Monatsarchive: Januar 2014

Dendritenflipper – eine Szene mit Lichterblinken und Pling

Ralf Boscher - Engel

Alex Unbehagen stieg mit jeder Stufe, die er im Hausflur hinabging, und plötzlich, auf dem Fuß der Treppe, hatte Alex die Frage. Und nur einen Schritt weiter hatte er auch die Antwort.

Wann hatte Helen eigentlich den Unfall? so lautete die drängende Frage, und sie ging zusammen mit dem bohrenden Unbehagen in genau der Antwort auf, die er am wenigsten hören wollte: An dem Abend, an dem ich sie abgekanzelt habe! Er schlug die Tür des alten Audi zu, drückte die Zigarette aus, startete, gab Gas und KLACK! schoss er los. Sein schlechtes Gewissen katapultierte ihn in einen ganzen Apparat von Schuldgefühlen. Dendritenflipper: Überall blinkten Lichter, und PLING! stieß ihn das Vonsichselbstenttäuschtsein durch den Raum, durch den er, konfus sich um alles andere als um seine Achse drehend, raste.

Er knallte vor das ZU SPÄT! und das BRÜLLEN des Schaffners ertönte wieder: ABGELAUFEN! Abgelaufen! dröhnte es in Alex Ohren, während eine Art magnetischer Sog ihn auf der Stelle festhielt. Abrupt hörte das Dröhnen auf, Farben wechselten rasend schnell und der Sog löste sich. Alex bekam einen Schlag von hinten und schoss wieder quer durch den Flipper. AN DEM ABEND, DA ICH SIE ABGEKANZELT HABE! sang quäkend eine etwas leiernde Automatenstimme und bei: ICH HAB‘ ES NOCH NICHT MAL GEWUSST! gab es ein Freispiel.

Das gab einen Haufen Punkte, und er fuhr in einem Aufzug, die Wände verspiegelt, mehrfaches, dutzendfaches Bild des KLEINEN, SCHWACHEN, DICKLICHEN JUNGEN, in die zweite Etage des Apparates hinauf. Das Spiel hier nannte sich: DU HÄTTEST BEI IHR SEIN SOLLEN! und kaleidoskopmäßig gebrochen jagten Erinnerungsfetzen durch sein Hirn, Frustfetzen, Selbstekelschnipsel, und eine altbekannte Stimme heizte dieses kreisende, sich so verdichtende Depressionsmosaik noch an: MACH DICH DOCH EINFACH WEG! Bei: SIE WOLLTE NICHT BEGRABEN WERDEN! bekam Alex wieder einen Schlag und weiter ging es, begleitet von der altbekannten Stimme, wieder hinunter in die erste Etage: AN DEM ABEND, DA ICH SIE ABGEKANZELT HABE! sang hier die müde leiernde Automatenstimme noch ein paar Takte, und der Schaffner brüllte noch einmal: ABGELAUFEN! dazwischen; dann färbte sich die Welt rot, und Alex knallte vor das ZU SPÄT! Er hatte eine Ampel übersehen und war auf ein anderes Auto geprallt.

Ende der Leseprobe. Entnommen dem Kapitel “Teufel im Leib” aus Ralf Boschers Roman “Engel spucken nicht in Büsche: Roman über Liebe, Tod und Teufel”.

“Engel spucken nicht in Büsche” – ein Krimi. Ein Roman über den Verlust der Unschuld. Erotisch. Hart. Zärtlich. Schonungslos. Ein spannendes Buch über Hoffnung und Schmerz, über Liebe, Leid und Lust.

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Nicht mehr in die Röhre gucken – wieder über Sex schreiben können…

Endlich kann ich wieder über Sex schreiben oder, wenn ich denn je auf diese Idee komme, über Xavier Naidoo.

Gebraucht_Neu
Gebraucht – ein Wort, dass mich seit dem Auszug bei meinen Eltern begleitet. Was habe ich nicht alles mitgenommen. Einen gebrauchten Herd, einen Kühlschrank, die Kaffeemühle… Und nicht zu vergessen, die schönen alten Küchenutensilien meiner Oma, die ich in einem alten Schrank ausgegraben hatte. Der Quirl, das Besteck, der Suppenschöpflöffel, alles mit Holzgriff. Fein – und auch heute noch in Gebrauch. Gebraucht – ein Gedanke, der altmodisch ist und dennoch in seiner Nachhaltigkeit topaktuell.

Altmodisch: Weil doch heutzutage alles neu sein muss. Denn Neu!, das heißt doch: Gut!
Nachhaltig: Weil vieles auf dem Müll landen würde, wenn ein anderer es nicht im gebrauchten Zustand in Gebrauch nehmen würde.

Jemand, wie ich zum Beispiel. Blicke ich in meinem Arbeitszimmer herum, dann sehe ich viele gebrauchte Gegenstände. Der Tisch, an dem ich gerade sitze. Das Regal zu meiner Linken, bestehend als alten Brettern und Weinkisten. Alles erzählt eine Geschichte. Dort und dort besorgt. Von dem oder der geschenkt bekommen. Mitgenommen aus meiner ersten Wohnung, meiner zweiten, mit mir von Wuppertal an den Bodensee umgezogen… Der Schrank in meinem Rücken zum Beispiel. Der stammt aus der Auflösung eines Büros in Wuppertal. Wie viele Möbel haben wir nicht damals, als ich mir am Wochenende einen Teil meiner Miete als Möbelpacker verdiente, diverse Treppen hinunter geschleppt, sie in den 7,5 Tonner gewuchtet, nur um sie, weil sich kein Abnehmer fand, zur Müllverbrennungsanlage zu karren. Aber nicht diesen schönen, alten Dokumentenschrank mit variabler Fächereinteilung. Ein schweres Teil, dass mich schon einige Umzüge begleitet hat. Ideal, um meine CDs aufzunehmen.

Nun gut, die CDs. Die sind nicht gebraucht. Auch nicht die Tastatur, auf der ich gerade tippe. Oder der Computerbildschirm, auf den ich gerade sehe. Der Stuhl, auf dem ich sitze… Manchmal ist neu! eben doch gut! Weil neu bei CDs zum Beispiel bedeutet, die CD in einer Verpackung zu erhalten und es ein Teil des Ritual ist, diese Verpackung abzureißen, diesen speziellen Geruch neuer CDs wahrzunehmen, bevor die CD in den Player geschoben wird, das Booklet in die Hand genommen wird, dessen Seiten, weil frisch aus der Druckerei, manchmal noch aneinander haften. Erinnert sich noch jemand an diesen ganz eigenen Geruch der alten Drei??? Bücher? Was habe ich als Kind doch dem neuesten Band entgegen gefiebert. Und dann, wenn ich genug gespart hatte, bin ich in den Buchladen – und habe mir die Neuerscheinung gekauft. Sie nach Hause getragen, aus ihrer Plastikhülle befreit – und dann begleitet von diesem ganz eigenen Geruch bin ich in der Welt von Justus, Peter und Bob verschwunden.

