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Das sind so die Momente… Fähre voll und meine Romanidee ist auch futsch

Faehreschnellkurs

Ich hatte so ein paar Ideen für einen Vampirroman – mehr als ein paar Ideen, einzelne Kapitel sind bereits geschrieben. Ja, und dann…

Als ich damals an meinem ersten Roman schrieb, in dem ein wichtiges Thema „Abtreibung“ ist, habe ich mich geweigert, John Irvings „Gottes Werk und Teufels Beitrag“ zu lesen, obwohl er damals mein Lieblingsautor war (und auch heute noch einer meiner Alltime-Faves ist). Einige Jahre zuvor hatte er dieses wirklich tolle Buch (wie ich heute weiß, da ich es schließlich glücklicherweise sofort nach Fertigstellung meines Romans doch gelesen habe) veröffentlicht, und nachdem ich die anderen greifbaren Bücher von ihm schon verschlungen hatte, schlich ich um „Gottes Werk“ herum wie der Teufel um eine sündige Seele. Aber ich riss mich zusammen. Kaufte zwar das Taschenbuch – aber ich las es nicht. Denn bei ihm wie bei mir war ein Thema „Abtreibung“, und ich hatte einen Höllenschiss, mich zum einen von meinem Lieblingsautor beeinflussen zu lassen (ich Narr damals, glaubte ganz naiv an so etwas wie „originäre Schöpfung“, an meinen eigenen gänzlich „unbeeinflussten“ Roman), zum anderen fürchtete ich, kein eigene Zeile mehr aufs Papier zu bekommen, wenn ich gelesen hätte, wie Irving das Thema anpackt.

Heute denke ich anders. Alles ist durchtränkt von Einflüssen. Kombination ist das Stichwort. Es gibt nichts Neues unter der Sonne – aber viele Möglichkeiten, Altbekanntes in neuem Licht erscheinen zu lassen. Schöpfung ist zugleich Mythos (logisch, will doch meine romantische Idee des Kreativen nicht aufgeben) und handwerkliches Geschick im Spiel mit Zitaten und all dem, was man erfahren hat. Ein eigener Stil ist ein überraschender Cocktail aus gut gewählten Zutaten, die man aus der Schatzkiste „Kultur“ zieht.

Also ganz easy… Ich lese in einem Roman – und lese „meine Ideen“. Warum aufregen, locker bleiben! Nun, an diesem Morgen war ich nicht locker. Ehrlich gesagt, war ich die Nacht zuvor auch schon nicht locker. Ich hatte also schlecht geschlafen. Soviel zu theoretischen Erwägungen über den „Autor“, über „Topik“ als der Grundlage schöpferischer Kreation.

Obwohl: Schuld ist die Fähre Meersburg-Konstanz. Beziehungsweise deren morgens zu Pendlerstosszeiten oft zu geringe Verfügbarkeit. Denn die Fähre war voll. Und so schlecht ich geschlafen hatte, schlug mir dies an diesem Morgen aufs Gemüt. Natürlich: Ich als Rollerfahrer hätte noch auf die Fähre rollen könne, für eine 50er ist meist immer noch Platz. Aber da ich mit meiner Liebsten zusammen zur Arbeit fahren wollte, musste ich warten – und das war beileibe nicht das erste Mal (Hintergrund: Meine Liebste fährt mit dem Auto. Ich roller. Das Ende unserer Arbeitszeiten ist nicht derart, dass wir planen könnten auch den Rückweg gemeinsam anzutreten.).

Also stand ich um 7 nach 7 auf dem Meersburger Fähreplatz. Wie ich an der auf dem See gen Konstanz fahrenden Fähre sehen konnte, hatte diese pünktlich voll belegt um 5 nach 7 abgelegt. Und obwohl die 20 nach 7 Fähre beinahe voll war, warteten bereits wieder 2 Reihen PKW und einige LKW darauf, einen Platz für die Überfahrt zu finden. Darunter meine Liebste in ihrem PKW, Reihe 2, keine Chance noch auf die Fähre zu kommen. Ich schaltete also die Zündung aus. Wartete. Noch vor dem ersten Kaffee. Der Einweiser winkte mir freundlich zu. Los fahr, Du hast noch Platz. Ich winkte ab. In diesem Moment, während die Sonne hinter der Meersburger Burg emporstieg, holte mich meine schlechte Nacht ein.

