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Ein Blick hinter die Buchstaben… Fragen an den Schriftsteller Florian Tietgen

Spannende Romane, faszinierende Geschichten, Figuren, die sich den Leserinnen und Lesern einprägen – ohne die Möglichkeiten des Self-Publishing wären vielleicht viele literarische Schätze nach wie vor verborgen geblieben. Aber seit einigen Jahren ist die Auswahl jenseits der Verlagswerke größer geworden – und das interessante, breit gefächerte Angebot in Eigenregie publizierender Autoren wird, wie z.B. die Bestsellerlisten bei Amazon zeigen, mit Begeisterung angenommen. Einigen dieser Autorinnen und Autoren aus der Self-Publisher-Szene habe ich einen Fragenkatalog vorgelegt. Ich fragte, was mich als Leser oder als Kollege interessierte. Diese so entstandenen „Interviews“ werde ich in loser Folge auf meinem Blog veröffentlichen.

Ich danke allen, die sich meinen Fragen gestellt haben und so allen Interessierten einen Blick hinter die Buchstaben ihrer Bücher gewähren.

Ralf Boscher

Florian_Tietgen
Heute zu Gast auf Boschers Blog: Florian Tietgen

Hallo Florian, schön, dass ich Dich auf meinem Blog begrüßen darf!

Hallo Ralf, schön, hier zu sein. 🙂

Um gleich einzusteigen: Was siehst Du als Deinen bisher größten schriftstellerischen Erfolg an?

Selbst, wenn es sich dort leider nicht gut verkauft, sehe ich es als größten Erfolg, wenigstens ein Buch bei Droemer Knaur untergebracht zu haben.

Wer ist Dir die liebste Figur in einem Deiner Romane oder in einer Deiner Geschichten?

Ein_tiefer_See_TietgenIch liebe meine Figuren ja alle irgendwie, sonst könnte ich über sie nicht schreiben. Am liebsten ist mir aber Simon, der Erzähler aus „Ein tiefer See“. Seinetwegen habe ich mich in Foren des Web 1.0 oft als „sim“ registriert. Und mit ihm habe ich mir wohl einen Freund erschaffen, der ich selbst gern für andere wäre.

Wer ist Dir die liebste von Dir nicht erschaffene Figur in einem Roman oder einer Geschichte?

Schwer zu sagen. Nach Kolja in Dostojewskis „Der Idiot“ habe ich mal einen Kater benannt, weil ich mich beim Lesen in ihn verliebt hatte, aber der Freiheitsdrang von Huck Finn berührt mich mindestens ebenso.

Der für Dich gelungenste erste Satz einer Deiner Geschichten?

„Ich habe mich vergessen – irgendwo zwischen aufkeimender Wut und glühendem Zorn habe ich mich stehen gelassen, während ich gelaufen bin – immer hinter ihm her.“

Wenn Du nicht Schriftsteller, sondern Musiker wärst – welche Musik würdest Du machen?

Ich hatte als junger Mann zwischen 17 und 25 ein paar Auftritte als Sänger, teilweise als Songwriter mit Gitarre, teilweise in einer Rockband. Hat beides Spaß gebracht. Im Moment arbeite ich gerade an einem Roman, für dessen Trailer ich vielleicht mal ein Lied aufnehmen und bei Youtube hochladen werde.

Was macht einen Menschen zum Schriftsteller? Das Schreiben oder das Gelesen werden? Oder…?

Ich weiß es nicht. Mich selbst sähe ich vielleicht als Schriftsteller, wenn endlich die Feuilletons der großen überregionalen Zeitungen von meinen Büchern schreiben. Und ich bin nicht sicher, ob ich dann endlich glaube, ein Schriftsteller zu sein. Für andere mag ich es nicht beurteilen. Ich hänge glaube ich noch an dem Gedanken, erst Schriftsteller zu sein, wenn ich davon leben kann. Aber das ist noch in weiter Ferne.

Deine Einschätzung: Ist es förderlicher für eine gute Schreibe, mit seiner schriftstellerischen Arbeit seine Brötchen zu verdienen oder einem anderen Brotberuf nachzugehen?

Es schadet nicht, andere Brotberufe zu kennen und ausprobiert zu haben. Es schadet auch nicht, geregelten Arbeitsalltag in allen Variationen über lange Zeit erfahren und gelebt zu haben, Respekt davor zu bekommen, wie viel Energie er raubt und wie viel Kraft vor allem für die Auseinandersetzungen darin verschwendet wird. Aber ich brauche diese Energie beim Schreiben wirklich für die Bücher und Geschichten. Ich muss das Schreiben eines Romans als Arbeit begreifen, für die ich mich von 8 bis 16 Uhr an den Schreibtisch setze, sicherlich ein paar kurze Pausen einlege, aber grundsätzlich dort auch bleibe und schreibe. Ich brauche diese Disziplin.

Von der Grundidee zur fertigen Geschichte: Ist das bei Dir ein gerade Weg oder passiert es Dir, dass Du Dich weit von der Grundidee entfernst?

Es kann passieren, dass die Geschichte mich in eine andere Richtung lenkt und drängt. Und da ich mich als deren Diener betrachte, ist es ratsam, ab und zu auf die Geschichte zu hören.

Welcher Art sind die Szenen, die für Dich die größten Herausforderungen stellen?

Actionszenen, Prügeleien, Schießereien. Alles, was mit viel Tempo zu tun hat. Da muss ich enorm aufpassen, dass es schnell wird, Spannung enthält und sich vor allem die Körperteile nicht selbstständig machen.

Was bereitet Dir die größte Freude beim Schreiben?

Eine Szene beendet zu haben, die ich als anstrengend empfinde. Oder wenn ich an einem Text nach einem Jahr immer noch kaum etwas auszusetzen habe. Wenn ich zwischen lauter Kompromissen plötzlich das Wort entdecke, das auf den Punkt trifft. Aber grundsätzlich hat Schreiben für mich weniger mit Freude als mit Notwendigkeit zu tun.

Der für Dich wertvollste Schreibtipp, den Du erhalten hast?

Den wertvollsten Tipp gibt es glaube ich nicht. Oft wünschte ich mir, es hätte schon sehr viel früher diesen Austausch gegeben, von dem junge Menschen heute profitieren können. Wertvoll waren für mich am Ende die Tipps, durch die ich mich zu Beginn am stärksten in meiner künstlerischen Gestaltung beschnitten sah. Und für immer eingebrannt hat sich die Aussage in einem ganz alten und in der Gestaltung altmodischem Schreibratgeber: „Natürliche Sprache ist der Feind der Natürlichkeit.“ Das war auf Theaterstücke und Drehbücher bezogen und es war gemeint, dass gerade in Dialogen, die geschrieben wären, wie man spricht, dem Schauspieler die Möglichkeit fehlt, über die Satzmelodie authentisches Gefühl zu entwickeln. Aber das lässt sich auch wunderbar in Romanen beobachten, wie abgehackt und hart „natürliche“ Dialoge oft wirken und wie unnatürlich das dadurch tatsächlich beim Lesen oder beim Vorlesen wirkt.

Manchmal noch Papier und Stift? Oder nur noch Schreiben am Rechner?

Gedichte und Liedtexte meist eher noch mit Stift und Papier, Prosa nur noch am Rechner.

Welches Schreibprogramm nutzt Du?

Auch, wenn es mir Schläge einbringt, ich schreibe mit Word und möchte auch nichts anderes.

Schreibzeiten: Wann schreibst Du? Schreibst Du an festgelegten Uhrzeiten oder setzt Du Dir zum Beispiel pro Tag eine Zeichenmenge?

Ich bin ein morgenkreativer Mensch. Wenn ich bis 9 nicht angefangen habe, schreibe ich den Tag kaum noch etwas.

Wie viel Zeit verwendest Du am Tag für das Marketing? Und welche Kanäle nutzt Du für die Werbung?

Oh, die Frage hätte ich beinahe übersehen. Ich mag kein Marketing, nutze zwar ein bisschen g+ und Facebook dazu, aber ungern. Den Bereich würde ich, so ich es mir leisten könnte, sofort outsourcen. Ich kann mich da einfach nicht überwinden, weil es mir auch andersherum auf die Nerven geht. Jede Facebook-Einladung, eine Seite mit „gefällt mir“ zu markieren, nervt mich, macht mich manchmal sogar richtig wütend.

Die „Thomas Mann“-Frage: Du schreibst, Deine Frau oder Freundin kommt herein oder ein guter Freund ruft an oder Dein Kind möchte etwas von Dir wissen – verbittest Du Dir die Störung, weil Du schreibst, oder lässt Du Dich auf die „Planänderung“ ein?

Wer mich mit dem Telefon aus einer Geschichte reißt, denkt, ich habe sie nicht alle. Ich reagiere dann wortkarg und geistesabwesend. Aber ich lasse mich auf Planänderungen ein. Auch, wenn ich je nachdem, wer mich zu was ruft, ab und an darüber richtig derbe schimpfe.

Die „Charles Bukowski“-Frage: Hältst Du Alkohol für eine sinnvolle Stimulanz beim Schreiben?

Ich habe das Glück, den Geschmack von Alkohol nicht zu mögen, insofern stellt sich die Frage nicht. Früher habe ich beim Schreiben viel geraucht. Inzwischen bin ich Nichtraucher und habe immer wieder das Gefühl, seitdem brauche ich noch länger.

Du gehst schlafen, liegst bereits im Bett, das Licht ist aus – da kommt Dir eine Schreibidee in den Kopf: Stehst Du auf und notierst Dir die Idee?

Ich notiere es in der Form nur, wenn mir nachts auffällt, dass eine Stelle so, wie ich sie geschrieben habe, nicht funktioniert, weil ihr ein Denkfehler zugrunde liegt. Aber Ideen, die ich am nächsten Morgen vergessen habe, waren es auch nicht wert, festgehalten zu werden.

Hast Du mit einer Geschichte abgeschlossen, wenn Du unter sie ein „Ende“ gesetzt hast?

Ich habe noch niemals „Ende“ unter eine Geschichte geschrieben. Vielleicht habe ich auch deshalb so selten mit einer Geschichte wirklich abgeschlossen?

Vielen Dank Florian, dass Du Dir die Zeit genommen hast, diesen „Blick hinter die Buchstaben“ zu ermöglichen!

Anpassung_Tietgen
Als Autor beschäftige ich mich mit der Seele des Menschen, mit den Auswirkungen, die ungewöhnliche und traumatisierende Ereignisse auf das Weiterleben haben (Quelle).

Tietgen sagt von sich: „Das Glas halb voll betrachtet, steckt in meinem Lebenslauf viel Erfahrung. Erfahrung, die ein Leben auf feste Beine stellt“ (Quelle), Erfahrungen als Briefzusteller, Lebensmittel- und Getränkehändler, Bäcker, Lastkraftfahrer, Supporter und Tester für Software… (Quelle). Erfahrungen als „Schauspieler, Inspizient, Regieassistent […] (Quelle), Erfahrungen, die in seine Schreibe einfließen: „Dabei helfen der Blick auf das Alltägliche und die Fähigkeit, wie ein Schauspieler zu schreiben, sich also in die Rolle eines Protagonisten zu versetzen, sie zu fühlen und aus ihr heraus die Geschichte zu entwickeln. (Quelle)

Seit 2003 veröffentlicht Florian Tietgen Geschichten und Bücher, vor allem Gesellschaftsromane und Bücher, die sich an Jugendliche richten.

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Ein Blick hinter die Buchstaben… Fragen an die Schriftstellerin Sabine Trapp

Spannende Romane, faszinierende Geschichten, Figuren, die sich den Leserinnen und Lesern einprägen – ohne die Möglichkeiten des Self-Publishing wären vielleicht viele literarische Schätze nach wie vor verborgen geblieben. Aber seit einigen Jahren ist die Auswahl jenseits der Verlagswerke größer geworden – und das interessante, breit gefächerte Angebot in Eigenregie publizierender Autoren wird, wie z.B. die Bestsellerlisten bei Amazon zeigen, mit Begeisterung angenommen. Einigen dieser Autorinnen und Autoren aus der Self-Publisher-Szene habe ich einen Fragenkatalog vorgelegt. Ich fragte, was mich als Leser oder als Kollege interessierte. Diese so entstandenen „Interviews“ werde ich in loser Folge auf meinem Blog veröffentlichen.

Ich danke allen, die sich meinen Fragen gestellt haben und so allen Interessierten einen Blick hinter die Buchstaben ihrer Bücher gewähren.

Ralf Boscher

Sabine_Trapp_Portrait
Hallo Sabine, schön, dass ich Dich auf meinem Blog begrüßen darf! Um gleich einzusteigen:

Was siehst Du als Deinen bisher größten schriftstellerischen Erfolg an?

