Es sprechen vernünftige Gründe für meine Entscheidung: Zum Beispiel mehr Licht. Was Goethe schon anmerkte, ist auf der Straße eine wirklich gute Sache, will man den Moment, den Goethe unmittelbar vor Augen hatte, doch möglichst auf Abstand halten.
Ja, mein neuer gebrauchter Roller hat nun eine vernünftige Beleuchtung. Nicht so stylische Tigeraugen wie meine alte Piaggio NRG, die nur cool aussahen, einen aber weder sehen lassen, was die Straße vor einem so alles an Überraschungen zu bieten hat, noch wirklich hilfreich dabei sind, gesehen zu werden. Bessere Bremsen. Ja, nicht zu verachten. Mein alter Freund schwächelte hier gegen Ende doch sehr. Zwang einen natürlich enorm, vorausschauend zu fahren, ist ja auch gut für die Konzentration – aber gleichwohl: Gut funktionierende Bremsen haben natürlich ihre Vorteile. Immer ist man ja auch nicht hundertprozentig konzentriert. Wobei ich sagen muss: Die Probe aufs Exempel habe ich seit dem Umstieg auf meinen neuen Gebrauchten noch nicht erlebt. Ist ja auch gut. Wenn ich nur an die vielen Male denken, bei denen ich mit meinem alten gebrauchten Roller unterwegs war und mir die Vorfahrt genommen wurde. Von Fahrradfahrern, Autofahrern, LKW-Fahrern. Und immer kam ich mit einer Mischung aus Bremsen und Gasgeben gut aus den prekären Situationen heraus.
Ja, apropos Gasgeben. Das war bei meiner alten NRG schon ein anderes Kaliber. Die reagierte prompt – und saftig. Da ging schon einiges, da konnte ich mich schon das eine oder andere Mal aus einer Gefahrensituation hinauskatapultieren (also wenigstens sprichwörtlich). Und erst am Berg… Von der Fähre hoch nach Konstanz hinein. Die Serpentine in Meersburg hinauf. Die letzte Steigung die Daisendorfer Straße hoch. Da ließ meine NRG alle anderen 50er hinter sich – und kaum je einmal sah sich ein Autofahrer genötigt, mich zu überholen.
Überholen, bzw. überholt werden. Also überholt werden mag ich gar nicht. Weil es auf den eben erwähnten Straßenabschnitten auch oft nicht gerade ohne Risiko ist. Meist Gegenverkehr. Und in solch einer Situation neigen Autofahrer, denen es zu langsam geht, dazu, nötigen Abstand nicht zu wahren. Fahrt mal mit einem Roller ganz rechts, vielleicht nah am Bordstein. Was da alles rumliegt. Von Gullis ganz zu schweigen. Und war das Licht meiner NRG auch nur eine Funzel, reagierten die Bremsen auch nicht so prompt (jedenfalls im letzten Herbst), so hielt sie mir die Autos und LKWs doch auf Abstand – hielten die sich doch meist hinter mir.
Das ist bei meinem neuer Gebrauchten anders. Suzuki. Solides Teil heißt es. Und für mein Budget sehr angemessen – vor allem angesichts dessen, dass die Reparatur meiner NRG den Kaufpreis meiner neuen Gebrauchten überschritten hätte (und das bei 18000 Kilometern weniger auf dem Tacho). Und wie gesagt: Gut leuchtend. Gut bremsend. Aber: Gerade am Berg kommt das Teil nicht recht vom Fleck. Gerade Strecke, Stadtfahrten in Konstanz – kein Problem. Da fließe ich so mit. Aber wehe die Strecke steigt an…
Nun gut, vielleicht ist noch nicht aller Steigung Abend. Die Suzuki war ein Stadtvehikel. Kaum gefahren von der Vorbesitzerin. Und wenn dann nur in der Stadt. Eine Garagenkarre für gelegentliche Ausflüge. Also genau das Gegenteil meiner Anforderungen. Aber wie heißt es so schön: „Wie der Herr so’s Gescherr“. Die Suzuki murrt, aber sie fügt sich. Vorbei die Zeiten, da es nur gelegentlich hinausging. Und mittlerweile strengt sie sich am Berg auch mehr an. Ich sage nur: schon drei andere 50er habe ich am Berg überholt – und das waren neuere Maschinen.
Wer weiß, vielleicht vermisse ich meinen alten Freund ja bald nicht mehr. Mehr Licht! – und irgendwann kann ich die vernünftigen Gründe wirklich schätzen.
Vier – jetzt sind schon vier!