Smaugs Einöde – wie passend. Filmkritik

Drache7
Was für ein passender Titel. Dabei habe ich ein Faible für Drachen. Und auch den „Kleinen Hobbit“ mag ich sehr. Als Buch. Als kleinen, feinen, spannenden, eng gestrickten Roman.

Aber was ist hier geschehen?

Jacksons Verfilmung des „Herr der Ringe“ fand ich sehr gelungen, weil er es meiner Meinung nach geschafft hatte, vieles von dem, was mir an Tolkiens „Herr der Ringe“ nicht gefiel, außen vor zu lassen. Dieses Langatmige, Ausgedehnte, dieses allzu ins Details gehende Beschreiben von für die Handlung unwichtigen Dingen – auch wenn sie für die zugrunde liegende Mythologie (die erschaffene Welt) vielleicht bedeutsam sind.

Und bei seiner Verfilmung von „Der kleine Hobbit“?

Hier ging Jackson den umgekehrten Weg: Er hat den „Kleinen Hobbit“ auf „Herr der Ringe“-Niveau aufgeblasen. Ringdisiert.

Dies empfand ich so beim ersten Teil – und trotz des angehobenen Actionlevels empfinde ich es auch beim zweiten Teil der Hobbit-Verfilmung.

Dabei hatte ich mich so auf den zweiten Teil gefreut – hey Smaug, neben Fuchur und Grisu der coolste Drache, den ich in noch jungen Jahren kennengelernt habe. 5. Klasse. Schullektüre – und „Der kleine Hobbit“ war so ziemlich die einzige Schullektüre, die ich mit Begeisterung gelesen habe.

Und jetzt? Was ist Smaug doch für ein Schwätzer. War das schon damals so? Trübt mich jetzt meine Erinnerung an mein erstes Leseerlebnis des Hobbits? Wie auch immer: In der Verfilmung smaugt er rum und smaugt er her, rasselt mit Wortzähnen und Feuersätzen, diskutiert mit Bilbo auf Beutlin-komm-raus. Wie lange? Eine gefühlte halbe Stunde. Natürlich: Seine Optik haben sie gut hinbekommen. Und das Drachenbad in geschmolzenem Gold ist eindrucksvoll. Aber dennoch: Manchmal sind weniger Worte mehr Bedeutung.

Smaugs Einöde – leider ein passender Titel. Denn obwohl zweite Teil von Jacksons Hobbit rasanter war als der erste Teil, hat er mich auf eine gewisse Weise angeödet. Weil er mich emotional nicht berührte. Weil er alles, was an der Romanvorlage bemerkenswert war, in die Breite gewalzt hat. Weder Zwerge, noch Bilbo, noch Gandalf – und schon gar nicht Smaug haben mich mitgerissen. Ihr Schicksal ließ mich unberührt. Der Zauber, der mich damals die Schullektüre verschlingen ließ, war geschwunden.

Schade. Bezeichnend für mein Filmerlebnis: Ich habe Smaug seine letzten Worte nicht abgenommen: Ich bin das Feuer. Ich bin der Tod. Sein ganzes vorheriges Geschwätze hat ihm die apokalyptische Wucht genommen.

Wie wird wohl der dritte Teil beginnen? Bilbo mit großen Augen in die Ferne blickend. Monolog: Oh, was haben wir nur getan. Wie konnten wir nur? Den Drachen wecken. Verderben. Verdammnis. Feuer. Tod. Dann Aufblenden. Die Kamera schwenkt, damit wir sehen, was Bilbo mit großen, schreckensweiten Augen sieht: Den Drachen im Anflug auf die Stadt. Eindrucksvolles Bild. Der schwarze Schatten. Schnitt in die Stadt. Schreiende Menschen. Panisch umherlaufende Menschen. Schnitt. Smaug Nahaufnahme. „Oh ja, lauft, lauft. Hier kommt Smaug. Das Feuer. Der Tod.“ Smaug dreht eine Runde. Seine Stimme aus dem Off. „Unheil. Hier kommt es. Meine Klauen sind Speere. Meine Flammen die Hölle. Lauft ruhig. Lauft. Ihr könnt euch nicht verstecken. Ich bin das Feuer. Ich bin der Tod.“ Schnitt. Schreiende Menschen. Panischer Blick gen Himmel, wo Smaug noch eine Runde dreht. Stimme aus dem Off: „Ihr seid Futter für mein Feuer. Gleich komme ich über euch, eure Heimsuchung, Nemesis, Plage. Von Zwergen geweckt. Ach die Narren. Und ihr müsst es büßen. Merkt es euch: Ich bin Smaug. König unter dem Berge. Ich bin das Feuer. Bin der Tod.“ Schnitt. Bilbo blickt dramatisch. Ein Zwerg legt ihm eine Hand auf die Schulter. Menschen schreien. Smaug dreht noch eine Runde, Stimme aus dem Off… „Ich bin…“

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