Ja, manchmal ist neu eben doch gut. Weil eben manches, auch wenn es viele Geschichten zu erzählen gäbe, eben doch so sehr gebraucht war, dass es unbrauchbar wurde. Und diese Erfahrung mache ich schweren Herzen – auch wenn man sein Herz ja eigentlich nicht an Dinge hängen soll. Aber gleichwohl. Ich finde es falsch, nicht um die Dinge, die einen begleitet haben, zu kämpfen. Sie bei den ersten Anzeichen von Gebrauchsspuren aufzugeben. Zu schnell nach etwas Neuem Aussicht zu halten…

Mein alter Laptop zum Beispiel. Gebraucht gekauft. Weil: Das Geld. Weil: Ich schon schon lange einen Thinkpad haben wollte. Mit rotem TrackPoint. Weil ich Wert auf eine gute Tastatur lege. Und so habe ich mir vor Jahren meinen T42 zugelegt. Ein treuer Gefährte. Daheim. Unterwegs. Bis sich an der Tastatur Verschleißerscheinungen bemerkbar machten: Die X-Taste funktionierte nicht mehr. Und die x-Taste brauchte ich. Schrieb ich doch an einer Geschichte, in der es nicht nur häufiger um Sex ging, sondern in der dieses Wort auch öfter auftauchte, auftauchen sollte, weil die Dialoge keine Umschreibung zuließen. Also habe ich eine Office-Datei angelegt, in die ich ein x und ein X hineinkopiert habe, um den kleinen und den großen Buchstaben bei Bedarf aus der Datei herauszukopieren – also vor allem das kleine x. Das war natürlich auf Dauer zu umständlich. Also recherchiert und die Tastaturbelegung geändert. Wer braucht schon ein Y? Nun auch das braucht man manchmal. Und so habe ich mich dazu durchgerungen eine neue Tastatur für meinen alten Laptop zu erwerben, den Schraubenzieher in die Hand zu nehmen (was bei meinem technischen Geschick einiges heißt) und die Tastatur auszutauschen. Und siehe da, es funktionierte. Was war ich froh und stolz: Ich hatte es gerichtet und endlich konnte ich wieder ohne umständliche Umwege über Sex schreiben oder, wenn ich denn gewollte hätte, über Xavier Naidoo. Endlich waren wieder ohne Mühe so schöne Sätze wie „Das war ein Satz mit X“ möglich…

Nur leider war dies „ein Satz mit x“, denn die Freude währte nicht lange. Manchmal ist lange gebraucht eben doch unbrauchbar. Plötzlich machte mein Thinkpad Geräusche, die er nicht machen sollte. Der Lüfter, die Festplatte. Dann gab der Monitor seinen Geist auf – glücklicherweise erst nachdem ich ein komplettes Backup gemacht hatte. Und so schreibe ich die Zeilen auf einer neuen Tastatur, verbunden mit einem neuen PC, der seine Daten auf einen neuen Bildschirm ausgibt – und ich genieße es. Manchmal ist neu eben doch gut!

Wobei dieses Neue eben auch eine Geschichte hat. Zum Beispiel die gerade erzählte. Dies scheint mir wichtig zu sein. Gerade in Zeiten, in denen wir leben, und an dem Ort, an dem wir leben und uns soviel mehr leisten können, als andere Menschen in anderen Umständen. Denn was liegt einem schon am Herzen, wenn es keine Geschichte zu erzählen hat? Wenn in einem Gegenstand, den man gebraucht oder neu erworben hat, nicht eine Erinnerung mitschwingt, die diesen Gegenstand mit unserem Leben verbindet?

Man soll sein Herz ja nicht an Dinge hängen, heißt es. Aber Erinnerungen an Dinge hängen, ist etwas anderes, finde ich. Das haben schon die alten Griechen gewusst mit ihrer Gedächtnistechnik, der Topik. Topos heißt „Ort“, „Stelle“, und die Gedächtnislehre beruht auf der Erfahrung, dass wir uns Dinge besser merken können, wenn wir sie in Gedanken mit Stellen verbinden, die uns vertraut sind. Kurz: Wir erzählen uns eine Geschichte, um uns etwas zu merken. Etwa eine Geschichte der abendlichen Heimkehr nach dem Arbeiten. Ich parke vor dem Haus mein Auto (Stelle 1) und sehe in dem Moment, da ich die Scheinwerfer ausschalte einen Pinguin über die Straße hüpfen. Ich wundere mich, steige aus, gehe zur Haustür, an die (Stelle 2) jemand einen weißen Schleier genagelt hat. Ich schließe auf und trete beinahe im Hausflur (Stelle 3) in eine Bratpfanne voller Bratfett. Und um sicher zu gehen, falls mir bis hierher noch nicht eingefallen ist, was ich mir merken wollte, sind auf der Treppe zur Wohnungstür Rosenblätter verstreut. Und Heureka! Ich trete dieses Mal nicht ins Fettnäpfchen, ich erinnere mich daran, dass ich mich damals über die Nonne lustig gemacht habe, die dem Pfarrer assistierte, und wie wenig dies meiner Frau gefallen hat… Und so kehre ich um, fahre schnell zur Tanke, um, wenn es sie denn zu kaufen gibt, Rosen zu besorgen. Denn heute ist Hochzeitstag!

Nun, die alten Griechen habe diese Technik natürlich wesentlich ausgefeilter ausgeübt. Aber im Kern sollte klar geworden sein, um was es geht. Was uns täglich umgibt, jedes Ding in unserer Nähe, sorgt dafür, dass wir uns in einer Welt bewegen, die voll mit Erinnerungen ist. Und Dinge, die wir länger im Gebrauch haben, haben mehr zu erzählen.

Nachhaltigkeit hat also für mich etwas mit der Lust, dem Bedürfnis zu tun, aus seinem Leben eine kohärente Geschichte zu machen. Keine pure Aneinanderreihung von willkürlichen Akten. So gedacht ist Nachhaltigkeit in ihrer Aktualität ein sehr altmodischer Gedanke: Denn am Anfang war das Wort – und das war bei dem, der mit der ersten großen Geschichte begann. Und so schuf er etwas Neues, die Welt. Und er schuf den Menschen, um durch dessen Gebrauch der Welt selbst zur Geschichte zu werden.

Apropos Anfang… Jetzt gegen Ende meiner Überlegungen möchte ich doch noch einmal auf den Titel meines Beitrags zurückkommen: Wir gucken nicht mehr in die Röhre.

Jahrelang haben wir über ein betagtes, höllenschweres Röhrengerät ferngesehen. Auch wenn der Fernseher mittlerweile gewisse Ermüdungserscheinungen zeigte, so dauerte es manchmal ein paar Minuten, bis aus der schwarzen Röhre allmählich ein Bild entstand, tat er im Großen und Ganzen, was er tun sollte. Also war ein neuer Fernseher nötig?

Nein, er war nicht nötig. Wir brauchten nicht unbedingt einen Neuen – aber wir hatten Lust darauf. Und es gehört zu meiner Geschichte, mich darüber freuen zu können, in einem gewissen wohl dosierten Rahmen dieser Lust auf etwas Neues auch nachkommen zu können. Also: LED. Flach. Viel größerer Bildschirm. Und ich kann doch tatsächlich vom Sofa aus die Schrift im Videotext lesen. Manchmal ist neu eben doch gut. Wie wir den gebrauchten, höllenschweren Röhrenfernseher auf den Dachboden geschleppt haben – nun, das ist eine andere Geschichte. Eine Geschichte, die vielleicht eines Tages jemand anderer erzählen wird.

