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Boschers Roman über Liebe, Tod und Teufel: Engel spucken nicht in Büsche. 2. bearbeitete Auflage

Engel spucken nicht in Büsche: Roman über Liebe, Tod und Teufel - Cover der für das eBook bearbeiteten 2. Auflage

Engel spucken nicht in Büsche: Roman über Liebe, Tod und Teufel – Cover der für das eBook bearbeiteten 2. Auflage

Sein Glaube ist ihr Tod…
Der Tod ist in die Stadt gekommen, und er ist auf einer Mission. „Abtreibungskiller“ nennt ihn schon bald die Presse. Der Polizei gelingt es nicht, den heimtückischen Frauenmörder zu stoppen.

Ein Roman über Liebe, Tod und Teufel…
„Engel spucken nicht in Büsche“ ist ein Krimi. Ein Roman über den Verlust der Unschuld, über Fanatismus, Leid und Lust. Hart. Zärtlich. Schonungslos. Ein zupackendes Buch.

„Ein Gesellschaftskrimi – ein Gesellschaftsroman um die Irrungen und Wirrungen der Seele – und einen gnadenlosen Mörder“ (Quelle)

ENGEL SPUCKEN NICHT IN BÜSCHE: ROMAN ÜBER LIEBE, TOD UND TEUFEL von Ralf Boscher – das eBook. 2. bearbeitete Auflage.

Für das eBook hat Ralf Boscher seinen ersten Roman „Engel spucken nicht in Büsche. Roman über Liebe, Tod und Teufel“ überarbeitet (das eBook finden Sie hier bei Amazon…)

LeserInnen-Meinungen:

„Ein überzeugend komponierter Roman, der seine Leser einer außergewöhnlich breiten Palette an Emotionen aussetzt. Ein guter Unterhaltungsroman!“ (Hermann Kinder über meinen ersten Roman „Engel spucken nicht in Büsche. Roman über Liebe, Tod und Teufel“).

„Dies ist kein gewöhnlicher Krimi oder Thriller. Wer erwartet, dass es sich hier hauptsächlich beispielsweise um ein Ermittlerteam und dessen Aufklärungsarbeit um ein Verbrechen dreht, wird dann wohl eher enttäuscht. Wer sich aber in eine Abfolge durchgehend spannender Ereignisse stürzen möchte, Einblicke in die Seele der Protagonisten riskieren möchte, wird begeistert sein.“ (Jayzed, Rezension auf „Das lesende Pony“).

„Viele Szenen werde ich so schnell nicht vergessen. Der Moment, als der Mörder zu einem ebensolchen wird. Oder was dem Krankenpfleger Hartmut als Kind im Heim zustößt. Oder Helens Rückkehr. … Aber was mir neben der spannenden Krimihandlung noch mehr gefallen hat: Das Buch berührt. Denn die Figuren und ihre Schicksale sind lebendig gezeichnet. Mit einigen, vor allem den weiblichen Hauptfiguren, konnte ich mich identifizieren.“ (Marmaid, Rezension auf „Lovelybooks“).

„Nicht nur ein Krimi… Wer den Abschnitt ‘Zu diesem Buch’ und die ersten Seiten liest, der könnte zu der Annahme gelangen, dass dieser Roman ein reiner Krimi ist. Doch da die Geschichte weit mehr beinhaltet, fand ich den Untertitel ‘Roman über Liebe, Tod und Teufel’ sehr passend. Eine gute Mischung aus Krimi und Gesellschaftsroman, mit dem besonderen Etwas. Spannend, abwechslungsreich, kurzweilig und daher sehr flüssig zu lesen.“ (T. Geyer, lesen und mehr, Rezension auf Amazon).

Boschers erster Roman als eBook, 2. bearbeitete Auflage:

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Pavillonimplosion und Pflanzenexplosion – von den Schwingen des Sturmadlers gestreift

Sturmadler
Bisher sind wir hier am Bodensee von den ganz groben Unwettern verschont geblieben. Gott sei Dank. Der Sturmadler, der aus den Bergen herabstößt und die Schwüle, die über dem See liegt, mit seinen Schreien zerreißt, hat uns bislang mit seinen Schwingen nur einige Male gestreift. Aber selbst das war jedes Mal heftig genug – so wie in jener Nacht.

Ich erwache, ohne im ersten Moment den Grund dafür zu erkennen. Draußen ist alles ruhig. Alles scheint so zu sein, wie es sein soll. Nur dass ich wach bin und spüre, dass mein Herz schneller schlägt. Plötzlich höre ich ein entferntes Rauschen, ein Branden, ein Geräusch, als wenn ein nahender Zug die Luft vor sich herschiebt. Ein durchaus unheimliches Geräusch, das näher kommt. Schnell näher. Das lauter wird. Und lauter. Und dann ein Schlag. Eine Windböe, welche die Fenster zittern lässt. Die zu einem Dauerwind anhebt, der wild ums Haus streicht. Erste Gegenstände höre ich draußen auf den Boden krachen. Morsche Äste brechen. Ich sehe aus dem Fenster. In diesem Augenblick blitzt es, für einige Momente sehe ich nichts, dann schiebt sich der riesige, im Wind ächzende Schatten des Walnussbaumes im Nachbarsgarten in mein sich normalisierendes Blickfeld. Es donnert einmal, als gäbe es kein Morgen, und nun öffnet der Himmel seine Schleusen. Einem Sturzbach gleich strömt der Regen auf die Erde. Es blitzt noch einmal – und da sehe ich unseren hübschen, ein wenig altmodischen Pavillon. Nicht einmal eine Woche zuvor von zwei Leuten in anderthalb Stunden langer, beharrlicher Arbeit zusammengeschraubt. Der Pavillon tanzt über den Rasen, als wäre er einer diese Ginsterbüsche aus einem Western.

Pavillon2Ich raus in das Windgeschehen, hinaus in den mich binnen Sekunden bis auf die Haut durchnäßenden Regen, hinein in das Blitzen des Gewitters. Da hat es den Pavillon schon auf den Kopf geworfen. Er wird vom Wind über den Rasen geschoben, hin und her, dann packt ihn der Wind und hebt ihn hoch, nur um ihn anschließend um so härter auf den Rasen aufschlagen zu lassen. Bevor ich überhaupt eingreifen kann, höre ich die erste Metallstrebe brechen.

Dann habe ich den Pavillon erreicht. Ich packe zu, versuche das Stoffdach von den Verstrebungen zu lösen, um dem Wind den Widerstand zu nehmen, an dem er zupacken kann. Aber bevor ich die erste Verschnürung lösen kann, reißt mir der Wind den Pavillon aus den Händen und schleudert ihn mit aufbrausender Gewalt gegen den Stamm des Kirchbaumes, der in der Ecke des Garten dem Sturm trotzt. Doch in diesem Moment bricht ein größerer Ast des Kirchbaumes unter der nun durch den Garten peitschenden Windböe und kracht auf eine der Seitenstreben des Pavillons, bricht diese in der Mitte entzwei. Ast und Pavillon werden dann vom Wind über den Rasen geschoben. Ich versuche erneut, das Stoffdach zu packen, um es von den Metallverstrebungen zu lösen. Muss aber aufpassen, dass mich nicht der abgebrochene Ast trifft, den der Wind hin- und herpeitscht. Als ich es endlich geschafft habe, wenigstens einen Teil der Verschnürung zu lösen und das Stoffdach an einer Ecke des Pavillons von den Metallverstrebungen zu ziehen, reißt mir erneut der Wind den Pavillon aus den Händen. Ich rutsche auf dem mittlerweile durchweichten Rasen aus, kann gerade noch den Arm hochreißen, um mein Gesicht vor den Blättern des abgebrochenen und nun herumwirbelnden Kirchbaumastes zu schützen. Erneut höre ich, als der Pavillon wieder zu Boden kracht, Streben brechen. Wieder packt der Wind den Pavillon, hebt ihn hoch, hebt ihn über mich, der ich immer noch auf nassen Rasen kauere. Es blitzt. Unnatürlich kontrastreich heben sich die Metallstreben des Pavillons vor dem Himmel ab, lose Splitter ragen aus den Bruchkanten hervor, scharfe Metallecken glänzen hell, weil die Brüche den Lack abblättern ließen. Für einen Moment glaube ich über mir die Schwingen des Sturmadlers zu sehen, der über unserem Haus kreist. Dann erbebt die Erde unter einem gewaltigen Donner und gleichzeitig lässt der Wind den Pavillon los, der nun auf mich hernieder kracht. Nur Zentimeter neben meinem Kopf bohrt sich das lose Ende einer Metallverstrebung in den Rasen. Mit einem häßlichen Knirschen brechen weitere Verstrebungen, es klingt, als würde er nun implodieren, wundwaid fällt der Pavillon auf die Seite und sackt in sich zusammen. Dann kehrt Ruhe ein. Der Sturm legt sich.

