Archiv des Autors: Ralf Boscher

Sind die denn alle bekifft? Hodenkrebs, PEB etc. pp

Hodenkrebs_Erfahrungen2
„Ich habe nicht inhaliert!“ – ich sah meinen alten Freund förmlich vor mir, wie er breit grinsend ins Telefon sprach. Ich war nicht der Erste, der ihn Sonntagabend nach dem Münster-Tatort anrief. Dabei war es bei mir Zufall. Ich hatte den Tatort nicht gesehen, in dem Prof. Börne behauptet: „Kiffen erhöht das Hodenkrebsrisiko um 70 Prozent“. Nicht Pot, sondern Plot – das war meine Sonntagsbeschäftigung – kurz ich sah kein TV, sondern brütete an meinem Schreibtisch über der Dramaturgie meines dritten Romans. Als mein Tag- und Abendwerk beendet war, rief ich an, weil ich wissen wollte, was es Neues an der Hodenkrebs-Front gab.

Ich war noch auf dem Stand von einigen Tagen zuvor. Bedeutet: Die Fragen, die sich ihm gestellt hatten, bevor er sich entscheidet, ob er active surveillance oder PEB Chemo wählt, waren beantwortet worden. Endlich!

Das Warten und die Empfehlung

Der Nachtragsbefund des Pathologen, der das Orchiektomie-Präparat untersucht hatte und bezüglich der Einordnung des Tumors unsicher gewesen war, lag als Erstes vor. Leider hatte man versäumt, meinem Freund dies mitzuteilen, obwohl er mehrmals nachgefragt hatte. „Ich habe meinen ergänzten Befund doch bereits vor einer Woche übermittelt!“, gab sich der Pathologe erstaunt, als mein Freund mit ihm persönlich telefonierte. Wie auch immer. Bezüglich der strittigen Frage, ob eine vaskuläre Invasion vorliege (und somit ein bedeutender Risikofaktor), brachte der Mediziner nun Licht ins Dunkel: Die erneute Betrachtung des Präparates hätte seine Unsicherheit beseitigt und den ursprünglichen Bericht bestätigt. Vaskuläre Invasion der Lymphbahn (L1).

Länger dauerte es, bis die beiden Fragen „Was sagt das Zweitmeinungsprojekts der Deutschen Hodentumor Studiengruppe (GTCSG) zu seinem Fall? Und wenn Chemo: Reicht nicht auch 1 Zyklus PEB?“ beantwortet waren. Das lag zum einen daran, dass sich der Urologe eine Woche Zeit ließ, bis er den Fall dort vorstellte. Und zum anderen hatte jener den Fall nicht über die Homepage des Zweitmeinungsprojektes und die dort installierte Eingabemaske eingereicht (es wird auf der Homepage eine Zeitspanne von längstens 24 Stunden genannt, bis eine Empfehlung vorliegt), vielmehr hatte er ein Fax mit dem Befund und der Anfrage an eine an das Projekt angeschlossene Universitätsklinik geschickt. Dieses Fax war unbemerkt geblieben und unter einem Stapel verschwunden. Es dauerte rund zwei Wochen bis das Schriftstück entdeckt wurde und sich die Zweitmeinungsstelle meldete.

Dann aber hatte das Warten ein Ende und alle Fragen waren geklärt: Der Tumor sei, so die Zweitmeinungsstelle, aufgrund der vaskulären Invasion und der Infiltration der Rete Testis als high risk non-seminom Karzinom zu werten. Auch bei einem Stadium 1B Tumor sei in diesem Fall von „wait and see“ (active surveillance) abzuraten. Da mit der adjuvanten Chemotherapie von 1 Zyklus PEB aufgrund neuerer Studien Rezidiven ebenso erfolgreich vorgebeugt werden könne wie mit stärker belastenden 2 Zyklen PEB (eine Vorgehensweise, die zwar noch nicht in die Leitlinien übernommen worden sei, aber das wäre nur eine Frage der Zeit…), laute die Empfehlung 1 Zyklus PEB.

Und mein alter Freund war der Empfehlung gefolgt, hatte sein OK zur Chemo gegeben. Mit der Überweisung des Urologen in der Tasche war er zum vorgeschlagenen Onkologen gegangen. Hier hatte man ob seiner Bitte um einen baldigen Termin erst einmal gelächelt („Also frühestens in 3 Monaten“), dann aber nach einem gewissen freundlichen Insistieren doch einen Termin eine Woche später herausgerückt. Und dieser Termin war drei Tage vor gesagtem Tatort. Dies war mein Informationsstand, als ich ihn an besagtem Abend anrief.

Sind die denn alle bekifft?

„I didn’t inhale!“, begrüßte er mich mit dem alten Clinton-Spruch. Ich war beileibe nicht der Erste, der bei ihm an diesem Abend durchklingelte, wie er meinte. Er fasste den Münster-Tatort kurz zusammen. Börne hätte bewirkt, dass einige Menschen, die sich bislang nicht so getraut hatten, sich bei ihm zu melden, jetzt anriefen. Die Sprüche vom Börne zum Hodenkrebs wären wohl ein guter Aufhänger gewesen, um das schwierige Thema ein bissel locker anzugehen. Es gab zwar auch Stimmen der „Das lass mal besser!“-Fraktion, aber die kannten ihn, der selbst auf Partys, wo Cannabis in Hülle und Fülle angeboten wurde, bei seinem Bier blieb, nicht gut. Er war da wie ich. Cannabis war nicht seine Droge.

„Aber wer weiß?“, meinte er, „Vielleicht wird sie das angesichts der Nebenwirkungen der Chemo ja noch – wobei: Bis auf den Onkologen sagen eigentlich alle: 1 Zyklus PEB wird nicht ganz so furchtbar arg.“

Ja, der Onkologe. Ein sehr netter Mann. Das wäre dann ja alles easy, sagte der, die Urologie des Krankenhauses hätte ihn schon wegen seines Falles angerufen und ihm die Diagnose durchgegeben. Zweimal müsse er zu ihm ambulant kommen, um die Infusionen zu erhalten. Und gut.

Und gut? Ich selbst hatte ja schon häufiger mit Ärzten zu tun, und nicht immer lief alles glatt, aber hier schien es hinsichtlich eines gewissen Kommunikationsproblems an kein Ende zu kommen. Denn nichts war gut. „Was heißt zweimal ambulant? Ich dachte der erste Teil eines Zyklus würden an 5 Tagen stationär verabreicht?“, fragte mein Freund verwirrt, „Und warum hat die Urologie des Krankenhauses wegen meines Falles angerufen? Mit denen habe ich das letzte Mal nach den OP-Tagen gesprochen.“

Und dann stellte sich heraus, dass der Onkologe aufgrund des Anrufes aus dem Krankenhaus davon ausgegangen war, dass der erste, der stationäre Teil schon gelaufen wäre. Das war natürlich nicht der Fall. Und somit war der Onkologe nicht zuständig. Der stationäre Part einer PEB Chemo wird von der Krankenhaus-Urologie betreut. Die Überweisung durch den Urologen war ein Fehler gewesen. „Das hätte der aber wissen müssen…“ Eine Woche hatte mein Freund auf den Termin gewartet – umsonst.

Na ja, nicht ganz umsonst. Denn der Onkologe nahm sich gut eine dreiviertel Stunde Zeit, um ihn über die Nebenwirkungen einer Chemo aufzuklären (was bislang so ausführlich bei ihm noch kein Arzt gemacht hatte – „einen mündigen Patienten muss man auch über den worst case aufklären“). Interessant war: Der Onkologe hatte zwar vom Urologen Unterlagen zum Fall erhalten, aber nicht den Bericht des Tumorboardes und nicht den histologischen Befund – also die wichtigsten Unterlagen. Diese hatte mein Freund dabei. Interessant war: Die Nebenwirkungen sind – laut der Einschätzung des Onkologen – nicht ohne. Und das heißt nicht nur Haarausfall und Übelkeit und Schleimhautprobleme im Mund (Nebenwirkungen, die nach Beendigung der Chemo abklingen), sondern eventuelle (gerne länger anhaltende) Probleme wie Tinnitus, Nervenschädigungen (Kribbeln oder Taubheit in den Gliedern), Lungenschädigungen – und vor allem: Bereits während des ersten Zyklus‘, ab dem Tag 10., würde erfahrungsgemäß das Immunsystem so down sein, dass man höllisch auf eine Infektion mit Irgendetwas aufpassen müsse (und das gerne länger anhaltend). Als Zugabe: Eine Chemo könne andere Tumore auslösen… Zu bedenken sei übrigens auch, dass seiner Erfahrung nach die Zahlen, die üblicherweise hinsichtlich des Wiederauftretens eines Rezidivs (30% unter active surveillance bekommen ein Rezidiv, nur 3-5% nach einer Chemo) genannt werden, seinen Erfahrungen nicht entsprechen: Er halte die Zahlen 20% unter active surveillance, etwa 10% nach einer Chemo bezüglich der Gefahr eines Rezidivs für wahrscheinlicher. „Sie sind ja, wie ich merke, nicht blöd“, sagte der Onkologe, „Und ein mündiger Patient sollte schon richtig aufgeklärt werden. Jetzt haben sie noch die Wahl.“

Angesichts dieser Zahlen (und angesichts der beschriebenen Nebenwirkungen) erschien die Strategie active surveillance jetzt doch wieder sehr attraktiv. Vor allem: Vielleicht hatte der Urologe, dessen Überweisung an den Onkologen schon falsch gewesen war, der diesem Onkologen gerade die wichtigsten Befunde nicht übermittelt hatte, auch dem Zweitmeinungsprojekt nicht genügend Informationen übermittelt (nur ein Fax,  kein Einholen der Zweitmeinung über das standardisierte Formular… )? Vielleicht beruhte die Empfehlung von 1 Zyklus PEB auf falschen Voraussetzungen?

Kurz: Mein Freund, der sich darauf eingestellt hatte, nun vom Onkologen betreut in Kürze den 1 Zyklus PEB zu erhalten, ging niedergeschlagen, verwirrt heim. Die Informationen, die er zuvor zur Chemo erhalten hatte, waren gewesen: „Erst bei 3, 4 Zyklen wird es schlimm“. Von eventuellen längerfristigen Folgen, gar einem erhöhten Risiko aufgrund der Chemo neue Tumore sich einzufangen, war keine Rede gewesen….

„Vielleicht sollte ich mir jetzt doch mal einen Joint durchziehen!“, meinte er, „Vielleicht wird mir dieses ganze Hin- und Her, und Kommunikationsgalama und Prognosenzeugs ja dann egal! Ja, vielleicht hätte ich beim Vertretungsurologen meine Schnauze halten sollen, einfach nicht nachfragen, als er sagte, alles in Butter mit der OP . Einfach rausmarschieren – und weiterleben, als sei nichts geschehen, weiterleben ohne nachzudenken.“

„Soviel kannst Du gar nicht kiffen, dass Du aufhörst, nachzudenken, Fragen zu stellen!“, gab ich ihm zurück. Und dann vertagten wir unser Gespräch auf den nächsten Tag. Der Onkologe hatte angeboten, Rücksprache mit der Urologie des Krankenhauses zu halten, um die optimale Behandlung abzuklären. Er würde sich am folgenden Tag melden. Nett der Onkologe.

Der nette Onkologe rief tags darauf nicht an. Auch am Tag danach meldete er sich nicht. Erst am dritten Tag meldete er sich.