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Am liebsten hätte er nicht hingesehen – eine Familientragödie in 7 Strophen

Tragoedie
Am liebsten hätte er nicht hingesehen

Er ist zufrieden und sitzt wohlig warm
Vor dem Fernseher, das Töchterchen im Arm,
Plötzlich hört er einen schrillen Schrei,
Besorgt eilt Inge, seine Frau, herbei:

„Wo kam das her, dieses Schreien?“
„Es wird aus dem Fernseher gekommen sein!
Ich bringe jetzt die Kleine ins Bett,
Und dann machen wir es uns so richtig nett!“

Als er am Bett des Töchterchens steht,
Hört er, dass das Schreien weitergeht.
Er gibt ihr ein Küsschen und sagt ihr im Gehn:
„Träume schön, ich werd den Fernseher leiser drehn,

Jetzt schließ die Augen. Gute Nacht!“
Ganz leise er die Tür zumacht.
Das Schreien unterdessen hat aufgehört.
Endlich, denkt er, ist man ungestört.

„Endlich ruhig!“, sagt Inge, „Gott sei Dank!
Und Karin übernachtet heut bei Frank!“
Ja, und die Kleine schläft, endlich allein.
Komm, lass uns etwas gemütlich sein!“

Später, als sie ein Wimmern hören,
Lassen sie sich davon nicht mehr stören.
Am Fernseher drehen sie die Lautstärke rauf,
Da hört das Wimmern auch schon auf.

Am Morgen dann, er wollte zur Arbeit gehn,
Hat er, am liebsten hätt er nicht hingesehn,
Karin neben der Garage gefunden,
Nackt, tot, einen Gürtel um den Hals gebunden.

Ralf Boscher -Pommes
Das Gedicht stammt aus „Pommes weiß rot, Papagei und Tod. Familiengeschichten“.

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Kommentare, Reaktionen, Gedanken: „8400 Wörter für 7,95 Euro – ist der Preis korrekt? – ein Nachtrag

Umfrage_Preis_Ralf_Boscher
In meinem Beitrag „8400 Wörter für 7,95 Euro – ist der Preis korrekt?“ ging es um folgende Ausgangssituation: Der günstige Preis (manchmal sogar gratis) war für Indie-Autoren auf dem neu entstandenen eBook-Markt der Fuß, den sie in die Tür zu den Lesern bekamen. Daran schlossen sich meine Fragen an: Aber befinden wir uns heute immer noch in dieser Situation? Oder verkaufen wir Indie-Autoren uns unter Wert? Gleichzeitig habe ich auf meinem Blog zu diesem Thema eine kleine Umfrage gestartet.

Im Folgenden möchte ich die Reaktionen auf meinen Beitrag skizzieren, wie sie sich aus den Kommentaren auf meinem Blog und auch in einigen Literatur-Gruppen auf Facebook ergeben haben.

Es gibt zwei divergierende Haupteinschätzungen zur Preisgestaltung.

1. Die Qualität bestimmt den Preis. Also können auch Indie-Autoren höhere Preise verlangen – wenn sie denn Qualität bieten.
2. Indie-Autoren sind nicht in der Lage höhere Preise zu verlangen, da der günstige Preis das bislang wirksamste Mittel ist, um bekannt zu werden.

Zu 1.: Wichtigstes Kriterium für die preisrelevante Qualität eines Buches ist die handwerkliche Qualität zu sein.

Rechtschreibung, Grammatik, Stil, Cover-Aufmachung, Formatierung, Schriftbild, Satz, gravierende logische Fehler, Lektorat, Korrektorat.. All das sind Punkte, die – wenn sie denn ordentlich abgearbeitet wurden – für ein Indie-Buch einen Preis rechtfertigen, der auf dem derzeitigen Niveau von Verlagsbüchern liegt.

Zitate:
„…die Fehlerquote und ein wenig auch aufs Cover, finde ich.“

„Lektoriert? annehmbarer Satz?“

„…mich persönlich gruselt es schon, wenn ich ein Buch lese, bei dem ich abwägen muss, ob ich den Inhalt oder die katastrophale Rechtschreibung und Grammatik lustiger finde…“

„Ich denke, die Indies sollten umdenken. Ihre Arbeit ist nicht schlechter oder weniger wert. Und sehr viele von uns haben die gleichen Ausgaben, wie ein Verlag! Auch wir kaufen Lektorat, Cover etc. ein, das bezahlt werden muß!“

„Gute Autoren, die viel Arbeit und Geld in ihr Werk gesteckt haben, müssen nur aufhören, Angst zu haben und sich unter Wert zu verkaufen.“

„Es gibt inzwischen Bemühungen in der Indie-Bewegung, sich da ganz klar von der Masse abzugrenzen und eine Art Gütesiegel einzuführen, das dem Leser hilft, wenigstens handwerklich auf der sicheren Seite zu sein.“ (im Originalkommentar kein Link, R.B.)

Zu 2.: Wichtigstes Kriterium für die sehr günstigen Preise von Indie-Büchern sind die nicht vorhandenen Verkäufe bei höheren Preisen.

Unabhängig von der Qualität eines Buches – die Marketingmöglichkeiten eines Indie-Autors bestimmen den günstigen Preis. Denn die günstigen Preise sind immer noch das beste Mittel, um bekannt zu werden. Ja, vielleicht sogar das einzige Mittel.

Zitate:
„…ist der Preis leider mehr oder minder das einzige Marketinginstrument, das ein Indie hat.“

„Habe ich als Indie eine Wahl? Nein! … Gehe ich mit einem EBook über 2,99 Euro, brechen die eh schon mageren Verkäufe ein.“

„Ja, seitdem eBooks sich durchsetzen, befürchte ich, dass sie irgendwann nach Gewicht abgerechnet werden müssen. (und ich meine das nicht einmal ironisch)“

„Wenn sie gut sind … Nur leben wir in einer Wegwerfgesellschaft, in der die >Geiz-ist-geil-Mentalität< vorherrscht. Leider, aber so ist das Leben. “ Somit lassen die hier skizzierten Überlegungen bezüglich meiner Fragestellung so zusammenfassen:
Ja, viele Indie-Autoren verkaufen sich unter Wert. Ja, Indie-Autoren befinden sich heute immer noch in der Situation, über den Preis punkten zu müssen.

Ergebnis meiner kleinen Umfrage und Daten der Selfpublisher-Bibel zum Preisgefüge von eBooks:

Umfrage_Ergebnis_Buchpreis
In meiner kleinen Umfrage habe ich gefragt: „Ein Verlagsroman und ein Roman eines Indie-Autors aus dem gleichen Genre bei vergleichbarem Umfang kosten beide als Taschenbuch 13,90 Euro, was denkt Ihr über den Preis?“

36 Besucher meines Blogs haben gevotet. Eine geringe Datenmenge, aber immerhin ein Fingerzeig: Den genannten Preis fanden die meisten bei beiden zu teuer (17x), 10x wurde für „bei beiden angemessen“ gevotet. Relevant für meine Fragestellung sind vor allem die anderen Votes: 7x wurde bei Indie-Autoren und 6x bei Verlagsautoren für „korrekter Preis“ gevotet.