Wenn ich es an der Zahl der verkauften Bücher messen möchte, dann „Daily Detox is Fun“, dieser Ratgeber ist mehrere tausend Male als eBook gekauft worden. Wenn es um gekaufte Downloads in wenigen Tagen geht, dann „Versuchs doch mal mit Ehrlichkeit“ (Pseudonym Kendra Draftwood). Wenn es aber um die Tiefe und das Interesse der Leser in Leserunden gehen soll, dann „Zart besaitet“ (Pseudonym Bianca Braxton), denn dieser Kurzroman, von dem es einen zweiten Teil geben wird, brachte nicht nur mich, sondern auch meine Leser/Innen voran, da er wohl inhaltlich anregt, in sich hineinzulauschen und auf sein Herz und den Bauch zu hören.

Wer ist Dir die liebste Figur in einem Deiner Romane oder in einer Deiner Geschichten?
Einfach_Femme_Whitehood
Das ist wohl im Moment „Gloria“, aus meiner neuen Serie: Einfach „Femme“ und nicht fatal?, welche ich unter Samantha Whitehood veröffentliche. Gloria ist eine offene Persönlichkeit, fröhlich und herzlich, doch auch ein wenig zurückgezogen.

Wer ist Dir die liebste von Dir nicht erschaffene Figur in einem Roman oder einer Geschichte?

Harry Potter. Der Mut, die Entschlossenheit und Durchdringungskraft, die er mehr und mehr an den Tag legt und dieses große Herz, dass er hat, inspirieren mich immer wieder.

Der für Dich gelungenste erste Satz einer Deiner Geschichten?

Paris! Vive la France! La vie est belle! Ein Hoch auf Paris und seine wundervolle Aura, die das Leben zu einem Fest werden lässt.

Wenn Du nicht Schriftstellerin, sondern Musikerin wärst – welche Musik würdest Du machen?

Ich würde sagen in Richtung Lounge und Chillout. Aber kein Instrument. Ich würde ein wenig singen und Musik aus Beats zusammenstellen. Als Virtouse könnte ich mich nicht einfühlen.

Was macht einen Menschen zum Schriftsteller? Das Schreiben oder das Gelesen werden? Oder…?

Für mich persönlich: BEIDES.

Deine Einschätzung: Ist es förderlicher für eine gute Schreibe, mit seiner schriftstellerischen Arbeit seine Brötchen zu verdienen oder einem anderen Brotberuf nachzugehen?

Ich würde sagen, das was einem Freude bereitet, ist das was einen erhebt und im Endeffekt zu finanzieller Stabilität führt. Und wenn jemand gerne schreibt und sich freut, es zu teilen, dann ist es auch irgendwann sein Brotberuf, wenn man das so nennen möchte. Wenn viel Energie und Kraft in einem Buch steckt (sei sie nun positiv oder negativ, oder gut oder schlecht), dann wird das seine Anziehung haben. (mein philosophischer Ansatz)

Von der Grundidee zur fertigen Geschichte: Ist das bei Dir ein gerader Weg oder passiert es Dir, dass Du Dich weit von der Grundidee entfernst?

Ich schreibe einen Klappentext und mache oft schon vorher ein Cover, dann fliesst die Geschichte und ich entferne mich nicht, ich lasse die Geschichte zu mir kommen und habe rein gedanklich kaum illusorische Vorstellungen. Ich würde es also eher als intuitives Schreiben bezeichnen.

Welcher Art sind die Szenen, die für Dich die größten Herausforderungen stellen?

Davon gibt es keine bzw. gab es noch nie welche.

Was bereitet Dir die größte Freude beim Schreiben?

Das Schreiben und das Mitteilen ansich.

Der für Dich wertvollste Schreibtipp, den Du erhalten hast?

Keinen, ich habe glaube ich noch nie einen der Tipps (außer von den Formatierungsmöglichkeiten) angewendet, geschweige denn ein Buch dazu gekauft.

Manchmal noch Papier und Stift? Oder nur noch Schreiben am Rechner?

Ja, sehr oft auch Papier. Ich habe immer ein Ringbuch und ein kleines Hardcover-Buch dabei.

Welches Schreibprogramm nutzt Du?

Kein Programm. Ich schreibe in Open Office, sonstige Technik-Programme oder ähnliches sind mir fremd.

Schreibzeiten: Wann schreibst Du? Schreibst Du an festgelegten Uhrzeiten oder setzt Du Dir zum Beispiel pro Tag eine Zeichenmenge?

Nein, so wie ich mich fühle. Manches Mal schreibe ich viele Seiten in wenigen Stunden, dann zwei Tage gar nicht… bzw. fülle meine Blogs oder mache Videos oder Musik oder eben ein Cover.

Wie viel Zeit verwendest Du am Tag für das Marketing? Und welche Kanäle nutzt Du für die Werbung?

Um die 2 Stunden, wobei ich da auch das Suchen von neuen Möglichkeiten miteinbeziehe. Facebook, Google+, Google Adwords, Twitter, Rebelmouse

Bereitet Dir das Schreiben größere Freude, seitdem es mehr Möglichkeiten der Veröffentlichung gibt (E-Books, Selfpublishing…)?

Ich schreibe, weil ich Spaß daran habe und ich habe noch nie daran gedacht unter Verlag zu veröffentlichen oder gar etwas eingeschickt. Eine Hör-CD mit Meditationen vor einigen Jahren, aber die habe ich damals dann auch selbst vermarktet. Aber ein Buch noch nie.

Die „Thomas Mann“-Frage: Du schreibst, Dein Mann oder Freund kommt herein oder ein guter Freund ruft an oder Dein Kind möchte etwas von Dir wissen – verbittest Du Dir die Störung, weil Du schreibst, oder lässt Du Dich auf die „Planänderung“ ein?

Ich nehme den Moment an, wie er ist und kann auch aufhören zu schreiben und später wieder weitermachen. Ich bin da ganz entspannt und mich stört fast nie jemand beim Schreiben, das hab ich mir „geistig“ schon so eingerichtet.

Die „Charles Bukowski“-Frage: Hältst Du Alkohol für eine sinnvolle Stimulanz beim Schreiben?

Ich trinke nicht und weiß daher die Auswirkungen nicht.

Du gehst schlafen, liegst bereits im Bett, das Licht ist aus – da kommt Dir eine Schreibidee in den Kopf: Stehst Du auf und notierst Dir die Idee?

Nein sowas kommt mir nur zur richtigen Zeit, wenn ich schlafen will, dann geh ich schlafen und da stört mich nichts. Ich bin geistig auch untertags so offen, dass die Ideen reinplätschern können.

Hast Du mit einer Geschichte abgeschlossen, wenn Du unter sie ein „Ende“ gesetzt hast?

Ja, außer wenn das ENDE ein offenes Ende ist, so wie bei „Zart besaitet“.

Vielen Dank Sabine, dass Du Dir die Zeit genommen hast, diesen „Blick hinter die Buchstaben“ zu ermöglichen!

Zart_besaitet_Braxton
„Schreiben war schon immer meine Leidenschaft – meine Ratgeber sind ein Ausdruck meiner motivierenden Seite. Mein Talent ist es, visuell durch verschiedene Bereiche zu führen und das durch Worte. Egal ob ich also schreibe oder erzähle, ich entführe die Menschen in meine Welt. Und meine Welt ist voller Licht, aber auch Spannung und Emotionen. Die Romane drücken meine kreative Seite und Phantasie aus. Ich schreibe immer nur, wenn ich mit dem Herzen voll dabei bin…“ (Quelle)

Die gebürtige Wienerin Sabine Trapp schreibt seit 2012 für ein öffentliches Publikum (Quelle). Ihre vorherigen Berufe reichten vom Produktmanagement im Bereich der IT bis hin zum Immobilienmakler und Coach. Unter ihrem Geburtsnamen veröffentlichte sie u.a. die Ratgeber „DAILY DETOX IS FUN – Inneres Aufräumen für ein neues Lebensgefühl“ oder „Wild Woman: Die Magie der Frau von HEUTE“. (Quelle).

Belletristik – vor allem im Genre „Liebesromane“ – veröffentlicht sie unter verschiedenen Pseudonymen: Ihr erster Kurzroman „Versuchs doch mal“ erschien unter dem Pseudonym Kendra Draftwood Ende 2013. Während Kendra Draftwood die erotische Seite repräsentiert und frech, spritzig neue Wege beschreitet und Beziehungsthemen aufarbeitet, schreibt sie unter dem Pseudonym „Bianca Braxton“ „zarter besaitet“, künstlerisch angehaucht, mit weniger Erotik und mehr Verwicklungen. Unter dem Pseudonym Samantha Whitehood schreibt sie „Chicklit“ und in Zukunft auch „Mystery-Romance“ (Quelle).

„Mein Weg als Selfpublisherin – Sabine Trapp erzählt über das Schreiben und andere Dinge…“:

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Blog der Autorin Sabine Trapp
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Ein Blick hinter die Buchstaben… Fragen an den Schriftsteller Matthias Czarnetzki

Spannende Romane, faszinierende Geschichten, Figuren, die sich den Leserinnen und Lesern einprägen – ohne die Möglichkeiten des Self-Publishing wären vielleicht viele literarische Schätze nach wie vor verborgen geblieben. Aber seit einigen Jahren ist die Auswahl jenseits der Verlagswerke größer geworden – und das interessante, breit gefächerte Angebot in Eigenregie publizierender Autoren wird, wie z.B. die Bestsellerlisten bei Amazon zeigen, mit Begeisterung angenommen. Einigen dieser Autorinnen und Autoren aus der Self-Publisher-Szene habe ich einen Fragenkatalog vorgelegt. Ich fragte, was mich als Leser oder als Kollege interessierte. Diese so entstandenen „Interviews“ werde ich in loser Folge auf meinem Blog veröffentlichen.

Ich danke allen, die sich meinen Fragen gestellt haben und so allen Interessierten einen Blick hinter die Buchstaben ihrer Bücher gewähren.

Ralf Boscher

Matthias_Czarnetzki
Heute zu Gast auf Boschers Blog: Matthias Czarnetzki

Hallo Matthias, schön, dass ich Dich auf meinem Blog begrüßen darf! Um gleich einzusteigen:

Was siehst Du als Deinen bisher größten schriftstellerischen Erfolg an?

Jedes einzelne verkaufte/gelesene Buch ist ein Erfolg. Hätte ich darauf gewartet, dass mich irgendein Verlag veröffentlicht, würden meine Bücher immer noch in einer dunklen Schublade liegen, da mein Genre (Death Comedy, Krimi mit schwarzem Humor) wirtschaftlich nicht für eine Verlagsveröffentlichung interessant ist.

Wer ist Dir die liebste Figur in einem Deiner Romane oder in einer Deiner Geschichten?
Matthias_Czarnetzki_Lutetia_Stubbs_Kellerleichen
Lutetia Stubbs aus meiner gleichnamigen Buchserie. Sie hat viele Eigenschaften, die ich auch gern hätte. Wie ich sieht Lutetia unglaublich gut aus und ist hoch intelligent, allerdings lässt sie sich in der Umsetzung dessen, was sie für richtig hält, nicht von Diplomatie und Political Correctness bremsen.

Wer ist Dir die liebste von Dir nicht erschaffene Figur in einem Roman oder einer Geschichte?

Samuel Vimes (dt. Mumm) aus den Scheibenwelt-Romanen von Terry Pratchett. Die Figur hat Pratchett über eine ganze Reihe von Büchern hin entwickelt, vom desillusionierten, saufenden Fußsoldaten bis zum Chef der Wache. Es bleibt zu hoffen, dass Pratchett noch lang genug lebt, um Moist von Lipwig eine ähnliche Entwicklung zu spendieren.

Der für Dich gelungenste erste Satz einer Deiner Geschichten?

„Die Welt wäre heute ein besserer Ort, wenn ich meinen besten Freund Marcus damals im Sandkasten umgebracht hätte.“ – klingt gut, leider lief die Geschichte dann nicht so wie erwartet und ich hab sie bis heute nicht veröffentlicht.

Wenn Du nicht Schriftsteller, sondern Musiker wärst – welche Musik würdest Du machen?

Klassik. Ich spiele etwas Klavier, aber ich musste mich irgendwann entscheiden, wofür ich meine Zeit verwende: Schreiben oder Klavier. Schreiben hat gewonnen.

Was macht einen Menschen zum Schriftsteller? Das Schreiben oder das Gelesen werden? Oder…?

Das Schreiben. Mein Lieblingsbeispiel ist van Gogh: der hat zu Lebzeiten nur ein Bild verkauft. Trotzdem zweifelt heute keiner daran, dass er ein großartiger Maler war. Genauso ist ein Schriftsteller ein Mensch, der „Schriften herstellt“ – egal ob er gelesen wird oder nicht. Ob er ein guter Schriftsteller ist – das entscheiden die Leser (hoffentlich schon zu seinen Lebzeiten).

Deine Einschätzung: Ist es förderlicher für eine gute Schreibe, mit seiner schriftstellerischen Arbeit seine Brötchen zu verdienen oder einem anderen Brotberuf nachzugehen?