Ich hatte vor dem Schlafen noch ein wenig gelesen, das Buch gefiel mir. Chick-Lit? Vielleicht. Aber egal. Gut geschrieben. Amüsant. Spannend. Ja, und dann las ich… Las von den PR-Kampagnen der Schattenwesen – und: Puh. Auf die Idee war ich auch gekommen. Twilight, der ganze Vampir-Boom – ein Marketingtrick der Vampire (bzw. in diesem Roman der Vampire, der Werwölfe, der Elfen…). Wenn mir wenigstens nicht gefallen hätte, was ich las. Aber das Buch zog mich in sich hinein, und das obwohl mein Verstand eingeschaltet war. Ich dachte, fühlte: Meine Romanidee ist futsch. Obwohl mir aufs Ganze gesehen doch etwas anderes vorschwebte – vorschwebt?

Nachfrage
Nichts Neues unter der Sonne… Auch an diesem Morgen nicht. Wieder einmal ist das Angebot an Fährekapazität nicht an der Nachfrage der Pendler ausgerichtet. Dabei machen die Fährebetreiber deutlich, dass sie sich sehr wohl einer gewissen Nachfrage bewusst sind: Wobei (ab 9 Uhr wegen erhöhter Nachfrage Schnellkurs) es hier nicht um die Pendler geht, sonst würde der Schnellkurs früher gefahren werden. Meiner Einschätzung nach ist hier mit Nachfrage die Nachfrage durch die nun im Frühling mehr und mehr eintrudelnden Touristen gemeint – die aufs Jahr gesehen wohl mehr Geld in die Kassen spülen, als all die Pendler mit ihren Jahreskarten. Und somit stand ich also, weil ich auf meine Liebste im PKW wartete, auf dem Fährevorplatz. Und sann, während die Sonne höher über die Burg stieg, über Pendler, Touristen und Vampire nach. Auch das eine Idee von mir: Den Vampiren eine Evolution zuzusprechen, so dass sie z.B. heute unempfindlicher gegenüber Sonnenstrahlen sind. Aber wie heißt es so schön: Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben. Aber was für Pendler richtig ist, muss für Romanautoren nicht wahr sein. Sonst würde sich niemand für einen Roman wie „Eine Odyssee“ interessieren, den ich ebenfalls zur Zeit lese und der in vielen Teilen den „Ulysses“ von James Joyce thematisiert, welcher wiederum nicht ohne Grund nach der Hauptfigur aus Homers „Odyssee“ benannt ist. Und das wäre wirklich schade.

Wäre es auch schade, wenn ich meine ursprüngliche Romanidee nicht weiter verfolge? So etwas weiß man als Autor erst dann, wenn man durch die Idee hindurchgegangen ist und der Roman in Gänze vorliegt. Und das erfordert Zeit und Mut. Man läuft immer Gefahr zu spät zu kommen. Oder völlig unzeitgemäß zu sein. Und nicht jeder hat Nietzsches Mut, sich dieses Unzeitgemäße auf die Fahnen zu schreiben (wenn es denn Mut war und nicht nur ein Symptom der beginnenden Paralyse).

Als ich mit einer Schoki für sie und einem Kaffee für mich (endlich, die erste „Tasse“ des Tages) zu meiner Liebsten ins Auto stieg, die es endlich auf die Fähre geschafft hatte, waren weniger meine Autorengedanken als Überlegungen zu „Touristen und Pendlern“ das Thema. Klar, in einer Touristengegend sind diese immer ein Thema. Auch außerhalb der Saison. Ihre Anwesenheit wirkt sich genauso wie ihre Abwesenheit auf die Einheimischen aus: Versuchen Sie mal hier im Winter Abends in einem Restaurant fein essen zu gehen… Sind keine Touristen da, dann nehmen die Betreiber von Gaststätten, Restaurants, Geschäften ihren Jahresurlaub: In Meersburg zum Teil den ganzen Winter über.