Weil ich der Ruhe in jener Nacht nicht traute, holte ich ein altes Stromverlängerungskabel aus dem Schuppen und band den Pavillon am Kirschbaum fest, damit er nicht doch noch in eines der Fenster im Erdgeschoss kracht. Dann ging ich zu Bett.

Schmetterlingsbaum
Am nächsten Tag begutachtete ich die Schäden bei uns im Garten. Der Pavillon war Schrott. Leider. Aber ansonsten hielt sich der Bruch in Grenzen. Morsche Zweige lagen auf dem Rasen, der ansonsten mit herabgefallenen Walnuss- und Kirschbaumblättern übersät war. Ein Blumentopf war von der Fensterbank gestürzt und entzwei gegangen war. Das Sitzpolster eines Gartenstuhl lag nass und verdreckt auf dem Weg. Aber das war es auch schon. Keine größeren Äste waren aus den Bäumen herabgekracht. Die Dachziegeln lagen noch an Ort und Stelle. Es hatte keinen der Fensterläden aus den Angeln gerissen.

Merkwürdigerweise hat diese regnerische Windnacht unserem Schmetterlingsbusch sehr gut getan: Er ist nahezu explodiert. Als hätte er die Energie des Gewitters in sich aufgenommen – und wäre dann in einem vegetativen Kraftakt über sich hinausgewachsen. Vielleicht um sich für das nächste Mal zu wappnen. Für ein dunkleres Mal, wenn aus der Schwüle der Tage ein schlimmerer Sturm über uns hereinbricht und uns der Sturmadler nicht mehr nur mit seinen Schwingen streift. Um stark zu sein, nicht einzuknicken, um uns weiterhin mit seiner Eigenart zu erfreuen, schöne, bunte Schmetterlinge anzuziehen.

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Das Jojo-Herz – Leseprobe aus Boschers Roman über Liebe, Tod und Teufel


Leseprobe aus dem Roman „Engel spucken nicht in Büsche: Roman über Liebe, Tod und Teufel“ von Ralf Boscher (aus dem Kapitel „Das Jojo-Herz“).

 

Das Jojo-Herz

I.

 

Etwa zur selben Zeit, da Krish schreiend erwachte, wurde Tanja beerdigt. Der Pfarrer, der sie getauft hatte, bei dem sie die erste heilige Kommunion empfangen und der sie zur Firmung begleitet hatte, begrub sie auch.

Den Sonntag zuvor hatte er aus gegebenem Anlass über ein, bei vielen seiner Schäfchen seiner Meinung nach in Vergessenheit geratenes Jesuswort gepredigt: Wer ohne Sünde sei, werfe den ersten Stein! Denn es war bekannt geworden, was mit der kleinen Stewens geschehen war, und vor allem unter welchen Umständen. Daraufhin waren einige Gemeindemitglieder an den Pfarrer herangetreten und hatten es als seine Pflicht bezeichnet, hier eindeutig und unmissverständlich, unmissverständlich! Stellung gegen Abtreibung zu beziehen. Es sei geradezu eine moralische Notwendigkeit, der kleinen Stewens das kirchliche Begräbnis zu verweigern, habe sich ihre Familie auch noch so verdient um die Gemeinde gemacht, und sei das alles auch noch so tragisch, denn solcherlei Frauen seien wegen ihrer sündigen Tat unweigerlich, unweigerlich! aus dem Schoß der Kirche zu entfernen.

 

II.

 

Der Himmel lächelte blau und klar aus einem Gesicht mit zwei strahlenden Augen und atmete eisig frischen Wind, als der Pfarrer Tanja dann doch nach katholischem Ritus in geweihter Erde beerdigte. Alex kam erst, als der Leichenzug bereits am offenem Grab stand. Zu spät! Aber eigentlich hatte er sich die Beerdigung eh sparen wollen. Denn er fürchtete sich vor den Gedanken, die ein so klares und befreiendes Gefühl wie Kummer nicht aufkommen lassen, Gedanken, die lähmen, indem sie alle Gefühle mit grauen Schleiern überziehen, alles dumpf verwischen und keine Tränen aus dem Herz lösen: einen nicht weinen, nicht mehr lachen lassen und depressiv machen. Kreisende Schlussfolgerungen, Spekulationen, Zurechtweisungen, Ausflüchte. Gequält schleuderndes Innenleben um eine quälende Klarheit: Ich habe nichts davon gewusst!

Er fürchtete sich vor seinem schlechten Gewissen, und am liebsten hätte er Tanja vergessen, seinen Laden geöffnet und einfach weitergearbeitet. Aber schließlich zog er sich doch einen schwarzen Anzug an und fuhr zum Friedhof, Tanja war immerhin mal seine Freundin gewesen.

Alex blieb unter einem kahlen Baum abseits von den anderen stehen, aber der Wind wehte ihm die Stimme des Pfarrers an die geröteten Ohren:

Wir haben uns hier versammelt, um Abschied zu nehmen von Tanja Stewens, die so unerwartet aus unserer Mitte gerissen wurde…“

Verabschiedet habe ich mich schon lange, dachte Alex bitter: Tschüß! habe ich gesagt, als sie beim letzten, und zum letzten Mal von mir wegging. Dann erinnerte er sich an den ersten Abend, den er bei Tanja verbracht hatte. Sie hatten in ihrer Küche gesessen inmitten von Kerzen und dem Duft von Räucherstäbchen, Gras geraucht und Tee getrunken. Sie hatten sich angeregt unterhalten und waren vom Höcksken aufs Stöcksken gekommen, und Tanja hatte das: Was kommt nach dem Tod? aufs Tapet gebracht. Sie hatte gesagt, sie glaube daran, dass es nach diesem Körper irgendwie weitergehe, und Alex hatte erwidert, ihn interessiere diese Frage nicht sonderlich:

Was danach kommt, kommt danach!“ hatte er gesagt, und wichtiger wäre doch, jetzt zu leben und mit sich und den Menschen um einen herum in Einklang zu sein. Der Gedanke an den eigenen Tod würde in ihm auch keine besonderen Emotionen auslösen, hatte er behauptet, und genauso egal sei ihm auch, was mit seinem Leichnam geschehe:

Wenn ich tot bin, und es existiert kein Danach, dann existiere Ich nicht mehr, dann gibt es für mich nicht MEINEN Leichnam, denn dann gibt es kein Für Mich mehr. Es gibt kein Ich mehr, nur noch auseinanderfallende Materie ohne Erinnerung, und was all die anderen mit meinen Überresten zu ihrer Erinnerung an das Alex war anstellen, wird mir dann egal sein. Und sollte doch etwas den Tod überleben, dann…“

Tanja hatte ihn unterbrochen:

Ist das deine Vorstellung vom Paradies?“

Was?“

Ja, dass dir das Alex war egal wird. Ist das dein Paradies?“

Alex hatte daraufhin den Stuhl zurechtgerückt, Holzbeine auf PVC schleifend, Kratzer, dumpfer Laut vom energisch sich aufrecht Hinsetzenden, und:

Paradies ist so ein christlich besetzter Begriff!“ hatte er sich ereifert, „Vor dem Paradies wacht der Richtergott, welcher alles sieht und all das Gesehene dann abwägt. Und je nachdem wie schwer deine Sünden in seinen Augen wiegen, lässt er dich ein ins Wahre Leben, oder aber er verfrachtet dich direkt in die Hölle, wo es allein in seiner Gnade liegt, ob du jemals wieder aus dem Ofen herauskommst.“

Plötzlich war die Stimmung war sehr angespannt gewesen, Tanja hatte die erste Kostprobe von Alex‘ Kirchenfeindlichkeit bekommen.