Aus zwei Gründen halte ich einen Brotjob für besser:
1. Wenn ich schreiben muss, dann entsteht ein Druck oder Zwang, der sich schlecht auf meine Kreativität auswirkt.
2. Schreiben ist ein ziemlich einsamer Job. Die meisten guten Ideen kommen mir aber, wenn ich mit anderen zusammen bin – vielleicht da mal ein halb hingeworfener Satz, dort eine Geste… Damit meine Geschichten lebendig werden, fülle ich sie mit Details, die ich im echten Leben beobachtet habe. Das geht natürlich nur, wenn ich mal unter Menschen komme. Und dafür ist ein Brotjob ganz nützlich.

Von der Grundidee zur fertigen Geschichte: Ist das bei Dir ein gerade Weg oder passiert es Dir, dass Du Dich weit von der Grundidee entfernst?

Bevor ich ein neues Buch beginne, entwickle ich einen Plot. Der muss nicht sonderlich lang sein – zwei oder drei A5-Seiten reichen – und entlang dieses Plans entwickle ich meine Geschichte. Auf dem Weg zum Ziel erforsche ich dabei auch einige Nebenstraßen und Sackgassen, die im fertigen Buch dann vielleicht wieder rausfliegen (oder später mal eigenständige Geschichten werden). Aber mit einem vorgezeichneten Ziel vor Augen passiert es mir kaum, dass ich mal in eine Schreibblockade renne.

Welcher Art sind die Szenen, die für Dich die größten Herausforderungen stellen?

Szenen, bei denen die innere Entwicklung einer Figur gezeigt werden muss. Oder Verbindungsszenen, die Hintergrundinformationen liefern müssen, für das, was gleich passiert – aber in denen selbst nicht wirklich etwas passiert. Sowas kann schnell langweilig werden. Die Gratwanderung ist nicht leicht hinzubekommen.

Kürzlich bin ich beim Zappen über eine Daily Soap gestolpert, bei der die Hauptdarstellerin minutenlang mit bedeutungsvollem Blick dastand und ihre Stimme aus dem Off ihre Gedankengänge erzählte. Und ich dachte nur: „Wo krieg ich Schmerzensgeld für solchen Pfusch her?“ und „Hoffentlich wirst du mal nie so schlecht wie dieser Drehbuchautor-Azubi.“

Was bereitet Dir die größte Freude beim Schreiben?

Wenn mir beim Schreiben eine Idee kommt, die ich vorher noch nicht hatte. Am besten, wenn sich diese Idee aus der Handlung eines Charakters heraus entwickelt – weil dann meine erdachten Figuren anfangen, selbst zu leben.

Der für Dich wertvollste Schreibtipp, den Du erhalten hast?

Beim Erstentwurf ohne Hemmungen drauflos schreiben. Kürzen und Überarbeiten kommt danach, im zweiten Schritt.

Manchmal noch Papier und Stift? Oder nur noch Schreiben am Rechner?

Ich hab ein kleines Notizbuch für Ideen, die mir zwischendurch kommen. Da ist Papier und Bleistift unschlagbar. Für den ganzen Rest: Rechner. Das erleichtert die spätere Überarbeitung enorm.

Welches Schreibprogramm nutzt Du?

STF. Das steht für Simple Text Format – falls das Programm unbekannt ist: ich habe es selbst geschrieben. Hat den Vorteil, dass ich Funktionen, die mir gefallen, gleich selbst reinprogrammieren kann. Wenn ich dass nicht hätte, wäre es wahrscheinlich VI geworden. (Nerds wissen, was ich meine. Und ja, ich schiebe mir manchmal zum Spaß Bambussplitter unter die Fingernägel ;-))

Schreibzeiten: Wann schreibst Du? Schreibst Du an festgelegten Uhrzeiten oder setzt Du Dir zum Beispiel pro Tag eine Zeichenmenge?

Morgens, wenn Frau und Kind aus dem Haus sind und bevor ich zur Arbeit muss, dann habe ich Ruhe. Meistens schaffe ich dann so fünfhundert Wörter, manchmal mehr, manchmal weniger. Wenn es ganz gut läuft, setzte ich mich abends nochmal hin.

Wie viel Zeit verwendest Du am Tag für das Marketing? Und welche Kanäle nutzt Du für die Werbung?

Ich hab mir ein Zeitlimit von einer bis anderthalb Stunden am Tag gesetzt. Früh, mittags und Abends logge ich mich bei Twitter ein, sehe nach, was es für neue Nachrichten gibt (bei Tweetdeck kann man die einzelnen Listen und Suchen in separaten Spalten anzeigen lassen, damit konzentriere ich mich auf wirklich wichtige Tweets) und reagiere auf Anfragen. Alles, was auf meinem Blog passiert, bekomme ich per eMail geschickt – die beantworte ich dann so schnell wie möglich.

Die „Thomas Mann“-Frage: Du schreibst, Deine Frau kommt herein oder ein guter Freund ruft an oder Dein Kind möchte etwas von Dir wissen – verbittest Du Dir die Störung, weil Du schreibst, oder lässt Du Dich auf die „Planänderung“ ein?

Wenn mein Kleiner ankommt, lasse ich alles liegen. Aber bei regelmäßigen Störungen weise ich schon dezent darauf hin, dass Schriftsteller auch irgendwann schreiben müssen.

Die „Charles Bukowski“-Frage: Hältst Du Alkohol für eine sinnvolle Stimulanz beim Schreiben?

Nope. Von Alkohol werde ich müde und bekomme Kopfschmerzen. Beides schlecht für mein Schreibkarma.

Du gehst schlafen, liegst bereits im Bett, das Licht ist aus – da kommt Dir eine Schreibidee in den Kopf: Stehst Du auf und notierst Dir die Idee?

Ja. Deshalb habe ich immer ein Notizbuch in meiner Nähe. Ich habe in der Vergangenheit zu viele gute Ideen vergessen, weil ich gedacht habe: „Das merkst du dir bis morgen.“

Hast Du mit einer Geschichte abgeschlossen, wenn Du unter sie ein „Ende“ gesetzt hast?

Nein, dann fängt der Spaß erst an 😉 Überarbeiten ist ganz wichtig und wenn ich nach einiger Zeit wieder mal den Text lese, dann fallen mir noch ein paar Verbesserungen ein – und dank der eBook-Technologie sind solche Änderungen auch in Nullkommanichts beim Leser.

Vielen Dank Matthias, dass Du Dir die Zeit genommen hast, diesen „Blick hinter die Buchstaben“ zu ermöglichen!

Matthias_Czarnetzki_Lutetia_Stubbs_Herz_Stein
„Schriftsteller. Der einzige Weg, mehrere Leben zu führen und nur für eins Steuern zahlen zu müssen.“ (Quelle)

Matthias Czarnetzki (vermutlich geboren Mitte der Siebziger, verheiratet, ein Sohn, laut eigener Aussage gut aussehend, Quelle: „eine Mischung aus Daniel Craig und Harrison Ford“, Quelle) begann seine Karriere als Banker, wurde Journalist und studierte Informatik, bevor er das Leben (oder die Leben) als Schriftsteller intensivierte.

Neben dem Schreiben und Vermarkten eigener Bücher unterstützt er andere Indie-Autoren dabei, den gleichen Respekt zu erlangen wie Indie-Musiker und Indie-Filmemacher, so dass sie ihren traditionell verlegten Kollegen in nichts nachstehen (Quelle).

Homepage von Matthias Czarnetzki, hier bloggt er regelmäßig über das Lesen, Schreiben und Verlegen
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Amazon, Amazon und Amazon… Offene Briefe, Autoren contra & pro Amazon, Linksammlung zur Debatte – Mixed Pickles #5

In den „Mixed Pickles“-Beiträgen auf Boschers Blog findet Ihr ein buntes Gemisch diverser Fundstücke aus dem Netz und aus der noch realeren Welt.

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Psychomachia – der Kampf um die Seelen der Leserinnen und Leser von Ralf Boscher

Es geht um die Wurst bzw. um den Kuchen bzw. um die Frage: Wer ein wie großes Stück vom Kuchen abbekommt. Der Kuchen das sind alle jetzigen und zukünftigen Leserinnen und Leser von Büchern – oder genauer: Jeder, der jetzt und Zukunft Bücher kauft. Und weil es um Bücher geht, ist dieser Kuchen nicht einfach nur ein Kuchen: Er wird zu einem Symbol für unsere Kultur. Der Kampf um die Verteilung dieses Kuchens erscheint somit nicht einfach nur als ein normaler marktwirtschaftlicher Vorgang, sondern wird zum Kulturkampf. Es geht hier um Grundfesten unserer Kultur: um Wahlmöglichkeiten, um Vielfalt, um Bildung, um Freiheit. Um das Wahre, das Schöne, das Gute. Die Auseinandersetzung hat den Bereich des schnöden Mammon verlassen. Sie erscheint als der uralte Kampf Gut gegen Böse, Psychomachia, als Kampf um die Seelen der Menschen (der Leserinnen und Leser). Nicht um die „Ware Buch“, sondern um die wahre Buchkultur wird gestritten. Also geht es doch um die Wurst. So will es erscheinen.

 

Mixed Pickles #5: Amazon, Amazon und Amazon… Offene Briefe, Autoren contra & pro Amazon – eine Linksammlung zur Debatte

 

Authors_unitedDer Auslöser (offener Brief von US Autor Douglas Preston, unterzeichnet von über 900 US-Autoren u.a. Stephen King, 19. Sept. 2014):

A Letter to Our Readers von Douglas Preston

Auszug: „Many of us have supported Amazon since it was a struggling start-up. Our books launched Amazon on the road to selling everything and becoming one of the world’s largest corporations. We have made Amazon many millions of dollars and over the years have contributed so much, free of charge, to the company by way of cooperation, joint promotions, reviews and blogs. This is no way to treat a business partner. Nor is it the right way to treat your friends. Without taking sides on the contractual dispute between Hachette and Amazon, we encourage Amazon in the strongest possible terms to stop harming the livelihood of the authors on whom it has built its business. None of us, neither readers nor authors, benefit when books are taken hostage.“ (Quelle: http://www.authorsunited.net/)

 

Die Debatte erreicht die deutschsprachige Literaturszene (offene Briefe deutscher Autoreninnen und Autoren zur Amazon-Debatte):

Fairer_Buchhandel

Offener Brief an Amazon

Auszug: „Wir wollen im Streit zwischen Amazon und Bonnier nicht Partei ergreifen, sondern wir fordern Amazon entschieden auf, nicht länger Bücher und damit auch Autoren und Autorinnen als Geiseln zu nehmen, sondern eine lebendige, ehrliche Buchkultur zu gewährleisten und die benannten Maßnahmen zu stoppen. “

Innerhalb von wenigen Tagen wuchs die Zahl der Unterschriften von knapp 100 auf 1639 an.  Zu den bisherigen UnterzeichnerInnen gehören Friedrich Ani, Swetlana Alexandrowna Alexijewitsch, Manfred Bissinger, Jan Brandt, Fred Breinersdorfer, Doris Dörrie, Tanja Dückers, Amelie Fried, Rebecca Gablé, Anne Gesthuysen, Kerstin Gier, Josef Haslinger,  Dora Heldt, Elfriede Jelinek, die Kinderbuchautoren Max Kruse, Paul Maar und Andreas Steinhöfel; außerdem Bascha Mika, Sten Nadolny, Rüdiger Nehberg, Nele Neuhaus,  Ingrid Noll, Peggy Parnass,  Gerhard Ruiss, Eva Rossmann, Asta Scheib, Ilija Trojanow,  John von Düffel, Ferdinand von Schirach, Klaus Staeck, Günter Wallraff, Ulrich Wickert, Alissa Walser, Meike Winnemuth, Juli Zeh … “ (Quelle: http://www.fairer-buchmarkt.de/)

Offener_Brief_Selfpublisher
Offener Brief der Selfpublisher an den Buchhandel von Stefan Holzhauer (unterzeichnet von bisher rund 150 Selfpublishern)

Auszug: „Solange das alles nicht geschieht und solange Amazon um das zig-fache bessere Konditionen für Selfpublisher und Kleinverlage liefert, was Sichtbarkeit und Tantiemen angeht, als irgendjemand anderer, solange können wir offene Briefe von irgendwelchen vermeintlich oder tatsächlich etablierten Autoren nicht ganz ernst nehmen, ebensowenig wie das Geheule von multinationalen Konzernen wie Bonnier und ähnlichen, denen zufällig auch ein paar Verlage gehören, dass Amazon böse ist.“ (Quelle: http://phantanews.de/wp/aartikel/offener-brief-der-selfpublisher-den-buchhandel/)

 

Autorinnen, Autoren und Blogger äußern sich in Solo-Beiträgen:

Nika Lubitsch: Underdog der Literaturszene: Ich liebe Amazon (Quelle: http://nikalubitsch.blog.de/2014/08/09/underdog-literaturszene-liebe-amazon-19087250/)

Zöe Beck: Moral und Gewinne: Amazon, mal wieder (Quelle: http://zoebeck.wordpress.com/2014/06/02/moral-und-gewinne/)

Béla Bolten: Noch mal Amazon – oder eine Geschichte von Aufbruch und Stillstand (Quelle: http://www.schreibtaeter.eu/archives/200-Noch-mal-Amazon-oder-eine-Geschichte-von-Aufbruch-und-Stillstand.html)

