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Warum in die Ferne schweifen… Resturlaub oder der Tourist am eigenen Wohnort – Bodensee-Sightseeing

Die Imperia und das Zeppelin-Denkmal am Konstanzer Hafen

Die Imperia und das Zeppelin-Denkmal am Konstanzer Hafen

„Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erzählen…“ – so heißt es. Und wir hatten vor, meine Resturlaubstage zu nutzen und gen Süden zu fliegen. Das mit dem Hinwegfliegen hat sich dann allerdings zerschlagen. So ist dies manchmal im Arbeitsleben. Aus dem „wir“, das zusammen in den Urlaub hätte fliegen wollen, wurde ein „ich“, das Urlaub nehmen musste. Resturlaub eben.

Aber schließlich sagt das Sprichwort: „Warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute doch so nahe liegt!“ Zumal ich in einer ausgesprochen schönen Gegend wohne: am Bodensee.

„Dort arbeiten, wo andere Urlaub machen.“, so steht es in Stellenanzeigen, wenn Fachkräfte angelockt werden sollen. Wobei ich diesen speziellen Spruch wenig gelungen finde. Klingt in meinen Ohren, als wenn eine Fastenklinik mit dem Spruch werben würde: „Darbe da, wo andere schlemmen!“ Oder wie wäre es mit einem neuen Spruch für die Stadt der Liebe: „Sei einsam dort, wo Paare sich romantisch lieben!“

Blick über den Bodensee, Einfahrt in den Fährhafen Konstanz Staad

Blick über den Bodensee, Einfahrt in den Fährhafen Konstanz Staad

Wie auch immer. Ich lebe jedenfalls dort, wo andere Urlaub machen, in einer sehr schönen Gegend. Die Ausblicke auf den See und die Berge, die sich mir manchmal auf meinem Arbeitsweg bieten, wenn ich auf der Bodenseefähre Konstanz-Meersburg unterwegs bin, sind atemberaubend. Für jemanden wir mich, der auf alte Gemäuer steht, ist Konstanz und Meersburg zum Beispiel ein sehr gutes Pflaster: Wenn ich nach der Arbeit auf dem Roller die Serpentine hinauffahre und dann um eine bestimmte Kurve biege, geht mir bei dem Anblick der Burg vor dem Panorama des Sees (egal bei welchem Wetter) das Herz auf.

Diese besondere Mischung zwischen schöner Landschaft und historischem Ambiente war es schließlich auch (neben der Liebe und einer Arbeitstelle) gewesen, die mich damals am See hatte bleiben lassen – diese ist es denn auch, die Jahr für Jahr Tausende Urlauber an den See zieht.

Und jetzt hatte ich dort, wo andere Urlaub machen, ebenfalls Urlaub. Ich war fest entschlossen, wirklich ein paar Tage Urlaub zu machen (und nicht wie ein Jahr zuvor – „Yippiejaja-yippie-yippie-yeah“ – Farben im Baumarkt zu kaufen oder einen Hochdruckreiniger zu organisieren etc.).

Im Geiste verreisen, das wollte ich, so dass all das, was ich daheim machen könnte, ja wirklich mal erledigen müsste, weit, weit weg wäre, und nur das zu machen, was ich wollte. Tourist sein am eigenen Wohnort. Endlich die Sehenswürdigkeiten in der Nähe besuchen, die ich noch nicht gesehen hatte, bei denen „immer etwas dazwischen gekommen war“. Die mir an den Tagen, wenn ich sie hätte besuchen können, also an Wochenenden oder Feiertagen, immer zu überfüllt mit Touristen erschienen waren.

Die Meersburger Burg und der Bodensee

Die Meersburger Burg und der Bodensee

Die Meersburger Burg, das Neue Schloss, das Droste-Häuschen, die Bibelgalerie, das Meersburger Zeppelinmuseum (nicht zu verwechseln mit dem Zeppelinmuseum Friedrichshafen) – um einige Meersburger Sehenswürdigkeiten zu nennen. Dann der Affenberg in Salem. Das Ravensburger Spieleland. Der Rheinfall von Schaffhausen. Die Birnau. Mainau. Die Reichenau mit Klöstern. Dann die Konstanzer Sehenswürdigkeiten. Die Konstanzer Altstadt. Das Münster mit dem Heiligen Grab. Rosgartenmuseum. Archäologisches Landesmuseum. Jan Hus-Haus. Die Imperia. Sealife. Konzilsgebäude. Hier an meinem Wohnort gibt es viel zu entdecken und zu sehen. Viel schöne Gegend und historische Gebäude, Spuren der Geschichte.

Warum in die Ferne schweifen…

„Warum also in die Ferne schweifen, wenn das Gute doch so nahe liegt!“ Und so wurde ich für einige Tage Tourist am eigenen Wohnort, eine Erfahrung, die mich aufstellte. Mir Erholung brachte und gleichzeitig meinen Geist anregte. Ich besuchte also Sehenswürdigkeiten, die ich bislang noch nicht gesehen hatte. Ich besuchte das Pfahlbaumuseum in Unteruhldingen, das Traktormuseum in Gebhardsweiler / Uhlingen-Mühlhofen, das Das Zeppelin Museum Friedrichshafen. Und hatte die Jahreszeit auf meiner Seite. Es war noch ruhig am See, die Saison hatte noch nicht begonnen. Ich würde Tourist sein können – ohne in einem Strom anderer Touristen mitschwimmen zu müssen: Wann erlebt man den Landungssteg in Unteruhldingen schon einmal menschenleer? Über 100.000 Besucher zählte das Traktormuseum im vergangenen Jahr – doch ich war bei meinem morgendlichen Besuch nahezu alleine.