„Sind die denn alle bekifft?“, erboste sich mein Freund, als er mir von dem Telefonat berichtete. „Erst überweist mich der Urologe völlig überflüssig an den Onkologen. Dann sagt der Onkologe doch glatt, dass der Anruf des Krankenhauses nicht mir gegolten hätte. Er hätte mich mit einem anderen Patienten verwechselt. Verwechselt! Somit müsse er seine Aufklärung bezüglich active surveillance oder Chemo revidieren. Er hätte sich meine Unterlagen noch einmal angesehen und rate deswegen auch zu einer Chemo…“

Der Sprung ins Vertrauen

Glücklicherweise – weil sein Vertrauen in die Empfehlung der Zweitmeinungsstelle wiederherstellend – hatte mein Freund zwischenzeitlich der Professorin der Zweitmeinungssstelle, die mit seinem Urologen telefoniert hatte, eine E-Mail geschrieben, in der er alle Informationen, die ihm zur Verfügung standen, aufgelistet hatte. Sie war so nett gewesen, gleich am nächsten Tag anzurufen. Sie bekräftigte am Telefon ihre Empfehlung: Kein active surveillance, er hätte zwar Stadium 1B, aber die TNM-Klassifikation pT2 cN0 cM0 L1 R0 V0 ICD-O 9070/3 und 9061/3 sei als high risk Karzinom zu werten. „Tun sie mir den Gefallen, und tun sie etwas. Warten sie nicht ab. Nehmen sie sich eine Woche Zeit, und dann ist gut!“, sagte sie (die Nebenwirkungen offensichtlich anders bewertend als der nette Onkologe).

Und das ist also der Stand der Dinge. Mein alter Freund sagte sich: „Die macht den ganzen Tag kaum etwas anderes, als sich mit Hodenkrebs beschäftigen. Wenn er schon jemandem vertrauen soll, dann doch ihr.“ Also setzte er zum Sprung an. Trotz aller gegenteiligen Erfahrungen. Zum Sprung ins Vertrauen. Er hat entschieden. Keine Fragen mehr.

Apropos Vertrauen: Der Krankenhaus-Urologe, der bereits vor der OP die Voruntersuchungen gemacht hatte, rief ihn dann an – ohne dass er hätte aktiv werden müssen. Der Onkologe hatte mit ihm gesprochen. „Und er würde seinen Fall jetzt in die Hand nehmen“. Eine Aussage, die sehr gut tat. Ein leises Gefühl von Hier werde ich in guten Händen sein stellte sich ein. Vor allem auch, weil der Urologe von sich aus die noch zu machenden Voruntersuchungen ansprach. Mein alter Freund musste nicht fragen, hier wurde Wichtiges für ihn geregelt.

Dann ging es ins Krankenhaus, um die Voruntersuchungen (Bluttests, u.a. Tumormarker, Sonographie, Lungenfunktionstest, EKG, Neurokonferenz) zu absolvieren. Die Möglichkeit von Samenspenden (und anschließender Kryokonservierung meiner Fortpflanzungszellen) wurde besprochen und, weil ich keinen Kinderwunsch mehr hegte, nicht ergriffen. Alle Ärzte und Pflegekräfte waren sehr freundlich, aufmerksam, strukturiert. Ein Hörtest beim HNO-Arzt steht noch an. Kommenden Montag geht es los mit der Chemotherapie.

Ich hoffe nur, dass nicht der Onkologe, sondern die Professorin bezüglich der Nebenwirkungen Recht behält – und mein alter Freund den Sprung ins Vertrauen nicht bereut.

Links:

Zusammenfassung von Spiegel online zum Thema „Tatort und Hodenkrebs und Kiffen“: Frage nach dem „Tatort“: Erhöht Cannabis das Risiko für Hodenkrebs?

Bericht über Studien bezüglich 1 Zyklus PEB und Leitlinien: EAU-Leitlinie 2011 mit Blick in die Zukunft: maligner Hodentumor im Stadium I – weniger ist mehr!

Informationen zur PEB-Chemotherapie:

 


 

Nachtrag: Die ganze Geschichte in 4 Akten

  1. Patient 3. Klasse? Von der Kommunikation im Krankenhaus (rund um die OP nach Diagnose Hodenkrebs)
  2. Alles fit im Schritt? Diagnose Hodenkrebs etc. pp., OP und PEB… (histologischer Befund und die Empfehlung des Tumorboards)
  3. Sind die denn alle bekifft? Hodenkrebs, PEB etc. pp (die Entscheidungsfindung, active surveillance oder Chemo?)
  4. Friendly Poison… 1 Zyklus adjuvante PEB Chemotherapie – Hodenkrebs, Erfahrungen und Informationen (die Chemotherapie)

 

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Ein Blick hinter die Buchstaben… Fragen an den Schriftsteller Florian Tietgen

Spannende Romane, faszinierende Geschichten, Figuren, die sich den Leserinnen und Lesern einprägen – ohne die Möglichkeiten des Self-Publishing wären vielleicht viele literarische Schätze nach wie vor verborgen geblieben. Aber seit einigen Jahren ist die Auswahl jenseits der Verlagswerke größer geworden – und das interessante, breit gefächerte Angebot in Eigenregie publizierender Autoren wird, wie z.B. die Bestsellerlisten bei Amazon zeigen, mit Begeisterung angenommen. Einigen dieser Autorinnen und Autoren aus der Self-Publisher-Szene habe ich einen Fragenkatalog vorgelegt. Ich fragte, was mich als Leser oder als Kollege interessierte. Diese so entstandenen „Interviews“ werde ich in loser Folge auf meinem Blog veröffentlichen.

Ich danke allen, die sich meinen Fragen gestellt haben und so allen Interessierten einen Blick hinter die Buchstaben ihrer Bücher gewähren.

Ralf Boscher

Florian_Tietgen
Heute zu Gast auf Boschers Blog: Florian Tietgen

Hallo Florian, schön, dass ich Dich auf meinem Blog begrüßen darf!

Hallo Ralf, schön, hier zu sein. 🙂

Um gleich einzusteigen: Was siehst Du als Deinen bisher größten schriftstellerischen Erfolg an?

Selbst, wenn es sich dort leider nicht gut verkauft, sehe ich es als größten Erfolg, wenigstens ein Buch bei Droemer Knaur untergebracht zu haben.

Wer ist Dir die liebste Figur in einem Deiner Romane oder in einer Deiner Geschichten?

Ein_tiefer_See_TietgenIch liebe meine Figuren ja alle irgendwie, sonst könnte ich über sie nicht schreiben. Am liebsten ist mir aber Simon, der Erzähler aus „Ein tiefer See“. Seinetwegen habe ich mich in Foren des Web 1.0 oft als „sim“ registriert. Und mit ihm habe ich mir wohl einen Freund erschaffen, der ich selbst gern für andere wäre.

Wer ist Dir die liebste von Dir nicht erschaffene Figur in einem Roman oder einer Geschichte?

Schwer zu sagen. Nach Kolja in Dostojewskis „Der Idiot“ habe ich mal einen Kater benannt, weil ich mich beim Lesen in ihn verliebt hatte, aber der Freiheitsdrang von Huck Finn berührt mich mindestens ebenso.

Der für Dich gelungenste erste Satz einer Deiner Geschichten?

„Ich habe mich vergessen – irgendwo zwischen aufkeimender Wut und glühendem Zorn habe ich mich stehen gelassen, während ich gelaufen bin – immer hinter ihm her.“

Wenn Du nicht Schriftsteller, sondern Musiker wärst – welche Musik würdest Du machen?

Ich hatte als junger Mann zwischen 17 und 25 ein paar Auftritte als Sänger, teilweise als Songwriter mit Gitarre, teilweise in einer Rockband. Hat beides Spaß gebracht. Im Moment arbeite ich gerade an einem Roman, für dessen Trailer ich vielleicht mal ein Lied aufnehmen und bei Youtube hochladen werde.

Was macht einen Menschen zum Schriftsteller? Das Schreiben oder das Gelesen werden? Oder…?

Ich weiß es nicht. Mich selbst sähe ich vielleicht als Schriftsteller, wenn endlich die Feuilletons der großen überregionalen Zeitungen von meinen Büchern schreiben. Und ich bin nicht sicher, ob ich dann endlich glaube, ein Schriftsteller zu sein. Für andere mag ich es nicht beurteilen. Ich hänge glaube ich noch an dem Gedanken, erst Schriftsteller zu sein, wenn ich davon leben kann. Aber das ist noch in weiter Ferne.

Deine Einschätzung: Ist es förderlicher für eine gute Schreibe, mit seiner schriftstellerischen Arbeit seine Brötchen zu verdienen oder einem anderen Brotberuf nachzugehen?

Es schadet nicht, andere Brotberufe zu kennen und ausprobiert zu haben. Es schadet auch nicht, geregelten Arbeitsalltag in allen Variationen über lange Zeit erfahren und gelebt zu haben, Respekt davor zu bekommen, wie viel Energie er raubt und wie viel Kraft vor allem für die Auseinandersetzungen darin verschwendet wird. Aber ich brauche diese Energie beim Schreiben wirklich für die Bücher und Geschichten. Ich muss das Schreiben eines Romans als Arbeit begreifen, für die ich mich von 8 bis 16 Uhr an den Schreibtisch setze, sicherlich ein paar kurze Pausen einlege, aber grundsätzlich dort auch bleibe und schreibe. Ich brauche diese Disziplin.

Von der Grundidee zur fertigen Geschichte: Ist das bei Dir ein gerade Weg oder passiert es Dir, dass Du Dich weit von der Grundidee entfernst?

Es kann passieren, dass die Geschichte mich in eine andere Richtung lenkt und drängt. Und da ich mich als deren Diener betrachte, ist es ratsam, ab und zu auf die Geschichte zu hören.

Welcher Art sind die Szenen, die für Dich die größten Herausforderungen stellen?

Actionszenen, Prügeleien, Schießereien. Alles, was mit viel Tempo zu tun hat. Da muss ich enorm aufpassen, dass es schnell wird, Spannung enthält und sich vor allem die Körperteile nicht selbstständig machen.

Was bereitet Dir die größte Freude beim Schreiben?

Eine Szene beendet zu haben, die ich als anstrengend empfinde. Oder wenn ich an einem Text nach einem Jahr immer noch kaum etwas auszusetzen habe. Wenn ich zwischen lauter Kompromissen plötzlich das Wort entdecke, das auf den Punkt trifft. Aber grundsätzlich hat Schreiben für mich weniger mit Freude als mit Notwendigkeit zu tun.

Der für Dich wertvollste Schreibtipp, den Du erhalten hast?

Den wertvollsten Tipp gibt es glaube ich nicht. Oft wünschte ich mir, es hätte schon sehr viel früher diesen Austausch gegeben, von dem junge Menschen heute profitieren können. Wertvoll waren für mich am Ende die Tipps, durch die ich mich zu Beginn am stärksten in meiner künstlerischen Gestaltung beschnitten sah. Und für immer eingebrannt hat sich die Aussage in einem ganz alten und in der Gestaltung altmodischem Schreibratgeber: „Natürliche Sprache ist der Feind der Natürlichkeit.“ Das war auf Theaterstücke und Drehbücher bezogen und es war gemeint, dass gerade in Dialogen, die geschrieben wären, wie man spricht, dem Schauspieler die Möglichkeit fehlt, über die Satzmelodie authentisches Gefühl zu entwickeln. Aber das lässt sich auch wunderbar in Romanen beobachten, wie abgehackt und hart „natürliche“ Dialoge oft wirken und wie unnatürlich das dadurch tatsächlich beim Lesen oder beim Vorlesen wirkt.

Manchmal noch Papier und Stift? Oder nur noch Schreiben am Rechner?

Gedichte und Liedtexte meist eher noch mit Stift und Papier, Prosa nur noch am Rechner.

Welches Schreibprogramm nutzt Du?

Auch, wenn es mir Schläge einbringt, ich schreibe mit Word und möchte auch nichts anderes.

Schreibzeiten: Wann schreibst Du? Schreibst Du an festgelegten Uhrzeiten oder setzt Du Dir zum Beispiel pro Tag eine Zeichenmenge?

Ich bin ein morgenkreativer Mensch. Wenn ich bis 9 nicht angefangen habe, schreibe ich den Tag kaum noch etwas.

Wie viel Zeit verwendest Du am Tag für das Marketing? Und welche Kanäle nutzt Du für die Werbung?

Oh, die Frage hätte ich beinahe übersehen. Ich mag kein Marketing, nutze zwar ein bisschen g+ und Facebook dazu, aber ungern. Den Bereich würde ich, so ich es mir leisten könnte, sofort outsourcen. Ich kann mich da einfach nicht überwinden, weil es mir auch andersherum auf die Nerven geht. Jede Facebook-Einladung, eine Seite mit „gefällt mir“ zu markieren, nervt mich, macht mich manchmal sogar richtig wütend.