Thomas Brasch: Na, heute schon amazon gebasht? (Quelle: http://thomasbrasch.wordpress.com/2014/08/13/na-heute-schon-amazon-gebasht/)

Stefan Weidner: Protestbrief gegen Amazon – Der Deutsche Buchmarkt geht an der eigenen Arroganz zugrunde. Das System Buchmarkt hat seinen Zenit überschritten und den Kontakt zur Außenwelt verloren. Es gibt Gründe, den Wandel zu begrüßen. Warum ich die Petition gegen Amazon nicht unterschreibe (Quelle: http://www.sueddeutsche.de/kultur/protestbrief-gegen-amazon-deutscher-buchmarkt-droht-an-der-eigenen-arroganz-zugrunde-zu-gehen-1.2096433)

Zöe Beck: Die Angst vorm Lese-Algorithmus (Quelle: http://culturmag.de/crimemag/zo-beck-die-angst-vorm-lese-algorithmus/82353)

Matthias Matting: Self Publishing Verlegen in der Parallelwelt
Es gibt Bestseller-Autoren, die keine Literatur-Hitliste kennt. Doch in zehn Jahren werden wir alle deren Bücher kaufen (Quelle: http://www.zeit.de/kultur/literatur/2014-05/self-publishing)

Medien zu den offenen Briefen und zur Amazon-Debatte:

Die Zeit (31. Juli 2014): „Die Zeit“ fragt, Schriftsteller antworten…
Brauchen wir Amazon? Der Internetversandhändler diktiert der Welt die Regeln, nach denen Bücher gelesen, geschrieben und publiziert werden. 19 Autoren aus aller Welt beantworten sechs Fragen nach dem richtigen Umgang mit dem genialen Giganten… (Quelle: http://www.zeit.de/2014/30/buchhandel-amazon-autoren)

Der Spiegel (9. Aug. 2014): Bücherkrieg: 909 Autoren gegen Amazon
Lange hielt man Amazon-Chef Jeff Bezos für eine Art Robin Hood der Buchwelt. Inzwischen wirkt er auf viele mehr wie Prinz John: Jetzt wenden sich 909 US-Autoren öffentlich gegen das Unternehmen. Amazons Image ist im Sturzflug (Quelle: http://www.spiegel.de/kultur/literatur/protest-gegen-amazon-909-us-autoren-schreiben-an-jeff-bezos-a-985243.html)

Der Stern (10. Aug. 2014): Streit um E-Books – 909 Schriftsteller schreiben Protestbrief an Amazon
Stephen King ist dabei, John Grisham auch: 909 Autoren haben einen Protestbrief gegen Amazon unterzeichnet. Sie werfen dem Online-Händler unfaire Methoden und aggressive Preisdrückerei vor (Quelle: http://www.stern.de/wirtschaft/news/streit-um-e-books-909-schriftsteller-schreiben-protestbrief-an-amazon-2129906.html)

Der Spiegel (14. Aug. 2014): Preiskampf auf dem Buchmarkt: Deutschsprachige Autoren greifen Amazon an
Post für Amazon-Boss Jeff Bezos: Über hundert deutschsprachige Autoren, darunter Nobelpreisträgerin Elfriede Jelinek und Krimi-Autorin Nele Neuhaus, protestieren gegen die Geschäftsmethoden des Online-Versandhändlers (Quelle: http://www.spiegel.de/kultur/literatur/amazon-deutsche-autoren-schicken-protestbrief-an-jeff-bezos-a-986030.html)

Focus (17. Aug. 2014): Offener Brief 1100 Autoren protestieren gegen Amazon-Methoden (Quelle: http://www.focus.de/kultur/buecher/medien-1100-autoren-protestieren-gegen-amazon-methoden_id_4065632.html)

Lesen.net (14. Aug. 2014): Offener Brief: Auch deutsche Autoren rebellieren gegen Amazon. Von Jan Fischer (Quelle: http://www.lesen.net/ebook-news/offener-brief-auch-deutsche-autoren-rebellieren-gegen-amazon-13651/)

Lesen.net (18. Aug. 2014): Debatte der offenen Briefe: Selfpublisher kritisieren Buchhandel. Von Jan Fischer (Quelle: http://www.lesen.net/diskurse/debatte-der-offenen-briefe-selfpublisher-kritisieren-buchhandel-13778/?utm_source=feedburner&utm_medium=email&utm_campaign=Feed%3A+lesen_net+%28lesen.net%29)

Frankfurter Rundschau (19. Aug. 2014): Amazon vs. Bonnier Andere Kunden kauften nicht… von Cornelia Geissler
Zu den Hintergründen des Streits zwischen dem Internet-Händler Amazon und der Verlagsgruppe Bonnier. Und warum es vielleicht sogar Leute gibt, die sich darüber freuen (Quelle: http://www.fr-online.de/literatur/amazon-vs–bonnier-andere-kunden-kauften-nicht—-,1472266,28167668.html?fb_action_ids=814270055282264&fb_action_types=og.recommends)

TAZ (23. Aug. 2014): Debatte um E-Books als Kulturträger – Es geht ums Lesen
Was die Verbreitung von Inhalten betrifft, ist das E-Book unschlagbar. Diskutiert werden aber Erstweltprobleme einer angestaubten Buchtrophäenkultur. Von Johannes Thumfart (Quelle: http://taz.de/Debatte-um-E-Books-als-Kulturtraeger/!144511/)

ARD: Titel, Thesen, Temperamente – „Angst vor Amazons Übermacht“
Über 1.000 deutschsprachige Schriftsteller haben ein Protestschreiben gegen den umstrittenen Online-Händler Amazon unterschrieben. Ihre Vorwürfe sind massiv. Welche Strategie verfolgt der Online-Gigant, und wie gehen die Verlage damit um? Video des Beitrags aus der Sendung vom 24. August (verfügbar bis 24. November 2014): http://www.ardmediathek.de/tv/ttt-titel-thesen-temperamente/Angst-vor-Amazons-%C3%9Cbermacht/Das-Erste/Video?documentId=23117724&bcastId=431902 (zu Wort kommen die Autoren Jakob Hein, Nika Lubitsch, Regula Venske, Michael Jürgs, als Vertreter der Bonnier-Verlagsgruppe Christian Schumacher-Gebler).

3Sat – Kulturzeit (27. Aug. 2014): Kann ein Preis die Lösung sein?
Grütters will engagierte Buchhandlungen fördern: Der Streit Autoren vs. Amazon schwelt weiter. Kulturstaatsministerin Monika Grütters will helfen und ab 2015 erstmals einen „Preis für unabhängige, inhabergeführte Buchhandlungen“ verleihen. Wir sprechen mit dem Schriftsteller Stefan Weidner. Video des Beitrags: http://www.3sat.de/mediathek/?mode=play&obj=45591

 

Rund um die Frankfurter Buchmesse 2014:

Deutschlandradiokultur.de (6. Okt. 2014): Streitgespräch. Wie hältst du’s mit Amazon? Die Autorinnen Elke Pistor und Ina Körner über das Geschäftsgebaren des US-Konzerns (hier hören: http://www.deutschlandradiokultur.de/streitgespraech-wie-haeltst-du-s-mit-amazon.2165.de.html?dram%3Aarticle_id=299566)

Nordbayern.de (8. Okt. 2014): Wie Amazon den Buchhandel in die Schieflage bringt. Online-Händler stellt Verlage und Autoren vor Herausforderungen. Von Björn Bischoff (Quelle: http://www.nordbayern.de/ressorts/schlagzeilen/wie-amazon-den-buchhandel-in-die-schieflage-bringt-1.3932692)

Cicero.de (9. Okt. 2014): Online-Bibliothek. Wie Amazon ein Kulturgut bedroht. Die Medienkolumne: Bücher in einer Flatrate, unbegrenzt, überall: Mit seiner neuen Online-Bibliothek greift Amazon Verleger, Buchhändler und Autoren an. Von Petra Sorge (Quelle: http://www.cicero.de/salon/online-bibliothek-wie-amazon-ein-kulturgut-bedroht/58331)

Deutschlandradiokultur.de (10. Okt. 2014): Frankfurter Buchmesse. Verlagsschreck Amazon? Das Buch im digitalen Zeitalter. Moderation: Andre Zantow, zu Gast: Nika Lubitsch, Schriftstellerin, Tobias Kiwitt, Bundesverband junger Autoren und Autorinnen, Nikola Richter, E-Book-Verlag Mikrotext, Stephan Joß, Kaufmännischer Direktor Hanser Verlag, Stefan Mesch, Literatur-Journalist und Blogger (hier hören: http://www.deutschlandradiokultur.de/frankfurter-buchmesse-verlagsschreck-amazon.1083.de.html?dram%3Aarticle_id=299821)

Tagesanzeiger.ch (12. Okt. 2014): Nicht mal boykottieren. Amazon hat in Frankfurt eine Flatrate auf Bücher angekündigt. Der Onlinehändler machte sich so zum Hauptthema der Buchmesse, die heute zu Ende geht. Von Martin Ebel (Quelle: http://www.tagesanzeiger.ch/kultur/buecher/Nicht-mal-boykottieren/story/19170273)

stern online (23. Okt. 2014): E-Book-Streit beigelegt. Amazon einigt sich mit deutschen Verlagen. Wieviel Rabatte erhält Amazon, wie hoch ist der Abschlag für E-Books? Der Streit zwischen dem Online-Händler Amazon und dem Bonnier-Verlag ist beigelegt, eine langfristige Preisregelung getroffen (Quelle: http://www.stern.de/kultur/buecher/bonniers-und-amazon-einigen-sich-streit-um-e-books-beigelegt-2147374.html#utm_source=standard&utm_medium=rssfeed&utm_campaign=kultur)


PS: Sicherlich fehlen hier wichtige Beiträge und Quellen. Sobald mir Entsprechendes auffällt (oder zugetragen wird) oder mir neue wichtige Beiträge unterkommen, ergänze ich die Linksammlung.

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Ein Blick hinter die Buchstaben… Fragen an die Schriftstellerin Nika Lubitsch

Spannende Romane, faszinierende Geschichten, Figuren, die sich den Leserinnen und Lesern einprägen – ohne die Möglichkeiten des Self-Publishing wären vielleicht viele literarische Schätze nach wie vor verborgen geblieben. Aber seit einigen Jahren ist die Auswahl jenseits der Verlagswerke größer geworden – und das interessante, breit gefächerte Angebot in Eigenregie publizierender Autoren wird, wie z.B. die Bestsellerlisten bei Amazon zeigen, mit Begeisterung angenommen. Einigen dieser Autorinnen und Autoren aus der Self-Publisher-Szene habe ich einen Fragenkatalog vorgelegt. Ich fragte, was mich als Leser oder als Kollege interessierte. Diese so entstandenen „Interviews“ werde ich in loser Folge auf meinem Blog veröffentlichen.

Ich danke allen, die sich meinen Fragen gestellt haben und so allen Interessierten einen Blick hinter die Buchstaben ihrer Bücher gewähren.

Ralf Boscher

Nika_Lubitsch
Heute zu Gast auf Boschers Blog: Nika Lubitsch

Hallo Nika, schön, dass ich Dich auf meinem Blog begrüßen darf! Um gleich einzusteigen:

Was siehst Du als Deinen bisher größten schriftstellerischen Erfolg an?

Dass „Der 7. Tag“ ein Bestseller geworden ist. Ich hätte nie gedacht, dass auf meiner Festplatte noch ein Einfamilienhaus schlummert, nachdem das Manuskript von über 20 Verlagen vor 13 Jahren abgelehnt wurde. Boshafte Freude ist die schönste Freude, ehrlich!

Wer ist Dir die liebste Figur in einem Deiner Romane oder in einer Deiner Geschichten?
Nika_Lubitsch_7_Tag
Das ist in jedem Roman anders. Im 7. Tag ist es natürlich Sybille, im 5. Gebot ist es Opa Gerhard, im 2. Gesicht liebe ich Sandra, die Freundin. Nur in meinen Kudamm 216-Krimis kann ich mich nicht entscheiden. Denn dort habe ich viele meiner Freunde aus dem realen Leben versammelt: Lady Kaa wurde nach dem Vorbild meiner besten Freundin geschaffen, die vor zehn Jahren gestorben ist und alle anderen Figuren gehören ebenfalls zu meinem Freundeskreis. Daran erkennt man aber: Ich liebe Charaktere, die ein wenig speziell sind.

Wer ist Dir die liebste von Dir nicht erschaffene Figur in einem Roman oder einer Geschichte?

Nero Wolfe von Rex Stout. Er ist sozusagen das männliche Pendant zu meiner Alice von Kaldenberg, genannt Lady Kaa.

Der für Dich gelungenste erste Satz einer Deiner Geschichten?

„Manche Menschen werden als Opfer geboren.“ Prolog aus „Der 7. Tag“

Wenn Du nicht Schriftstellerin, sondern Musikerin wärst – welche Musik würdest Du machen?

Soft-Rock.

Was macht einen Menschen zum Schriftsteller? Das Schreiben oder das Gelesen werden? Oder…?

Das Bedürfnis zu schreiben.