Paradies!“ hatte Alex noch verächtlich geschnaubt und beißend hinzugesetzt:

Benutz’ Pille oder Kondom, und du bist abgetrieben aus dem Schoß des Herrn!“

Aber beinahe traurig hatte es dann geklungen, als er meinte:

Wer kann heute noch wagen, auf ein Paradies zu hoffen.“

In die darauffolgende Stille hinein hatte Tanja gesagt, und das, was sie sagte, war das Eigentliche, woran Alex sich hier auf dem Friedhof erinnerte. Sie hatte gesagt, die Vorstellung beerdigt zu werden, löse Beklemmung, ja Angst, aber vor allem Ekel in ihr aus.

Daran erinnerte Alex sich nun in aller Deutlichkeit, während der Pfarrer Schäufelchen voll Erde auf den Sarg poltern ließ, und ihm fielen auch genau Tanjas Worte ein:

Auf keinen Fall ein Sarg. In massivem Holz konserviert für die langsame Verfäulnis.“

Und dann sah er auch ihren Gesichtsausdruck, sie war angewidert gewesen, denn: auf keinen Fall ein Sarg! und: „…eingebettet in Seide noch möglichst lange lebendig aussehend der Ewigkeit entgegenstinken. Dann schon lieber direkt in die Erde eingebuddelt werden, den Würmern gleich zum Fraß.“

AUF KEINEN FALL EIN SARG! Tanja hatte verbrannt werden wollen. Jetzt fiel es ihm wieder ein, jetzt, wo ihm der schneidende Wind das Poltern der Erde auf Tanjas Sarg zutrug, schwerer Eichensarg, Bewährte Qualität!, vier starke Männer notwendig, um Tanja, die immer so gerne gelaufen war und leicht über die Wege sprang, auf ihrem letzten Gang zum Erdloch zu schleppen. Aber Tanja wollte verbrannt werden, nicht konserviert, nicht von schwitzenden, traurigen Gestalten in Bewährter Qualität! über den Schotter geschleppt werden. Sie wollte nicht zugeschüttet unter einem Haufen Dreck langsam, sehr langsam ihren leiblichen Zusammenhalt verlieren und verfügbar bleiben für irgendwelche Ansprüche an ihren Körper. Die Materie, die sich zu Tanja zusammengefunden hatte, sollte möglichst schnell auseinanderfallen, um den Teil freizugeben, der aus der Materie herausfällt. Denn Tanja hatte einmal gehört, dass die Seele eines Toten so lange in seiner letzten Materieform gefangen bliebe, bis diese Form, der Körper, aufgehört habe, zu existieren: dann erst sei Wiedergeburt möglich. Und das hatte Tanja sich vorstellen können. Sie hatte verbrannt werden wollen, damit ihre Seele, falls es ein Danach gibt, nicht in Bewährter Qualität! konserviert und eingebuddelt würde und so gefangen bliebe. SIE WOLLTE VERBRANNT WERDEN!

Amen!“ schallte es von den Abschied nehmenden Christen herüber, und im selben Moment tippte ihn Susanne an. Tanjas Schwester hatte ihn unter dem Baum entdeckt.

Hallo, Alex!“ Er war so in Gedanken, dass er zusammenzuckte. Susanne lächelte, dachte, dass sie momentan wohl alle ein wenig überreizt waren. In ihren Armen schlummerte endlich ihre Tochter, die sie den ganzen Tag in Atem gehalten hatte. Nur Piep zu sagen brauchte jemand, schon flossen die Tränen. Als Anne auch während der Andacht zu weinen begann und spazieren gehen wollte, mit ihr und Tante Tanja, da konnte Susanne sie nicht mehr beruhigen, war sie doch selbst den Tränen nah, mürbe gemacht durch Alptraumnächte, in denen sie wieder und wieder aus der Krankenhaushalle zurückkam, vorsichtig, um Tanja nicht zu wecken, die Tür zu ihrem Zimmer aufmachte, und…

Mürbe gemacht auch durch den Streit in der Gemeinde, wie denn Tanja nun beerdigt werden sollte, als Christin oder als Gottlose. Während der Andacht zitterte Susanne dermaßen am ganzen Körper, dass sie sich nicht getraute, aufzustehen und durch die kleine Kapelle nach draußen zu gehen. So ließ sie Anne weiter weinen, wiegte sie nur in ihren Armen und summte leise ein Lied, was Anne zwar nicht beruhigte, Susanne selbst aber in eine wohltuende Apathie versetzte. Köstliche Gleichgültigkeit, die sie die Andacht überstehen ließ.

Draußen, bei dem schönen Wetter, ging es ihr dann besser, die Sonne beruhigte auch ihre Tochter. Die Luft war klar und kalt, und tief einatmend füllte sich Susanne wieder mit Energie. Sie ging nicht mit den anderen hinter dem Sarg her, sondern setzte sich auf eine Bank und spielte mit der Kleinen Tsching Tschang Tschong, bis der Kummer Susanne plötzlich wieder überwältigte, und Anne daraufhin ihre kleinen Ärmchen um den Hals ihrer Mutter schlang, die rosige Wange an ihr tränennasses Gesicht drückend, um sie zu trösten.

Das Wetter würde Tanja gefallen“, meinte Susanne nun zu Alex, „Meinst du nicht auch?“

Die Beerdigung war vorbei. Ein Schlurfen von schweren Winterschuhen auf Schotter schwoll an, und die ersten Trauergäste gingen Susanne zunickend, Alex musternd vorüber. Am offenen Grab machte ein Reporter die letzten Fotos, noch einmal die Eltern in Trauer, und Herr und Frau Stewens wehrten sich nicht mehr, warfen auf des Reporters Zuruf gar noch einen letzten Blick auf das noch offene Grab, ein rührendes Bild in Bewährter Qualität!

TANJA WOLLTE VERBRANNT WERDEN! ging derweil Alex nicht aus dem Kopf, und er war nahe daran, Susanne zu fragen, ob sie das denn nicht gewusst hätte; mehr noch, ihr vorzuwerfen: HABT IHR DAS DENN NICHT GEWUSST! Aber das verkniff er sich. Susanne sah so kaputt aus, wie er sich fühlte. Und was, wenn sie sagen würde: Nein, nichts haben wir gewusst! Nichts! Und er wäre plötzlich der Einzige, der gewusst hatte, dass Tanja… Und: WARUM HAST DU NICHTS GESAGT?

Da sagte sich Alex, dass irgendwann Schluss sein musste mit der Auseinandersetzung.

Wiedersehen, Susanne!“, man muss ja schließlich weiterleben, darf sich nicht von der Vergangenheit beherrschen lassen. Weitere Erinnerungen kann man sich ersparen. Helfen ja doch keinem, behindern einen nur bei dem, was wirklich wichtig zu tun ist.

Ich hab’ jetzt keine Zeit mehr. Ich hab’ noch in meinem Laden zu tun. Ruf mich doch mal an!“ verabschiedete sich Alex von Tanjas Schwester, fuhr nach Hause und legte sich, obwohl es noch früh am Tag war, wieder schlafen…

 

III.

 

Sie haben Tanja begraben. Hand in Hand, schweigend, durchnässt frierend, waten Susanne und Alex nun durch den zähen Matsch des menschenleeren Gottesackers. Hinter den grauen Wolken geht die Sonne unter, und nun fasst der Wind mit noch frostigeren Fingern in die Mäntel der beiden traurigen Gestalten, die den Sonnenuntergang mehr spürten, als dass sie ihn sehen.

Plötzlich ist es dunkel. Laut weht da das Läuten der nahen Friedhofskapelle durch die kahlen Bäume, und mit jedem Mal dröhnender, durchdringender, furchtbarer klingt diese Glocke, schlägt Bronze gegen Eisen die nächste Stunde, die Nacht herbei. Und Susanne presst die Hände auf ihre Ohren, sie sinkt in die Knie, bricht in sich zusammen und stürzt von Schmerz überwältigt in den kalten Matsch. Die Glocke verstummt.