  • Das Pfahlbaumuseum in Unteruhldingen. Ein Klassiker des Bodensee-Sightseeing (das Museum besteht seit 1922), den ich – im Gegensatz zu meiner Liebsten und den Kids, die alle hier am See geboren waren und somit das Museum bereits zu Schulzeiten mehrmals besucht hatten – bislang nur vom Vorüberfahren mit einem Bodenseeschiff kannte. Es gab an jenem Tag nur eine Führung je Tag (Vor-Saison), pünktlich um 14.30 Uhr fand ich mich ein, und mit mir noch 5 weitere Gäste. Es wurde ein sehr interessanter Ausflug in die Stein- und Bronzezeit. Und aufgrund der kleinen Besuchergruppe konnte ich auch alle Fragen stellen, die mir klärenswert erschienen. So lernte ich u.a.: die für die Ansicht des Pfahlbaumuseums so charakteristischen Holzstege zwischen den einzelnen Häusern hatte es damals nicht gegeben. Die waren nur für die Besucher errichtet worden. Ein weiteres Zugeständnis an uns Touristen: Die Höhe der Türen der Pfahlbauten war an moderne Durchschnittsgrößen angepasst worden, die originalen Türen wären wesentlich niedriger gewesen.

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  • Das Traktormuseum in Gebhardsweiler / Uhlingen-Mühlhofen. Eine neue Attraktion hier am See, eröffnet 2013 (Quelle). Als mein (damals noch kleiner) Neffe mit seiner Technikbegeisterung hier am See war, da gab es das Museum noch nicht. Leider. Ein Eldorado für Technikbegeisterte. Wie ich fand riesig in seinen Ausmaßen, wobei dieser Eindruck vielleicht nur entstand, weil es solche Menge zu entdecken gab. Ich war schwer beeindruckt. Traktoren (Trecker, wie es bei uns daheim hieß), über Traktoren. Vom ersten Traktor von 1906 bis hin zu moderneren Schleppern. Dazwischen verschiedenste Werkstätten, welche die Entwicklung der Techniken der Landwirtschaft greifbar machten. Alles viel Liebe zum Detail aufgebaut. „Die Ausstellung zeigt nicht nur Traktoren in historischem Ambiente, sondern auch all das Drumherum einer Dorfgemeinschaft: Viele alte Handwerkstätten wie Holzschuhmacher, Schmied oder Küfer, eine Schule, einen Spielwarenladen und viele technische Geräte, die im Lauf der Jahrzehnte für Erleichterung im täglichen Leben sorgten.“ (Quelle). Mir hat es sehr gut gefallen und ich werde bestimmt noch einmal das Museum besuchen (und dabei auch sehen, wie mein Hinweis bezüglich Exponat Nr. 261 behandelt wurde).

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  • Das Zeppelin Museum Friedrichshafen. Noch so ein Klassiker, den alle Schulkinder hier am See zu sehen bekommen. Und den nun auch ich endlich besuchte. Anreise mit dem Bus, der direkt am Museum hielt. Abreise mit dem Katamaran nach Konstanz (noch eine Premiere für mich). Dazwischen: Einige Exponante, die ich interessant fand, in einem imposanten Gebäude. Aber insgesamt war ich ein wenig enttäuscht. Ich hatte mir „mehr“ vorgestellt. Mehr Exponante. Mehr Stimmung. Das Zeppelinmuseum in Meersburg (eher kunterbunte Ansammlung eines Fans zum Thema als wissenschaftliche Sammlung) fand ich interessanter. Und ehrlich gesagt: Wenn ich Kunst sehen will, dann gehe ich in ein Kunstmuseum…. Viel Fläche des Gebäudes war Kunstwerken vorbehalten. Wenn diese sich wenigstens um Zeppeline gedreht hätten… So aber nahm ich die Kunst kurz zur Kenntnis (ein wenig länger verweilte ich nur bei den Werken von Otto Dix), stattete dem schönen Café einen Besuch auf Kaffee und lecker Apfelkuchen ab und stieg zum Abschluss meines Besuches noch einmal die Stiegen in den Hindenburg-Nachbau, der wirklich eindrucksvoll war, empor.

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Nützliche Links Bodensee-Sightseeing:

Stadt Meersburg Sehenswürdigkeiten
Wikipedia Sehenswertes in Konstanz
Bodensee.de Ausflugsziele
Pfahlbauten – offizielle Seite der UNESCO Welterbestätte
Traktormuseum Bodensee und Restaurant Jägerhof – offizielle Homepage
Besuch im Traktormuseum Uhldingen-Mühlhofen am Bodensee“ von Erich Hirsch
Zeppelin Museum Friedrichshafen Homepage

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