Deine Einschätzung: Ist es förderlicher für eine gute Schreibe, mit seiner schriftstellerischen Arbeit seine Brötchen zu verdienen oder einem anderen Brotberuf nachzugehen?

Es gab eine Zeit, in der ich gesagt hätte: einem anderen Brotberuf nachzugehen. Ich hatte gelernt, dass man blöd wird, wenn man nur zu Hause sitzt und schreibt, weil man immer etwas aus dem Kopf herauszieht aber nichts mehr hinein tut. Heute würde ich das nicht mehr behaupten, das liegt aber an den Möglichkeiten des Selfpublishing. Denn dabei musst du neben dem Schreiben eben auch alles andere machen, was sonst ein Verlag macht und du hast eine Menge beruflichen Kontakt zu Kollegen und Zulieferern, wie z.B. Grafiker, ebook-Ersteller, Lektoren und Korrekturlesern. Und du musst dich ständig über die wechselnden Rahmenbedingungen in der Branche informieren. Das ist wie ein extra Beruf nebenbei, keine Chance also blöd zu werden.

Von der Grundidee zur fertigen Geschichte: Ist das bei Dir ein gerader Weg oder passiert es Dir, dass Du Dich weit von der Grundidee entfernst?

Ich habe immer nur eine Grundidee, auch über die Figuren. Die lasse ich sich einfach entwickeln. Und wenn die dann anfangen, etwas zu tun, was eigentlich nicht geplant war, dann kommt die Geschichte in Gang. Nur „Das 5. Gebot“ endete so, wie ich es von Anfang an wollte, was daran lag, dass ich die Schlussszene zuerst geschrieben habe. Alle anderen Bücher haben mich in der Storyentwicklung einfach überrollt. Ich bin immer wieder erstaunt, wie meine Protagonisten es schaffen, am Anfang kleine Spuren zu legen, die der Story später eine überraschende Wende ermöglichen.

Welcher Art sind die Szenen, die für Dich die größten Herausforderungen stellen?

Sex und Mord. Sex, weil ich es schwer finde, die richtigen Worte zu nutzen und Mord, weil ich es noch schwerer finde, jemanden so um die Ecke zu bringen, dass meine CSI-verwöhnten Leser nicht gleich rufen: Ach, das ist doch einfach, ein DNA-Test und die Story ist vorbei.

Was bereitet Dir die größte Freude beim Schreiben?

Das Wort ENDE unter ein Manuskript zu setzen.

Der für Dich wertvollste Schreibtipp, den Du erhalten hast?

Show, don’t tell. Von Sol Stein.

Manchmal noch Papier und Stift? Oder nur noch Schreiben am Rechner?

Immer am Rechner. Meine Krakelschrift kann ich am nächsten Tag selbst nicht mehr lesen.

Welches Schreibprogramm nutzt Du?

Word.

Schreibzeiten: Wann schreibst Du? Schreibst Du an festgelegten Uhrzeiten oder setzt Du Dir zum Beispiel pro Tag eine Zeichenmenge?

Eigentlich will ich zehn Normseiten an einem Tag schreiben. Aber das klappt nur selten, weil es eben noch so viel anderes zu erledigen gibt, siehe oben. Und ich kann nur schreiben, wenn ich nichts anderes auf der Agenda habe. Also nicht mal eben nur zwei Stunden. Entweder hintereinander weg den ganzen Tag oder es ist kein Schreibtag sondern ein Tag für den administrativen Aufwand.

Wie viel Zeit verwendest Du am Tag für das Marketing? Und welche Kanäle nutzt Du für die Werbung?

Zwei Stunden, mindestens. Oft mehr, es gibt so viele Baustellen. Ich nutze facebook, schreibe einen blog, der ziemlich erfolgreich ist und habe in der Vergangenheit auch eine PR-Agentur beschäftigt. Allein das Beantworten von Interviews….

Bereitet Dir das Schreiben größere Freude, seitdem es mehr Möglichkeiten der Veröffentlichung gibt (E-Books, Selfpublishing…)?

Ja, definitiv. Weil ich endlich so schreiben kann, wie ich es für richtig halte.

Die „Thomas Mann“-Frage: Du schreibst, Dein Mann oder Freund kommt herein oder ein guter Freund ruft an oder Dein Kind möchte etwas von Dir wissen – verbittest Du Dir die Störung, weil Du schreibst, oder lässt Du Dich auf die „Planänderung“ ein?

Leider bin ich ein sofort-Erlediger und mache erstmal das, was mich stört.

Die „Charles Bukowski“-Frage: Hältst Du Alkohol für eine sinnvolle Stimulanz beim Schreiben?

Nicht vor dem Schreiben, sondern nach dem Schreiben. Abends beim Essen und Quatschen mit meinem Mann kommen mir oft die besten Ideen. Und da hat Regisseur Pinot Grigio nicht selten seine Hände im Spiel.

Du gehst schlafen, liegst bereits im Bett, das Licht ist aus – da kommt Dir eine Schreibidee in den Kopf: Stehst Du auf und notierst Dir die Idee?

Nö, ich modifiziere sie die halbe Nacht, drehe sie in meinen Träumen und stehe morgens auf und setze sie in die Tat um.

Hast Du mit einer Geschichte abgeschlossen, wenn Du unter sie ein „Ende“ gesetzt hast?

Nein, ich muss die Story ja mehrmals überarbeiten und dann kommt noch das Lektorat und das Spielchen geht von vorne los. Und manchmal gehst du sogar bei der Übersetzung wieder auf Anfang, so wie es mir jetzt bei „The 2nd Face“ passiert ist, da haben sich meine Übersetzerin und mein Editor wahre Verbalschlachten geliefert und versucht, das Ding total umzuschreiben.

Vielen Dank Nika, dass Du Dir die Zeit genommen hast, diesen „Blick hinter die Buchstaben“ zu ermöglichen!

Nika_Lubitsch_5_Gebot
„Am 12.Juli 2012 wurde Nika Lubitsch geboren. Auf einem zugemüllten Schreibtisch, draußen goss es in Strömen und es war so schwül, dass ich wirklich nicht mehr wusste, ob es die Herausforderungen der Technik waren, die mir den Schweiß aus den Poren trieben, die Aufregung, etwas total Neues auszuprobieren oder lag es nur am Wetter oder gar an den Wechseljahren. Und so begann meine Karriere als Selfpublisherin mit einem Donnerschlag. …“ (Quelle)

Gleich der erste Roman von Nika Lubitsch „Der 7. Tag“ landete auf Platz 1 der Kindle-Bestsellerliste – und hielt sich fünf Monate ganz oben in den Charts. „Der 7. Tag“ war das bis dato erfolgreichste E-Book Deutschlands. Der Nachfolger „Das 5. Gebot“ knüpfte an diesen Erfolg an (Quelle).

Bis heute hat Nika Lubitsch über 330.000 Bücher verkauft (Quelle). Sie lebt in Berlin und in Florida, ihre Bücher werden in mehrere Sprachen übersetzt (Quelle). Die Übersetzung ihres ersten Romans ins Englische „The 7th Day“ hat in den USA bisher 60.000 Leser gefunden (Quelle).

Augenzwinkernde Auskunft über ein Leben vor der Geburt von Nika Lubitsch erteilt eine Dame namens Monika von Ramin hier…

Amazon-Autorenprofil Nika Lubitsch
Facebook-Seite von Nika Lubitsch
Facebook-Seite „English Books by Nika Lubitsch“
Blog von Nika Lubitsch

  • Demnächst zu Gast auf Boschers Blog: der Schriftsteller Matthias Czarnetzki

 

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Ein Blick hinter die Buchstaben… Fragen an die Schriftstellerin Kay Noa

Spannende Romane, faszinierende Geschichten, Figuren, die sich den Leserinnen und Lesern einprägen – ohne die Möglichkeiten des Self-Publishing wären vielleicht viele literarische Schätze nach wie vor verborgen geblieben. Aber seit einigen Jahren ist die Auswahl jenseits der Verlagswerke größer geworden – und das interessante, breit gefächerte Angebot in Eigenregie publizierender Autoren wird, wie z.B. die Bestsellerlisten bei Amazon zeigen, mit Begeisterung angenommen. Einigen dieser Autorinnen und Autoren aus der Self-Publisher-Szene habe ich einen Fragenkatalog vorgelegt. Ich fragte, was mich als Leser oder als Kollege interessierte. Diese so entstandenen „Interviews“ werde ich in loser Folge auf meinem Blog veröffentlichen.

Ich danke allen, die sich meinen Fragen gestellt haben und so allen Interessierten einen Blick hinter die Buchstaben ihrer Bücher gewähren.

Ralf Boscher

Auge
Heute zu Gast auf Boschers Blog: Kay Noa

Hallo Kay, schön, dass ich Dich auf meinem Blog begrüßen darf! Um gleich einzusteigen:

Was siehst Du als Deinen bisher größten schriftstellerischen Erfolg an?

Mein Staatsexamen – nein, das kommt schon darauf an, wie man Erfolg definiert. Kommerrziell sicherlich die Vampire Guides-Serie.

Wer ist Dir die liebste Figur in einem Deiner Romane oder in einer Deiner Geschichten?
Vampire_Beginners_Guide
Das ist schwer, letztlich sind sie alle irgendwie meine Kinder und auch wenn ich sie oft erschlagen könnte (und das gelegentlich auch tue) – ich liebe sie alle. Aber an Lexa, die sehr viel von meiner Schwester hat, hänge ich schon besonders.

Wer ist Dir die liebste von Dir nicht erschaffene Figur in einem Roman oder einer Geschichte?

Kara ben Nemsi – das war in meiner Kindheit meine erste Liebe (aber nur der, Old Shatterhand war nicht so toll)

Der für Dich gelungenste erste Satz einer Deiner Geschichten?

Wahr ist das, woran man glaubt. Daran hänge ich ein 12bändiges High Fantasy Epos auf.

Wenn Du nicht Schriftstellerin, sondern Musikerin wärst – welche Musik würdest Du machen?

Sehr schräge – ich bin so unmusikalisch wie ein Stock. In der Musikschule durfte ich bei den Vorführungen meiner Taktlosigkeit wegen nur Luftgitarre spielen. Obwohl ich sehr gern und ausdauernd Musik höre.

Was macht einen Menschen zum Schriftsteller? Das Schreiben oder das Gelesen werden? Oder…?

Der innere Zwang, einer Geschichte einen Weg in diese Welt zu öffnen. Sie ist in dir und will raus. Da gibt es nichts zu wählen, das passiert.

Deine Einschätzung: Ist es förderlicher für eine gute Schreibe, mit seiner schriftstellerischen Arbeit seine Brötchen zu verdienen oder einem anderen Brotberuf nachzugehen?

Das hat beides Vor- und Nachteile. Wenn man damit seine Brötchen verdient, dann schreibt man unwillkürlich mit dem Blick nach draußen, also mit dem Fokus darauf, was der Leser mag. Ein „Hobby-Autor“ hingegen schreibt vorrangig nach innen, also wie er die Geschichte haben will. Am Ende sind das verschiedene Blickwinkel auf dieselbe Story. Was besser ist? Hängt vom Autor, der Geschichte und tausend anderen Dingen ab.

Von der Grundidee zur fertigen Geschichte: Ist das bei Dir ein gerade Weg oder passiert es Dir, dass Du Dich weit von der Grundidee entfernst?

Ja, ich plotte nicht wirklich. Bei mir ist es eher so, dass ich schreibe, weil ich selbst wissen will, was passiert. Da ich sehr viel Wert auf die Charakterbildung meiner Protagonisten lege, kommt es regelmäßig vor, dass die antiautoritär erzogenen Ungeheuer mir meine wohlfeil vorgestellten Szenen total verbeulen.

Welcher Art sind die Szenen, die für Dich die größten Herausforderungen stellen?

Die jeweils aktuelle! Ich leide immer beim Schreiben. Ob das jetzt Dialoge, Sex- oder Actionszenen, Schilderungen oder Monologe sind – wenn ich schreibe, quäle ich mich immer.

Was bereitet Dir die größte Freude beim Schreiben?

Die fertige Szene, wenn wieder eine Facette vom großen Bild dazugekommen ist, eine lustige Bemerkung, die das Werk zum Funkeln bringt.

Der für Dich wertvollste Schreibtipp, den Du erhalten hast?

Lies Deine Texte laut, wenn Du redigierst. Es ist faszinierend, wie anders die dann plötzlich daher kommen.

Manchmal noch Papier und Stift? Oder nur noch Schreiben am Rechner?

Seit vielen, vielen Jahren nur noch am Rechner.

Welches Schreibprogramm nutzt Du?

Word.

Schreibzeiten: Wann schreibst Du? Schreibst Du an festgelegten Uhrzeiten oder setzt Du Dir zum Beispiel pro Tag eine Zeichenmenge?

Nein, ich schreibe immer und überall…. 24/7, wobei – aufgrund anderweitiger Verpflichtungen – schon ein Schwerpunkt nachts passiert.

Wie viel Zeit verwendest Du am Tag für das Marketing? Und welche Kanäle nutzt Du für die Werbung?