Tanja!“ schreit Susanne hinauf in den sternlosen Nachthimmel, streckt die eine Hand, mit welcher sie Tanjas, vom Skalpell des Mörders sauber entzwei geschnittenes, Nachthemd festhielt, verzweifelt hoch, damit der ehemals reinweiße Stoff nicht noch mehr beschmutzt wird.

Alex sieht auf Susanne hinunter, streckt ihr schließlich seine Hände entgegen, um sie aufzuheben. Er hat sie in den Schmutz fallen sehen und sie aufschreien hören, als geschehe dies in weiter Ferne. Zu spät ist ihm eingefallen, zuzufassen und sie vor dem Sturz zu bewahren. Quälend langsam nähern sich seine Hände nun Susanne, strecken sich ihr entgegen, als wäre die Luft zähflüssig wie der Matsch, in dem sie liegt, und trotz der Dunkelheit sieht Alex deutlich, sehr deutlich!, das getrocknete Blut auf Tanjas ehemals reinweißem Nachthemd. Wie in Zeitlupe fixieren seine Augen die dunklen Flecken, und sinnlos erscheint ihm da, was für Susanne offenbar so wichtig ist: das sauber entzwei geschnittene Nachthemd aus dem Matsch herauszuhalten. Sinnlos, weil der Matsch ja doch dieselbe Farbe wie das Blut zu haben scheint. Sie stehen ja regelrecht in Tanjas Blut. Der ganze Friedhof ist durchtränkt damit, und Tanjas Blut regnet vom Himmel herab, und der Blutregen rinnt Alex durchs Haar und über die Kopfhaut ins Gesicht, in seine Augen. Er riecht es und schmeckt es und atmet Tanjas von feiger Mörderhand vergossenes Blut tröpfchenweise ein, und…

Plötzlich sind sie in Licht getaucht. Eine große Gestalt, und das Licht geht von ihr aus, schwebt über die Gräber auf Susanne und Alex zu, die sich sofort beide wie durch ein Wunder beruhigen und gebannt das Licht erwarten. Susanne erhebt sich aus dem Dreck, und ihre Augen nicht von dem Licht nehmend, ein Engel!, Alex ist überzeugt, einen Engel vor sich zu haben, greift sie mit einer Hand nach Alex, mit der anderen presst sie Tanjas Nachthemd an ihre Brust. Alex schlägt ein Kreuzzeichen. Die Lichtgestalt kommt näher, bleibt dann wenige Meter vor Susanne und Alex schwebend stehen und blickt die beiden aus tiefnichtirdischen Augen in einem gütig, allwissend strahlenden Antlitz an. Ein weißer Bart umrahmt einen wahr und sinnvoll lächelnden Mund. Die Lichtgestalt hält Tanja, die erlöst lächelt, an der Hand. Tanja wirft mit der freien Hand verträumt ihr Herz in die Luft, um es anschließend mit einer spielerisch und anmutig, aber keinesfalls obszön wirkenden Vorwärtsbewegung ihres Beckens in der offenen Bauchhöhle aufzufangen. Die Lichtgestalt lächelt darüber, und also spricht sie mit tiefer Stimme, während Tanja weiter mit ihrem Herzen spielt:

Nichts für ungut. Wir haben alles im Griff. Es macht schon einen Sinn, auch wenn ihr ihn nicht versteht, also grämt euch nicht zu sehr.“

Alex spürt, wie er sich vor Aufregung in die Hose macht. Die Lichtgestalt und Tanja drehen sich um und entfernen sich langsam wieder. Alex sieht noch, dass Tanja ihr Herz, nun mit einer Arterie an einen Finger gebunden, wie ein Jojo zu Boden glitschen lässt, und als das Herz beinahe den Schlamm berührt, erinnert er sich wieder an die Gedankenkette Schlamm Regen Blut, und nun, Tanja rollt ihr Herz fröhlich lachend wieder auf, überkommt ihn der große Wunsch, sich zu übergeben. Aber bevor er dies in die Tat umsetzen, und den Gedanken, dies sei aber in Gegenwart eines Engels unpassend, zu Ende denken kann, dreht Tanja sich noch einmal um und winkt Alex zu:

Lass es dir nicht so zu Herzen gehen! Du hast es nicht gewusst, na und! Weißt du, selbst wenn du mir zur Seite gestanden hättest, irgendwann muss jeder mal gehen, so oder so“, sind ihre letzten Worte, bevor sie und das Licht verschwinden, und…

…und Alex aufwachte, weil die warme Nässe seiner Hose bis in sein Bewusstsein gedrungen war. Er stand auf, warf die eingenässte Hose in den Mülleimer, wechselte das Bettlaken, legte sich wieder hin und nach einigem Rumwälzen in quälenden Augenblicken und Gedanken schlief er erneut ein.

 

[…]

 

Engel spucken nicht in Büsche: Roman über Liebe, Tod und Teufel - Cover der für das eBook bearbeiteten 2. Auflage

Engel spucken nicht in Büsche: Roman über Liebe, Tod und Teufel – Cover der für das eBook bearbeiteten 2. Auflage


Zum Roman:

Ein überzeugend komponierter Roman, der seine Leser einer außergewöhnlich breiten Palette an Emotionen aussetzt. Ein guter Unterhaltungsroman!“ (Hermann Kinder).

Engel spucken nicht in Büsche: Roman über Liebe, Tod und Teufel: Ein Krimi. Ein Roman über den Verlust der Unschuld. Erotisch. Hart. Zärtlich. Schonungslos. Ein spannendes Buch über Hoffnung und Schmerz, über Liebe, Leid und Lust.

Der Roman ist über Amazon als eBook und Taschenbuch erhältlich.

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Die Seite 99 aus „Abschied ist ein scharfes Schwert. Ein Mordsroman“

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Die Idee bei einem unbekannten Roman die Seite 99 zu lesen, um sich von der Qualität zu überzeugen, geht auf den britischen Autor Ford Maddox Ford (u.a. „Keine Paraden mehr“) zurück. Gefällt einem diese Seite, will man erfahren, was auf den 98 Seiten zuvor geschah, wird man neugierig auf das, was noch folgen mag. Das erste Mal von dieser Idee von Maddox habe bei Béla Bolten gelesen. Auf der Internetplattform Seite 99 findet Ihr viele entsprechende Leseproben.

Und hier nun die Seite 99 meines zweiten Romans „Abschied ist ein scharfes Schwert. Ein Mordsroman“:

„Sie hätte mich ja auch wirklich sehr gern. Richtig verliebt hätte sie sich in mich. Doch dann sagte sie, in einem Tonfall, als wäre dies das Selbstverständlichste auf der Welt, ja, gerade als sie ihre liegende Haltung verlassen hatte und auf mir sitzend ihre Arme und Beine um mich schlang, da meinte sie mir ins Gesicht lächelnd: »Ich habe meinem Freund die letzten Tage so viel von dir erzählt, er ist schon ganz gespannt, dich kennenzulernen!«

Hier hatten wir also den wahren Grund für Magdalenas Zurückhaltung, ihr Noch nicht! usw., ihr Jetzt bin ich soweit! Sie erklärte mir, dass sie ihrem Freund treu sei, deswegen hätte sie mit mir auch erst was angefangen, als er von einer Reise zurückkehrte und sie ihm von mir erzählen konnte. Tja, so kann man sich also täuschen. Ich hätte sie am liebsten… Auf der Stelle. Während Magdalena versuchte, mich über die nicht ausgeschöpften, nur von unserer Erziehung verschütteten Möglichkeiten des Konzeptes Liebe aufzuklären…

Aber ich bin ganz ruhig geblieben, sah nicht rot. Denn mittlerweile war ja mein Mörder in mein Leben getreten, und während Magdalena versuchte, mich über die Chancen der Liebe aufzuklären, wenn man sie nur endlich aus den Zwängen der Normalität befreien könnte und sie als etwas Offenes begriff, das in einer klassischen Zweierbeziehung – diesem Mythos, wie Magdalena es nannte, der allein selig machenden Zweierkiste – zugrunde gehen würde, da spann ich schon an meinem Roman weiter, verwob Magdalena ins Netz meiner Geschichte, genauso wie ich es mit Johanna und Raphaela und all den anderen tat, die ich aus meiner Brust heraus aufs Papier riss.

