Fasnacht. Vom Kind zum Mann. Einmal Cowboy und zurück…

Eine kleine Boscher-Verkleidungsgalerie.

 

 

 

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Weitere Galerien | Ein Kommentar

Buch-Cover – Ralf Boschers eBook- und Taschenbuch-Titel

„Wie du kommst gegangen, so wirst du empfangen“, war ein beliebter Ausspruch in Jugendtagen. Der erste Eindruck zählt. Ein Blick genügt, heißt es. Entweder wird zugegriffen oder aber weitere Eindrücke interessieren uns nicht.

Buchcover.

Gefällt uns ein Buchcover, so nehmen wir das Buch zur Hand, lesen den Klappentext, blättern im Buch, lesen es an. Gefällt uns das Cover eines eBooks, so lesen wir die Beschreibung, die Leseprobe.

Hier sind nun die Buchcover meiner eBooks und Taschenbücher. Der erste Eindruck zählt, heißt es. Ich hoffe, sie machen einen guten Eindruck.

Ralf Boscher - Best of Cover_Abschied_Boscher_klein

Ralf Boscher - Engel Ralf Boscher -Pommes

Ralf Boscher - Haariger Ralf Boscher - Tiefer

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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Eine Menage á trois, weißes Pulver und The Doors – neue Leseprobe aus „Abschied ist ein scharfes Schwert. Ein Mordsroman“

Ralf_Boscher_Krimi_Mordsroman_Abschied„Johanna war Erstsemester Philosophie, hatte aber zuvor schon einige Semester Wirtschaftswissenschaften studiert. Ich lernte sie in der Cafeteria kennen, wo sie bei einer Zigarette über dem kommentierten Vorlesungsverzeichnis Philosophie saß, und sich, wie sie es ausdrückte, ansah und anstrich, was sie sich dann doch nicht ansehen würde. Sie machte einen etwas verlorenen Eindruck auf mich. Das Einzige, was sie sicher wusste, schien zu sein, dass sie Zeit bräuchte, um sich zu entscheiden, was sie denn jetzt aus ihrem Leben machen wollte (deswegen auch Philosophie als Fach, nicht da die Philosophen sich mit Lebenszielen auskennen würden, sondern da das Fach so strukturiert war, dass es einem die Zeit ließ, diese Frage wenn schon nicht zu beantworten, dann doch zu stellen). Und was sie noch sicher wusste, war, dass sie eine feste Liebesbeziehung wollte. »Bin halt hoffnungslos romantisch«, meinte sie, »Glaube halt daran, dass es jemanden da draußen gibt, einen mir vorbestimmten Jemand, mit dem ich mein Leben teilen und alt werden will.« Ob mit Männlein oder Weiblein, war dann schon wieder unsicheres, den gängigen romantischen Vorstellungen nicht entsprechendes Terrain. Als ich meinte, na, wenn bei mir auch manchmal alles zu schwimmen scheint, das wenigstens sei mir klar, schaute sie mich fragend an: »Du sagst das so sicher. Noch nie einen Typen getroffen, der dich anzog? Noch nie dieses Kribbeln gespürt, wenn die Grenzen, die einem so mühsam anerzogen wurden, zu zerfließen scheinen?« Nein, sagte ich, ich könne mir halt nicht vorstellen, einen Mann zu küssen, und dann vielleicht noch einen mit Bart. »Aber das jemand dich küsst, dich Mann mit Dreitagebart, das kannst du dir schon vorstellen?«, meinte sie schnippisch. Und dann meinte sie noch: »Stell’ dir doch nur mal vor, wie viele neue Möglichkeiten sich da für dich ergeben würden. So rein quantitativ!« Typisch Wirtschaftswissenschaftler, erwiderte ich, immer den Mehrwert im Kopf, vor lauter Quantitäten völlig die Qualität aus den Augen verlierend.

Aber auch wenn Johanna mir dann mit geradezu missionarischem Eifer von einer menage á trois erzählte und die Zahlenverhältnisse nun wirklich, was die Möglichkeiten intimer Zwischenmenschlichkeit anging, auf ihrer Seite waren, schien sie mir trotzdem keinen sonderlich erfüllten Eindruck zu machen. Was ich ihr dann auch sagte. »Ja, an manchen Tagen«, seufzte sie übertrieben theatralisch, »da liegt’s einem einfach auf der Seele. Da macht’s keinen Unterschied, ob der Heuhaufen nun zwei Meter oder vier Meter hoch ist, die Sehnsucht, die Nadel zu finden, ist die Gleiche.«

Eine Zeit lang trafen wir uns oft in der Cafeteria, zufällig, wobei ich dem Zufall ein wenig auf die Sprünge half, indem ich mehrmals am Tag der Cafeteria einen Besuch abstattete und nach Johanna Ausschau hielt. Und dann endlich fragte sie mich, ob ich vielleicht am Abend mit ihr ausgehen wolle. Sie würde mich abholen.