Ich setze bei Marketing auf Social Media wie Facebook, G+ und neuerdings etwas Twitter. Dabei geht es mir mehr darum, meinen Autorennamen als Marke zu etablieren, als ein bestimmtes Buch. Für die konkreten Titel geht viel über Gewinnspiele, Lesungen und andere Events sehr gezielte Preisaktionen in den Online-Portalen, meinen Blog und sorgsam geschaltete Anzeigen in Online-Magazinen.

Um professionelles Marketing als Selfpublisher zu betreiben, muss man sicherlich fast die Hälfte der „Autorenzeit“ hierfür aufwenden. Das unterschätzen viele, woher der Erfolg der Autoren kommt, die in den Charts vorne stehen. Nur am Anfang war das Buch. Mit „Ende“ geht es erst los.

Die „Thomas Mann“-Frage: Du schreibst, Dein Mann kommt herein oder ein guter Freund ruft an oder Dein Kind möchte etwas von Dir wissen – verbittest Du Dir die Störung, weil Du schreibst, oder lässt Du Dich auf die „Planänderung“ ein?

Och weiß schon, wieso ich Thomas Mann nicht mag – das kommt darauf an. Wenn mein Mann mit den Worten „Es brennt“ reinkommt, werde ich sicherlich anders reagieren, als wenn er beginnt, „Weißt Du, was ich vorher im Supermarkt von Frau Schulzes 3. Mann gehört habe…?“

Die „Charles Bukowski“-Frage: Hältst Du Alkohol für eine sinnvolle Stimulanz beim Schreiben?

Nein. Mir wird schlecht bevor ich blau bin.

Die Kay Noa-Frage würde genauso lauten, nur mit Kaffee statt Alkohol – and that’s a different matter.

Du gehst schlafen, liegst bereits im Bett, das Licht ist aus – da kommt Dir eine Schreibidee in den Kopf: Stehst Du auf und notierst Dir die Idee?

Nein. Erstens schlafe ich nur sehr wenig… 3-4 h/Nacht und zweitens verfolgen mich meine Geschichten. Da sind Notizen nicht nötig.

Hast Du mit einer Geschichte abgeschlossen, wenn Du unter sie ein „Ende“ gesetzt hast?

Nein, da geht die Arbeit ja erst los – Korrektorat, Lektorat, Beta-Leser-Meinungen, Cover, Satz, Marketing… Und dann sind ja die meisten meiner Geschichten ja auch Fortsetzungsgeschichten.

Vielen Dank Kay, dass Du Dir die Zeit genommen hast, diesen „Blick hinter die Buchstaben“ zu ermöglichen!

Vampire_Practice_Guide
Die Münchner Juristin und Autorin mit dem Pseudonym „Kay Noa“ schreibt aus Leidenschaft (Quelle). Sie lebt mit ihrem Mann zusammen mit einem alten Hund und zwei egozentrischen Katzen in einem noch älteren und egozentrischeren Haus am Münchner Stadtrand. (Quelle). Ihr neustes Werk „Vampire Beginners Guide“ ist eine augenzwinkernde Hommage an die großen Vampirromane unserer Zeit. Mit Witz und Münchner Lokalkolorit widmet sie sich einer Vampir-Community, in der garantiert nichts glitzert (Quelle).

Unter Hochdruck schreibt Kay Noa derzeit an ihrer „Schwerttanz-Saga“. Die Arbeit an den Fantasybüchern hatte sich aufgrund der – zum Glück erfolgreich besiegten – Krebserkrankung der Autorin verzögert (Quelle). Doch nun wird Ende 2014 ihre High-Fantasy-Schwert-Saga mit neuen Covern und reichlich Bonusmaterial neu aufgelegt (Quelle).

Homepage der Autorin
Facebook-Profil der Autorin Kay Noa
Amazon-Autorenprofil von Kay Noa
Blog von Kay Noa

© Profilbild Kay Noa: Nils Mehlhorn

  • Demnächst zu Gast auf Boschers Blog: die Schriftstellerin Nika Lubitsch

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Ein Blick hinter die Buchstaben… Fragen an die Schriftstellerin Susanne Gerdom

Spannende Romane, faszinierende Geschichten, Figuren, die sich den Leserinnen und Lesern einprägen – ohne die Möglichkeiten des Self-Publishing wären vielleicht viele literarische Schätze nach wie vor verborgen geblieben. Aber seit einigen Jahren ist die Auswahl jenseits der Verlagswerke größer geworden – und das interessante, breit gefächerte Angebot in Eigenregie publizierender Autoren wird, wie z.B. die Bestsellerlisten bei Amazon zeigen, mit Begeisterung angenommen. Einigen dieser Autorinnen und Autoren aus der Self-Publisher-Szene habe ich einen Fragenkatalog vorgelegt. Ich fragte, was mich als Leser oder als Kollege interessierte. Diese so entstandenen „Interviews“ werde ich in loser Folge auf meinem Blog veröffentlichen.

Ich danke allen, die sich meinen Fragen gestellt haben und so allen Interessierten einen Blick hinter die Buchstaben ihrer Bücher gewähren.

Ralf Boscher

Susanne_Gerdom_Portrait
Heute zu Gast auf Boschers Blog: Susanne Gerdom

Hallo Susanne, schön, dass ich Dich auf meinem Blog begrüßen darf! Um gleich einzusteigen:

Was siehst Du als Deinen bisher größten schriftstellerischen Erfolg an?

Ich glaube, das ist immer noch der Glückstreffer, mein allererstes Manuskript gleich bei einem renommierten Verlag untergebracht zu haben. Das ist so etwas wie ein Sechser im Lotto … Ansonsten freue ich mich bei jedem erschienenen Titel, ganz gleich, ob Verlag oder SP, wie ein Wildschwein darüber, wenn ich positives Feedback bekomme. Der Applaus ist leider auch in meiner Branche oft das einzige Brot des Künstlers. 😉

Wer ist Dir die liebste Figur in einem Deiner Romane oder in einer Deiner Geschichten?
Elbenzorn_Susanne-Gerdom
Im Prinzip sind das immer die Figuren, mit denen ich gerade zugange bin. Und da ist es nicht immer die Protagonistin oder der Hauptdarsteller, die mir die liebsten sind, sondern oft auch eine Nebenfigur. (Der Zwerg Trurre in „Elbenzorn“ ist so eine Figur. Der ist mir beim Schreiben so lieb geworden, dass ich ihm fast erlaubt hätte, das Buch zu kapern und aus einem Elbenbuch ein Zwergenabenteuer zu machen …)

Im Moment bin ich allerdings sehr verliebt in Magnus – Lord Magnus Algernon Seymour, der Protagonist des „Blauen Todes“. (Clockwork Cologne)

Wer ist Dir die liebste von Dir nicht erschaffene Figur in einem Roman oder einer Geschichte?

Einfache Antwort: Samuel Mumm. (Terry Pratchett)

Der für Dich gelungenste erste Satz einer Deiner Geschichten?

Ich bin kein „erste Sätze“-Fanatiker. Deshalb feile ich daran auch nicht besonders herum und ich hab sie auch beileibe nicht parat. Ein wirklich schöner erster Satz stammt von jemand anderem: „Wes Herd dies auch sei, hier muss ich rasten“. ;-))

Wenn Du nicht Schriftstellerin, sondern Musikerin wärst – welche Musik würdest Du machen?

Arrrrgh. Klassik, definitiv. Ich wollte, ich könnte singen, aber Klavierspielen wäre auch schon schön. Oder klassische Gitarre.

Was macht einen Menschen zum Schriftsteller? Das Schreiben oder das Gelesen werden? Oder…?

Das ist eine komplexe Frage. Schreiben allein reicht nicht, das ist ein Volkssport. Und genauso wenig, wie jemand, der in seiner Freizeit ein bisschen kickt, professioneller Fußballspieler ist, kann sich jemand, der in seiner Freizeit ein bisschen schreibt, sich gleich „Schriftsteller“ nennen. Das Gelesen-Werden ist aber auch kein ausreichendes Indiz.

Vielleicht ist es, wie bei allen Tätigkeiten, die eine gewisse Formung, Ausbildung und Disziplin erfordern, genau das: die Professionalität, mit der man sein Tun betreibt. Also muss ein Schriftsteller nicht notwendigerweise auch einen Leserstamm haben, aber er braucht auf jeden Fall die Ernsthaftigkeit und die Fähigkeit, sein Tun auch dann fortzuführen, wenn es eben keinen Beifall, keinen Erfolg, keine Sichtbarkeit erzielt. Dennoch dranbleiben, sich weiterentwickeln, nie stehenbleiben, nie zufrieden sein, jeden Tag schreiben, auch wenn tausend andere Dinge locken, auch wenn es weh tut … So jemanden würde ich Schriftsteller nennen, auch wenn er nie ein Wort veröffentlicht hat.

Deine Einschätzung: Ist es förderlicher für eine gute Schreibe, mit seiner schriftstellerischen Arbeit seine Brötchen zu verdienen oder einem anderen Brotberuf nachzugehen?

Förderlich für eine gute Schreibe ist Übung und Weiterentwicklung. Förderlich für ein ruhiges Kissen zum Schreiben ist ein Brotjob. Kaum zehn Prozent der Autoren können von ihrem Tun leben (und davon sind die Mehrzahl Sachbuchautoren, keine Belletristen). Und „davon leben“ heißt in der Regel: am Existenzminimum. Ich würde niemals einem jungen Autor mit Erstveröffentlichung raten, seinen Job zu schmeißen.

Von der Grundidee zur fertigen Geschichte: Ist das bei Dir ein gerader Weg oder passiert es Dir, dass Du Dich weit von der Grundidee entfernst?

Ich bin Pantserin. Ich habe eine Grundidee (und bei meinen Verlagsprojekten auch ein relativ ausgefeiltes Exposé), aber wenn man sich das fertige Manuskript anschaut, dann hält diese Grundlage maximal bis zur Hälfte. Meistens nur fürs erste Viertel. Ab da geht es holterdiepolter über Stock und Stein quer durch die Wildnis.

Welcher Art sind die Szenen, die für Dich die größten Herausforderungen stellen?

Die „Verbindungsszenen“. Die Stellen, an denen ich von einem Ereignis irgendwie zum nächsten überleiten muss. Zu bewältigende Wege und Strecken. Ich hasse Reisebeschreibungen. Und ich habe gelernt, wo es geht, einfach einen Schnitt zu machen. Wenn ich eine Szene schon mit langen Zähnen schreibe … wie soll sie einem Leser dann gefallen?

Die zweite Kategorie sind Sexszenen. Ich muss zugeben, dass ich sie in der Mehrzahl der Bücher für überaus überflüssig halte und auch hier eher dazu tendiere, einen Schnitt zu setzen.

Was bereitet Dir die größte Freude beim Schreiben?

Das Tüfteln. Ich liebe das Entwerfen von Szenerien, Welten, Konstellationen, Figuren, Sprachen … Und natürlich ist es immer wieder ein Gefühl, als würde man fliegen, wenn der Flow einsetzt. Das passiert nicht jeden Tag, aber wenn es passiert, ist es schöner als alles andere.

Der für Dich wertvollste Schreibtipp, den Du erhalten hast?

Ich habe bisher wenig Schreibtipps von anderen bekommen, aber ich höre mir immer gerne an, wie KollegInnen mit ihrer Arbeit umgehen. Das Wichtigste, denke ich, was ein Autor wirklich befolgen sollte, ist die Kontinuität. Wenn möglich, sollte man jeden Tag schreiben, und wenn es nur ein paar Zeilen sind.

Manchmal noch Papier und Stift? Oder nur noch Schreiben am Rechner?

Eindeutig und ausschließlich am Rechner. Ich habe ein Notizbuch, das ich noch mit Bleistift nutze, aber alles, was über das reine Aufschreiben von Gedankenfetzen hinausgeht, verlangt nach einer Tastatur. Mit der Hand schreibe ich zu langsam und zu unleserlich, das macht mich irre. Und auch, dass man nicht einfach löschen, verschieben, überschreiben kann, wenn man die altmodische Hardware benutzt. Ich tippe blind und im Zehnfingersystem, das ist schon sehr komfortabel.

Welches Schreibprogramm nutzt Du?

Angefangen habe ich mit Word. Das ist ja für umfangreiche Dokumente unpraktisch, also habe ich nach einer Alternative gesucht, bin bei Papyrus gelandet, hab mich damit aber nicht wirklich wohl gefühlt und schreibe jetzt seit ein paar Jahren in Scrivener, das bietet eine Reihe von ungeheuer praktischen Features neben der Textverarbeitung. Ich habe immer alle meine Notizen, Personenlisten, Recherchelinks usw gleich bei der Hand, ich kann den Text in jedes denkbare Format ausgeben (sogar, wenn ich das wollte, in ein ganz brauchbares epub oder mobi) und das Programm ist erstaunlich absturzsicher. Ich denke, damit habe ich mein Programm für den Rest des Schreiberlebens gefunden.