Ralf_Boscher_Burg
Im Winter ist Meersburg genau das beschauliche, romantische Städtchen mit Neuem Schloss und Burg und Altstadt und See, das die Touristen so sehr anzieht, dass es ab Frühling mit der Beschaulichkeit vorbei ist. Dort arbeiten, wo andere Urlaub machen – ein immer wieder in neuen Variationen beliebter Spruch in Stellenanzeigen. Was soll das überhaupt heißen? Hebt es meine Lebensqualität als Arbeitnehmer am Bodensee, aus dem Fenster zu sehen und draußen die Urlauber urlauben zu sehen? Freue ich mich als pendelnder Arbeitnehmer, dass ich mich nach der Arbeit eine Stunde und länger an der Fähre in die Warteschleife stellen muss, um über den See heim zu kommen (und das trotz Schnellkurs), vielleicht weil ich denke: Ist doch toll, wie beliebt der Bodensee ist?

Erlebnis
Ach, ich bin ungerecht. Selbst jetzt noch in der Rückschau. Natürlich ist es schön, am Bodensee zu leben. Und der Weg zur Arbeit ist immer wieder ein Erlebnis. Es gibt nichts Neues unter der Sonne… Ja. Dennoch. Wenn ich die ewig gleiche Sonne morgens über Meersburg aufsteigen sehe, dann packt mich das doch immer wieder und auch jetzt noch nach Jahren. Wie oft habe ich dieses Bild schon gesehen (und fotografiert) und dennoch hat es immer wieder den Hauch des faszinierend Neuen. Und sollte ich an dem Vampirroman weiterschreiben, hoffe ich, dass ich selbst bekannten Ideen den faszinierenden Hauch des Neuen werde verpassen können.

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Lichterspiele am Bodensee

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Lichterspiele – in den Farben unbearbeitete Fotos vom Bodensee, manchmal ganz altmodisch mit einer analogen Kamera geschossen (Einwegkamera aus dem Drogeriemarkt), ein Geschenk, weil ich einmal klagte, immer meine Digicam zu vergessen – somit hatte ich die Einwegkamera immer im Helmfach meines Rollers dabei. Manchmal nicht ganz so altmodisch mit meiner älteren Digicam aufgenommen (wenn ich sie mal nicht vergessen habe).

 

 

 

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Zauber unserer Sprache

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Zauber unserer Sprache, so reich an Wörtern mit vollem Klang, warm im Ton und tief im Sinn. Wörter, die singen, das Herz zum Schwingen bringen, angefüllt mit Bildern zum Schwelgen, zärtlich teils, teils erhaben. Eine Quelle von Göttern gegeben, an der sich unsere Seelen laben. Kleinodien, von denen heute eines besonders glänzt, sich an mich schmiegt, so kraftvoll wie behende, und dieses eine Wort ist: Wochenende.

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Buchvorstellung: „Abschied ist ein scharfes Schwert. Ein Mordsroman“

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Bin ich ihm auf den Leim gegangen, indem ich seine Briefe, seine bei unserem Treffen geäußerten Drohungen ernst nahm? Indem ich hinter seinen Geschichten, seinem ganzen Gehabe, einen dunkel dräuenden, bedrohlich wahren Kern vermutete? Aber vielleicht bestand in Wahrheit nie eine wirkliche Bedrohung. Vielleicht war er nur ein wunderlicher Kauz, der einen Narren an mir gefressen hatte. Alles nur Fiktion, Teil seines Spiels. Wie auch immer. Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste. Mir genügte es zu wissen, dass seine Hände so wenig fiktiv waren wie meine eigenen. Hände, die zupacken könnten, eine Bremsflüssigkeit ablassen, ein Feuer legen, ein Messer greifen…

„Der etwas andere Roman… Die einzelnen Charaktere sind gut herausgearbeitet und beschrieben, glaubhaft, wenn auch manchmal völlig abgedreht. Die zum Ende des Romans forcierten Elemente aus Krimi, Horror und Psychothriller münden in einem gewaltigen Finale der Haupthandlung; die Rahmenhandlung endet ebenfalls dramatisch. „Eine gute Geschichte. Eine Geschichte, die es wert war, veröffentlicht und gelesen zu werden“ – diesem Zitat aus der Nachbemerkung schließe ich mich gerne an.“ (Peka auf Amazon).