Aus diesem „Kopf-an-Kopf-Rennen“ schließe ich, dass zwischen Indie-Autoren und Verlagsautoren keine großen Unterschiede hinsichtlich der Preise gemacht werden: Indie- und Verlagsautoren könnten sich also in der gleichen Preisebene bewegen.

In diese Richtung deuten auch Kommentare auf meinen ursprünglichen Beitrag:

„Für mich würde es bei der Kaufentscheidung preislich keinen Unterschied machen, ob das Buch von einem “Indie” oder einem Verlagsautoren stammt. Wenn ich mich für ein Buch interessiere, lese ich kurz rein und entscheide, ob mir der Stil gefällt oder nicht. Und dann kaufe ich es oder nicht.“

„Kann mir nicht vorstellen, das die meisten Leser explizit zwischen Indie und Verlag direkt unterscheiden und ihre Preisforderungen danach ausrichten. Die gehen wie sonst auch nach Inhalt. Wenn einem eine Story den Beitrag X wert ist, wird es gekauft, wenn nicht, dann nicht. Dass man die Käuferschaft, speziell die eBooker, mit Niedrigpreisen auch konditionieren ‚kann‘, ist etwas das man sich genauer anschauen sollte.

Letzten Hinweis finde ich hinsichtlich des derzeitigen Preisgefüges auf dem eBook-Markt sehr interessant, da sich die Entwicklung abzeichnet, dass eBooks im Schnitt günstiger werden. Eine Entwicklung, die vielleicht mit dieser erwähnten „Konditionierung auf Niedrigpreise“ zusammenhängt – eine Entwicklung, gegen die aber gerade Indie-Autoren mittlerweile ansteuern:

Also wie sieht derzeit das Preisgefüge bei eBooks aus?

Self-Publisher-Bibel
Die Self-Publisher-Bibel (Grundlage Amazon e-Book Charts zweite Hälfte 2013) lieferte in einem tollen Beitrag hierzu sehr interessante Zahlen, die ich hier kurz paraphrasieren möchte:

Indie-Bücher unter den Top 10-eBooks kosteten im Schnitt 2,87 Euro – Verlagsbücher 6,50. Indie-Bücher in den Top 100 kosteten im Mittel 2,44 Euro – Verlagsbücher 7,11. Bei den Top 1000 lagen Indie-Bücher bei 3,30 Euro – Verlagsbücher bei 7,42 Euro.

Erfolgreiche, in den Charts präsente Indie-eBooks kosteten also im Schnitt weniger als die Hälfte eines Verlags-eBooks.

Insgesamt ist allerdings die Tendenz zu beobachten, dass mit Höhe der Chartplatzierung die Preise sanken: Aufs Ganze betrachtet kosteten eBooks in den Top 1000 6,22 Euro, in den Top 100 durchschnittlich 5,06 Euro und in den Top 10 im Mittel 4,56 Euro.

Sind also günstigere Titel erfolgreicher?

Bei Indie-Titeln ist interessanterweise die gegenteilige Tendenz festzustellen. Unter die Top 10 schafften es: 37 Titel unter 1 Euro, 45 eBooks zwischen 1-2 Euro, 60 Titel über 2,68 und unter 3 Euro. 117 Titel zwischen 3 und 4 Euro. 83 Titel über 4 Euro.

Die erfolgreichste Preisgruppe ist bei Indie-Titeln also nicht das Niedrigpreis-Segment unter 2 Euro, sondern die „höherpreisige“ Gruppe.

Somit führt obige Durchschnittszahl etwas in die Irre: Im Durchschnitt kosten Indie-Titel zwar weniger als die Hälfte von Verlagstiteln, aber erfolgreicher sind jene Titel, die innerhalb des Indie-Preisgefüges einen höheren Preis veranschlagen.

Ist also insgesamt die Tendenz zu beobachten, dass die Preise bei höherer Chartplatzierung niedriger sind, so schwimmen Indie-eBooks hier gegen den Trend. Aufgrund der Gesamtverteilung zwischen Indie- und Verlagsproduktionen in den Charts, kann man schließen, dass hauptsächlich die Verlage an der Preisschraube drehen (der Anteil der Indie-Bücher lag bei circa 39% unter den Top 10, 42% unter den Top 100 und 43% unter den Top 1000 lag).

Es sieht also so aus, also nähern sich Indie-eBooks und Verlags-eBook preislich aneinander an: Indie-Bücher werden teurer, Verlags-eBooks günstiger.

Somit möchte ich meine obige Schlussfolgerung ein wenig revidieren:
Nein, immer weniger Indie-Autoren verkaufen sich unter Wert, dies zeigt der Erfolg „höherpreisiger“ Indie-Titel. Ja, Indie- und auch Verlagsautoren müssen über den Preis punkten, das zeigt das sich verändernde Preisgefüge.

Die Frage ist nur: Wie punktet man sinnvoll über den Preis?

Ein genereller Niedrigpreis scheint, wie gerade ausgeführt, nicht der Weisheit letzter Schluss zu sein. Aber vielleicht führen Preisaktionen zum erwünschten Erfolg?

Mit Einführung von Amazons KDP-Programm und von KDP Select wurden die Gratis-Aktionen zum bevorzugten Mittel, um mit dem Preis zu punkten und Sichtbarkeit, Rezensionen und Charteinstiege zu erreichen. Und seit Einführung der Möglichkeit seine eBooks 5 Tage innerhalb von 3 Monaten gratis anzubieten, wird der Sinn und Unsinn der Gratis-Tage heiß diskutiert (einen sehr interessanten Beitrag zu diesem Thema von Matthias Brömmelhaus aka Béla Bolten findet Ihr hier). Auch in Reaktionen auf meinen ursprünglichen Beitrag wurde die „Gratis-Frage“ angeschnitten:

“Schlimmer finde ich aber die Gratis-Verramscher und 99 Cent Schnäppchenanbieter. Denen gebe ich die Schuld am Preisverfall der Indie-EBooks.”

“Meine Bücher wird es nie für 99 Cent geben, geschweige denn gratis.“

„Leider gelten diese (Gratis-)Aktionen unter Indies immer noch als probates Marketinginstrument, obwohl sie kaufmännisch ein reiner Alptraum sind.“

Wobei, ein Buch gratis potentiellen Lesern anzubieten, war schon immer Usus: Gratis-Exemplare an Multiplikatoren (wie Kritiker, Blogger, Buchhändler…), Leseaktionen mit Verlosungen von Gratis-Exemplaren auf entsprechenden Seiten (wie Lovelybooks) etc. Der große Unterschied ist hier: Die Gratis-Aktion betrifft nur einen sehr kleinen, ausgewählten Teil der potentiellen Leserschaft – bei KDP Select war diese selektive Auswahl nicht gegeben, im Extremfall hatte ein Autor mit der Gratis-Aktion seine gesamte Leserschaft bereits mit einem kostenlosen Exemplar versorgt. Anschließende Verkäufe und nachhaltiger Erfolg in den Charts stellten sich folglich nicht ein.