Die „Thomas Mann“-Frage: Du schreibst, Deine Frau oder Freundin kommt herein oder ein guter Freund ruft an oder Dein Kind möchte etwas von Dir wissen – verbittest Du Dir die Störung, weil Du schreibst, oder lässt Du Dich auf die „Planänderung“ ein?

Wer mich mit dem Telefon aus einer Geschichte reißt, denkt, ich habe sie nicht alle. Ich reagiere dann wortkarg und geistesabwesend. Aber ich lasse mich auf Planänderungen ein. Auch, wenn ich je nachdem, wer mich zu was ruft, ab und an darüber richtig derbe schimpfe.

Die „Charles Bukowski“-Frage: Hältst Du Alkohol für eine sinnvolle Stimulanz beim Schreiben?

Ich habe das Glück, den Geschmack von Alkohol nicht zu mögen, insofern stellt sich die Frage nicht. Früher habe ich beim Schreiben viel geraucht. Inzwischen bin ich Nichtraucher und habe immer wieder das Gefühl, seitdem brauche ich noch länger.

Du gehst schlafen, liegst bereits im Bett, das Licht ist aus – da kommt Dir eine Schreibidee in den Kopf: Stehst Du auf und notierst Dir die Idee?

Ich notiere es in der Form nur, wenn mir nachts auffällt, dass eine Stelle so, wie ich sie geschrieben habe, nicht funktioniert, weil ihr ein Denkfehler zugrunde liegt. Aber Ideen, die ich am nächsten Morgen vergessen habe, waren es auch nicht wert, festgehalten zu werden.

Hast Du mit einer Geschichte abgeschlossen, wenn Du unter sie ein „Ende“ gesetzt hast?

Ich habe noch niemals „Ende“ unter eine Geschichte geschrieben. Vielleicht habe ich auch deshalb so selten mit einer Geschichte wirklich abgeschlossen?

Vielen Dank Florian, dass Du Dir die Zeit genommen hast, diesen „Blick hinter die Buchstaben“ zu ermöglichen!

Anpassung_Tietgen
Als Autor beschäftige ich mich mit der Seele des Menschen, mit den Auswirkungen, die ungewöhnliche und traumatisierende Ereignisse auf das Weiterleben haben (Quelle).

Tietgen sagt von sich: „Das Glas halb voll betrachtet, steckt in meinem Lebenslauf viel Erfahrung. Erfahrung, die ein Leben auf feste Beine stellt“ (Quelle), Erfahrungen als Briefzusteller, Lebensmittel- und Getränkehändler, Bäcker, Lastkraftfahrer, Supporter und Tester für Software… (Quelle). Erfahrungen als „Schauspieler, Inspizient, Regieassistent […] (Quelle), Erfahrungen, die in seine Schreibe einfließen: „Dabei helfen der Blick auf das Alltägliche und die Fähigkeit, wie ein Schauspieler zu schreiben, sich also in die Rolle eines Protagonisten zu versetzen, sie zu fühlen und aus ihr heraus die Geschichte zu entwickeln. (Quelle)

Seit 2003 veröffentlicht Florian Tietgen Geschichten und Bücher, vor allem Gesellschaftsromane und Bücher, die sich an Jugendliche richten.

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Das liebende Herz von morgen ist das Lebkuchenherz von heut

Fröhliche_Weihnachtszeit
Bald ist wieder die Zeit gekommen… die Zeit für „Ein haariger Heiligabend“… oder ist sie vielleicht schon da? Schon vor Wochen sah ich sie erstmals im Supermarkt, ein ganzes Regal voll, die ersten Vorboten der Weihnachtszeit: Lebkuchen, Weihnachtsgebäck, Marzipanstangen, und ja, Schokoweihnachtsmänner… – und mein Eindruck ist: Immer früher wird versucht, weihnachtlich kulinarische Begehrlichkeiten zu wecken. Ist dies schlecht? Ist das gut?

Glaubt man der Werbung, so ist es für viele Menschen ein Ereignis der Glückseligkeit, dass für manche Süßigkeiten nun endlich die Sommerpause vorbei ist. Warum diesen Zustand der Glückseligkeit nicht noch verstärken, in dem justament mit dem Vorspiel auf das Fest der Liebe begonnen wird?

„Liebe geht über den Magen“, heißt es. Kann es also schlecht sein, dass sich das Fest der Liebe über die Mägen all derer, die sich von den schon jetzt angebotenen Weihnachtsleckereien verführen lassen, immer weiter ausbreitet – Richtung Sommer? Schließlich kann es kann nicht genug Liebe auf der Welt geben. Und schaut man genau hin, so meint man bereits jetzt überall das Gefühl der Liebe um sich greifen zu sehen.

Lächelnd stehen die Pendler am Morgen im Stau zur Arbeit, winken mit einer Zimtstange in der Hand den Wartenden auf der Zufahrtsstraße zu, damit die sich in den Stau einreihen können. Nachbarn, die sich den ganzen Sommer gestritten haben, weil der eine zu oft gegrillt, der andere zu wenig den Vorgarten gepflegt hat, stehen nun fröhlich schwatzend am Gartenzaun, während sie sich eine Packung Marzipankartoffeln teilen. Die Bankerin, die gerade eine Familienpackung Spekulatius verdrückt hat, bietet dem Hippiemädchen einen Platz unter ihrem Regenschirm an und so gehen vormals getrennte Welten vereint durch den Regen. Sehet den Neonazi mit rasiertem Schädel, wie er nach dem Genuss eines Schokoweihnachtsmannes dem dunkelhäutigen Mädchen dabei hilft, den platten Reifen ihres Fahrrades zu reparieren.

Oh du fröhliche Weihnachtszeit,
Es ist endlich soweit.
Harmonie aller Orten
Himmelweit auf stehen die Pforten
Zur Glückseligkeit.
Ein Lächeln macht sich auf den Gesichtern breit,
Wie das doch die Menschen überall freut.
Das liebende Herz von morgen
Ist das Lebkuchenherz von heut.
Vergessen sind bald alle Sorgen,
Kauft, esst, denn endlich ist soweit,
Es beginnt die fröhliche Weihnachtszeit.

Ja, bald ist die Zeit gekommen… die Zeit für „Ein haariger Heiligabend“.

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Mit dem Kindle auf Reisen oder: Ein Pro und Contra E-Books aus Autorensicht

Kindle_auf_Reisen
Gleich vorneweg ein „Tempo“-Hinweis: „Kindle“ steht für alle E-Book Lesegeräte und für Tablets, Handys, auf denen Leseapps installiert sind…

Ich war auf Reisen. Strand- und Poolurlaub. Sonne. Schwimmen. Erholung.  Mallorca. Den Schriftsteller habe ich zu Hause gelassen (anders als bei meinem letzten Frankreich-Urlaub, wo ich auf der Terrasse hockend die finale Fassung meines zweiten Roman redigiert habe). Gleichwohl konnte ich nicht über meinen Schatten springen (wie auch, da ich am Strand oder am Pool lag), und war auch dort nicht gefeit vor Beobachtungen und Gedanken, die ich schließlich im Flieger nach Hause brachte.

Ein Contra E-Books aus Autorensicht:

Lag ich am Pool, schlenderte ich lächelnd unter der Nachmittagsonne, den warmen Sand unter den Füßen spürend, den Strand entlang, dann sah ich eine Karin Slaughter, eine Kathy Reichs, ich sah mehrmals Shades of Grey, ich sah einen King, sah Dan Brown und Fitzek – und ich sah graue bzw. schwarze Lesegeräte.

Die Autoren und Buchtitel, die ich sah, wurden von Sonnenmilch glänzenden Händen als Taschenbuch oder vereinzelt als Hardcover gehalten und gelesen. Ich sah nicht (immerhin pi mal Daumen 10% der Lesenden), was auf den Lesegeräten gelesen wurde.

Also: Autoren, die auf Lesegeräten gelesen werden, sind für Dritte unsichtbar. Das mag für einzelne Leser, die etwa Hardcore-Erotikliteratur lesen, von Vorteil sein (weil Dritte nicht das Hardcore-Erotikcover sehen), aber generell scheint mir dies eher ein Contra zu sein: Keine Werbung aufgrund von zufälligen Blicken (ach, das sieht ja interessant aus…), keine Werbung aufgrund von einem gewissen Gewöhnungseffekt (oft gesehen = mehr gekauft), keine Werbung aufgrund von Synergieeffekten (ach dieser hübsche Kerl, diese hübsche Frau, liest dies oder jenes am Strand, da muss ich doch mal auch nach dem Buch schauen…).

Ein Pro E-Books aus Autorensicht:

„Was für ein tolles Buch!“. Meine Liebste legte ihren Kindle zur Seite, lächelte mich an. Das Ende des Romans, der sie seit Stunden gefesselt hatte, war erreicht. Nach einer kurzen Abkühlung im Pool erzählte sie begeistert von ihrem Leseerlebnis, schwärmte von dem spannenden Plot, den interessanten Figuren, dem lebendigen Schreibstil – und machte mir Lust, genau dieses Buch nun auch zu lesen.

Jetzt konnte sie mir, am Pool liegend, das E-Book natürlich nicht einfach auf mein Tablet schicken (daheim gäbe es da schon Möglichkeiten, die ich – im privaten Rahmen – auch durchaus angemessen finde). Hätte sie ein Taschenbuch gelesen, dann wäre es an jenem Tag in meine Hände gewandert. Ein Buch gekauft, zwei Leser gefunden.

Das funktioniert bei einem E-Book aber nicht. Natürlich, wir hätten die Lesegeräte tauschen können. Aber das klappte in diesem Fall nicht, weil auf dem Kindle meiner Partnerin der nächste Roman, der sie interessierte, auf den Klick wartete – und auf meinem Tablet nur Literatur gespeichert war, die sie nicht interessierte (zudem las sie wegen des höheren Gewichts nicht gern auf meinem Tablet). Und ich denke, das wird der Normalfall sein: Es wird normalerweise nicht klappen, die Lesegerät zu tauschen, weil die Lesegewohnheiten gerne auseinandergehen.

Also: Literatur, auf die man neugierig gemacht wird, wird nochmals gekauft. Das ist ein Pro für E-Book Autoren. Zwei Leser gefunden, zwei Bücher gekauft (ein Hoch auf das WLAN im Hotel, das ich vom Pool aus anzapfen konnte), folglich mehr Umsatz.

Was fällt wohl mehr ins Gewicht? Pro oder Contra?

Mit dem Kindle auf Reisen…

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Lichterspiele auf Mallorca – von All Inclusive bis Atemlos durch die Nacht. Ein Reisebericht

Boscher_Palma_6
Meine Vorgaben für den kurzfristig anvisierten Urlaub waren: Eine Anreise nicht länger als 2,5 Stunden. Ein Hotel mit klimatisierten Zimmern und Pool. Das Meer sollte nicht weiter als 250 Meter entfernt sein. Und über dem Strand strahlt die Septembersonne aus blauem Himmel.

10 Tage lang wollte ich mich erholen, die Seele baumeln lassen. Ich wollte nicht frieren. Nicht einkaufen, kochen, abspülen müssen. Ich wollte nicht schreiben. Nicht nachdenken. Ich wollte schwimmen, lesen, und wieder schwimmen, tagsüber in die Sonne blinzeln, Abends in Hemd und kurzer Hose am Meer sitzen und den Tag lächelnd bei einem kühlen Bier ausklingen lassen.

Alles, was ich suchte, fand ich hier: Mallorca – Can Pastillaallsun Kontiki Playa

Abflug vom Flughafen Friedrichshafen (mein erster Flug seit rund 10 Jahren, aufregend), Ankunft Flughafen Palma 2 Stunden später (zum ersten Mal betrete ich Mallorca), eine Viertelstunde später einchecken im Hotel (der Transfer war inklusive), 5 Minuten später auf dem Balkon des Zimmers stehen und mit breitem Grinsen auf die Poolanlage, Palmen und das nicht einmal 200 Meter entfernte Meer blicken. Treffer!