Schreibzeiten: Wann schreibst Du? Schreibst Du an festgelegten Uhrzeiten oder setzt Du Dir zum Beispiel pro Tag eine Zeichenmenge?

Ich schreibe den Löwenanteil abends bis nachts. Und ich habe eine Mindestseitenzahl, die ich erreichen will (pro Woche 50 Seiten). Das heißt, es ist ein „Sieben-Seiten-pro-Tag“-Ziel, das ich anstrebe.

Wie viel Zeit verwendest Du am Tag für das Marketing? Und welche Kanäle nutzt Du für die Werbung?

Immer noch zu wenig Zeit, obwohl mir das natürlich schmerzlich von der Schreibzeit abgeht. Zwei Stunden am Tag? Könnte Pi mal Daumen hinkommen. Dazu gehört es auch, Leserbriefe zu beantworten. (Oder Leserpostings, wenn man es genauer nimmt …)

Ich nutze meine eigene Website, Facebook und Google + – Twitter eher weniger, obwohl das dumm von mir ist.

Bereitet Dir das Schreiben größere Freude, seitdem es mehr Möglichkeiten der Veröffentlichung gibt (E-Books, Selfpublishing…)?

Größere Freude … nein. Es ist mehr Arbeit geworden, es ist weniger Schreiben, weil es Spaß macht, mehr Job. Aber das birgt ja seine eigenen Freuden und Befriedigungen. Die Möglichkeit, ein Projekt nach eigenem Gusto schreiben und gestalten zu können, hat viel Schönes. Auch wenn hier, genau wie beim Schreiben für den Verlag, das kaufmännische Denken leider wieder Grenzen setzt. Wenn ich schreiben will, um zu verkaufen, muss ich Kompromisse eingehen. Mein „unverkäufliches Buch“ – Projekt Armageddon – hat einen kleinen, begeisterten Leserkreis gefunden, aber das Verdikt meiner Verlage („Das kriegen wir nicht verkauft, das ist zu anspruchsvoll“) über das ich damals ungläubig gelacht habe, scheint verdammt zu stimmen.

Die „Thomas Mann“-Frage: Du schreibst, Dein Mann oder Freund kommt herein oder ein guter Freund ruft an oder Dein Kind möchte etwas von Dir wissen – verbittest Du Dir die Störung, weil Du schreibst, oder lässt Du Dich auf die „Planänderung“ ein?

Ich lebe in einer beständigen Planänderung, weil ich unser gemeinsames Arbeitszimmer nutze, in dem immer auch ein Teil unserer Katzen herumhängt. Ich bin inzwischen Meisterin im Ausblenden. Aber meine Familie bemüht sich, mich in Ruhe zu lassen. Weitgehend. In der Regel. (Ich schrieb oben, dass ich den Löwenanteil meiner Arbeit abends/nachts erledige. Noch Fragen? *g*)

Die „Charles Bukowski“-Frage: Hältst Du Alkohol für eine sinnvolle Stimulanz beim Schreiben?

LOL. Nein. Wenn ich unter Alkohol schreibe, was mir gelegentlich passiert ist, dann kann ich das Zeug morgens nüchtern besehen wegwerfen. Also lass ich es. Ein Glas Wein NACH dem Schreiben. Das kommt besser.

Du gehst schlafen, liegst bereits im Bett, das Licht ist aus – da kommt Dir eine Schreibidee in den Kopf: Stehst Du auf und notierst Dir die Idee?

Ja. Ich hab ein Notizbuch am Bett liegen.

Hast Du mit einer Geschichte abgeschlossen, wenn Du unter sie ein „Ende“ gesetzt hast?

Notgedrungen. (Es gibt keine Enden. Jede Geschichte geht im Prinzip endlos weiter, das ist das Leben.) Aber da ich in der Regel nach drei Monaten von jedem Projekt die Nase gestrichen voll habe und längst mindestens zwei andere Projekte dringend an die Tür klopfen, fällt es mir leicht, ein Manuskript abzuschließen. Ich leide in der Regel nicht unter Trennungsschmerz. Dass mir nachträglich eine Menge Verbesserungswürdiges ein- und auffällt – das ist normal. Da muss man lernen, die Finger davon zu lassen.

Vielen Dank Susanne, dass Du Dir die Zeit genommen hast, diesen „Blick hinter die Buchstaben“ zu ermöglichen!

Ich danke dir für die schönen Fragen!

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Susanne Gerdom wurde am 17. November 1958 in Düsseldorf geboren, aufgewachsen ist sie im niederrheinischen Rheinhausen. Nach Abschluss ihrer Lehre als Buchhändlerin begann sie sich mit Pantomime und Clownerie zu befassen und arbeitete mehrere Jahre als Schauspielerin und Regisseurin (Quelle)

Susanne Gerdom schreibt Fantasy für Jugendliche und Erwachsene (u.a. für die Verlage Piper, ArsEdition und Ueberreuter, man findet sie dort auch unter den Pseudonymen Frances G. Hill und Julian Frost). Zudem veröffentlicht sie unter ihrem Geburtsnamen im Self-Publishing-Bereich (Quelle).

Sie ist Gründungsmitglied der „42erAutoren – Verein zur Förderung der Literatur e.V.“ und gründete darüber hinaus 2013 mit einer Gruppe von AutorInnen und Autoren die Indie-Plattform „Qindie“, welche sich als unabhängige Plattform für Selfpublisher versteht und ein Qualitätssiegel für Indie-Literatur ins Leben gerufen hat. (Quellen: Wikipedia, Qindie)

Susanne Gerdom lebt, wohnt und arbeitet im Familienverband mit vier Katzen und zwei Menschen in einer kleinen Stadt am Niederrhein (Quelle).

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Ein Blick hinter die Buchstaben… Fragen an die Schriftstellerin Elsa Rieger

Spannende Romane, faszinierende Geschichten, Figuren, die sich den Leserinnen und Lesern einprägen – ohne die Möglichkeiten des Self-Publishing wären vielleicht viele literarische Schätze nach wie vor verborgen geblieben. Aber seit einigen Jahren ist die Auswahl jenseits der Verlagswerke größer geworden – und das interessante, breit gefächerte Angebot in Eigenregie publizierender Autoren wird, wie z.B. die Bestsellerlisten bei Amazon zeigen, mit Begeisterung angenommen. Einigen dieser Autorinnen und Autoren aus der Self-Publisher-Szene habe ich einen Fragenkatalog vorgelegt. Ich fragte, was mich als Leser oder als Kollege interessierte. Diese so entstandenen „Interviews“ werde ich in loser Folge auf meinem Blog veröffentlichen.

Ich danke allen, die sich meinen Fragen gestellt haben und so allen Interessierten einen Blick hinter die Buchstaben ihrer Bücher gewähren.

Ralf Boscher

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Heute zu Gast auf Boschers Blog: Elsa Rieger

Hallo Elsa, schön, dass ich Dich auf meinem Blog begrüßen darf! Um gleich einzusteigen:

Was siehst Du als Deinen bisher größten schriftstellerischen Erfolg an?

Wenn es bei der Frage um ein Buch geht, das meine Leser sehr schätzen, ist es mein Roman „LiebesWellen“, in dem es um eine junge Frau mit Persönlichkeitsspaltung geht.

Mein persönlich größter Erfolg hat jedoch damit zu tun, dass ich nach langen Übungsjahren begriffen habe, wie man Gedichte, Geschichten und Romane baut, ohne dass die Texte vor Adjektiven oder Kitsch triefen. Ich weiß, das ist kein Kriterium dafür, dass man seine Bücher gut verkauft, ich fürchte fast, das Gegenteil ist der Fall. Aber damit kann ich leben, mir geht es um literarischen Anspruch in meinen Texten. Dafür schreibe ich, dafür übe ich, noch besser zur werden.

Frau_die_sich_nicht_umdrehte
Wer ist Dir die liebste Figur in einem Deiner Romane oder in einer Deiner Geschichten?

Tja, eigentlich liebe ich alle Figuren, die ich entwickelt habe; die Guten und die Bösen. Im Moment liebe ich vielleicht am meisten die Claudette aus der Geschichte: Aus der Asche, die in meinem Erzählband „Die Frau, die sich nicht umdrehte“ zu lesen ist.

Wer ist Dir die liebste von Dir nicht erschaffene Figur in einem Roman oder einer Geschichte?

John Irvings „Garp“

Der für Dich gelungenste erste Satz einer Deiner Geschichten?

Nach seiner Sturzgeburt im Supermarkt war Pit fürs Leben geprägt. (aus „Die Frau, die sich nicht umdrehte“)

Wenn Du nicht Schriftstellerin, sondern Musikerin wärst – welche Musik würdest Du machen?

Rock’n‘Roll

Was macht einen Menschen zum Schriftsteller? Das Schreiben oder das Gelesen werden? Oder…?

Ich glaube, das lässt sich nicht verallgemeinern. Die einen werden dazu getrieben, weil sie etwas loswerden wollen, die anderen, weil sie wirklich etwas zu sagen haben. Wieder andere wittern Erfolg, weil sie überzeugt von ihren Ideen sind, manche bleiben dann enttäuscht zurück oder beginnen zu malen. Was mich angeht, ist es schon das Schreiben selbst; die Neugier auf meine Figuren und wie sie sich entwickeln. Klar freut man sich über Leser.

Deine Einschätzung: Ist es förderlicher für eine gute Schreibe, mit seiner schriftstellerischen Arbeit seine Brötchen zu verdienen oder einem anderen Brotberuf nachzugehen?

Der Prozentsatz jener, die vom Schreiben leben können, ist so gering, dass er nahezu nicht ins Gewicht fällt. Besser, einen Brotberuf zu haben, bevor man in seinem Schreibstübchen verhungert, denn das ist nicht gerade förderlich für Kreativität.

Von der Grundidee zur fertigen Geschichte: Ist das bei Dir ein gerade Weg oder passiert es Dir, dass Du Dich weit von der Grundidee entfernst?

Passiert mir selten. Ich bin da ziemlich pedantisch im Planen eines Plots und meiner Charaktere.

Welcher Art sind die Szenen, die für Dich die größten Herausforderungen stellen?

Liebesszenen. Da muss man schrecklich aufpassen, nicht in Klischees abzurutschen.

Was bereitet Dir die größte Freude beim Schreiben?

Wenn ich ENDE unter den Text schreiben kann, denn dann beginnt das Überarbeiten.

Der für Dich wertvollste Schreibtipp, den Du erhalten hast?

Das Buch „Story“ von Robert McKee. Meine Bibel.

Manchmal noch Papier und Stift? Oder nur noch Schreiben am Rechner?

Lyrik immer zuerst auf Papier, Plotline, Storyoutline für Romane ebenfalls.

Welches Schreibprogramm nutzt Du?

Das simple Word. Ich halte nichts von den vielen anderen Helferleins, die angeboten werden. Bin eher konservativ diesbezüglich.

Schreibzeiten: Wann schreibst Du? Schreibst Du an festgelegten Uhrzeiten oder setzt Du Dir zum Beispiel pro Tag eine Zeichenmenge?

Gerne in der Früh und am Abend, in der Nacht. Zeichenmenge setze ich mir nur, wenn ich Lektorat für Kollegen mache. Bei meinen Texten achte ich darauf, eine Szene zu vollenden, nicht mittendrin aufzuhören, denn wenn schon der Flow da ist, muss ich ihn nutzen.

Wie viel Zeit verwendest Du am Tag für das Marketing? Und welche Kanäle nutzt Du für die Werbung?

Ich werbe nicht täglich für meine Bücher. Mir fällt es immer schon schwer, anzuklopfen und mich anzubieten. Ist vielleicht, nein, sicher sogar, ein Fehler. Vielleicht würde ich mehr verkaufen, wäre ich da fleißiger. Ich nutze die social media Kanäle wie Google+, Facebook, Twitter.

Bereitet Dir das Schreiben größere Freude, seitdem es mehr Möglichkeiten der Veröffentlichung gibt (E-Books, Selfpublishing…)?

Nein, denn schreiben ist immer Freude für mich. Aber entgegen kommt mir natürlich, dass man nicht mehr auf die Gnade der Verlage angewiesen ist.

Die „Thomas Mann“-Frage: Du schreibst, Dein Mann oder Freund kommt herein oder ein guter Freund ruft an oder Dein Kind möchte etwas von Dir wissen – verbittest Du Dir die Störung, weil Du schreibst, oder lässt Du Dich auf die „Planänderung“ ein?

Anrufe lassen sich ignorieren. Menschen, die im Zimmer stehen, eher nicht. Ich lasse mich drauf ein, auch wenn ich es ärgerlich finde, aber man sollte das Leben neben dem Schreiben nicht vergessen.

Die „Charles Bukowski“-Frage: Hältst Du Alkohol für eine sinnvolle Stimulanz beim Schreiben?

Manchmal … nein, Spaß. Beim Schreiben saufen könnte ich nicht. Aber wenn ich mal was trinke, kann schon vorkommen, dass sich eine Idee für einen neuen Text manifestiert.

Du gehst schlafen, liegst bereits im Bett, das Licht ist aus – da kommt Dir eine Schreibidee in den Kopf: Stehst Du auf und notierst Dir die Idee?