You can’t always get what you want, but sometimes you get what you need! heißt es doch so schön. Ja, da es endlich mit meinem Roman zügig voranging – und wie es voranging, wie im Rausch, Seite um Seite, in etwa einem halben Jahr schrieb ich ihn nieder – trat alles andere, also vor allem meine Hoffnung auf Liebesglück, in den Hintergrund. Ich stellte meine ganze Kraft, meine Gedanken, meine Gefühle, meine Phantasien, in den Dienst meines Mörders und ließ den roten Faden selbst im Schlaf, wo ich im Traum seine Geschichte weiterspann, nicht mehr aus der Hand. Was für ein Gefühl der Befriedigung und Erfülltheit, und wie ruhig ich doch, trotz allen Schaffensfuror, war, ein Gefühl, als wäre ich nach endloser Odyssee endlich zu Hause angekommen.“

 

Zum Roman:
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Abschied ist ein scharfes Schwert. Ein Mordsroman von Ralf Boscher

Liebe, Lust und Leichen im Keller. Leben und Sterben zwischen Nietzsche, dem Niederrhein und der Müllverbrennungsanlage in Wuppertal, in einer Nebenrolle: die Imperia in Konstanz außer Rand und Band.

„Abschied ist ein scharfes Schwert. Ein Mordsroman“ – ein Buch, das in vielen Genres wildert.

Der Roman ist als eBook und Taschenbuch erhältlich.

 

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Buchvorstellung: Engel spucken nicht in Büsche. Roman über Liebe, Tod und Teufel

 

Engel spucken nicht in Büsche: Roman über Liebe, Tod und Teufel - Cover der für das eBook bearbeiteten 2. Auflage

Engel spucken nicht in Büsche: Roman über Liebe, Tod und Teufel – Cover der für das eBook bearbeiteten 2. Auflage

Es war nach Mitternacht. Ein kräftiges, ein leuchtendes, ja beinahe ein brennendes Rot schoss hervor. Krish konnte sie riechen. Er spürte den Hauch ihres Atems auf seinem Arm. Ihm schauderte. Seine Augen tasteten über die Leinwand. Der dicke Borstenpinsel zuckte hinterher. Wo mochte Helen sein? Seit drei Jahren etwa kannte er sie jetzt, und sie war in dieser Zeit öfter, nur einen kurzen Abschiedsbrief hinterlassend, für einige Wochen verschwunden. Aber dieses Mal erschien ihm die Zeit ihrer Abwesenheit unerträglich lang.

Anfangs hatten ihn Zeilen wie: Mach’ Dir keine Sorgen, Liebster, bin wieder on the road! Weiß’ nicht, wann ich wiederkomme! zutiefst getroffen. Auch wenn Helen ihm jedes Mal versichert hatte, zurückzukommen, so hatte ihn ihr eigensinniges Handeln zunächst sehr gekränkt.
Aber dieses Gefühl hatte von Mal zu Mal an Raum in seinem Herzen verloren. Denn schließlich war sie bisher wirklich jedes Mal zu ihm zurückgekehrt. Um so stärker war stattdessen die Sehnsucht nach ihr in Krish gewachsen.

Doch nun verspürte Krish zum ersten Mal neben dieser schon fast schmerzhaften Sehnsucht eine Empfindung, die er bislang nicht mit Helen in Verbindung gebracht hatte. Denn noch niemals zuvor hatte er sich um sie gesorgt.

Leserinnen- und Lesermeinungen zu Ralf Boschers erstem Roman:

„Ein überzeugend komponierter Roman, der seine Leser einer außergewöhnlich breiten Palette an Emotionen aussetzt. Ein guter Unterhaltungsroman!“ (Hermann Kinder über meinen ersten Roman „Engel spucken nicht in Büsche. Roman über Liebe, Tod und Teufel“).

„Dies ist kein gewöhnlicher Krimi oder Thriller. Wer erwartet, dass es sich hier hauptsächlich beispielsweise um ein Ermittlerteam und dessen Aufklärungsarbeit um ein Verbrechen dreht, wird dann wohl eher enttäuscht. Wer sich aber in eine Abfolge durchgehend spannender Ereignisse stürzen möchte, Einblicke in die Seele der Protagonisten riskieren möchte, wird begeistert sein.“ (Jayzed, Rezension auf „Das lesende Pony“).

„Viele Szenen werde ich so schnell nicht vergessen. Der Moment, als der Mörder zu einem ebensolchen wird. Oder was dem Krankenpfleger Hartmut als Kind im Heim zustößt. Oder Helens Rückkehr. … Aber was mir neben der spannenden Krimihandlung noch mehr gefallen hat: Das Buch berührt. Denn die Figuren und ihre Schicksale sind lebendig gezeichnet. Mit einigen, vor allem den weiblichen Hauptfiguren, konnte ich mich identifizieren.“ (Marmaid, Rezension auf „Lovelybooks“).

„Nicht nur ein Krimi… Wer den Abschnitt ‚Zu diesem Buch‘ und die ersten Seiten liest, der könnte zu der Annahme gelangen, dass dieser Roman ein reiner Krimi ist. Doch da die Geschichte weit mehr beinhaltet, fand ich den Untertitel ‚Roman über Liebe, Tod und Teufel‘ sehr passend. Eine gute Mischung aus Krimi und Gesellschaftsroman, mit dem besonderen Etwas. Spannend, abwechslungsreich, kurzweilig und daher sehr flüssig zu lesen.“ (T. Geyer, lesen und mehr, Rezension auf Amazon).

Zum Roman:

Engel spucken nicht in Büsche. Roman über Liebe, Tod und Teufel

Engel_Boscher_Rückumschlag
Der Tod ist in die Stadt gekommen, und er ist auf einer Mission. „Abtreibungskiller“ nennt ihn schon bald die Presse. Der Polizei gelingt es nicht, den heimtückischen Frauenmörder zu stoppen. Gelingt dies Hartmut, dem Krankenpfleger mit einer ausgeprägten Vorliebe für Prostituierte? Der Tod ist in die Stadt gekommen, und düstere Visionen quälen den aufstrebenden Künstler Krish. „Kann es sein, dass ich nicht nur male, was war, sondern auch, was sein wird?“ Wo ist seine große Liebe Helen? Ist ihr etwas zugestoßen? Nein. Ja. Aber sie lebt. Noch. Denn nun ist der Mörder auf dem Weg zu ihr.

„Engel spucken nicht in Büsche“ – eine packende Geschichte. Lebendige Figuren, die Sie nicht vergessen werden. Starke Frauen. Ein teuflischer Mörder. Männer zwischen Sehnsucht und Furcht, getrieben. Ein Krimi. Ein Roman über den Verlust der Unschuld. Erotisch. Hart. Zärtlich. Schonungslos. Ein spannendes Buch über Hoffnung und Schmerz, über Liebe, Leid und Lust.

Der Roman ist über Amazon als eBook und Taschenbuch erhältlich.

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Buchvorstellung: „Abschied ist ein scharfes Schwert. Ein Mordsroman“

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Bin ich ihm auf den Leim gegangen, indem ich seine Briefe, seine bei unserem Treffen geäußerten Drohungen ernst nahm? Indem ich hinter seinen Geschichten, seinem ganzen Gehabe, einen dunkel dräuenden, bedrohlich wahren Kern vermutete? Aber vielleicht bestand in Wahrheit nie eine wirkliche Bedrohung. Vielleicht war er nur ein wunderlicher Kauz, der einen Narren an mir gefressen hatte. Alles nur Fiktion, Teil seines Spiels. Wie auch immer. Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste. Mir genügte es zu wissen, dass seine Hände so wenig fiktiv waren wie meine eigenen. Hände, die zupacken könnten, eine Bremsflüssigkeit ablassen, ein Feuer legen, ein Messer greifen…

„Der etwas andere Roman… Die einzelnen Charaktere sind gut herausgearbeitet und beschrieben, glaubhaft, wenn auch manchmal völlig abgedreht. Die zum Ende des Romans forcierten Elemente aus Krimi, Horror und Psychothriller münden in einem gewaltigen Finale der Haupthandlung; die Rahmenhandlung endet ebenfalls dramatisch. „Eine gute Geschichte. Eine Geschichte, die es wert war, veröffentlicht und gelesen zu werden“ – diesem Zitat aus der Nachbemerkung schließe ich mich gerne an.“ (Peka auf Amazon).