Zur verabredeten Zeit saß ich an meinem Schreibtisch über meinem Manuskript, ein Glas Rotwein neben mir und harrte der Dinge, die da kommen mögen. Und was kam, war nicht nur Johanna, sondern ebenfalls eine Freundin von ihr. Wie sich herausstellen sollte, eine sehr gute Freundin von ihr. Ich hatte das Klingeln absichtlich überhört, war so vertieft in mein Manuskript, dass Udo ihnen aufmachen musste. Als die beiden Hand in Hand mein Zimmer betraten, geschah dies genau in dem Augenblick, da ich die Seite aus meiner Schreibmaschine riss, zerknüddelte und in Richtung der Bücher warf, die ich als vorbereitende Lektüre für meine Hauptfigur benutzte und die ich dekorativ um mein Sofa herum drapiert hatte. Johannas Freundin meinte gleich: »Der Künstler am Werk!«, und als ich aufstand, ihnen entgegenkam und sagte: »Na, ein Werk soll es noch werden, jetzt ist es vielleicht nur ein Werkchen!«, war das Eis gleich gebrochen.

Wir fuhren dann zum RPL, dem Rockpommels Land. Raphaela saß am Steuer und Johanna neben ihr auf dem Beifahrersitz. Eine Flasche Rotwein kreiste, geht ja fast immer nur gerade aus auf der B7 Richtung Gevelsberg, aus dem Kassettenrekorder dröhnte, uns auf die erwartete Musik einstimmend, Led Zeppelin, Johannas Kassette, am Vortag aufgenommen. Since i’ve been loving you, dreimal hintereinander, dann viermal Babe i’m gonna leave you. »Heuhaufen-Stimmung?!«, schrie ich nach vorne und stupste ihr mit einem Finger in die Seite (was so viel bedeuten sollte, wie: Schau her, hier bin ich doch, die Nadel!), woraufhin Johanna mich, sich mit ihrem Oberkörper zwischen den Sitzen nach hinten zwängend (sie fuhr ohne Gurt), am Nacken packte, mich doch wahrhaftig auf den Mund küsste, dabei sogar mit ihrer Zunge meine Lippen berührte, und ebenfalls schrie: »Ja, und Grenzenverwisch-Stimmung!«. Na, dachte ich, das kann ja was geben.

Und es gab etwas. Etwas, was es, bei aller Liebe für Johanna, bestimmt nicht gegeben hätte, wenn sie mich nicht so betrunken gemacht hätten. Ich sage es mal so. Johanna war mit ihrer Mission, meine Möglichkeiten quantitativ (und wie ich es empfand, vor allem qualitativ) zu erweitern, in dieser Nacht erfolgreich. Denn die Nacht, die wir zu dritt begonnen hatten, endete in Raphaelas Altbauwohnung zu viert.

Raphaela war erstaunlich. Wenn ich nicht schon ein Auge auf Johanna geworfen gehabt hätte, dann wäre es gut möglich gewesen, dass ich mich in sie verguckt hätte. Ich habe noch nie eine Frau gesehen, die bei den ruhigen Parts eines Rockstücks so aus den Hüften heraustanzte, um dann bei den härteren Stellen förmlich zu explodieren. Ich und Johanna standen an der Tanzfläche, mit dem Rücken zur Theke (wo sie einen Gin-Tonic nach dem nächsten orderte und bezahlte) und beobachteten sie, beziehungsweise, ich beobachte vor allem Johanna, wie sie Raphaela beobachtete, und wenn ich ein Blitzen in ihren Augen sah, dann sah ich auf die Tanzfläche, wo ihre Freundin umringt von lauter gestandenen Rockern und rockbegeisterten Studenten ihre Hüften schwang. Zwischendurch tanzten auch wir, ich und Johanna, wobei es mir sehr angenehm den Rücken herunter kribbelte, dass sie mich dabei fortwährend ansah, mich manchmal in ihre Arme nahm, ihren Unterleib gegen meinen schwingen ließ, und mir ins Ohr sang, wobei sie ein ums andere Mal mit ihrer Zunge meine Ohrmuschel liebkoste.

Das tat sie auch später in dieser Nacht noch einmal, da alles gelaufen war und wir auf Raphaelas breitem Bett lagen, rauchten und ich mühsam versuchte, mir darüber klar zu werden, was denn da eigentlich geschehen war. »Und war es so schlimm? Jetzt hast du jedenfalls Stoff für deinen Roman!«, meinte sie leise, um die beiden anderen nicht zu wecken, und das Lächeln in ihrer Stimme war nicht zu überhören, als sie dann noch sagte: »Ich habe Raphaela extra gebeten, uns einen Kerl auszusuchen, der glatt rasiert ist!«

»Ja!«, meinte ich, nur mühsam meine Beherrschung behaltend, da mir bei ihren Worten schlagartig klar wurde, dass ich nicht die von ihr gesuchte Nadel im Heuhaufen war, sondern nur jemand, mit dem man sich nett die Zeit im Heu vertreiben konnte, bis man irgendwann auf eben jene Nadel stieß, »Ja, Haare auf den Zähnen hat er jedenfalls keine gehabt!« Gleichwohl dachte ich, dass ich diesen Typ so ganz spontan doch gerne um einiges gründlicher rasieren würde, als es einem Mann lieb sein kann…