„Skurriler Krimi… Schräge Charaktere, eine “mordsmäßig spannende Story” (Leser) und dazwischen philosophisch verstiegene Gedankengänge – das liest sich gut und frisch, ist manchem Rezensenten aber dann doch “too much”. Ausprobieren!“ (Johannes Zum Winkel auf xtme).

„Eine außergewöhnliche Geschichte , spannend erzählt , am Ende vielleicht etwas dick aufgetragen. Daher vier Sterne. Ich kann das Buch empfehlen für Leser die keine Geschichte nach Standardschema lesen wollen.“ (Malika auf Amazon)

Abschied ist ein scharfes Schwert. Ein Mordsroman von Ralf Boscher

Liebe, Lust und Leichen im Keller. Leben und Sterben zwischen Nietzsche, dem Niederrhein und der Müllverbrennungsanlage in Wuppertal, in einer Nebenrolle: die Imperia in Konstanz außer Rand und Band.

„Abschied ist ein scharfes Schwert“ ist ein ungewöhnlich erzählter, an Ironie reicher Mordsroman über einen Schriftsteller und einen Fan, über Gewalt und Gier, Tod und Wiederauferstehung.

Oft anrührend, manchmal melodramatisch, immer wieder witzig entblättert der Ich-Erzähler der Haupthandlung sein Leben und seine Leiden. Ist er sympathisch? Ja. Ist er abstrus, sogar dubios? Oh ja. Ist er ein psychopathischer Serienmörder? Seine Erzählungen sind temporeich und farbenfroh (von blutrot bis schwarzhumorig). Eine Lebensgeschichte voller skurriler, ja grotesker Momente. Wir begegnen interessanten Charakteren (mit meist nur kurzer Lebenserwartung) und dämonischen Gestalten. Würzig abgeschmeckt wird das Ganze mit einem Hauch von Philosophie, einem satten Pfund Sex and Crime, einer guten Prise Wahnsinn und zwei Messerspitzen Horror.

„Abschied ist ein scharfes Schwert. Ein Mordsroman“ – ein Buch, das in vielen Genres wildert.

Der Roman ist als eBook und Taschenbuch erhältlich.

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Schon drei habe ich überholt – aber ich vermisse meinen alten Freund

Lebe wohl alter Freund

Lebe wohl alter Freund

Es sprechen vernünftige Gründe für meine Entscheidung: Zum Beispiel mehr Licht. Was Goethe schon anmerkte, ist auf der Straße eine wirklich gute Sache, will man den Moment, den Goethe unmittelbar vor Augen hatte, doch möglichst auf Abstand halten.

Ja, mein neuer gebrauchter Roller hat nun eine vernünftige Beleuchtung. Nicht so stylische Tigeraugen wie meine alte Piaggio NRG, die nur cool aussahen, einen aber weder sehen lassen, was die Straße vor einem so alles an Überraschungen zu bieten hat, noch wirklich hilfreich dabei sind, gesehen zu werden. Bessere Bremsen. Ja, nicht zu verachten. Mein alter Freund schwächelte hier gegen Ende doch sehr. Zwang einen natürlich enorm, vorausschauend zu fahren, ist ja auch gut für die Konzentration – aber gleichwohl: Gut funktionierende Bremsen haben natürlich ihre Vorteile. Immer ist man ja auch nicht hundertprozentig konzentriert. Wobei ich sagen muss: Die Probe aufs Exempel habe ich seit dem Umstieg auf meinen neuen Gebrauchten noch nicht erlebt. Ist ja auch gut. Wenn ich nur an die vielen Male denken, bei denen ich mit meinem alten gebrauchten Roller unterwegs war und mir die Vorfahrt genommen wurde. Von Fahrradfahrern, Autofahrern, LKW-Fahrern. Und immer kam ich mit einer Mischung aus Bremsen und Gasgeben gut aus den prekären Situationen heraus.