„Skurriler Krimi… Schräge Charaktere, eine “mordsmäßig spannende Story” (Leser) und dazwischen philosophisch verstiegene Gedankengänge – das liest sich gut und frisch, ist manchem Rezensenten aber dann doch “too much”. Ausprobieren!“ (Johannes Zum Winkel auf xtme).

„Eine außergewöhnliche Geschichte , spannend erzählt , am Ende vielleicht etwas dick aufgetragen. Daher vier Sterne. Ich kann das Buch empfehlen für Leser die keine Geschichte nach Standardschema lesen wollen.“ (Malika auf Amazon)

Abschied ist ein scharfes Schwert. Ein Mordsroman von Ralf Boscher

Liebe, Lust und Leichen im Keller. Leben und Sterben zwischen Nietzsche, dem Niederrhein und der Müllverbrennungsanlage in Wuppertal, in einer Nebenrolle: die Imperia in Konstanz außer Rand und Band.

„Abschied ist ein scharfes Schwert“ ist ein ungewöhnlich erzählter, an Ironie reicher Mordsroman über einen Schriftsteller und einen Fan, über Gewalt und Gier, Tod und Wiederauferstehung.

Oft anrührend, manchmal melodramatisch, immer wieder witzig entblättert der Ich-Erzähler der Haupthandlung sein Leben und seine Leiden. Ist er sympathisch? Ja. Ist er abstrus, sogar dubios? Oh ja. Ist er ein psychopathischer Serienmörder? Seine Erzählungen sind temporeich und farbenfroh (von blutrot bis schwarzhumorig). Eine Lebensgeschichte voller skurriler, ja grotesker Momente. Wir begegnen interessanten Charakteren (mit meist nur kurzer Lebenserwartung) und dämonischen Gestalten. Würzig abgeschmeckt wird das Ganze mit einem Hauch von Philosophie, einem satten Pfund Sex and Crime, einer guten Prise Wahnsinn und zwei Messerspitzen Horror.

„Abschied ist ein scharfes Schwert. Ein Mordsroman“ – ein Buch, das in vielen Genres wildert.

Der Roman ist als eBook und Taschenbuch erhältlich.

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Buchvorstellung: „Tiefer in die Dunkelheit“

Ralf Boscher - TieferDaphne schloss die Augen und lächelte. Der letzte klare Gedanke, bevor er das Vibrieren seiner Finger wieder verstärkte, war der, dass sie den Stadtwald gar nicht so groß in Erinnerung hatte. Die Fliegen, die über seinem Kopf kreisten, bemerkte sie nicht. Bemerkte nicht die Würmer, die bei jedem seiner Schritte aus dem feuchten Waldboden krochen. Die Käfer, die sich von dem dichten Farn fallen ließen. Die Spinnen, die ihre Nester und Jagdlöcher zurückließen und auf 8 Beinen ihnen folgten. All das Getier, das schließlich um sie herum kreuschte und fleuschte, bemerkte sie nicht, während der Lord sich seinem Ziel näherte.

„…Wer Fantasy, Horror, Sex in Büchern mag, kommt hier bestimmt auf seine Kosten.“ (Nach(t)lese auf Amazon).

„…Ich bin eine Liebhaberin von Horrorgeschichten, die sich vor allem dadurch auszeichnen, dass sie mit Andeutungen spielen und (zur Gänze) auf blutige oder schockierende Mittel verzichten. Ebenso verhält es sich mit erotischer Literatur. Auch dort genügen vage Hinweise, um eine knisternde Spannung zu erzeugen. Der Autor Ralf Boscher fordert den Leser bisweilen dazu heraus, fehlende Beschreibungen der Situation mit der eigenen Fantasie auszufüllen. Das gilt sowohl für die erotischen Elemente als auch für das Grauen, welches sich zunächst kaum spürbar manifestiert, um sich dann nur wenig deutlicher (aber dafür umfassend) seine Bahn zu schlagen…“ (Nephthys auf fantasy-foren.de).

„Diese Geschichten finde ich einfach nur klasse. Hier stimmt die Mischung von Thrill und Erotik…“ (Kathrin Bolte auf Mein Buchregal)

Vier Geschichten, vier Begegnungen:

  • Die Verheißungen einer Nacht („Was spricht die Mitternacht“).
  • Die verzehrende Leidenschaft eines gierigen Gemüts („Ein Liebesbrief“).
  • Dann die Sehnsucht nach Zweisamkeit, Verlangen und Liebe, die in die Fänge des brutalen Schreckens führt („So anders“).
  • Und am Ende Begehren, Lust, Gier – Horror („Lord of the Flies“).

 

PS: 2020 habe ich eine erweiterte Neuauflage meines Buches veröffentlicht …

Tiefer in die Dunkelheit. Von Frauen, Männern und Monstern

Erweiterte Neuauflage (plus 7 Geschichten) von Boschers Kurzgeschichten-Sammlung „Tiefer in die Dunkelheit“ (Erstauflage 2012).

Über 150 Seiten zwischen musikalischer Melancholie („Take The Long Way Home“) und orgiastischer Dämonik („Lord of the Flies“). Ein Geschichten-Cocktail gewürzt mit zwei Prisen Humor („Ein haariger Heiligabend“, „Leberwurst in Black“), einigen Spritzern Begehrlichkeiten („Was spricht die Mitternacht“), zwei Messerspitzen Horror („Oh Du Fröhliche“, „So anders“), abgeschmeckt mit lustvoller Kriminalistik („Plötzlich brach die Sonne“).

Tiefer in die Dunkelheit – inklusive der neuesten Geschichten aus Boschers Feder „Zug um Zug“, einer Liebesgeschichte zwischen einer Exraucherin und einem Raucher, und „Töte den Drachen“, einer Karnevals-Liebesstory, die aus dem Ruder läuft.

Boscher schreibt von den beglückenden und erschreckenden Möglichkeiten, was Frauen und Männern sich antun können. Aus Liebe. Vor Begehren. Wenn sie einsam sind. Wenn sie enttäuscht werden. Oder wenn sie Monster sind …

(Länge: 157 Seiten)

Als eBook und Taschenbuch erhältlich.

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Futter für die Bestie – Zweiter Teil der Geschichte

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Zweiter Teil der ungekürzten Kurzgeschichte “Futter für die Bestie” aus der dann ebenso benannten Gruselgeschichten-Anthologie des Schreiblust-Verlages. Den ersten Teil findet Ihr hier…

Futter für die Bestie

II.

Mary bleibt am Rand der Lichtung stehen. Ihr ist nicht wohl in der Haut, nervös tritt sie von einem Bein auf das andere. Meine Güte, denkt sie beim Anblick der Skelette, im ersten Moment mehr erstaunt, als erschrocken, bin ich hier etwa auf einem Tierfriedhof gelandet, oder was? Sie beginnt, zu frieren. An diesem herrlichen Spätsommertag. Blauer Himmel, die Sonne scheint, Vögel zwitschern in den Bäumen. Aber sie hat sich den ganzen Weg über schon nicht gut gefühlt. Warum mußte Arko auch ausbüxen! Und wie das hier riecht. Eine Gänsehaut läuft ihr über den Armrücken. Und nun ist sie nicht mehr nur nervös, jetzt ist ihr unheimlich zu Mute. Plötzlich weiß sie, daß sie hier weg muß. Hier stimmt etwas nicht! Um das zu wissen, mußte ihr niemand von den Spaziergängern erzählen. Aber Arko macht noch immer keine Anstalten, zu ihr zu kommen. Und um keinen Preis auf der Welt will sie auf die Lichtung hinaus. Mary weiß sich nicht anders zu helfen, als ihn anzuschreien:

„Arko! Komm sofort her!“

Sie hat ihn noch nie angeschrien. Arko sieht sie denn auch – wie Mary findet – aus großen Augen beleidigt an. Und sofort schämt sie sich. Aber anscheinend hat es geholfen, lauter zu werden. Denn endlich erhebt sich Arko. Mary atmet erleichtert auf. Aber anstatt zu ihr zu kommen, macht Arko einige Schritte rückwärts, und in diesem Moment hört Mary die Stille. Die Vögel schweigen. Und plötzlich spürt Mary den Drang, ihm zu folgen. Im ersten Augenblick ist es wie eine leise Stimme, die heiser flüstert: Hey, komm! Dann ist es wie eine Art Sog, der bei jedem der Schritte des Bernhardiners stärker wird. Dem sie kaum widerstehen kann. Die Erleichterung schlägt um in Furcht. Es ist, als würde eine unsichtbare Hand nach ihr greifen. Koommm! Das Flüstern wird zu einem langgestreckten Ton, der in ihren Kopf kriecht, eine Wortschlange, die sich zischend und züngelnd um ihr Hirn legt: Kooooommm! Mir! Zu mir! Sie spürt, wie sie sich gegen ihren Willen in Bewegung setzte. Aus der Furcht wird Angst.