 

Lichterspiele auf Mallorca

Das Wetter hielt, was Mallorca versprach: Kaum ein Wölkchen am Himmel, 27 bis 30 Grad Außentemperatur. Das Meer war herrlich (und so nah), der kilometerlange Sandstrand angenehm sauber. Egal ob ich durch die Wellen des Mittelmeeres schwamm und das Salz auf der Haut spürte oder ob mich an einen Schattenplatz an der Poolanlage zurückzog, um unter einem Sonnensegel oder einem Sonnenschirm etwas zu lesen – ich lächelte und lächelte. Und dann dieses Licht am Abend… Was für eine schöne Gegend, was hatte ich es doch gut getroffen – und als Bonus: Palma mit seiner Kathedrale und der hübschen Altstadt war ganz nah.

Hier einige Impressionen:

Mallorca – Can Pastilla – allsun Kontiki Playa

Diese Diashow benötigt JavaScript.

 

Palma de Mallorca

Diese Diashow benötigt JavaScript.

 

Von All Inclusive bis Atemlos durch die Nacht. Ein Reisebericht (1.-10. Sept. 2014)

Von Deutschland aus schnell zu erreichen, bestes Wetter, das Meer herrlich (und so nah), der kilometerlange Sandstrand angenehm sauber – natürlich war ich nicht der einzige (vor allem deutsche) Mensch, der dort diese Vorzüge genoss. Kurz (da allgemein bekannt): Mallorca (es sei denn, man wählt einen ruhigeren Ort im Inselinneren) ist beileibe kein Urlaubsziel für Menschen mit Aversion gegen Menschen, beileibe kein Urlaubsort für Menschen mit einer so großen Aversion gegen deutsche Schlager, dass bereits die ersten Klänge zu ausgeprägtem Fluchtverhalten führen.

Das Hotel allsun Kontiki Playa

Die Angestellten des Hotels allsun Kontiki Playa, von denen es sehr viele gab, waren durch die Bank überaus freundlich, tatkräftig und hilfsbereit. Für alle, die des Spanischen nicht mächtig sind: Es war immer jemand in der Nähe, der deutsch oder englisch sprach. Mehrere Stunden am Tag war die alltours Reisebegleitung vor Ort.
Mallorca_Kontiki_Playa_Eingang
Aufgrund der Größe des im Winter 2014 komplett renovierten, nun zum Reiseunternehmen alltours gehörenden Hotels (4 Sterne, 228 Zimmer, 45 Appartements, 6-8 Etagen, Lifte in jedem Gebäude ) waren die Momente der Einsamkeit auf dem Hotelgelände natürlich rar gesät, zumal die Verpflegung im Hotel überwiegend „all inclusive“ gebucht wird (geschätzte 95% der Gäste). Bedeutet: Viele Gäste halten sich daher in der Hotelanlage auf, um das Gastronomie-Angebot wahrzunehmen. Eine „all inclusive“-Buchung (der Aufschlag auf die Halbpension betrug bei mir 45 Euro) hat z.B. den Vorteil, dass man die gewünschten Getränke gegen Vorlage einer blauen Chipkarte erhält, welche auch als Zimmerschlüssel dient. Halbpension-Gäste hatten eine orange Karte und mussten bei jedem Getränk ihre Order unter Angabe der Zimmernummer gegenzeichnen, die Abrechnung folgte beim Auschecken.

Das Essen war vielfältig und lecker. Das Hotel gepflegt und sauber (tägliche Zimmerreinigung, wenn gewünscht täglich frische Handtücher). Die Hotelanlage ist, soweit ich das sehen konnte, bis auf den unmittelbaren Zugang zum Poolbecken (5 flache Stufen) komplett barrierefrei.

Das Hotel hat ein großes Restaurant (mit überdachter Außenterrasse), das Angebot an leckeren Speisen ist zu jeder Mahlzeit (Buffet) sehr reichhaltig (und wird zum Teil vor den Augen der Gäste zubereitet). Gerade für jemanden, der gerne Fisch und Meeresfrüchte isst, gab es viel zu entdecken, hier ein Stückchen vom Haifisch (um etwas Exotisches zu nennen), dort gegrillte Makrele, dann Garnelen, Tintenfisch, Seehecht, Dornfisch, Dorsch, Lachs, Forelle, Miesmuscheln, Seeteufel… Aber auch die Pizza-, Pasta-, Schnitzel- und Schweinebratenfraktion kam nicht zu kurz. Zu jeder Mahlzeit gab es frisches Obst und einheimischen Käse. Wer im Urlaub etwas für seinen Leibesumfang tun wollte, konnte dies beginnend von 8 Uhr an ausgiebig tun (Frühstück 8 bis 10.30 Uhr, Langschläferfrühstück von 10.30 bis 11.30 Uhr, Mittagessen 12.30 bis 14.30 Uhr, Abendessen 18.00 bis 21.00). Die Lücke zwischen Mittag- und Abendessen wurde meist noch mit Kuchen, frisch zubereiteten Waffeln oder Crêpes an der Pool- / Snackbar geschlossen.

Wer also wollte, konnte den Tag mit Speisen verbringen. Getränke wurden ab 10 Uhr bis 24 Uhr an der Poolbar ausgeschenkt (von Kaffee über Bier, Wein, Wodka Lemon, Whiskey Cola bis zu Wasser „mit oder ohne Gas“). Ein Angebot, das sehr beliebt war (Wodka Lemon nach dem Frühstück scheint ein Klassiker zu sein). All inclusive waren alle Getränke ohne Alkohol, Wein und Bier, Mixgetränke mit dem jeweiligen „Hausalkohol“ (wer Markenalkohol wollte, musste zahlen: Bacardi Cola etwa 2,50 Euro).

Neben dem Essen bot das Hotel jeden Tag ein Unterhaltungsprogramm: Es gab Tanzabende, einen Bingoabend, Fußball-Länderspiele der deutschen Nationalmannschaft wurden auf einem riesigen Flachbildschirm gezeigt, es gab Livemusik (eine Jazzkapelle), einen Flamenco-Abend. alltours bot mindestens einmal die Woche einen Ausflug ins Hinterland von Mallorca oder zu Sehenswürdigkeiten an (etwa Jürgens Drews Lokal „König von Mallorca“ in Santa Ponca). Diese Ausflüge mussten Interessierte extra zahlen. Für die Sportler unter den Gästen stand im ebenfalls zu alltours gehörenden Pil-Lari Playa (ca. 150m entfernt) ein Fitnesscenter mit Blick aufs Meer zur Verfügung, das kostenlos mitbenutzt werden konnte. Fitness-light gab es mit der mehrmals pro Woche stattfindenden Wassergymnastik im Pool des Kontiki Playa.

Das Publikum im Hotel war überwiegend aus Deutschland, und den Dialekten nach zu urteilen, überwiegend aus NRW und Norddeutschland. Daneben Niederländer, einige Engländer, Skandinavier, Russen. Das Durchschnittsalter der Hotelgäste dürfte in den 60er liegen, der Seniorenanteil war sehr hoch.

Die Lage

Boscher_Palma_12
Die Lage ist top (der erste Blick vom zum Appartement gehörenden Balkon zauberte mir ein Lächeln ins Gesicht, das mich den ganzen Urlaub über begleitete). Keine 200 Meter Entfernung zum Meer (und dem kilometerlangen, jeden Abend gesäuberten Sandstrand). Von 10 Uhr morgens bis 18 Uhr konnte man über die Poolanlage und das zu dieser Zeit geöffnete, die Hotelanlage zur Promenade hin abgrenzende Kontiki Cafe (hier kein all inclusive) zum Meer gelangen. Vor 10 Uhr morgens und nach 18 Uhr führte der Weg zum Meer über den Haupteingang des Hotels, Treppe (oder Rampe) hoch, dann nach rechts gehen, nach 30 Metern wieder rechts – und 200 Meter voraus das Meer und die Promenade mit bis spät in den Abend hinein geöffneten Geschäften und bis spät in die Nacht hinein geöffneten Lokalen.

El Arenal war für jeden, der dort sich amüsieren wollte, nah (30 Minuten zu Fuß, 10 Minuten mit dem Bus oder 10 Minuten mit den kleinen Bähnchen, die an der Promenade entlang fuhren) – aber für jeden, der es etwas ruhiger haben wollte, weit genug entfernt. Die Nächte im Hotel (ab ca. 0.30 Uhr) waren ruhig.

Palma_Mallorca
Von Can Pastilla aus war Palma mit seiner Kathedrale und der hübschen Altstadt schnell zu erreichen. Direkt am Hotel hielten die Stadtbusse (1,50 Euro pro Person, die Linien 15 und 25 nach Palma hinein, ca. alle 10 Minuten kam ein Bus, die Linie 21 zum Flughafen). Die schnellste Busverbindung in die Altstadt von Palma ist die Linie 25 (15 Minuten Hinfahrt, die Linie 15 fährt eine weitere Strecke durch die Vororte), die hinter Can Pastilla die Stadtautobahn nimmt und bis zum zentralen Placa de la Reina fährt (hier sollte man auch die Rückfahrt wieder antreten, da bereits eine Haltestelle später der Bus voll ist und die Rückfahrt etwas länger dauert, ca. 30 Minuten. Zudem: ist der Bus zu voll, kann es sein, dass die Busfahrer niemanden mehr zusteigen lassen).

Bemerkenswert: Es gab keine Mücken (na ja, eine gab es), was natürlich an den lauen Abenden unter freiem Himmel sehr angenehm war (wie oft bin ich nicht hier am Bodensee an einem Sommerabend zerstochen worden). Sehr angenehm: Keine Wespen. Es gab überhaupt nur wenig Insekten (habe nur einen Käfer gesehen und einige vor der Sonne flüchtende Ameisen), was vielleicht auch erklärt, dass es nur wenige Vögel gab, hier und da mal ein Spatz, einige Möwen.

Atemlos durch die Nacht

Helene Fischer begrüßte mich mit „Atemlos“ gleich nachdem ich in das Hotel eingecheckt hatte, begleitete mich, Hand in Hand mit Wolfgang Petry, Andrea Berg etc. die Tage und die Abende und winkte mir zum Abschied.

Mein Eindruck: Auf Mallorca (und im Hotel) geht es – jedenfalls zur Hauptsaison – nicht ohne Musik: Ob beim Frühstück oder Mittagessen, ob Mittags am Pool oder Strand, des Abends bis um Mitternacht – vor allem deutsches Liedgut lieferte den Soundtrack meines Urlaubs (nur im Fahrstuhl lief keine Musik).

Zwar wurde in der zweiten Hälfe meines Aufenthaltes der Schlageranteil ein wenig heruntergeschraubt, es lief tagsüber nun mehr chillige Jazz-, Loungemusik (vielleicht weil der Anteil der Niederländer, Engländer, Skandinavier unter den Gästen gestiegen war), gleichwohl: Wem es bei dieser kurzen Schilderung kalt den Rücken herunterläuft, der sollte nicht Mallorca buchen (jedenfalls nicht in Strandnähe) – oder gutsitzende Ohrstöpsel kaufen oder sich per Kopfhörer mit eigener Musik beschallen.

Für jeden, dem die Dosis Schlager im Hotel zu gering war (selbst wenn eine singende Damengruppe aus dem Rheinland schon zum Frühstück schlagerlose 10 Minuten hochmotiviert überbrückte), hielten die Lokale im Umkreis (und etwas weiter entfernt El Arenal) die Volldröhnung bereit.

Boscher_Palma_Mallorca_Can_Castilla
Für jeden, der auch in diesem Umfeld ruhige Momente suchte, bot sich z. B. der abendliche Strand an. Man brauchte nur wenige Meter am anbrandenden Meer entlang zugehen, um den Trubel hinter sich zu lassen. Die Brandung des Meeres – in der Nacht, dort in meinem Hotelzimmer, das ich im Laufe des Abends mittels der Klimaanlage auf eine angenehme Temperatur herab gekühlt hatte, meist das einzige Geräusch, das zu vernehmen war. Schön.