Ja, apropos Gasgeben. Das war bei meiner alten NRG schon ein anderes Kaliber. Die reagierte prompt – und saftig. Da ging schon einiges, da konnte ich mich schon das eine oder andere Mal aus einer Gefahrensituation hinauskatapultieren (also wenigstens sprichwörtlich). Und erst am Berg… Von der Fähre hoch nach Konstanz hinein. Die Serpentine in Meersburg hinauf. Die letzte Steigung die Daisendorfer Straße hoch. Da ließ meine NRG alle anderen 50er hinter sich – und kaum je einmal sah sich ein Autofahrer genötigt, mich zu überholen.

Überholen, bzw. überholt werden. Also überholt werden mag ich gar nicht. Weil es auf den eben erwähnten Straßenabschnitten auch oft nicht gerade ohne Risiko ist. Meist Gegenverkehr. Und in solch einer Situation neigen Autofahrer, denen es zu langsam geht, dazu, nötigen Abstand nicht zu wahren. Fahrt mal mit einem Roller ganz rechts, vielleicht nah am Bordstein. Was da alles rumliegt. Von Gullis ganz zu schweigen. Und war das Licht meiner NRG auch nur eine Funzel, reagierten die Bremsen auch nicht so prompt (jedenfalls im letzten Herbst), so hielt sie mir die Autos und LKWs doch auf Abstand – hielten die sich doch meist hinter mir.

Das ist bei meinem neuer Gebrauchten anders. Suzuki. Solides Teil heißt es. Und für mein Budget sehr angemessen – vor allem angesichts dessen, dass die Reparatur meiner NRG den Kaufpreis meiner neuen Gebrauchten überschritten hätte (und das bei 18000 Kilometern weniger auf dem Tacho). Und wie gesagt: Gut leuchtend. Gut bremsend. Aber: Gerade am Berg kommt das Teil nicht recht vom Fleck. Gerade Strecke, Stadtfahrten in Konstanz – kein Problem. Da fließe ich so mit. Aber wehe die Strecke steigt an…

Nun gut, vielleicht ist noch nicht aller Steigung Abend. Die Suzuki war ein Stadtvehikel. Kaum gefahren von der Vorbesitzerin. Und wenn dann nur in der Stadt. Eine Garagenkarre für gelegentliche Ausflüge. Also genau das Gegenteil meiner Anforderungen. Aber wie heißt es so schön: „Wie der Herr so’s Gescherr“. Die Suzuki murrt, aber sie fügt sich. Vorbei die Zeiten, da es nur gelegentlich hinausging. Und mittlerweile strengt sie sich am Berg auch mehr an. Ich sage nur: schon drei andere 50er habe ich am Berg überholt – und das waren neuere Maschinen.

Wer weiß, vielleicht vermisse ich meinen alten Freund ja bald nicht mehr. Mehr Licht! – und irgendwann kann ich die vernünftigen Gründe wirklich schätzen.

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Da gehst Du dahin alter Freund

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Deine Ankunft war in Lichterglitzern gehüllt, als ein dunkler, mächtiger Schatten kamst Du zu mir inmitten von Freude und Strahlenglanz. Gänzlich unerwartet wurdest Du nun zu einem Teil meines Lebens, ein Geschenk, ein treuer Freund mit gewissen Allüren, der mich dann 5 Jahre begleiten sollte.