„Komm sofort her! Du blöder Hund!“, schreit Mary, plötzlich einer Panik nahe. Mary setzt einen Fuß auf die Lichtung. Dann macht sie noch einen Schritt. Die Stimme in ihrem Kopf schwillt zu einem tosenden Hmmm, jaaaa! an. Mary hält sich die Ohren zu. Aber das hilft nicht. Die Stimme ist in ihr. Jetzt ist ihr nicht mehr nur kalt, sondern eisig. Die blonden Härchen an ihren Armen richten sich auf. Ihr wird schwindelig. Sie schwankt. Wie durch einen Schleier sieht sie, daß sich Arko auf den Rücken legt und seine vier Beine von sich streckt, wie er es oft macht, damit Mary ihn kraulen kann. Aber Mary ist nicht nach Streicheleinheiten. Ganz und gar nicht. Obwohl. Warum sich nicht ein wenig hinlegen. Und ausruhen. Den Kopf auf Arkos Bauch legen, und die Augen schließen. Hey, das wär‘ doch was! Die Stimme ist zu einem fürsorglichen Streicheln geworden. Und Mary ist wirklich sehr erschöpft. Kann sich kaum noch auf den Beinen halten. Und warum auch? Ihre eigenen Gedanken sind neben dieser Stimme kaum mehr zu hören. Nur noch ein verwehtes Ich mach‘ besser, daß ich hier verschwinde! Dann fällt sie auf die Knie, eine ihrer Hände landet in etwas Weichem. Eh, wohl auch etwas müde gewesen, was? Mary kann nicht mehr unterscheiden, was ihre Gedanken sind, was die Stimme ist. Jedenfalls lächelt sie beim Anblick des Eichhörnchens, dessen matschige Überreste sie in der Hand hält. Lächelt, als sie schwerfällig aufsteht und – das Eichhörnchen an sich pressend – zu Arko geht. Hey, Du Rabauke! Arko antwortet nicht, liegt nur da, die Läufe in die Luft gestreckt. Mary plumpst neben ihm zu Boden und fährt gedankenverloren mit ihrer freien Hand durch das weiche Fell seines Bauches. Wie durch Nebel registriert sie, daß Arko sich anders als sonst anfühlt. Wie ein Fellsack gefüllt mit Fleischabfällen. Aber dies findet sie nicht unangenehm. Auch nicht den Geruch. Im Gegenteil. Ihr ist eigentlich ganz behaglich zu Mute. Sie bettet ihren Kopf auf Arkos Bauch, der unter ihrem Gewicht prompt herrlich anschmiegsam nachgibt. Wie in Mutters Schoß. Warm und weich und feucht. Und irgendwie auch lecker. Mary merkt, wie hungrig sie ist. Das Wasser läuft ihr im Mund zusammen. Was sind wir doch hungrig! Die Hand, in der sie das Eichhörnchen hält, hebt sich auf Höhe ihres Gesichts. Mary schnüffelt am Kadaver. Hmm, ja! Leckt sich die Lippen. Was Feines. Dann beginnt sie, genüßlich schmatzend zu fressen.

III.

Kurz nach Sonnenuntergang. Jan lehnt sein Fahrrad an das Geländer der Autobahnbrücke, welche die A40 nahe des Stendener Bruchs überspannt. Jan ist gerne hier. Und oft. Er liebt diese Gegend. Die Wege vorbei an Kartoffeläckern und Getreidefeldern. Vorbei an Weideflächen mit Schwarz-Bunten drauf. Dann durch den Wald. Dort kann man Eichhörnchen sehen. Und manchmal, wenn man lange ganz still gewesen ist, ein Reh. Mäusebussarde, die über Tannenschonungen kreisen. Einmal hat er nach Einbruch der Dunkelheit eine Eule gesehen.

Seine Großmutter, Oma Hyskens, warnt ihn zwar ständig davor, sich nach Sonnenuntergang im Bruch aufzuhalten. Und es ist wirklich gruselig, wenn sie mit leiser, eindringlicher Stimme von der alten Hinrichtungsstelle erzählt. Von den zu Tode Verurteilten, die an der Galgenrahm geköpft oder gehenkt wurden. Dort ist es nicht geheuer!, gibt sie ihrem Enkel mit. Weil man ihre Leichname nicht beerdigt, sondern einfach im Sumpf versenkt hat. Aber Jan glaubt nicht an Geister. Da könnte er ja auch wieder an den Weihnachtsmann glauben. Trotzdem gelingt es seiner Oma manchmal, ihm eine Gänsehaut über den Rücken zu jagen. Sie hat so eine gewisse Art, zu erzählen. Einmal rückte sie plötzlich an ihn heran und packte ihn mit einer ihrer kleinen, aber erstaunlich kräftigen Hände am Arm. Dann, so leise als befürchtete sie, daß jemand anderes (oder etwas anderes) ihre Worte hört, flüsterte sie ihm einen Namen ins Ohr. Spulmans. „Meine Urgroßmutter kannte noch jemanden, der ihn gekannt hat“, whisperte Oma Hyskens. Spulmans. Als sie diesen Namen nochmals aussprach, senkte sie ihre Stimme so weit, daß Jan sie kaum mehr verstehen konnte, „Er hat Menschen ermordet und aufgegessen. Und noch meine Oma, Gott habe sie gnädig, glaubte…“, Oma Hyskens sah sich plötzlich um, als stünde jemand hinter ihr, was für Jan das Unheimlichste an der ganzen Geschichte war, „Meine Oma glaubte daran, daß er eines Tages zurückkommen würde!“ Aber so lieb Jan seine Oma auch hat, dies hält er denn doch für Altweibergewäsch. Denn natürlich würde diese Bestie nicht erwachen. Man hat ihn gefaßt, und nach den Sitten der alten Zeit gevierteilt, geköpft und anschließend die Überreste dem Sumpf übergeben. Damit basta. Das Gefährlichste, das Jan manchmal im Bruch begegnet, ist Bauer Brandt. Vor ihm hatte er sich einmal auf den Acker flüchten müssen, als Brandt ihm auf seinem alten Trekker besoffen und ohne Licht entgegen kam.