Nein. Ich merke sie mir einfach für den nächsten Tag. Soweit funktioniert mein Gedächtnis gerade noch.

Hast Du mit einer Geschichte abgeschlossen, wenn Du unter sie ein „Ende“ gesetzt hast?

Aber nein! Da fängt das Spiel doch erst richtig an! Das Ringen um die besten Sätze, der Kampf um die stärksten Dialoge und das Abklopfen des Plots, ob er Hand und Fuß hat.

Vielen Dank Elsa, dass Du Dir die Zeit genommen hast, diesen „Blick hinter die Buchstaben“ zu ermöglichen!

Ich bedanke mich herzlich, Fragen, die mir Spaß gemacht haben!

LiebesWellen
„Mich fasziniert das Menschsein, Menschbleiben in unserer Welt der Polaritäten. Ist es nur möglich, ein kriegerisches ‚Entweder – Oder‘ ins Leben hinauszubrüllen und darauf zu beharren, Recht zu haben? Oder haben wir die Chance, uns auf ein behutsames ‚Sowohl – als auch‘ einzulassen und in die Welt zu tragen, damit sich die Akzeptanz unter uns ausbreiten kann? Die Akzeptanz, dass schwarz nicht immer einfach schwarz und weiß nicht unbedingt für jeden gleich weiß ist. Sowohl als auch. Das verbinde ich in meinen Texten.“ (Quelle)

Elsa Rieger wurde 1950 in Wien als Kind eines Schauspieler-Ehepaares geboren. Für sie war schon als Vierjährige klar, dass sie ebenfalls diesen Beruf ergreifen würde. Nach Schauspielausbildung und Buchhandelslehre war sie in der Inspizienz und Abendregie des Theater der Courage beschäftigt, verliebte sich ‚unsterblich‘, gründete eine Familie und ging einem bürgerlichen Beruf nach, dem Buchhandel. 
Mitunter quälte sie sich durch das Leben. Der Beginn ihres neuen Berufswegs, der Atemsynthese, die sie erfolgreich verbreitet, eröffnete Elsa Rieger andere Sichtweisen. Sie begann wie besessen zu schreiben. Ihre Texte zeichneten sich zunächst vor allem dadurch aus, dass sie schlecht waren. Sie gab jedoch nicht auf und fand ihren Schreib- und Lebensweg. Es ist das Alltägliche, es sind die ganz normalen Merkwürdigkeiten, die  Elsa Rieger faszinieren. So geht sie durch ihre Heimatstadt und staunt und schreibt. (Quelle).

Homepage von Elsa Rieger
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Schreibtalk – Blog von Elsa Rieger
Facebook-Profil der Autorin
Der (e)-Book-Salon -Elsa Rieger stellt AutorInnen vor
Elsa Rieger – Lektorat

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Ein Blick hinter die Buchstaben… Fragen an den Schriftsteller Jürgen Schmidt

Spannende Romane, faszinierende Geschichten, Figuren, die sich den Leserinnen und Lesern einprägen – ohne die Möglichkeiten des Self-Publishing wären vielleicht viele literarische Schätze nach wie vor verborgen geblieben. Aber seit einigen Jahren ist die Auswahl jenseits der Verlagswerke größer geworden – und das interessante, breit gefächerte Angebot in Eigenregie publizierender Autoren wird, wie z.B. die Bestsellerlisten bei Amazon zeigen, mit Begeisterung angenommen. Einigen dieser Autorinnen und Autoren aus der Self-Publisher-Szene habe ich einen Fragenkatalog vorgelegt. Ich fragte, was mich als Leser oder als Kollege interessierte. Diese so entstandenen „Interviews“ werde ich in loser Folge auf meinem Blog veröffentlichen.

Ich danke allen, die sich meinen Fragen gestellt haben und so allen Interessierten einen Blick hinter die Buchstaben ihrer Bücher gewähren.

Ralf Boscher

Juergen_Schmidt_Portrait
Heute zu Gast auf Boschers Blog: Jürgen Schmidt

Hallo Jürgen, schön, dass ich Dich auf meinem Blog begrüßen darf! Um gleich einzusteigen:

Was siehst Du als Deinen bisher größten schriftstellerischen Erfolg an?

Wenn man Erfolg nicht mit Verkaufszahlen gleichsetzt, ist es „Chiliherzen“. Dieses gemeinsame Buch mit Sandra Wagner hat uns alles abverlangt, obwohl es kein dickes Buch geworden ist. Es war schwierig, mich immer wieder auf Ideen, Launen und Streichvorschläge einzulassen, die aus Sandras Sicht natürlich ihre Berechtigung hatten. Ich war schließlich nicht anders als sie, jeder hat um seine Person im Roman gekämpft. Dass am Ende mit dem Buch eine runde Sache entstanden ist, betrachte ich als Erfolg.

Wer ist Dir die liebste Figur in einem Deiner Romane oder in einer Deiner Geschichten?
Lange_Weg_Amouliani
Ganz klar der Frank aus dem „langen Weg nach Amouliani“. Er ist der Typ, der ich gerne mit Anfang zwanzig gewesen wäre. Ich glaube, dass er mit all seinen Fehlern und seiner Tollpatschigkeit ganz liebenswürdig beim Leser ankommt.

Wer ist Dir die liebste von Dir nicht erschaffene Figur in einem Roman oder einer Geschichte?

Der Jakob aus „Jakob der Lügner“ von Jurek Becker.

Der für Dich gelungenste erste Satz einer Deiner Geschichten?

„Normalerweise machten wir das nicht, aber normalerweise waren auch die Stehplätze in der Nordkurve unser Zuhause.“ (Beginn der Kurzgeschichte „Als Uli Hoeneß mir seinen Platz anbot“, 2015 erscheint ein Buch mit Fußballgeschichten)

Wenn Du nicht Schriftsteller, sondern Musiker wärst – welche Musik würdest Du machen?

Ganz bestimmt deutschsprachige Musik. Rosenstolz, Silly, Revolverheld und die Toten Hosen finde ich sehr gut. Auch ältere, fast vergessene Bands, wenn ich zum Beispiel an Grobschnitt oder Novalis denke. Von den jungen Musikern gefällt mir Christina Stürmer am besten.

Was macht einen Menschen zum Schriftsteller? Das Schreiben oder das Gelesen werden? Oder…?

Schriftsteller ist für mich jemand, der vom Schreiben leben kann. Davon bin ich weit entfernt. Aber jeder Autor möchte natürlich auch gelesen werden. Für mich ist beides wichtig.

Deine Einschätzung: Ist es förderlicher für eine gute Schreibe, mit seiner schriftstellerischen Arbeit seine Brötchen zu verdienen oder einem anderen Brotberuf nachzugehen?

Das kann ich nicht generell beurteilen: Manche benötigen gerade den Druck, um kreativ zu sein. Andere lähmt es … Ich arbeite lieber ohne Zeitdruck.

Von der Grundidee zur fertigen Geschichte: Ist das bei Dir ein gerader Weg oder passiert es Dir, dass Du Dich weit von der Grundidee entfernst?

Die Grundidee bleibt! Was allerdings zwischendurch so alles passiert, entwickelt sich mit der Zeit. Manchmal erstaunt mich die Entwicklung. „Chiliherzen“ war bis 2011 nur eine achtseitige, unveröffentlichte Kurzgeschichte mit dem simplen Titel „Dazwischen“. Aus einigen sinnvollen Ergänzungen wurde am Ende tatsächlich ein langer Prozess und ein Taschenbuch mit 160 Seiten.

Welcher Art sind die Szenen, die für Dich die größten Herausforderungen stellen?

Alles Neue ist eine große Herausforderung. Vor zwei Monaten habe ich angefangen, einen Krimi zu schreiben. Ich weiß nicht einmal, ob ich das kann. Es ist aber eine riesige Herausforderung, das solange zu versuchen, bis alles stimmig ist und Leute das mögen. Im Moment bin ich mit großer Begeisterung dabei und lege ein Schreibtempo vor, das mir bislang fremd war.

Was bereitet Dir die größte Freude beim Schreiben?

Gelungene Formulierungen. Bei manchen meiner Sätze kann ich später gar nicht glauben, dass die von mir sein sollen.

Der für Dich wertvollste Schreibtipp, den Du erhalten hast?

Kam von Heinz Körner, dem Autor von „Johannes“. Damals wäre ich fast im Lucy-Körner-Verlag untergekommen. Der letztendliche Ablehnungsgrund lautete, im gesamten Manuskript wären die Soldaten immer die schlechten Menschen, Kriegsdienstverweigerer dagegen grundsätzlich die guten. Der Vorwurf war berechtigt. Ich war gerade über zwanzig und hatte zu sehr auf meine Freunde aus der Friedensbewegung gehört. Seitdem versuche ich alles auch aus der Perspektive des Anderen zu betrachten.

Manchmal noch Papier und Stift? Oder nur noch Schreiben am Rechner?

Rechner! Notizen zu den Personen, Orten oder der zeitlichen Übersicht mache ich mir in einem extra Heft. Da kommt alles rein, denn sonst passiert es, dass Paula einmal blaue und später braune Augen hat.

Welches Schreibprogramm nutzt Du?

Microsoft Word.

Schreibzeiten: Wann schreibst Du? Schreibst Du an festgelegten Uhrzeiten oder setzt Du Dir zum Beispiel pro Tag eine Zeichenmenge?

Nein, davon halte ich nichts! Manchmal schreibe ich drei Wochen gar nichts, dann an drei Tagen hintereinander ganze Abende. Ein gelungener Tag kann 3.000 Wörter beinhalten oder auch nur die Idee zu einer zusätzlichen Person in der Geschichte. Die Menge allein besagt wenig.

Wie viel Zeit verwendest Du am Tag für das Marketing? Und welche Kanäle nutzt Du für die Werbung?

Nur ein bisschen Werbung bei Facebook und auf meiner Homepage. Die Verlockung bei Facebook ist natürlich riesengroß: Wenn ich Werbung in einige Gruppen poste, werden nach einigen Stunden Verkäufe bei Amazon sichtbar. Allerdings erhöht sich mit jedem Posting auch die Gefahr, Leute zu nerven. Das möchte ich nicht. Einige Autoren mit extremer, fast aggressiver Werbung sind mir inzwischen sehr unsympathisch geworden. Das ist mir eine Warnung.

Die „Thomas Mann“-Frage: Du schreibst, Deine Frau oder Freundin kommt herein oder ein guter Freund ruft an oder Dein Kind möchte etwas von Dir wissen – verbittest Du Dir die Störung, weil Du schreibst, oder lässt Du Dich auf die „Planänderung“ ein?

In der Regel sollten Menschen wichtiger sein. Sollte ich gerade tatsächlich eine super Idee haben, mache ich mir Notizen, dann müssen die Leute vielleicht zehn Minuten warten. Wenn gerade niemand zur Notaufnahme gefahren werden muss, ist das doch ein guter Kompromiss, oder?

Die „Charles Bukowski“-Frage: Hältst Du Alkohol für eine sinnvolle Stimulanz beim Schreiben?

Überhaupt nicht. Wenn ich was trinken will, mache ich vorher Schluss. Das schließt natürlich nicht aus, dass sich beim Feierabend-Bier noch brauchbare Ideen entwickeln können. Das kommt sogar häufig vor.

Du gehst schlafen, liegst bereits im Bett, das Licht ist aus – da kommt Dir eine Schreibidee in den Kopf: Stehst Du auf und notierst Dir die Idee?

Selbst mitten in der Nacht mach ich das, wäre doch sonst schade um die Idee!

Hast Du mit einer Geschichte abgeschlossen, wenn Du unter sie ein „Ende“ gesetzt hast?

Nein, eine Geschichte ist abgeschlossen, wenn sie veröffentlicht ist. Vorher gibt es immer noch etwas zu verbessern. Theoretisch auch später noch, aber dann sag ich mir: Es ist, wie es ist. Irgendwann muss auch Schluss sein.

Vielen Dank Jürgen, dass Du Dir die Zeit genommen hast, diesen „Blick hinter die Buchstaben“ zu ermöglichen!

Ich danke dir, Ralf. Mir hat es Spaß gemacht.

Chiliherzen
Jürgen Schmidt, geboren in Geldern am Niederrhein, erlernte zunächst den Beruf des Buchdruckers. Später besuchte er die Fachoberschule für Sozialpädagogik. Heute ist er als Fachkraft für Arbeits- und Berufsförderung bei den Nordeifelwerkstätten beschäftigt. Er wohnt in Grevenbroich und Bad Münstereifel. Jürgen Schmidt ist Herausgeber und Autor der Bücher „Herz kopfüber“, „Zwischen Heine und Altbier“, „Die Nebelfrau“ und „Dichter Nebel am Niederrhein“. Im Herbst 2012 erschien sein Roman „Der lange Weg nach Amouliani“, zusammen mit Sandra Wagner schrieb er den Roman „Chiliherzen“ (2013). Im Moment arbeitet er an einem Münstereifel-Krimi und an einem Erzählband mit Geschichten aus dem Mönchengladbacher Stadion.

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