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Ein Blick hinter die Buchstaben… Fragen an die Schriftstellerin Sabine Trapp

Spannende Romane, faszinierende Geschichten, Figuren, die sich den Leserinnen und Lesern einprägen – ohne die Möglichkeiten des Self-Publishing wären vielleicht viele literarische Schätze nach wie vor verborgen geblieben. Aber seit einigen Jahren ist die Auswahl jenseits der Verlagswerke größer geworden – und das interessante, breit gefächerte Angebot in Eigenregie publizierender Autoren wird, wie z.B. die Bestsellerlisten bei Amazon zeigen, mit Begeisterung angenommen. Einigen dieser Autorinnen und Autoren aus der Self-Publisher-Szene habe ich einen Fragenkatalog vorgelegt. Ich fragte, was mich als Leser oder als Kollege interessierte. Diese so entstandenen „Interviews“ werde ich in loser Folge auf meinem Blog veröffentlichen.

Ich danke allen, die sich meinen Fragen gestellt haben und so allen Interessierten einen Blick hinter die Buchstaben ihrer Bücher gewähren.

Ralf Boscher

Sabine_Trapp_Portrait
Hallo Sabine, schön, dass ich Dich auf meinem Blog begrüßen darf! Um gleich einzusteigen:

Was siehst Du als Deinen bisher größten schriftstellerischen Erfolg an?

Wenn ich es an der Zahl der verkauften Bücher messen möchte, dann „Daily Detox is Fun“, dieser Ratgeber ist mehrere tausend Male als eBook gekauft worden. Wenn es um gekaufte Downloads in wenigen Tagen geht, dann „Versuchs doch mal mit Ehrlichkeit“ (Pseudonym Kendra Draftwood). Wenn es aber um die Tiefe und das Interesse der Leser in Leserunden gehen soll, dann „Zart besaitet“ (Pseudonym Bianca Braxton), denn dieser Kurzroman, von dem es einen zweiten Teil geben wird, brachte nicht nur mich, sondern auch meine Leser/Innen voran, da er wohl inhaltlich anregt, in sich hineinzulauschen und auf sein Herz und den Bauch zu hören.

Wer ist Dir die liebste Figur in einem Deiner Romane oder in einer Deiner Geschichten?
Einfach_Femme_Whitehood
Das ist wohl im Moment „Gloria“, aus meiner neuen Serie: Einfach „Femme“ und nicht fatal?, welche ich unter Samantha Whitehood veröffentliche. Gloria ist eine offene Persönlichkeit, fröhlich und herzlich, doch auch ein wenig zurückgezogen.

Wer ist Dir die liebste von Dir nicht erschaffene Figur in einem Roman oder einer Geschichte?

Harry Potter. Der Mut, die Entschlossenheit und Durchdringungskraft, die er mehr und mehr an den Tag legt und dieses große Herz, dass er hat, inspirieren mich immer wieder.

Der für Dich gelungenste erste Satz einer Deiner Geschichten?

Paris! Vive la France! La vie est belle! Ein Hoch auf Paris und seine wundervolle Aura, die das Leben zu einem Fest werden lässt.

Wenn Du nicht Schriftstellerin, sondern Musikerin wärst – welche Musik würdest Du machen?

Ich würde sagen in Richtung Lounge und Chillout. Aber kein Instrument. Ich würde ein wenig singen und Musik aus Beats zusammenstellen. Als Virtouse könnte ich mich nicht einfühlen.

Was macht einen Menschen zum Schriftsteller? Das Schreiben oder das Gelesen werden? Oder…?

Für mich persönlich: BEIDES.

Deine Einschätzung: Ist es förderlicher für eine gute Schreibe, mit seiner schriftstellerischen Arbeit seine Brötchen zu verdienen oder einem anderen Brotberuf nachzugehen?

Ich würde sagen, das was einem Freude bereitet, ist das was einen erhebt und im Endeffekt zu finanzieller Stabilität führt. Und wenn jemand gerne schreibt und sich freut, es zu teilen, dann ist es auch irgendwann sein Brotberuf, wenn man das so nennen möchte. Wenn viel Energie und Kraft in einem Buch steckt (sei sie nun positiv oder negativ, oder gut oder schlecht), dann wird das seine Anziehung haben. (mein philosophischer Ansatz)

Von der Grundidee zur fertigen Geschichte: Ist das bei Dir ein gerader Weg oder passiert es Dir, dass Du Dich weit von der Grundidee entfernst?

Ich schreibe einen Klappentext und mache oft schon vorher ein Cover, dann fliesst die Geschichte und ich entferne mich nicht, ich lasse die Geschichte zu mir kommen und habe rein gedanklich kaum illusorische Vorstellungen. Ich würde es also eher als intuitives Schreiben bezeichnen.

Welcher Art sind die Szenen, die für Dich die größten Herausforderungen stellen?

Davon gibt es keine bzw. gab es noch nie welche.

Was bereitet Dir die größte Freude beim Schreiben?

Das Schreiben und das Mitteilen ansich.

Der für Dich wertvollste Schreibtipp, den Du erhalten hast?

Keinen, ich habe glaube ich noch nie einen der Tipps (außer von den Formatierungsmöglichkeiten) angewendet, geschweige denn ein Buch dazu gekauft.

Manchmal noch Papier und Stift? Oder nur noch Schreiben am Rechner?

Ja, sehr oft auch Papier. Ich habe immer ein Ringbuch und ein kleines Hardcover-Buch dabei.

Welches Schreibprogramm nutzt Du?

Kein Programm. Ich schreibe in Open Office, sonstige Technik-Programme oder ähnliches sind mir fremd.

Schreibzeiten: Wann schreibst Du? Schreibst Du an festgelegten Uhrzeiten oder setzt Du Dir zum Beispiel pro Tag eine Zeichenmenge?

Nein, so wie ich mich fühle. Manches Mal schreibe ich viele Seiten in wenigen Stunden, dann zwei Tage gar nicht… bzw. fülle meine Blogs oder mache Videos oder Musik oder eben ein Cover.

Wie viel Zeit verwendest Du am Tag für das Marketing? Und welche Kanäle nutzt Du für die Werbung?

Um die 2 Stunden, wobei ich da auch das Suchen von neuen Möglichkeiten miteinbeziehe. Facebook, Google+, Google Adwords, Twitter, Rebelmouse

Bereitet Dir das Schreiben größere Freude, seitdem es mehr Möglichkeiten der Veröffentlichung gibt (E-Books, Selfpublishing…)?

Ich schreibe, weil ich Spaß daran habe und ich habe noch nie daran gedacht unter Verlag zu veröffentlichen oder gar etwas eingeschickt. Eine Hör-CD mit Meditationen vor einigen Jahren, aber die habe ich damals dann auch selbst vermarktet. Aber ein Buch noch nie.

Die „Thomas Mann“-Frage: Du schreibst, Dein Mann oder Freund kommt herein oder ein guter Freund ruft an oder Dein Kind möchte etwas von Dir wissen – verbittest Du Dir die Störung, weil Du schreibst, oder lässt Du Dich auf die „Planänderung“ ein?

Ich nehme den Moment an, wie er ist und kann auch aufhören zu schreiben und später wieder weitermachen. Ich bin da ganz entspannt und mich stört fast nie jemand beim Schreiben, das hab ich mir „geistig“ schon so eingerichtet.

Die „Charles Bukowski“-Frage: Hältst Du Alkohol für eine sinnvolle Stimulanz beim Schreiben?

Ich trinke nicht und weiß daher die Auswirkungen nicht.

Du gehst schlafen, liegst bereits im Bett, das Licht ist aus – da kommt Dir eine Schreibidee in den Kopf: Stehst Du auf und notierst Dir die Idee?

Nein sowas kommt mir nur zur richtigen Zeit, wenn ich schlafen will, dann geh ich schlafen und da stört mich nichts. Ich bin geistig auch untertags so offen, dass die Ideen reinplätschern können.

Hast Du mit einer Geschichte abgeschlossen, wenn Du unter sie ein „Ende“ gesetzt hast?

Ja, außer wenn das ENDE ein offenes Ende ist, so wie bei „Zart besaitet“.

Vielen Dank Sabine, dass Du Dir die Zeit genommen hast, diesen „Blick hinter die Buchstaben“ zu ermöglichen!

Zart_besaitet_Braxton
„Schreiben war schon immer meine Leidenschaft – meine Ratgeber sind ein Ausdruck meiner motivierenden Seite. Mein Talent ist es, visuell durch verschiedene Bereiche zu führen und das durch Worte. Egal ob ich also schreibe oder erzähle, ich entführe die Menschen in meine Welt. Und meine Welt ist voller Licht, aber auch Spannung und Emotionen. Die Romane drücken meine kreative Seite und Phantasie aus. Ich schreibe immer nur, wenn ich mit dem Herzen voll dabei bin…“ (Quelle)

Die gebürtige Wienerin Sabine Trapp schreibt seit 2012 für ein öffentliches Publikum (Quelle). Ihre vorherigen Berufe reichten vom Produktmanagement im Bereich der IT bis hin zum Immobilienmakler und Coach. Unter ihrem Geburtsnamen veröffentlichte sie u.a. die Ratgeber „DAILY DETOX IS FUN – Inneres Aufräumen für ein neues Lebensgefühl“ oder „Wild Woman: Die Magie der Frau von HEUTE“. (Quelle).

Belletristik – vor allem im Genre „Liebesromane“ – veröffentlicht sie unter verschiedenen Pseudonymen: Ihr erster Kurzroman „Versuchs doch mal“ erschien unter dem Pseudonym Kendra Draftwood Ende 2013. Während Kendra Draftwood die erotische Seite repräsentiert und frech, spritzig neue Wege beschreitet und Beziehungsthemen aufarbeitet, schreibt sie unter dem Pseudonym „Bianca Braxton“ „zarter besaitet“, künstlerisch angehaucht, mit weniger Erotik und mehr Verwicklungen. Unter dem Pseudonym Samantha Whitehood schreibt sie „Chicklit“ und in Zukunft auch „Mystery-Romance“ (Quelle).

„Mein Weg als Selfpublisherin – Sabine Trapp erzählt über das Schreiben und andere Dinge…“:

Amazon-Autorenprofil von Sabine Trapp
Amazon-Autorenprofil von Kendra Draftwood
Amazon-Autorenprofil von Bianca Braxton
Amazon-Autorenprofil von Samantha Whitehood
Blog der Autorin Sabine Trapp
Facebook-Profil von Sabine Trapp

  • Demnächst zu Gast auf Boschers Blog: der Schriftsteller Florian Tietgen

 

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Ein Blick hinter die Buchstaben… Fragen an den Schriftsteller Matthias Czarnetzki

Spannende Romane, faszinierende Geschichten, Figuren, die sich den Leserinnen und Lesern einprägen – ohne die Möglichkeiten des Self-Publishing wären vielleicht viele literarische Schätze nach wie vor verborgen geblieben. Aber seit einigen Jahren ist die Auswahl jenseits der Verlagswerke größer geworden – und das interessante, breit gefächerte Angebot in Eigenregie publizierender Autoren wird, wie z.B. die Bestsellerlisten bei Amazon zeigen, mit Begeisterung angenommen. Einigen dieser Autorinnen und Autoren aus der Self-Publisher-Szene habe ich einen Fragenkatalog vorgelegt. Ich fragte, was mich als Leser oder als Kollege interessierte. Diese so entstandenen „Interviews“ werde ich in loser Folge auf meinem Blog veröffentlichen.

Ich danke allen, die sich meinen Fragen gestellt haben und so allen Interessierten einen Blick hinter die Buchstaben ihrer Bücher gewähren.

Ralf Boscher

Matthias_Czarnetzki
Heute zu Gast auf Boschers Blog: Matthias Czarnetzki

Hallo Matthias, schön, dass ich Dich auf meinem Blog begrüßen darf! Um gleich einzusteigen:

Was siehst Du als Deinen bisher größten schriftstellerischen Erfolg an?

Jedes einzelne verkaufte/gelesene Buch ist ein Erfolg. Hätte ich darauf gewartet, dass mich irgendein Verlag veröffentlicht, würden meine Bücher immer noch in einer dunklen Schublade liegen, da mein Genre (Death Comedy, Krimi mit schwarzem Humor) wirtschaftlich nicht für eine Verlagsveröffentlichung interessant ist.