Das Scheiden fällt schwer. Was haben wir nicht zusammen durchgestanden, hart uns Forderndes von Hagelunwettern bis zu Schneegestöbern, dann Sonniges es uns gut gehen lassen unter blauem Bodenseehimmel. Ausflüge zum See, wo Du dann treulichst ausgeharrt hast, bis ich aus den Fluten wieder auftauchte, gar zu den Affen hast Du mich begleitet. Vor allem aber: Alltag. Arbeitsjoch, Tag für Wochentag. Tagaus, tagein. In der Früh bei jedem Wetter raus. Das schweißt zusammen. Auch wenn Du ja gerade da so manchmal Deine Allüren hattest, vor allem in unserem letzten gemeinsamen Jahr. Ich gestehe: Allüren, die sich gegen Ende so sehr häuften, dass eine Entscheidung immer drängender wurde.
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Eine Entscheidung, die Du mir dann abnahmst, alter Freund. Manches ist einfach nicht mehr zu kitten. Du hast so manchen Sturz überstanden, ohne sonderlich Schaden zu nehmen. Nun gut, Dein Lack… Aber hier zeigte sich nur Dein Charakter. Und den werde ich vermissen. Deine Stimme, unter Volllast oder einfach nur gediegen lässig im Stand vor Dich hinbrummend. Aber sobald ich Dich von der Leine ließ, da hast Du sie alle stehen lassen. Die Neuen, die Schicken, selbst die Aufgemotzten. Wie ein dunkler, mächtiger Schatten trugst Du mich über die Berge an allen vorbei.
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Das Alter. Ja, wem sage ich das. Du weißt es ja am Besten, warst ja dabei, als ich diesen Sommer sturzhaft daran erinnert wurde, nicht unsterblich zu sein. Oft gelingt es einem ja, über die eigene Verletzlichkeit hinwegzublicken, vor allem wenn man mit Verletzungen schon so lange lebt, dass man sie als solche nicht mehr wahrnimmt. Ihre Folgen gehören halt dazu, sie schaffen es nicht mehr, einen an die eigene Sterblichkeit zu gemahnen. Man hat damals überlebt, lebt damit. Aber dann gelingt es einem jähen Ruck, begleitet von einem herzhaften Knacken, dann doch, sich seines Alters, seiner mit den Jahren wachsenden Verletzlichkeit bewusst zu werden. Nun gut, ich bin noch zu kitten. Noch. Im Gegensatz zu Dir.
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Es tut mir leid alter Freund, Deine Tage waren abgelaufen. Ich habe es versucht, wahrlich, Du weißt es, ich habe es versucht. Jeden Morgen früher aufgestanden bin ich, um Dich noch wenigstens über den kommenden Tag zu retten. Gehegt habe ich Dich. Wenn es nicht anders ging, sogar Kilometer weit geschoben, um für Dich eine Lösung zu finden. Aber es war vorbei. So leid es mir tut, schon allein deswegen, weil Du mir als Geschenk so viel Freude bereitest hast. Ich werde es nie vergessen, wie wir uns zusammen durch überschwemmte Straßen gekämpft haben, während das Wasser mir von oben in die Stiefel lief. Wie wir dem Schnee, dem Eis trotzten. Jeden Regen an uns abprallen ließen. Wie wir zusammen oder auch zusammen mit meiner Liebsten die Sonnentage am See genossen. Erinnerungswürdige Zeiten. Nun Vergangenheit. Lebe wohl. Ich muss weiterziehen, Dich zurücklassen. Es ist nun leider so, Du bist dahingegangen, alter Freund.

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Historisches: Der Zauberer in Blau. Oder: meine Ankunft am Bodensee

Sonnenuntergang Bodensee
1995 zog ich an den Bodensee, die Landschaft, der See, die historische Altstadt von Konstanz und die schönen Orte in der Nähe hatten mich gleich für sich eingenommen. Aus dieser Zeit stammt die kleine Geschichte, die ich – unverkennbar – für den Südkurier, die Tageszeitung hier, geschrieben habe. Die Fotos von „Goldenen Bodensee“ entstanden etwas später.

Der Zauber in Blau

Ohne Gepäck kam ich in Konstanz an. Der Blick auf die Konstanzer Bucht, eingerahmt von Seestraße und altem Kloster, berührten mich tiefer noch als beim ersten Mal, als ich langsam über die Rheinbrücke fuhr: Denn an diesem Freitagnachmittag kam ich nicht als Tourist, Konstanz sollte meine neue Heimat werden. Endlich betrat ich nach einer langen Zugfahrt Konstanzer Boden. Was zu meinem Glück noch fehlte, waren meine eigenen vier Wände.

Goldener Bodensee - Blick auf Mainau
Leider hatte ich nur dieses eine Wochenende Zeit, etwas Bezahlbares zu finden. Und leider war der Wohnungsmarkt nicht gerade übersättigt mit bezahlbaren Wohnungen. So führte mich mein erster Weg hoch zur Universität. Dort suchte ich die schwarzen Bretter nach „meiner kleinen Wohnung“ ab. Erfolglos.