Aber wie auch immer, das Thema „Gratis-Aktionen“ scheint an Wichtigkeit zu verlieren: Sieht man sich eine der meistgelesenen Seiten zu diesem Thema an (xtme), so ist der Anteil der hier geposteten reinen Gratis-Aktionen sehr zurückgegangen. Einen mindestens ebenso großen Anteil nehmen nun zeitlich begrenzte Preisaktionen mit gesenktem Verkaufspreis (Einführungspreis, kurzzeitige Reduzierung etc.) ein.

Abschlussgedanke:

Von Verlagen lernen, heißt siegen lernen: Es heißt, die Verlage hätten den Einstieg in den eBook-Markt verpennt. Wie auch immer. Doch vielleicht haben sie einen längeren Atem, da sie aus ihren Fehlern – und den Fehlern der Indies – gelernt haben: So fahren auch Verlage seit geraumer Zeit bei Amazon Gratis-Aktionen, aber sie bieten keine ganzen Bücher gratis an, sondern XXL-Leseproben.

Leider funktioniert das für Indie-Autoren noch nicht, zumindest bei Amazon. Also sollte man vielleicht als aufstrebender Indie-Autor gleich zwei eBooks hochladen: seine XXL-Leseprobe (auch wenn die nur 5 Tage gratis ist innerhalb 3 Monaten) und sein gesamtes Buch zum regulären Preis, der sich dann auch gerne am Preisgefüge von Verlags-eBooks orientieren darf.

Ein letztes Zitat aus den Kommentaren:
„…schlussendlich wird es wohl immer so sein, Verlagsveröffentlichung oder Indie, dass sich erst nach dem Umblättern der letzten Seite wirklich herausstellt, ob der Preis für ein Buch “sich gelohnt hat”, oder nicht?“

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dies irae – Liebeskummer-Gedichte

Liebeskummer

Wir sind uns so fern

Du bist mir so fern,
Dabei wäre ich so gern
Dir so nah und Du
Wirfst Blicke mir zu,
Diese Blicke.
Wir lieben uns und sehen,
Wir wollen nicht auseinander gehen.
Dies hätte ich so gern,
Aber ich bin Dir so fern.

circulus vitiosus

Ich lag auf dem Bett,
Versuchte, zu lesen,
Und dachte doch an Dich.
Da fielen mir die Augen zu,
Und ich träumte davon,
Dass ich, als mir die Augen zu fielen,
An Dich dachte,
Obwohl ich versuchte, zu lesen,
Dort auf dem Bett,
Auf dem ich liege,
versuche, zu lesen,
Und doch an Dich denke.

carpe diem

Der Tag verlor sich in Stunden,
Da ich nur Zeit durch Adern presste.
Geronnen in Trägheit klumpten Sekunden
Zu Minuten, die aufhäuften sich zu Stunden,
In denen Tag um Tag belanglos verstrich
Und ich allmählich verblich.

dies irae

Bleib, wo du bist,
Und wo das auch ist,
Ich will es nicht wissen,
Will nicht erfahren müssen,
Wie es dir geht,
Wie es um dich steht,
Rühr mein Herz nicht an,
Damit es irgendwann
Nicht mehr wehtut,
Nicht so wehtut.

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Alter Wein in neuen Schläuchen? Was interessiert uns heute an einer uralten Denkmethode?

Bornscheuer Gemaelde_SonnenblumenMehr Material von meiner „wissenschaftlichen Baustelle“…

Topik. Warum Topik? Was interessiert uns heute an einer Denkmethode, die weit über 2000 Jahre auf dem Buckel hat? Schnee von gestern? Ist, was heute zu diesem Thema geschrieben wird, nicht alter Wein in neuen Schläuchen? Schließlich gibt es nichts Neues unter der Sonne. Also warum Topik?

Vielleicht weil uns hier ein sehr nützliches Werkzeug an die Hand gegeben wurde, um herrschende Meinungen, sowohl in der alltäglichen wie auch in der wissenschaftlichen Kommunikation, zu untersuchen. Ein Werkzeug, das in einem gut sortierten Analysewerkzeugkoffer neben Kuhns Paradigmen, Bourdieus Habitus und Foucaults Epistemen nicht fehlen sollte.

Foucault dachte darüber nach, wie das-was-ist nicht länger das-was-ist zu sein braucht. Vielleicht gibt es ja doch etwas Neues unter der Sonne? Und Topik hilft dem Denken, die Stelle zu finden, an der dieses Neue entstehen kann.

Eine „Stelle“, die mich immer fasziniert hat, war Lothar Bornscheuers Buch zur Topik – eben weil das Denken, das sich in diesem Buch zeigte, mir half, meine Leseerfahrungen mit Foucault und den anderen oben genannten Autoren „zu verbinden“.

Es ist ein Denken, welches Vorurteils-Struktur und Freiheit nicht als Gegensatz vorstellt:

Alle Produktivität, alles Nachdenken, alles Überzeugen, jede Lebensgestaltung, jedes Werk (ob nun Kunstwerk oder wissenschaftliches Werk) findet auf dem Boden der herrschenden Topik statt. Hier auf diesem Boden der Topik ergeben sich für den Menschen und Künstler aber auch Möglichkeiten der Freiheit.

Kurz gesagt: Mit Bornscheuer Topik zu betreiben, bedeutet nahe an Foucaults Auffassung von Philosophie zu sein als einer Denkhandlung, deren eigentlicher Sinn in der Veränderung eingeübter Denk-, Sprach- und Erfahrungsweisen besteht

Topik, so wie sie Bornscheuer analysiert hat, ist, um es Foucault zu sagen: „[…] eine Analyse der Zivilisationstatsachen, die unsere Kultur charakterisieren, definieren […] eine Ethnologie der Kultur, der wir angehören“ (Foucault, Michel: Von der Subversion des Wissens, hrsg. u. aus d. Franz. u. Italien. übers. von Walter Seitter, Frankfurt/M., Berlin, Wien 1974 (Ullstein, S. 13).

Und so fand – und finde ich – es sehr lohnenswert, sich mit dieser Art des Denkens zu beschäftigen. Und wer hier neugierig ist, der mag vielleicht ein wenig mehr in diesen Gedankengängen stöbern…

„Das Wahrnehmen seiner Selbst“, eine Auseinandersetzung mit Foucaults Gedanken über Ästhetik und Ethik, wie er sie vor allem in den – kurz vor seinem Tode – 1984 veröffentlichten Bänden von “Sexualität und Wahrheit” äußerte – und zwar anhand meiner Lektüre von Bornscheuers Topik-Auffassung.

Also etwas Material von meiner „wissenschaftlichen Baustelle“ (Link auf meine Homepage zu einem pdf)… Eine alte Liebe, die mir immer wieder begegnet – und mir sagt, es gibt etwas Neues unter der Sonne.

 

Eine Zusammenfassung als eBook für Kindle (und Kindle Lese-Apps) findet Ihr hier

 

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SuperBuchTrailer – eine Chance für Autoren – Bucherfolg über die Lust am Schauen?