Jan schaut auf die Straße und die dahin brausenden Autos hinab. Träumt davon, in knapp zwei Jahren selbst hier entlang zu rasen. Er spuckt hinunter. „Treffer, schon wieder einen Holländer abgeschossen!“, meint er triumphierend zu sich selbst. Plötzlich spürt er, daß er nicht mehr alleine ist. Am anderen Ende der Brücke steht eine Gestalt. Im ersten Moment kann er sie nur undeutlich erkennen. Das Licht der Autoscheinwerfer, in das er geblickt hat, flimmert noch vor seinen Augen. Dann klärt sich sein Blick. Mary. Ihm stockt der Atem. Sofort bekommt er feuchte Handflächen. Schon seit Jahren schwärmt er für sie, ohne sich jemals getraut zu haben, sie auch nur nach der Uhrzeit zu fragen. Das hübscheste Mädchen aus dem Dorf. Alle Jungs sind hinter ihr her. Und jetzt steht sie dort. Und Jan meint doch tatsächlich, zu hören, daß sie seinen Namen ruft. Merkwürdigerweise hört er dies nicht mit seinen Ohren, sondern in seinem Kopf. Das ist ein wenig unheimlich. Kommt aber bestimmt nur von der Aufregung. Wie oft hat er sich dies gewünscht. Schön, Dich hier zu treffen. So ein netter Zufall. Und jetzt kommt sie auf ihn zu. Zwei Schritte nur, sie bleibt im Schatten stehen, den die Lichter der Autos werfen. Aber immerhin. Gefalle ich Dir?, hört Jan sie fragen. Er bringt kein Wort heraus. Mary bleibt stehen. Gefalle ich Dir?, wiederholt sie. Jetzt bringt Jan ein zittriges „Ja“ zustande. Gut!, antwortet Mary. Komm‘ zu mir! Jan setzt sich in Bewegung. Mary ebenfalls. Sie geht rückwärts, von der Brücke herunter, in die Dunkelheit hinein. Du gefällst mir auch!, hört Jan sie sagen. Hast Du schon immer getan! Er kann sein Glück kaum fassen. Dort wartet sie auf ihn. Nur noch wenige Schritte trennen ihn von ihr. Und Mary hebt doch tatsächlich ihre Arme. Als wolle sie ihn umarmen. Hey, komm!

Ende

„Boschers Bestie
Aldekerk. ‚Aldekerk im Rücken‘ heißt die vor rund anderthalb Jahren in der Anthologie ‚Dichter Nebel am Niederrhein‘ veröffentlichte Kurzgeschichte von Ralf Boscher. Jetzt ist der gebürtige Aldekerker, der in Konstanz lebt, literarisch wieder an seinen Geburtsort zurückgekehrt mit ‚Futter für die Bestie‘. Die Erzählung findet sich in der gleichnamigen Grusel-Geschichten-Sammlung des Schreiblust-Verlags Andreas Schröter. 9,90 Euro kostet das 248-seitige Taschenbuch mit 24 Beiträgen.“
(Rheinische Post, Ausgabe Gelderland, Nr. 110, Dienstag, 11. Mai 2004)

Zum Verlag
Rezension auf Dunkelblick
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Futter für die Bestie – Erster Teil der Geschichte

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Erster Teil der ungekürzten Kurzgeschichte „Futter für die Bestie“ aus der dann ebenso benannten Gruselgeschichten-Anthologie des Schreiblust-Verlages.

Futter für die Bestie

Zur Mittagszeit kamen einige Spaziergänger aus dem Bruch zurück und redeten sich in der Gastwirtschaft bei Schnaps und Alt den Schrecken von der Seele. Niemand nahm sie wirklich ernst. Der Wind kann schon tückisch sein! hieß es. Da kann man schon mal das Gefühl haben, daß plötzlich jemand hinter einem steht und einem kalt in den Nacken atmet! Und nach einigen Korn waren die Spaziergänger ebenfalls so weit, das unheimliche Gefühl, von etwas beobachtet zu werden, was man nicht selbst sehen kann, als Einbildung abzutun. Keiner glaubte, daß etwas dran sein könnte an den alten Geschichten, die sich früher um das Tote Rahm und das Galgenrahm rankten. Damals. Bevor Männer aus den umliegenden Dörfern die Sümpfe am Rande der Aldekerker Platte trocken legten, um Ackerland zu schaffen. Als es im Bruch weder Straßen noch Brücken gab, und es in Nächten ohne Elektrizität leicht fiel an Dämonen und Geisterstimmen zu glauben, die unvorsichtige Seelen von den schmalen Pfaden weg in die Sümpfe locken.

I.

Unweit der Stelle, an der es den Spaziergängern nicht geheuer gewesen war, befindet sich ein Waldstück, und darin eine Lichtung. Ein Platz, wie geschaffen für Verliebte, verborgen zwischen den Bäumen, so nah am Weg, daß die Decke und der Korb mit dem Wein nicht schwer werden, und doch genügend abseits des Weges gelegen, daß niemand zufällig das romantische Picknick stört. Nach einem kürzlich abgehaltenen Picknick sieht es auf der Lichtung auch aus. Allerdings nach einem der weniger romantischen Sorte. Der von der Nachmittagssonne beschienene Boden ist übersät mit ausgedorrten Insektenkörpern. Bienen und Schmetterlinge, Fliegen, Bremsen und einige Hummeln. Chitinleichen, wie ausgesaugt. Daneben ein Hasenskelett. Die Überreste einiger Vögel. Der verwesende Kadaver einer streunenden Katze, die sich von einem sterbenden Vogel auf die Lichtung hatte locken lassen, und dann selbst zur Beute geworden war.

Der Lichtung nähert sich nun ein Eichhörnchen. Es springt im angrenzenden Wald von Baum zu Baum. Mit schnellen Sprüngen folgt ihm laut bellend ein Hund auf dem Fuße. Ein junger Bernhardiner, der spielerisch der flinken Beute nachjagt. Doch kaum, daß beide die Lichtung erreichen, verliert er das Interesse an dem Eichhörnchen. Voller Neugier springt er einer summenden und brummenden Hummel nach, die in der Sonne torkelt. Dann, er hat die Hummel ausgebellt und schnüffelt gerade an einigen ausgebleichten Knochen, scheint er etwas zu spüren, daß ihn unruhig macht. Der Bernhardiner legt die Ohren an. Seine Nackenhaare richten sich auf. Er knurrt und bleckt die Zähne, weicht schließlich zum Wald zurück. Schritt für Schritt. Plötzlich geht er winselnd in die Knie, als hätte ihn eine Faust brutal am Halsband gepackt und zu Boden gezogen. Der Hund schüttelt seinen Kopf, reibt ihn an der Erde, genauso wie er es macht, wenn er ein lästiges Insekt abstreifen will. Was ihn gepackt hat, läßt sich aber nicht abschütteln. Das junge Tier springt auf. Jaulend läuft es im Kreis, rammt dabei einige Male seinen Kopf auf den Boden. Plötzlich verstummt es. Seine Bewegungen werden langsam und von einer gewissen drolligen Unbeholfenheit, als könne es sich nicht mehr recht daran erinnern, was es mit seinen Beine anfangen soll. Es bellt noch zweimal, wie um sein Frauchen zu rufen, daß es ihn hier abholen könne. Dann legt es sich am Rande der Lichtung in die Sonne und blickt aus trüben Augen in den Wald hinein. Wartet, während mitten auf der Lichtung das Eichhörnchen tot am Boden liegt und bereits seine Körperfestigkeit verliert.

Einige Minuten später tritt ein Mädchen in Blue-Jeans zwischen den Bäumen hervor.

„Da bist Du ja endlich!“, schimpft das Mädchen mit dem schönen niederrheinischen Namen Mary van Eyll,
„Unartiger Hund!“, und holt die Leine aus ihrer Jackentasche hervor.
„Das hast Du jetzt davon, Arko! Komm‘ her!“ Arko aber bleibt in der Sonne liegen, sieht Mary lediglich mit einem undefinierbaren Blick aus seinen braunen Augen an. Dann legt er seinen Kopf quer, als horche er auf etwas, und schnüffelt am Waldboden.

[…]

Hier geht es zur Fortsetzung: „Futter für die Bestie“ – Zweiter Teil der Geschichte

„Boschers Bestie
Aldekerk. ‚Aldekerk im Rücken‘ heißt die vor rund anderthalb Jahren in der Anthologie ‚Dichter Nebel am Niederrhein‘ veröffentlichte Kurzgeschichte von Ralf Boscher. Jetzt ist der gebürtige Aldekerker, der in Konstanz lebt, literarisch wieder an seinen Geburtsort zurückgekehrt mit ‚Futter für die Bestie‘. Die Erzählung findet sich in der gleichnamigen Grusel-Geschichten-Sammlung des Schreiblust-Verlags Andreas Schröter. 9,90 Euro kostet das 248-seitige Taschenbuch mit 24 Beiträgen.“
(Rheinische Post, Ausgabe Gelderland, Nr. 110, Dienstag, 11. Mai 2004)

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Rezension auf Dunkelblick
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