Nach diesem Fehlschlag zog ich mit gemischten Gefühlen durch die Konstanzer Kneipen: die Seekuh, das K9, das Radieschen. Immer in der Hoffnung, dass auf einem Aushang im Eingangsbereich mein neues Zuhause auf mich wartete. Dem war leider nicht so. Alleine saß ich bei einem Bier und keine gute Fee sprach mich an, kein Zauberer zog eine Wohnung aus seinem Hut.

Blick von Meersburg Richtung Überlinger See
Es war genauso gekommen, wie ich es vorhergesehen hatte: die Zeit lief mir davon. Schlaflos verbrachte ich die Nacht in einem Bett der Jugendherberge.

Würde dies in nächster Zukunft mein Dach über dem Kopf sein? So fragte ich mich bang. Ich wusste, dass meine größte, und vielleicht auch letzte Chance, an diesem Wochenende eine Wohnung zu finden, die Samstagsausgabe des Südkurier war. So früh als möglich wollte ich die druckfrische, ja noch beinahe warme Zeitung in meinen Händen halten. Und während mein Zimmergenosse in aller Seelenruhe schlief und schnarchte, betete ich voller Inbrunst zu den Schutzengeln aller Wohnungssuchenden, bis endlich der Morgen graute.

Ich war wieder voller Hoffnung, als ich, ohne gefrühstückt zu haben, in die erwachende Stadt hinunterging. Und wirklich: da stand er an einer Straßenkreuzung. Ich fühlte es ganz deutlich: dies war der Zauberer, den ich am Abend zuvor vermisst hatte. Lächelnd kam er einige Schritte auf mich zu: der Südkurierverkäufer.

Goldener Bodensee - Sonnenuntergang
Mein Gefühl hatte mich nicht getrogen: Heute, wo ich diese kleine, aber für mich sehr wichtige Begebenheit, mein schönstes Zeitungserlebnis, aufschreibe, kauere ich glücklicherweise nicht mit gekrümmten Rücken auf der obersten Etage eines Jugendherbergsbettes. Ich sitze vielmehr in meiner gemütlichen Küche, eine Tasse Kaffee steht vor mir auf dem Tisch, durch das Fenster blicke ich auf einen großen Garten.

Der Zauberer hatte wirklich meine kleine Wohnung aus seiner Tasche gezogen. Denn kaum hatte ich den Immobilienmarkt aufgeschlagen, da hatte ich die Anzeige entdeckt. Und kaum dass ich sie mit dickem, rotem Stift unterstrichen hatte, stand ich auch schon in der nächsten Telefonzelle, den Hörer in der Hand.

Goldener Bodensee - Fähre
„Viel Glück!“ hatte mir der Südkurierverkäufer gewünscht, als er sah, auf welcher Seite ich die Zeitung sofort aufschlug. Und ich konnte es kaum glauben, am Samstagnachmittag unterschrieb ich den Mietvertrag für eine sehr schöne, bezahlbare Wohnung. Ich hatte wirklich Glück gehabt. Und einen Zauberer in Blau.

Mehr lesen: Am Bodensee – Leseprobe aus “Abschied ist ein scharfes Schwert. Ein Mordsroman”

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Bodensee – Postkarten

Postkarten, die ich ehemals für den schönsten Secondhand-Laden am Bodensee erstellt habe. Viel Spaß beim Anschauen!

Ralf_Boscher_Sonnenmorgen

Ralf_Boscher_Morgenstimmung

Ralf_Boscher_Impressionen

Ralf_Boscher_Burg

Ralf_Boscher_Abendstimmung

Boscher_Sepia Impressionen

2ImpressionRalf_Boscher

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Goldener Bodensee – Sonnenuntergangsfotos

Einige Fotos vom Bodensee, die ein wenig den Zauber einfangen, der mich hierher ziehen ließ. Die passende Kurzgeschichte findet ich hier…

Sonnenuntergang Bodensee

Goldener Bodensee - Blick Mainau Sonnenuntergang

Goldener Bodensee - Sonnenuntergang

Blick von Meersburg Richtung Überlinger See

Goldener Bodensee - Blick auf Mainau

Goldener Bodensee - Fähre

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