Youtube_Kanal_Super_BuchtrailerGänsehaut. Die dramatische Musik schwillt an, Trommelwirbel, Pauken – schnelle Schnitte verstärken den Eindruck des „Hier darfst du keinen Moment wegsehen!“

Aus der Tiefe des Raumes wächst der Titel zu riesigen Lettern heran, während einen die Musik in den Sitz drückt… Ich sehe mir Filmtrailer wirklich gerne an. Andeutungen, die einen neugierig aufhorchen lassen, rasante und dadurch unscharfe Einstellungen, die beabsichtigen, Lust auf deutlichere Einblicke zu machen, Vorfreude erzeugen.

Und – so die Frage des Schriftstellers – können wir Schreiblinge das auch? Potentielle Leser über die Augen gewinnen?

Laut einem interessanten Artikel auf Börsenblatt.net können wir das, sollten wir das, wie eine dort kolportiere Erfolgsstory belegt – nicht ohne ein bissel Werbung zu machen für ein Buchtrailer-Portal, das gleichzeitig ebensolche herstellt.

Apropos.

In einer Facebook-Gruppe deutschsprachiger Indie-Autoren kam die Frage auf, ob es nicht eine Idee wäre, einen Facebook-Kanal zu erstellen, auf dem Gruppenmitglieder ihre Buchtrailer gemeinsam präsentieren könnten, um so mehr Aufmerksamkeit zu erhalten. Eine Idee, die gut ankam, auch bei mir. Und als dann nur wenig später eine Facebook-Gruppe zu dieser Idee ins Leben gerufen wurde, trat ich gleich bei. Wie habe ich es letztens formuliert: „Als Autor, gerade als Indie-Autor, sollte man keinen der Social Media-Kanäle ungenutzt lassen…“

Und dann gab es ihn: den Youtube-Kanal „SuperBuchTrailer“, den, so die Info, „YouTube-Kanal für Eure Buch-Trailer! … Für Leser wird dieser Kanal ein Füllhorn an Videos anbieten. Sei auch Du mit Deinem Trailer dabei!“ Und auch mein in der Facebook-Gruppe „SuperBuchtrailer“ vorgeschlagener Buchtrailer ist dabei.

Ach ja, das Apropos… Wie ich heute gelesen habe, endet die Info mit einem Link zu einem Service rund um das (digitale) Buch (der natürlich ganz tolle Buchtrailer produzieren kann). Na toll, da will ich werben und werde durch einen Werbenden „eingefangen“…

Aber was soll`s. Social-Media ist nun mal Werbung. Werben um Aufmerksamkeit. Egal ob im persönlichen Bereich oder im kommerziellen Sektor. Wenn ich irgendwo etwas poste, will ich auch, dass dies jemand zur Kenntnis nimmt.

Und zudem: Eine Hand wäscht die andere. Wenn es dem Linksetzer gelingt, über diese Aktion bekannter zu werden, so bedeutet dass, dass wohl auch mein Buchtrailer – also mein Roman – bekannter wird. Mal schauen.

Also zurück zur Frage des Schriftstellers: Können wir Schreiblinge das auch? Potentielle Leser über die Augen gewinnen?

Auf buch-trailer-blogspot liegt mein Buchtrailer (übrigens selbst erstellt, allerdings habe ich für die „dramatische Gänsehaut-Musik“ aus Copyright-Gründen Gema-frei bezahlt) zu meinem Mordsroman derzeit auf Platz 3 der „Topliste aller Zeiten“. Ein Blog, auch wenn er zum Verkauf steht, der bei der Google-Suche nach dem Begriff „Buchtrailer“ unter den ersten Treffern auftaucht, und somit öfter besucht wird. Haben Buchverkäufe etwas damit zu tun?

Laut Börsenblatt besteht ein Zusammenhang zwischen Bucherfolg und Trailererfolg. Heute habe ich so einen Tag, an dem ich skeptisch bin. Vielleicht sieht das Morgen anders aus, die Zahlen werden es weisen.

Aber wie auch immer: Ich erachte nach wie vor einen Youtube-Kanal als Sammelbecken für Buchtrailer für sinnvoll, sonst hätte ich auf meinem Kanal nicht begonnen, Buchtrailer zu verlinken, die mir gefallen.

Apropos… „Hier darfst du keinen Moment wegsehen!“ Können wir Schreiberlinge dies mit visueller Werbung auch?

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Eine Menage á trois, weißes Pulver und The Doors – neue Leseprobe aus „Abschied ist ein scharfes Schwert. Ein Mordsroman“

Ralf_Boscher_Krimi_Mordsroman_Abschied„Johanna war Erstsemester Philosophie, hatte aber zuvor schon einige Semester Wirtschaftswissenschaften studiert. Ich lernte sie in der Cafeteria kennen, wo sie bei einer Zigarette über dem kommentierten Vorlesungsverzeichnis Philosophie saß, und sich, wie sie es ausdrückte, ansah und anstrich, was sie sich dann doch nicht ansehen würde. Sie machte einen etwas verlorenen Eindruck auf mich. Das Einzige, was sie sicher wusste, schien zu sein, dass sie Zeit bräuchte, um sich zu entscheiden, was sie denn jetzt aus ihrem Leben machen wollte (deswegen auch Philosophie als Fach, nicht da die Philosophen sich mit Lebenszielen auskennen würden, sondern da das Fach so strukturiert war, dass es einem die Zeit ließ, diese Frage wenn schon nicht zu beantworten, dann doch zu stellen). Und was sie noch sicher wusste, war, dass sie eine feste Liebesbeziehung wollte. »Bin halt hoffnungslos romantisch«, meinte sie, »Glaube halt daran, dass es jemanden da draußen gibt, einen mir vorbestimmten Jemand, mit dem ich mein Leben teilen und alt werden will.« Ob mit Männlein oder Weiblein, war dann schon wieder unsicheres, den gängigen romantischen Vorstellungen nicht entsprechendes Terrain. Als ich meinte, na, wenn bei mir auch manchmal alles zu schwimmen scheint, das wenigstens sei mir klar, schaute sie mich fragend an: »Du sagst das so sicher. Noch nie einen Typen getroffen, der dich anzog? Noch nie dieses Kribbeln gespürt, wenn die Grenzen, die einem so mühsam anerzogen wurden, zu zerfließen scheinen?« Nein, sagte ich, ich könne mir halt nicht vorstellen, einen Mann zu küssen, und dann vielleicht noch einen mit Bart. »Aber das jemand dich küsst, dich Mann mit Dreitagebart, das kannst du dir schon vorstellen?«, meinte sie schnippisch. Und dann meinte sie noch: »Stell’ dir doch nur mal vor, wie viele neue Möglichkeiten sich da für dich ergeben würden. So rein quantitativ!« Typisch Wirtschaftswissenschaftler, erwiderte ich, immer den Mehrwert im Kopf, vor lauter Quantitäten völlig die Qualität aus den Augen verlierend.