Wer ist Dir die liebste Figur in einem Deiner Romane oder in einer Deiner Geschichten?
Matthias_Czarnetzki_Lutetia_Stubbs_Kellerleichen
Lutetia Stubbs aus meiner gleichnamigen Buchserie. Sie hat viele Eigenschaften, die ich auch gern hätte. Wie ich sieht Lutetia unglaublich gut aus und ist hoch intelligent, allerdings lässt sie sich in der Umsetzung dessen, was sie für richtig hält, nicht von Diplomatie und Political Correctness bremsen.

Wer ist Dir die liebste von Dir nicht erschaffene Figur in einem Roman oder einer Geschichte?

Samuel Vimes (dt. Mumm) aus den Scheibenwelt-Romanen von Terry Pratchett. Die Figur hat Pratchett über eine ganze Reihe von Büchern hin entwickelt, vom desillusionierten, saufenden Fußsoldaten bis zum Chef der Wache. Es bleibt zu hoffen, dass Pratchett noch lang genug lebt, um Moist von Lipwig eine ähnliche Entwicklung zu spendieren.

Der für Dich gelungenste erste Satz einer Deiner Geschichten?

„Die Welt wäre heute ein besserer Ort, wenn ich meinen besten Freund Marcus damals im Sandkasten umgebracht hätte.“ – klingt gut, leider lief die Geschichte dann nicht so wie erwartet und ich hab sie bis heute nicht veröffentlicht.

Wenn Du nicht Schriftsteller, sondern Musiker wärst – welche Musik würdest Du machen?

Klassik. Ich spiele etwas Klavier, aber ich musste mich irgendwann entscheiden, wofür ich meine Zeit verwende: Schreiben oder Klavier. Schreiben hat gewonnen.

Was macht einen Menschen zum Schriftsteller? Das Schreiben oder das Gelesen werden? Oder…?

Das Schreiben. Mein Lieblingsbeispiel ist van Gogh: der hat zu Lebzeiten nur ein Bild verkauft. Trotzdem zweifelt heute keiner daran, dass er ein großartiger Maler war. Genauso ist ein Schriftsteller ein Mensch, der „Schriften herstellt“ – egal ob er gelesen wird oder nicht. Ob er ein guter Schriftsteller ist – das entscheiden die Leser (hoffentlich schon zu seinen Lebzeiten).

Deine Einschätzung: Ist es förderlicher für eine gute Schreibe, mit seiner schriftstellerischen Arbeit seine Brötchen zu verdienen oder einem anderen Brotberuf nachzugehen?

Aus zwei Gründen halte ich einen Brotjob für besser:
1. Wenn ich schreiben muss, dann entsteht ein Druck oder Zwang, der sich schlecht auf meine Kreativität auswirkt.
2. Schreiben ist ein ziemlich einsamer Job. Die meisten guten Ideen kommen mir aber, wenn ich mit anderen zusammen bin – vielleicht da mal ein halb hingeworfener Satz, dort eine Geste… Damit meine Geschichten lebendig werden, fülle ich sie mit Details, die ich im echten Leben beobachtet habe. Das geht natürlich nur, wenn ich mal unter Menschen komme. Und dafür ist ein Brotjob ganz nützlich.

Von der Grundidee zur fertigen Geschichte: Ist das bei Dir ein gerade Weg oder passiert es Dir, dass Du Dich weit von der Grundidee entfernst?

Bevor ich ein neues Buch beginne, entwickle ich einen Plot. Der muss nicht sonderlich lang sein – zwei oder drei A5-Seiten reichen – und entlang dieses Plans entwickle ich meine Geschichte. Auf dem Weg zum Ziel erforsche ich dabei auch einige Nebenstraßen und Sackgassen, die im fertigen Buch dann vielleicht wieder rausfliegen (oder später mal eigenständige Geschichten werden). Aber mit einem vorgezeichneten Ziel vor Augen passiert es mir kaum, dass ich mal in eine Schreibblockade renne.

Welcher Art sind die Szenen, die für Dich die größten Herausforderungen stellen?

Szenen, bei denen die innere Entwicklung einer Figur gezeigt werden muss. Oder Verbindungsszenen, die Hintergrundinformationen liefern müssen, für das, was gleich passiert – aber in denen selbst nicht wirklich etwas passiert. Sowas kann schnell langweilig werden. Die Gratwanderung ist nicht leicht hinzubekommen.

Kürzlich bin ich beim Zappen über eine Daily Soap gestolpert, bei der die Hauptdarstellerin minutenlang mit bedeutungsvollem Blick dastand und ihre Stimme aus dem Off ihre Gedankengänge erzählte. Und ich dachte nur: „Wo krieg ich Schmerzensgeld für solchen Pfusch her?“ und „Hoffentlich wirst du mal nie so schlecht wie dieser Drehbuchautor-Azubi.“

Was bereitet Dir die größte Freude beim Schreiben?

Wenn mir beim Schreiben eine Idee kommt, die ich vorher noch nicht hatte. Am besten, wenn sich diese Idee aus der Handlung eines Charakters heraus entwickelt – weil dann meine erdachten Figuren anfangen, selbst zu leben.

Der für Dich wertvollste Schreibtipp, den Du erhalten hast?

Beim Erstentwurf ohne Hemmungen drauflos schreiben. Kürzen und Überarbeiten kommt danach, im zweiten Schritt.

Manchmal noch Papier und Stift? Oder nur noch Schreiben am Rechner?

Ich hab ein kleines Notizbuch für Ideen, die mir zwischendurch kommen. Da ist Papier und Bleistift unschlagbar. Für den ganzen Rest: Rechner. Das erleichtert die spätere Überarbeitung enorm.

Welches Schreibprogramm nutzt Du?

STF. Das steht für Simple Text Format – falls das Programm unbekannt ist: ich habe es selbst geschrieben. Hat den Vorteil, dass ich Funktionen, die mir gefallen, gleich selbst reinprogrammieren kann. Wenn ich dass nicht hätte, wäre es wahrscheinlich VI geworden. (Nerds wissen, was ich meine. Und ja, ich schiebe mir manchmal zum Spaß Bambussplitter unter die Fingernägel ;-))

Schreibzeiten: Wann schreibst Du? Schreibst Du an festgelegten Uhrzeiten oder setzt Du Dir zum Beispiel pro Tag eine Zeichenmenge?

Morgens, wenn Frau und Kind aus dem Haus sind und bevor ich zur Arbeit muss, dann habe ich Ruhe. Meistens schaffe ich dann so fünfhundert Wörter, manchmal mehr, manchmal weniger. Wenn es ganz gut läuft, setzte ich mich abends nochmal hin.

Wie viel Zeit verwendest Du am Tag für das Marketing? Und welche Kanäle nutzt Du für die Werbung?

Ich hab mir ein Zeitlimit von einer bis anderthalb Stunden am Tag gesetzt. Früh, mittags und Abends logge ich mich bei Twitter ein, sehe nach, was es für neue Nachrichten gibt (bei Tweetdeck kann man die einzelnen Listen und Suchen in separaten Spalten anzeigen lassen, damit konzentriere ich mich auf wirklich wichtige Tweets) und reagiere auf Anfragen. Alles, was auf meinem Blog passiert, bekomme ich per eMail geschickt – die beantworte ich dann so schnell wie möglich.

Die „Thomas Mann“-Frage: Du schreibst, Deine Frau kommt herein oder ein guter Freund ruft an oder Dein Kind möchte etwas von Dir wissen – verbittest Du Dir die Störung, weil Du schreibst, oder lässt Du Dich auf die „Planänderung“ ein?

Wenn mein Kleiner ankommt, lasse ich alles liegen. Aber bei regelmäßigen Störungen weise ich schon dezent darauf hin, dass Schriftsteller auch irgendwann schreiben müssen.

Die „Charles Bukowski“-Frage: Hältst Du Alkohol für eine sinnvolle Stimulanz beim Schreiben?

Nope. Von Alkohol werde ich müde und bekomme Kopfschmerzen. Beides schlecht für mein Schreibkarma.

Du gehst schlafen, liegst bereits im Bett, das Licht ist aus – da kommt Dir eine Schreibidee in den Kopf: Stehst Du auf und notierst Dir die Idee?

Ja. Deshalb habe ich immer ein Notizbuch in meiner Nähe. Ich habe in der Vergangenheit zu viele gute Ideen vergessen, weil ich gedacht habe: „Das merkst du dir bis morgen.“

Hast Du mit einer Geschichte abgeschlossen, wenn Du unter sie ein „Ende“ gesetzt hast?

Nein, dann fängt der Spaß erst an 😉 Überarbeiten ist ganz wichtig und wenn ich nach einiger Zeit wieder mal den Text lese, dann fallen mir noch ein paar Verbesserungen ein – und dank der eBook-Technologie sind solche Änderungen auch in Nullkommanichts beim Leser.

Vielen Dank Matthias, dass Du Dir die Zeit genommen hast, diesen „Blick hinter die Buchstaben“ zu ermöglichen!

Matthias_Czarnetzki_Lutetia_Stubbs_Herz_Stein
„Schriftsteller. Der einzige Weg, mehrere Leben zu führen und nur für eins Steuern zahlen zu müssen.“ (Quelle)

Matthias Czarnetzki (vermutlich geboren Mitte der Siebziger, verheiratet, ein Sohn, laut eigener Aussage gut aussehend, Quelle: „eine Mischung aus Daniel Craig und Harrison Ford“, Quelle) begann seine Karriere als Banker, wurde Journalist und studierte Informatik, bevor er das Leben (oder die Leben) als Schriftsteller intensivierte.

Neben dem Schreiben und Vermarkten eigener Bücher unterstützt er andere Indie-Autoren dabei, den gleichen Respekt zu erlangen wie Indie-Musiker und Indie-Filmemacher, so dass sie ihren traditionell verlegten Kollegen in nichts nachstehen (Quelle).

Homepage von Matthias Czarnetzki, hier bloggt er regelmäßig über das Lesen, Schreiben und Verlegen
Amazon-Autorenprofil

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Amazon, Amazon und Amazon… Offene Briefe, Autoren contra & pro Amazon, Linksammlung zur Debatte – Mixed Pickles #5

In den „Mixed Pickles“-Beiträgen auf Boschers Blog findet Ihr ein buntes Gemisch diverser Fundstücke aus dem Netz und aus der noch realeren Welt.

Kindle_Amazon_Schreckgespenst
Psychomachia – der Kampf um die Seelen der Leserinnen und Leser von Ralf Boscher

Es geht um die Wurst bzw. um den Kuchen bzw. um die Frage: Wer ein wie großes Stück vom Kuchen abbekommt. Der Kuchen das sind alle jetzigen und zukünftigen Leserinnen und Leser von Büchern – oder genauer: Jeder, der jetzt und Zukunft Bücher kauft. Und weil es um Bücher geht, ist dieser Kuchen nicht einfach nur ein Kuchen: Er wird zu einem Symbol für unsere Kultur. Der Kampf um die Verteilung dieses Kuchens erscheint somit nicht einfach nur als ein normaler marktwirtschaftlicher Vorgang, sondern wird zum Kulturkampf. Es geht hier um Grundfesten unserer Kultur: um Wahlmöglichkeiten, um Vielfalt, um Bildung, um Freiheit. Um das Wahre, das Schöne, das Gute. Die Auseinandersetzung hat den Bereich des schnöden Mammon verlassen. Sie erscheint als der uralte Kampf Gut gegen Böse, Psychomachia, als Kampf um die Seelen der Menschen (der Leserinnen und Leser). Nicht um die „Ware Buch“, sondern um die wahre Buchkultur wird gestritten. Also geht es doch um die Wurst. So will es erscheinen.