Nun gut, er konnte nichts dafür, dass ich auf Johannas linkes Spiel hereingefallen war. Gezwungen mitzuspielen hat mich ja schließlich auch keiner. Es sei denn, man wollte diesen unwiderstehlichen Drang, den ich verspürte, nicht lange, nachdem wir zu viert Raphaelas Wohnzimmer betreten und uns über eine Flasche Jack Daniels hergemacht hatten, und Johanna begann, zu tanzen und sich dabei ihrer Wäsche zu entledigen… Also, es sei denn man wollte diesen Drang, den ich spürte, als ich ihre großen Brüste in weichem Kerzenlicht zur lauten Musik von Guns N’ Roses (Welcome to the jungle) wippen sah und neben mir auf dem Sofa Raphaela sich über den Schoß ihres neuen Bekannten gebeugt daran machte, jenem zu zeigen, dass sie nicht nur die richtige Bewegung der Hüften drauf hat… Ja, es sei denn, man interpretiert dieses Gefühl, das mich aufstehen ließ, als Johanna sich – mich anlachend – Whiskey über ihre Brüste goss, bis sie golden schimmerten, ja, das mich aufstehen und schließlich an Johannas Brüsten lecken und saugen ließ, während ich aus den Augenwinkeln sah, dass es nun an dem Kerl war, der auf dem Sofa ausgestreckten Raphaela zu zeigen, dass auch er die richtigen Bewegungen kannte… Ja, es sei, man nimmt an, dass dieser Drang, der Spur des Whiskeys zu Johannas nacktem Bauch hinab zu folgen, etwas so Zwanghaftes an sich gehabt hätte, dass ich nicht anders konnte, als Johanna Folge zu leisten, da sie mir bedeutete, dieses weiße Pulver, das sie sich selbst unter die Zunge massierte, von ihren feuchten Brustwarzen zu lecken.

Nein, gezwungen hat mich niemand, mich ebenfalls auszuziehen und stillstehen zu bleiben, als dann Raphaela – zugegeben, berückend unberockt – zu Johanna und mir trat, während dieser Kerl, die Hose um die Knie baumelnd, zur Anlage stolperte, um neue Musik aufzulegen. Lächelnd hielt ich still, als Raphaela ihre Finger in die Haare der mittlerweile vor mir knienden Johanna grub und sie mit sanfter Gewalt zu sich hochzog. Raphaela schlang ihr Arme um Johannas nackte Hüften und die beiden küssten sich leidenschaftlich, während aus den Boxen jetzt die Live-Version von Light my fire schallte, was ebenso abgeschmackt wie passend war, und mir eine Hand, nein, zwei Hände das Gefühl gaben, ein Teil dieses Kusses zu sein. Dieses Kusses, an dem dann auch meine Lippen und meine Zunge Anteil nahmen, bis es an Johanna war, nun ihrer Freundin in die Haare zu fassen und jener die Richtung zu zeigen, in die sie nun zu gehen hatte, den Weg, den bereits eine ihrer Hände vorangegangen war, und an dessen Ende ich in lächelnder, stiller Erwartung wartend stand. Ich hätte Nein! sagen können, als Johanna das weiße Pulver nahm, mich damit betupfte, und Raphaela die Anweisung gab, es abzulecken. Selbst wenn ich es vielleicht nicht sofort gesehen und gespürt hätte, was Johanna mit mir und an mir und durch mich tat, hätte ich immer noch Nein! sagen können, als auch Johanna sich vor mich hinkniete und sich mit Raphaela beim Tupfen und Lecken abwechselte, als plötzlich dieser Kerl neben mir stand, und sich das Betupfen und Lecken auf ihn ausdehnte, als The End begann, und sie zu dritt vor mir knieten, als…

Nun, Schwamm drüber, ein paar Tage danach war all das nicht mehr wichtig, denn ich lernte Magdalena kennen, und dann hatte ich ihn endlich, meinen Mörder, und Johanna und Raphaela und der Kerl waren nur noch Futter für meine Bestie.“

Ende der Leseprobe aus: Abschied ist ein scharfes Schwert. Ein Mordsroman von Ralf Boscher. Der Roman ist als eBook und als Taschenbuch bei Amazon erhältlich.

Liebe, Lust und Leichen im Keller. Leben und Sterben zwischen Nietzsche, dem Niederrhein und der Müllverbrennungsanlage in Wuppertal, in einer Nebenrolle: die Imperia in Konstanz außer Rand und Band.

„Abschied ist ein scharfes Schwert“ ist ein ungewöhnlich erzählter, an Ironie reicher Mordsroman über einen Schriftsteller und einen Fan, über Gewalt und Gier, Tod und Wiederauferstehung. Ein Buch, das in vielen Genres wildert.

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