Aber auch wenn Johanna mir dann mit geradezu missionarischem Eifer von einer menage á trois erzählte und die Zahlenverhältnisse nun wirklich, was die Möglichkeiten intimer Zwischenmenschlichkeit anging, auf ihrer Seite waren, schien sie mir trotzdem keinen sonderlich erfüllten Eindruck zu machen. Was ich ihr dann auch sagte. »Ja, an manchen Tagen«, seufzte sie übertrieben theatralisch, »da liegt’s einem einfach auf der Seele. Da macht’s keinen Unterschied, ob der Heuhaufen nun zwei Meter oder vier Meter hoch ist, die Sehnsucht, die Nadel zu finden, ist die Gleiche.«

Eine Zeit lang trafen wir uns oft in der Cafeteria, zufällig, wobei ich dem Zufall ein wenig auf die Sprünge half, indem ich mehrmals am Tag der Cafeteria einen Besuch abstattete und nach Johanna Ausschau hielt. Und dann endlich fragte sie mich, ob ich vielleicht am Abend mit ihr ausgehen wolle. Sie würde mich abholen.

Zur verabredeten Zeit saß ich an meinem Schreibtisch über meinem Manuskript, ein Glas Rotwein neben mir und harrte der Dinge, die da kommen mögen. Und was kam, war nicht nur Johanna, sondern ebenfalls eine Freundin von ihr. Wie sich herausstellen sollte, eine sehr gute Freundin von ihr. Ich hatte das Klingeln absichtlich überhört, war so vertieft in mein Manuskript, dass Udo ihnen aufmachen musste. Als die beiden Hand in Hand mein Zimmer betraten, geschah dies genau in dem Augenblick, da ich die Seite aus meiner Schreibmaschine riss, zerknüddelte und in Richtung der Bücher warf, die ich als vorbereitende Lektüre für meine Hauptfigur benutzte und die ich dekorativ um mein Sofa herum drapiert hatte. Johannas Freundin meinte gleich: »Der Künstler am Werk!«, und als ich aufstand, ihnen entgegenkam und sagte: »Na, ein Werk soll es noch werden, jetzt ist es vielleicht nur ein Werkchen!«, war das Eis gleich gebrochen.

Wir fuhren dann zum RPL, dem Rockpommels Land. Raphaela saß am Steuer und Johanna neben ihr auf dem Beifahrersitz. Eine Flasche Rotwein kreiste, geht ja fast immer nur gerade aus auf der B7 Richtung Gevelsberg, aus dem Kassettenrekorder dröhnte, uns auf die erwartete Musik einstimmend, Led Zeppelin, Johannas Kassette, am Vortag aufgenommen. Since i’ve been loving you, dreimal hintereinander, dann viermal Babe i’m gonna leave you. »Heuhaufen-Stimmung?!«, schrie ich nach vorne und stupste ihr mit einem Finger in die Seite (was so viel bedeuten sollte, wie: Schau her, hier bin ich doch, die Nadel!), woraufhin Johanna mich, sich mit ihrem Oberkörper zwischen den Sitzen nach hinten zwängend (sie fuhr ohne Gurt), am Nacken packte, mich doch wahrhaftig auf den Mund küsste, dabei sogar mit ihrer Zunge meine Lippen berührte, und ebenfalls schrie: »Ja, und Grenzenverwisch-Stimmung!«. Na, dachte ich, das kann ja was geben.

Und es gab etwas. Etwas, was es, bei aller Liebe für Johanna, bestimmt nicht gegeben hätte, wenn sie mich nicht so betrunken gemacht hätten. Ich sage es mal so. Johanna war mit ihrer Mission, meine Möglichkeiten quantitativ (und wie ich es empfand, vor allem qualitativ) zu erweitern, in dieser Nacht erfolgreich. Denn die Nacht, die wir zu dritt begonnen hatten, endete in Raphaelas Altbauwohnung zu viert.

Raphaela war erstaunlich. Wenn ich nicht schon ein Auge auf Johanna geworfen gehabt hätte, dann wäre es gut möglich gewesen, dass ich mich in sie verguckt hätte. Ich habe noch nie eine Frau gesehen, die bei den ruhigen Parts eines Rockstücks so aus den Hüften heraustanzte, um dann bei den härteren Stellen förmlich zu explodieren. Ich und Johanna standen an der Tanzfläche, mit dem Rücken zur Theke (wo sie einen Gin-Tonic nach dem nächsten orderte und bezahlte) und beobachteten sie, beziehungsweise, ich beobachte vor allem Johanna, wie sie Raphaela beobachtete, und wenn ich ein Blitzen in ihren Augen sah, dann sah ich auf die Tanzfläche, wo ihre Freundin umringt von lauter gestandenen Rockern und rockbegeisterten Studenten ihre Hüften schwang. Zwischendurch tanzten auch wir, ich und Johanna, wobei es mir sehr angenehm den Rücken herunter kribbelte, dass sie mich dabei fortwährend ansah, mich manchmal in ihre Arme nahm, ihren Unterleib gegen meinen schwingen ließ, und mir ins Ohr sang, wobei sie ein ums andere Mal mit ihrer Zunge meine Ohrmuschel liebkoste.

Das tat sie auch später in dieser Nacht noch einmal, da alles gelaufen war und wir auf Raphaelas breitem Bett lagen, rauchten und ich mühsam versuchte, mir darüber klar zu werden, was denn da eigentlich geschehen war. »Und war es so schlimm? Jetzt hast du jedenfalls Stoff für deinen Roman!«, meinte sie leise, um die beiden anderen nicht zu wecken, und das Lächeln in ihrer Stimme war nicht zu überhören, als sie dann noch sagte: »Ich habe Raphaela extra gebeten, uns einen Kerl auszusuchen, der glatt rasiert ist!«

»Ja!«, meinte ich, nur mühsam meine Beherrschung behaltend, da mir bei ihren Worten schlagartig klar wurde, dass ich nicht die von ihr gesuchte Nadel im Heuhaufen war, sondern nur jemand, mit dem man sich nett die Zeit im Heu vertreiben konnte, bis man irgendwann auf eben jene Nadel stieß, »Ja, Haare auf den Zähnen hat er jedenfalls keine gehabt!« Gleichwohl dachte ich, dass ich diesen Typ so ganz spontan doch gerne um einiges gründlicher rasieren würde, als es einem Mann lieb sein kann…

Nun gut, er konnte nichts dafür, dass ich auf Johannas linkes Spiel hereingefallen war. Gezwungen mitzuspielen hat mich ja schließlich auch keiner. Es sei denn, man wollte diesen unwiderstehlichen Drang, den ich verspürte, nicht lange, nachdem wir zu viert Raphaelas Wohnzimmer betreten und uns über eine Flasche Jack Daniels hergemacht hatten, und Johanna begann, zu tanzen und sich dabei ihrer Wäsche zu entledigen… Also, es sei denn man wollte diesen Drang, den ich spürte, als ich ihre großen Brüste in weichem Kerzenlicht zur lauten Musik von Guns N’ Roses (Welcome to the jungle) wippen sah und neben mir auf dem Sofa Raphaela sich über den Schoß ihres neuen Bekannten gebeugt daran machte, jenem zu zeigen, dass sie nicht nur die richtige Bewegung der Hüften drauf hat… Ja, es sei denn, man interpretiert dieses Gefühl, das mich aufstehen ließ, als Johanna sich – mich anlachend – Whiskey über ihre Brüste goss, bis sie golden schimmerten, ja, das mich aufstehen und schließlich an Johannas Brüsten lecken und saugen ließ, während ich aus den Augenwinkeln sah, dass es nun an dem Kerl war, der auf dem Sofa ausgestreckten Raphaela zu zeigen, dass auch er die richtigen Bewegungen kannte… Ja, es sei, man nimmt an, dass dieser Drang, der Spur des Whiskeys zu Johannas nacktem Bauch hinab zu folgen, etwas so Zwanghaftes an sich gehabt hätte, dass ich nicht anders konnte, als Johanna Folge zu leisten, da sie mir bedeutete, dieses weiße Pulver, das sie sich selbst unter die Zunge massierte, von ihren feuchten Brustwarzen zu lecken.