 

Mixed Pickles #5: Amazon, Amazon und Amazon… Offene Briefe, Autoren contra & pro Amazon – eine Linksammlung zur Debatte

 

Authors_unitedDer Auslöser (offener Brief von US Autor Douglas Preston, unterzeichnet von über 900 US-Autoren u.a. Stephen King, 19. Sept. 2014):

A Letter to Our Readers von Douglas Preston

Auszug: „Many of us have supported Amazon since it was a struggling start-up. Our books launched Amazon on the road to selling everything and becoming one of the world’s largest corporations. We have made Amazon many millions of dollars and over the years have contributed so much, free of charge, to the company by way of cooperation, joint promotions, reviews and blogs. This is no way to treat a business partner. Nor is it the right way to treat your friends. Without taking sides on the contractual dispute between Hachette and Amazon, we encourage Amazon in the strongest possible terms to stop harming the livelihood of the authors on whom it has built its business. None of us, neither readers nor authors, benefit when books are taken hostage.“ (Quelle: http://www.authorsunited.net/)

 

Die Debatte erreicht die deutschsprachige Literaturszene (offene Briefe deutscher Autoreninnen und Autoren zur Amazon-Debatte):

Fairer_Buchhandel

Offener Brief an Amazon

Auszug: „Wir wollen im Streit zwischen Amazon und Bonnier nicht Partei ergreifen, sondern wir fordern Amazon entschieden auf, nicht länger Bücher und damit auch Autoren und Autorinnen als Geiseln zu nehmen, sondern eine lebendige, ehrliche Buchkultur zu gewährleisten und die benannten Maßnahmen zu stoppen. “

Innerhalb von wenigen Tagen wuchs die Zahl der Unterschriften von knapp 100 auf 1639 an.  Zu den bisherigen UnterzeichnerInnen gehören Friedrich Ani, Swetlana Alexandrowna Alexijewitsch, Manfred Bissinger, Jan Brandt, Fred Breinersdorfer, Doris Dörrie, Tanja Dückers, Amelie Fried, Rebecca Gablé, Anne Gesthuysen, Kerstin Gier, Josef Haslinger,  Dora Heldt, Elfriede Jelinek, die Kinderbuchautoren Max Kruse, Paul Maar und Andreas Steinhöfel; außerdem Bascha Mika, Sten Nadolny, Rüdiger Nehberg, Nele Neuhaus,  Ingrid Noll, Peggy Parnass,  Gerhard Ruiss, Eva Rossmann, Asta Scheib, Ilija Trojanow,  John von Düffel, Ferdinand von Schirach, Klaus Staeck, Günter Wallraff, Ulrich Wickert, Alissa Walser, Meike Winnemuth, Juli Zeh … “ (Quelle: http://www.fairer-buchmarkt.de/)

Offener_Brief_Selfpublisher
Offener Brief der Selfpublisher an den Buchhandel von Stefan Holzhauer (unterzeichnet von bisher rund 150 Selfpublishern)

Auszug: „Solange das alles nicht geschieht und solange Amazon um das zig-fache bessere Konditionen für Selfpublisher und Kleinverlage liefert, was Sichtbarkeit und Tantiemen angeht, als irgendjemand anderer, solange können wir offene Briefe von irgendwelchen vermeintlich oder tatsächlich etablierten Autoren nicht ganz ernst nehmen, ebensowenig wie das Geheule von multinationalen Konzernen wie Bonnier und ähnlichen, denen zufällig auch ein paar Verlage gehören, dass Amazon böse ist.“ (Quelle: http://phantanews.de/wp/aartikel/offener-brief-der-selfpublisher-den-buchhandel/)

 

Autorinnen, Autoren und Blogger äußern sich in Solo-Beiträgen:

Nika Lubitsch: Underdog der Literaturszene: Ich liebe Amazon (Quelle: http://nikalubitsch.blog.de/2014/08/09/underdog-literaturszene-liebe-amazon-19087250/)

Zöe Beck: Moral und Gewinne: Amazon, mal wieder (Quelle: http://zoebeck.wordpress.com/2014/06/02/moral-und-gewinne/)

Béla Bolten: Noch mal Amazon – oder eine Geschichte von Aufbruch und Stillstand (Quelle: http://www.schreibtaeter.eu/archives/200-Noch-mal-Amazon-oder-eine-Geschichte-von-Aufbruch-und-Stillstand.html)

Thomas Brasch: Na, heute schon amazon gebasht? (Quelle: http://thomasbrasch.wordpress.com/2014/08/13/na-heute-schon-amazon-gebasht/)

Stefan Weidner: Protestbrief gegen Amazon – Der Deutsche Buchmarkt geht an der eigenen Arroganz zugrunde. Das System Buchmarkt hat seinen Zenit überschritten und den Kontakt zur Außenwelt verloren. Es gibt Gründe, den Wandel zu begrüßen. Warum ich die Petition gegen Amazon nicht unterschreibe (Quelle: http://www.sueddeutsche.de/kultur/protestbrief-gegen-amazon-deutscher-buchmarkt-droht-an-der-eigenen-arroganz-zugrunde-zu-gehen-1.2096433)

Zöe Beck: Die Angst vorm Lese-Algorithmus (Quelle: http://culturmag.de/crimemag/zo-beck-die-angst-vorm-lese-algorithmus/82353)

Matthias Matting: Self Publishing Verlegen in der Parallelwelt
Es gibt Bestseller-Autoren, die keine Literatur-Hitliste kennt. Doch in zehn Jahren werden wir alle deren Bücher kaufen (Quelle: http://www.zeit.de/kultur/literatur/2014-05/self-publishing)

Medien zu den offenen Briefen und zur Amazon-Debatte:

Die Zeit (31. Juli 2014): „Die Zeit“ fragt, Schriftsteller antworten…
Brauchen wir Amazon? Der Internetversandhändler diktiert der Welt die Regeln, nach denen Bücher gelesen, geschrieben und publiziert werden. 19 Autoren aus aller Welt beantworten sechs Fragen nach dem richtigen Umgang mit dem genialen Giganten… (Quelle: http://www.zeit.de/2014/30/buchhandel-amazon-autoren)

Der Spiegel (9. Aug. 2014): Bücherkrieg: 909 Autoren gegen Amazon
Lange hielt man Amazon-Chef Jeff Bezos für eine Art Robin Hood der Buchwelt. Inzwischen wirkt er auf viele mehr wie Prinz John: Jetzt wenden sich 909 US-Autoren öffentlich gegen das Unternehmen. Amazons Image ist im Sturzflug (Quelle: http://www.spiegel.de/kultur/literatur/protest-gegen-amazon-909-us-autoren-schreiben-an-jeff-bezos-a-985243.html)

Der Stern (10. Aug. 2014): Streit um E-Books – 909 Schriftsteller schreiben Protestbrief an Amazon
Stephen King ist dabei, John Grisham auch: 909 Autoren haben einen Protestbrief gegen Amazon unterzeichnet. Sie werfen dem Online-Händler unfaire Methoden und aggressive Preisdrückerei vor (Quelle: http://www.stern.de/wirtschaft/news/streit-um-e-books-909-schriftsteller-schreiben-protestbrief-an-amazon-2129906.html)

Der Spiegel (14. Aug. 2014): Preiskampf auf dem Buchmarkt: Deutschsprachige Autoren greifen Amazon an
Post für Amazon-Boss Jeff Bezos: Über hundert deutschsprachige Autoren, darunter Nobelpreisträgerin Elfriede Jelinek und Krimi-Autorin Nele Neuhaus, protestieren gegen die Geschäftsmethoden des Online-Versandhändlers (Quelle: http://www.spiegel.de/kultur/literatur/amazon-deutsche-autoren-schicken-protestbrief-an-jeff-bezos-a-986030.html)

Focus (17. Aug. 2014): Offener Brief 1100 Autoren protestieren gegen Amazon-Methoden (Quelle: http://www.focus.de/kultur/buecher/medien-1100-autoren-protestieren-gegen-amazon-methoden_id_4065632.html)

Lesen.net (14. Aug. 2014): Offener Brief: Auch deutsche Autoren rebellieren gegen Amazon. Von Jan Fischer (Quelle: http://www.lesen.net/ebook-news/offener-brief-auch-deutsche-autoren-rebellieren-gegen-amazon-13651/)

Lesen.net (18. Aug. 2014): Debatte der offenen Briefe: Selfpublisher kritisieren Buchhandel. Von Jan Fischer (Quelle: http://www.lesen.net/diskurse/debatte-der-offenen-briefe-selfpublisher-kritisieren-buchhandel-13778/?utm_source=feedburner&utm_medium=email&utm_campaign=Feed%3A+lesen_net+%28lesen.net%29)

Frankfurter Rundschau (19. Aug. 2014): Amazon vs. Bonnier Andere Kunden kauften nicht… von Cornelia Geissler
Zu den Hintergründen des Streits zwischen dem Internet-Händler Amazon und der Verlagsgruppe Bonnier. Und warum es vielleicht sogar Leute gibt, die sich darüber freuen (Quelle: http://www.fr-online.de/literatur/amazon-vs–bonnier-andere-kunden-kauften-nicht—-,1472266,28167668.html?fb_action_ids=814270055282264&fb_action_types=og.recommends)

TAZ (23. Aug. 2014): Debatte um E-Books als Kulturträger – Es geht ums Lesen
Was die Verbreitung von Inhalten betrifft, ist das E-Book unschlagbar. Diskutiert werden aber Erstweltprobleme einer angestaubten Buchtrophäenkultur. Von Johannes Thumfart (Quelle: http://taz.de/Debatte-um-E-Books-als-Kulturtraeger/!144511/)

ARD: Titel, Thesen, Temperamente – „Angst vor Amazons Übermacht“
Über 1.000 deutschsprachige Schriftsteller haben ein Protestschreiben gegen den umstrittenen Online-Händler Amazon unterschrieben. Ihre Vorwürfe sind massiv. Welche Strategie verfolgt der Online-Gigant, und wie gehen die Verlage damit um? Video des Beitrags aus der Sendung vom 24. August (verfügbar bis 24. November 2014): http://www.ardmediathek.de/tv/ttt-titel-thesen-temperamente/Angst-vor-Amazons-%C3%9Cbermacht/Das-Erste/Video?documentId=23117724&bcastId=431902 (zu Wort kommen die Autoren Jakob Hein, Nika Lubitsch, Regula Venske, Michael Jürgs, als Vertreter der Bonnier-Verlagsgruppe Christian Schumacher-Gebler).

3Sat – Kulturzeit (27. Aug. 2014): Kann ein Preis die Lösung sein?
Grütters will engagierte Buchhandlungen fördern: Der Streit Autoren vs. Amazon schwelt weiter. Kulturstaatsministerin Monika Grütters will helfen und ab 2015 erstmals einen „Preis für unabhängige, inhabergeführte Buchhandlungen“ verleihen. Wir sprechen mit dem Schriftsteller Stefan Weidner. Video des Beitrags: http://www.3sat.de/mediathek/?mode=play&obj=45591

 

Rund um die Frankfurter Buchmesse 2014:

Deutschlandradiokultur.de (6. Okt. 2014): Streitgespräch. Wie hältst du’s mit Amazon? Die Autorinnen Elke Pistor und Ina Körner über das Geschäftsgebaren des US-Konzerns (hier hören: http://www.deutschlandradiokultur.de/streitgespraech-wie-haeltst-du-s-mit-amazon.2165.de.html?dram%3Aarticle_id=299566)

Nordbayern.de (8. Okt. 2014): Wie Amazon den Buchhandel in die Schieflage bringt. Online-Händler stellt Verlage und Autoren vor Herausforderungen. Von Björn Bischoff (Quelle: http://www.nordbayern.de/ressorts/schlagzeilen/wie-amazon-den-buchhandel-in-die-schieflage-bringt-1.3932692)

Cicero.de (9. Okt. 2014): Online-Bibliothek. Wie Amazon ein Kulturgut bedroht. Die Medienkolumne: Bücher in einer Flatrate, unbegrenzt, überall: Mit seiner neuen Online-Bibliothek greift Amazon Verleger, Buchhändler und Autoren an. Von Petra Sorge (Quelle: http://www.cicero.de/salon/online-bibliothek-wie-amazon-ein-kulturgut-bedroht/58331)

Deutschlandradiokultur.de (10. Okt. 2014): Frankfurter Buchmesse. Verlagsschreck Amazon? Das Buch im digitalen Zeitalter. Moderation: Andre Zantow, zu Gast: Nika Lubitsch, Schriftstellerin, Tobias Kiwitt, Bundesverband junger Autoren und Autorinnen, Nikola Richter, E-Book-Verlag Mikrotext, Stephan Joß, Kaufmännischer Direktor Hanser Verlag, Stefan Mesch, Literatur-Journalist und Blogger (hier hören: http://www.deutschlandradiokultur.de/frankfurter-buchmesse-verlagsschreck-amazon.1083.de.html?dram%3Aarticle_id=299821)

Tagesanzeiger.ch (12. Okt. 2014): Nicht mal boykottieren. Amazon hat in Frankfurt eine Flatrate auf Bücher angekündigt. Der Onlinehändler machte sich so zum Hauptthema der Buchmesse, die heute zu Ende geht. Von Martin Ebel (Quelle: http://www.tagesanzeiger.ch/kultur/buecher/Nicht-mal-boykottieren/story/19170273)

stern online (23. Okt. 2014): E-Book-Streit beigelegt. Amazon einigt sich mit deutschen Verlagen. Wieviel Rabatte erhält Amazon, wie hoch ist der Abschlag für E-Books? Der Streit zwischen dem Online-Händler Amazon und dem Bonnier-Verlag ist beigelegt, eine langfristige Preisregelung getroffen (Quelle: http://www.stern.de/kultur/buecher/bonniers-und-amazon-einigen-sich-streit-um-e-books-beigelegt-2147374.html#utm_source=standard&utm_medium=rssfeed&utm_campaign=kultur)


PS: Sicherlich fehlen hier wichtige Beiträge und Quellen. Sobald mir Entsprechendes auffällt (oder zugetragen wird) oder mir neue wichtige Beiträge unterkommen, ergänze ich die Linksammlung.