Nein, gezwungen hat mich niemand, mich ebenfalls auszuziehen und stillstehen zu bleiben, als dann Raphaela – zugegeben, berückend unberockt – zu Johanna und mir trat, während dieser Kerl, die Hose um die Knie baumelnd, zur Anlage stolperte, um neue Musik aufzulegen. Lächelnd hielt ich still, als Raphaela ihre Finger in die Haare der mittlerweile vor mir knienden Johanna grub und sie mit sanfter Gewalt zu sich hochzog. Raphaela schlang ihr Arme um Johannas nackte Hüften und die beiden küssten sich leidenschaftlich, während aus den Boxen jetzt die Live-Version von Light my fire schallte, was ebenso abgeschmackt wie passend war, und mir eine Hand, nein, zwei Hände das Gefühl gaben, ein Teil dieses Kusses zu sein. Dieses Kusses, an dem dann auch meine Lippen und meine Zunge Anteil nahmen, bis es an Johanna war, nun ihrer Freundin in die Haare zu fassen und jener die Richtung zu zeigen, in die sie nun zu gehen hatte, den Weg, den bereits eine ihrer Hände vorangegangen war, und an dessen Ende ich in lächelnder, stiller Erwartung wartend stand. Ich hätte Nein! sagen können, als Johanna das weiße Pulver nahm, mich damit betupfte, und Raphaela die Anweisung gab, es abzulecken. Selbst wenn ich es vielleicht nicht sofort gesehen und gespürt hätte, was Johanna mit mir und an mir und durch mich tat, hätte ich immer noch Nein! sagen können, als auch Johanna sich vor mich hinkniete und sich mit Raphaela beim Tupfen und Lecken abwechselte, als plötzlich dieser Kerl neben mir stand, und sich das Betupfen und Lecken auf ihn ausdehnte, als The End begann, und sie zu dritt vor mir knieten, als…

Nun, Schwamm drüber, ein paar Tage danach war all das nicht mehr wichtig, denn ich lernte Magdalena kennen, und dann hatte ich ihn endlich, meinen Mörder, und Johanna und Raphaela und der Kerl waren nur noch Futter für meine Bestie.“

Ende der Leseprobe aus: Abschied ist ein scharfes Schwert. Ein Mordsroman von Ralf Boscher. Der Roman ist als eBook und als Taschenbuch bei Amazon erhältlich.

Liebe, Lust und Leichen im Keller. Leben und Sterben zwischen Nietzsche, dem Niederrhein und der Müllverbrennungsanlage in Wuppertal, in einer Nebenrolle: die Imperia in Konstanz außer Rand und Band.

„Abschied ist ein scharfes Schwert“ ist ein ungewöhnlich erzählter, an Ironie reicher Mordsroman über einen Schriftsteller und einen Fan, über Gewalt und Gier, Tod und Wiederauferstehung. Ein Buch, das in vielen Genres wildert.

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Ich habe es getan – und dann versäumt, es auf Facebook zu posten! Wie konnte ich nur?

Geloescht_Facebook
Ich denke, als bin ich (so die Vernunftoptimisten). Ich lenke, also bin ich (die Automobilisten). Ich fühle, also bin ich (die Innerlichsten) – ich poste, also bin ich (die Social-Medialisten)…

Versäumt. Einfach die Zeichen der Zeit nicht erkannt. Es ist nichts im Verstand, was nicht zuvor in den Sinnen gewesen ist: Also vor allem im Gesichtssinn. Die Welt mit Augen lesen. Kurz: Facebook.

Dabei gibt es sogar Fotos. Aber nein. Das ist zu privat – hieß es. Wurde mir gesagt. Aber dabei weiß man doch: „privat“ kommt von „privare“, und das bedeutet „berauben“.

Kurz: Dadurch, dass ich es nicht gepostet habe, habe ich mich der Möglichkeit beraubt, zu begreifen, was ich da eigentlich getan habe. Mehr noch: Ich habe alle beraubt – der Welt einen wichtigen Moment vorenthalten…

Die Quittung folgte auf dem Fuße: 2013 – Sieh dir deinen Jahresrückblick für 2013 an. Sieh dir deine 20 wichtigsten Momente des vergangenen Jahres an. Und? Nichts und. Woher auch. Plötzlich regte sich mein schlechtes Gewissen: Warum habe ich nur auf die Stimmen gehört, die da sagten „Poste es nicht“?

Vielleicht war ich mir einfach nicht sicher genug? Es hätte nur wenige Mausklicks benötigt, um diesen wichtigen Moment des Jahres sichtbar zu machen. Und ich habe es nicht getan.

Viele Likes, Kommentare, „Teilen“-Klicks – keine Likes, keine Kommentare, niemand teilt meine Tat. Angesichts solcher Optionen muss man sich natürlich sicher sein, etwas zu posten. Dahinter stehen, egal wie die Reaktionen ausfallen.

Stand ich also nicht hinter meiner Tat? Scheute ich mich davor zu begreifen, was sie für mein Leben bedeutet?

Da fällt mir eine Szene aus dem „13 Krieger“ mit Antonio Banderas ein: Wikinger kommen mit einem Boot an. Ein Junge steigt aus und wartet vor einem Haus im Sonnenlicht darauf, hineingebeten zu werden. Und warum wartet er: Weil er den Menschen im Haus erst die Möglichkeit einräumen will, zu erkennen, dass er wirklich ist. Wirklich ist also nur, was im Sonnenlicht der Öffentlichkeit geschieht.

Ja, das Licht der Öffentlichkeit… Wie konnte ich nur so blind sein! Jetzt sehe ich es ein: Ich scheute es, weil ich insgeheim hoffte, meine Tat sei nicht real. Ich stand nicht hinter meiner Tat und hörte deswegen nur zu gern auf die Stimmen, die da mahnten „Das ist zu privat“.

Dabei haben schon die alten Griechen gesagt: Der Mensch muss das Private verlassen. Denn im Privaten, im Oikos, dem Haushalt, da gibt es keine Freiheit. Nur in der Öffentlichkeit ist die Verwirklichung von Freiheit möglich…

Und ich nutze meine Freiheit nicht, weil ich zweifle? Wie konnte ich nur!

Ja, wie konnte ich nur so blind und unfrei sein. Mich abhängig machen von meinen Zweifeln! Stehe ich hinter meiner Tat oder nicht? Egal! Ich habe es getan, also gehört es gepostet. Punkt.

Also raus aus dem stillen Kämmerchen. Sich dem Urteil der Gemeinschaft stellen. Sichtbar werden. Nur in der Öffentlichkeit ist die Verwirklichung von Freiheit möglich. Klick. Nur was im Sonnenlicht der Öffentlichkeit geschieht, ist wirklich. Klick. Ich poste, also bin.

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