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Ein Blick hinter die Buchstaben… Fragen an die Schriftstellerin Nika Lubitsch

Spannende Romane, faszinierende Geschichten, Figuren, die sich den Leserinnen und Lesern einprägen – ohne die Möglichkeiten des Self-Publishing wären vielleicht viele literarische Schätze nach wie vor verborgen geblieben. Aber seit einigen Jahren ist die Auswahl jenseits der Verlagswerke größer geworden – und das interessante, breit gefächerte Angebot in Eigenregie publizierender Autoren wird, wie z.B. die Bestsellerlisten bei Amazon zeigen, mit Begeisterung angenommen. Einigen dieser Autorinnen und Autoren aus der Self-Publisher-Szene habe ich einen Fragenkatalog vorgelegt. Ich fragte, was mich als Leser oder als Kollege interessierte. Diese so entstandenen „Interviews“ werde ich in loser Folge auf meinem Blog veröffentlichen.

Ich danke allen, die sich meinen Fragen gestellt haben und so allen Interessierten einen Blick hinter die Buchstaben ihrer Bücher gewähren.

Ralf Boscher

Nika_Lubitsch
Heute zu Gast auf Boschers Blog: Nika Lubitsch

Hallo Nika, schön, dass ich Dich auf meinem Blog begrüßen darf! Um gleich einzusteigen:

Was siehst Du als Deinen bisher größten schriftstellerischen Erfolg an?

Dass „Der 7. Tag“ ein Bestseller geworden ist. Ich hätte nie gedacht, dass auf meiner Festplatte noch ein Einfamilienhaus schlummert, nachdem das Manuskript von über 20 Verlagen vor 13 Jahren abgelehnt wurde. Boshafte Freude ist die schönste Freude, ehrlich!

Wer ist Dir die liebste Figur in einem Deiner Romane oder in einer Deiner Geschichten?
Nika_Lubitsch_7_Tag
Das ist in jedem Roman anders. Im 7. Tag ist es natürlich Sybille, im 5. Gebot ist es Opa Gerhard, im 2. Gesicht liebe ich Sandra, die Freundin. Nur in meinen Kudamm 216-Krimis kann ich mich nicht entscheiden. Denn dort habe ich viele meiner Freunde aus dem realen Leben versammelt: Lady Kaa wurde nach dem Vorbild meiner besten Freundin geschaffen, die vor zehn Jahren gestorben ist und alle anderen Figuren gehören ebenfalls zu meinem Freundeskreis. Daran erkennt man aber: Ich liebe Charaktere, die ein wenig speziell sind.

Wer ist Dir die liebste von Dir nicht erschaffene Figur in einem Roman oder einer Geschichte?

Nero Wolfe von Rex Stout. Er ist sozusagen das männliche Pendant zu meiner Alice von Kaldenberg, genannt Lady Kaa.

Der für Dich gelungenste erste Satz einer Deiner Geschichten?

„Manche Menschen werden als Opfer geboren.“ Prolog aus „Der 7. Tag“

Wenn Du nicht Schriftstellerin, sondern Musikerin wärst – welche Musik würdest Du machen?

Soft-Rock.

Was macht einen Menschen zum Schriftsteller? Das Schreiben oder das Gelesen werden? Oder…?

Das Bedürfnis zu schreiben.

Deine Einschätzung: Ist es förderlicher für eine gute Schreibe, mit seiner schriftstellerischen Arbeit seine Brötchen zu verdienen oder einem anderen Brotberuf nachzugehen?

Es gab eine Zeit, in der ich gesagt hätte: einem anderen Brotberuf nachzugehen. Ich hatte gelernt, dass man blöd wird, wenn man nur zu Hause sitzt und schreibt, weil man immer etwas aus dem Kopf herauszieht aber nichts mehr hinein tut. Heute würde ich das nicht mehr behaupten, das liegt aber an den Möglichkeiten des Selfpublishing. Denn dabei musst du neben dem Schreiben eben auch alles andere machen, was sonst ein Verlag macht und du hast eine Menge beruflichen Kontakt zu Kollegen und Zulieferern, wie z.B. Grafiker, ebook-Ersteller, Lektoren und Korrekturlesern. Und du musst dich ständig über die wechselnden Rahmenbedingungen in der Branche informieren. Das ist wie ein extra Beruf nebenbei, keine Chance also blöd zu werden.

Von der Grundidee zur fertigen Geschichte: Ist das bei Dir ein gerader Weg oder passiert es Dir, dass Du Dich weit von der Grundidee entfernst?

Ich habe immer nur eine Grundidee, auch über die Figuren. Die lasse ich sich einfach entwickeln. Und wenn die dann anfangen, etwas zu tun, was eigentlich nicht geplant war, dann kommt die Geschichte in Gang. Nur „Das 5. Gebot“ endete so, wie ich es von Anfang an wollte, was daran lag, dass ich die Schlussszene zuerst geschrieben habe. Alle anderen Bücher haben mich in der Storyentwicklung einfach überrollt. Ich bin immer wieder erstaunt, wie meine Protagonisten es schaffen, am Anfang kleine Spuren zu legen, die der Story später eine überraschende Wende ermöglichen.

Welcher Art sind die Szenen, die für Dich die größten Herausforderungen stellen?

Sex und Mord. Sex, weil ich es schwer finde, die richtigen Worte zu nutzen und Mord, weil ich es noch schwerer finde, jemanden so um die Ecke zu bringen, dass meine CSI-verwöhnten Leser nicht gleich rufen: Ach, das ist doch einfach, ein DNA-Test und die Story ist vorbei.

Was bereitet Dir die größte Freude beim Schreiben?

Das Wort ENDE unter ein Manuskript zu setzen.

Der für Dich wertvollste Schreibtipp, den Du erhalten hast?

Show, don’t tell. Von Sol Stein.

Manchmal noch Papier und Stift? Oder nur noch Schreiben am Rechner?

Immer am Rechner. Meine Krakelschrift kann ich am nächsten Tag selbst nicht mehr lesen.

Welches Schreibprogramm nutzt Du?

Word.

Schreibzeiten: Wann schreibst Du? Schreibst Du an festgelegten Uhrzeiten oder setzt Du Dir zum Beispiel pro Tag eine Zeichenmenge?

Eigentlich will ich zehn Normseiten an einem Tag schreiben. Aber das klappt nur selten, weil es eben noch so viel anderes zu erledigen gibt, siehe oben. Und ich kann nur schreiben, wenn ich nichts anderes auf der Agenda habe. Also nicht mal eben nur zwei Stunden. Entweder hintereinander weg den ganzen Tag oder es ist kein Schreibtag sondern ein Tag für den administrativen Aufwand.

Wie viel Zeit verwendest Du am Tag für das Marketing? Und welche Kanäle nutzt Du für die Werbung?

Zwei Stunden, mindestens. Oft mehr, es gibt so viele Baustellen. Ich nutze facebook, schreibe einen blog, der ziemlich erfolgreich ist und habe in der Vergangenheit auch eine PR-Agentur beschäftigt. Allein das Beantworten von Interviews….

Bereitet Dir das Schreiben größere Freude, seitdem es mehr Möglichkeiten der Veröffentlichung gibt (E-Books, Selfpublishing…)?

Ja, definitiv. Weil ich endlich so schreiben kann, wie ich es für richtig halte.

Die „Thomas Mann“-Frage: Du schreibst, Dein Mann oder Freund kommt herein oder ein guter Freund ruft an oder Dein Kind möchte etwas von Dir wissen – verbittest Du Dir die Störung, weil Du schreibst, oder lässt Du Dich auf die „Planänderung“ ein?

Leider bin ich ein sofort-Erlediger und mache erstmal das, was mich stört.

Die „Charles Bukowski“-Frage: Hältst Du Alkohol für eine sinnvolle Stimulanz beim Schreiben?

Nicht vor dem Schreiben, sondern nach dem Schreiben. Abends beim Essen und Quatschen mit meinem Mann kommen mir oft die besten Ideen. Und da hat Regisseur Pinot Grigio nicht selten seine Hände im Spiel.

Du gehst schlafen, liegst bereits im Bett, das Licht ist aus – da kommt Dir eine Schreibidee in den Kopf: Stehst Du auf und notierst Dir die Idee?

Nö, ich modifiziere sie die halbe Nacht, drehe sie in meinen Träumen und stehe morgens auf und setze sie in die Tat um.

Hast Du mit einer Geschichte abgeschlossen, wenn Du unter sie ein „Ende“ gesetzt hast?

Nein, ich muss die Story ja mehrmals überarbeiten und dann kommt noch das Lektorat und das Spielchen geht von vorne los. Und manchmal gehst du sogar bei der Übersetzung wieder auf Anfang, so wie es mir jetzt bei „The 2nd Face“ passiert ist, da haben sich meine Übersetzerin und mein Editor wahre Verbalschlachten geliefert und versucht, das Ding total umzuschreiben.

Vielen Dank Nika, dass Du Dir die Zeit genommen hast, diesen „Blick hinter die Buchstaben“ zu ermöglichen!

Nika_Lubitsch_5_Gebot
„Am 12.Juli 2012 wurde Nika Lubitsch geboren. Auf einem zugemüllten Schreibtisch, draußen goss es in Strömen und es war so schwül, dass ich wirklich nicht mehr wusste, ob es die Herausforderungen der Technik waren, die mir den Schweiß aus den Poren trieben, die Aufregung, etwas total Neues auszuprobieren oder lag es nur am Wetter oder gar an den Wechseljahren. Und so begann meine Karriere als Selfpublisherin mit einem Donnerschlag. …“ (Quelle)

Gleich der erste Roman von Nika Lubitsch „Der 7. Tag“ landete auf Platz 1 der Kindle-Bestsellerliste – und hielt sich fünf Monate ganz oben in den Charts. „Der 7. Tag“ war das bis dato erfolgreichste E-Book Deutschlands. Der Nachfolger „Das 5. Gebot“ knüpfte an diesen Erfolg an (Quelle).

Bis heute hat Nika Lubitsch über 330.000 Bücher verkauft (Quelle). Sie lebt in Berlin und in Florida, ihre Bücher werden in mehrere Sprachen übersetzt (Quelle). Die Übersetzung ihres ersten Romans ins Englische „The 7th Day“ hat in den USA bisher 60.000 Leser gefunden (Quelle).

Augenzwinkernde Auskunft über ein Leben vor der Geburt von Nika Lubitsch erteilt eine Dame namens Monika von Ramin hier…

Amazon-Autorenprofil Nika Lubitsch
Facebook-Seite von Nika Lubitsch
Facebook-Seite „English Books by Nika Lubitsch“
Blog von Nika Lubitsch

  • Demnächst zu Gast auf Boschers Blog: der Schriftsteller Matthias Czarnetzki

 

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